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Ritter Cunz von Rietheim ließ drei Bauern die Zungen ausschneiden. Im Württembergischen wurden ,etlichen Weibern, die sich Predigens unterstunden, die Zungen ausgeschnitten'; von zwölf aufrührerischen Prädicanten wurden dort elf gerädert oder verbrannt oder ertränkt, einer enthauptet. Der Profoß des schwäbischen Bundes beförderte mit eigener Hand zwölfhundert Menschen zum Tode, und bekam dann noch ein neues Verzeichniß von Namen, welche bei den bisherigen Strafvollstreckungen übersehen waren; die Zahl der bloß in dem schwäbischen Bundesgebiete Hingerichteten wurde in einer dem Bundesrathe gegen Ende des Jahres 1526 vorgelegten Liste auf nicht weniger als zehntausend angegeben. Wo das Köpfen nicht fruchtete, sollte das Brennen helfen. Der Bauersmann, erklärten die herzoglich-sächsischen Räthe, sei in seinem Herzen also vergift und verboßt, daß einer dem andern wol gönnte, daß er umkäm oder erschlagen würde; sie wollten auch vom Todschlagen nicht ein Abschrecken noch Ebenbild nehmen, von ihrem Ungehorsam und gefaßter Bosheit abzukehren, sonder es wolle die hohe Nothdurft hinfürder erheischen, sie mit Brand anzugreifen.“ ↑

1 Vergl. Baumann, Quellen 106. 112-113. 126. 270. 347. 707. 795. Lorenz Fries 119 gibt die Zahl der in Würzburg und im Gebiete des Bisthums Hingerichteten bis auf 300 an; nach einem Verzeichniß bei Bensen 492 belief sie sich auf 272. Die Rechnung des markgräflichen Henkers im Anzeiger für die Kunde deutscher Vorzeit 2, 139. Vergl. ferner Jörg 634. Zimmermann 2, 902. Bensen 498. Der Brief des Markgrafen Georg in Schmidt's Artikel über den Bauernkrieg in der Encyclopädie von Ersch und Gruber 8, 185 Note 43. Der Brief des Ritters von Waldenfeld bei Benjen 462. Zu den auferlegten eigenthümlichen Strafen gehörte, auf der einen Gesichtsseite vollbärtig, auf der andern glattgeschoren sich tragen zu müssen. So heißt es in der Urfehde des Peter Schmidt aus Neckarsulm: „Das ich fürhin soll und will einen halben Bart tragen, den halben Theil alle vierzehn Tag einmal scheeren lassen und den andern Halbteil es sei mit Abzwicken noch in ander Weg nit mindern, sonder der sol, wie er wegst, pleiben. Auch, heißt es ferner, ‚in kein offen Wirthshaus zu keiner Gemein noch ander Gesellschaft nit zu gehen oder dabei zu sein; gleicherweise nit aus der Mark Neckarsulme zu kommen, kein Wer tragen, haben, noch gebrauchen' u. s. w. Bei Dechsle 234. Jakob Hoy von Heitersheim hatte gegen Bürgermeister und Rath von Freiburg ausgesagt: sie seien an ihnen, der Gebursame, gefahren als Schelmen und Bösewicht, und sollte dafür mit dem Tode bestraft werden. Aber Bürgermeister und Rath, sagt er in seiner Urfehde vom 25. August 1525, ,haben Gnad und Barmherzigkeit mit mir theilt, dergestalt, daß mir der Nachrichter solle meine zween vordersten Finger an der rechten Hand abhawen', außerdem müsse er die Stadt meiden und in acht Tagen zehn Pfund Rappen Pfennig zu Frevel und Peenfall schicken‘. ,Das ich dann Alles zu großer und freundlicher Dankbarkeit angenommen u. s. w. Bei Schreiber, Bauernkrieg 3, 98-99. Als der Deutschmeister Dietrich von Cleen sich gegen den Landcomthur von Ellingen eines beim Aufruhr Betheiligten, den dieser wiederholt Hatte foltern lassen, annahm und dessen Freilassung verlangte, antwortete der Comthur: Ich acht dafür, Euer Gnaden haben etlich Räte bey dieser Handlung gehabt, die noch in Willens sein, Priester zu werden; deßhalb sie hierin so enge Ge

Die aufrührerischen Ortschaften wurden allenthalben entwaffnet.,Weinend und unter bitteren Klagen, schrieben die bayerischen Hauptleute am Lech am 23. Juli 1525, hätten,die Bauern aus den schwäbischen Gerichten ihre Waffen, auch ihre steten Begleiter, die Seitengewehre, gebracht und zu ihren Füßen gelegt 1. Dann wurden Brandschaßungen auferlegt von drei bis zwölf Gulden, oft noch mehr, für die einzelnen Feuerstätten. Es soll ein jedes Dorf oder Fleck, heißt es in einer Verordnung des schwäbischen Bundes,,gemeinem Bunde zur Strafe und für Brandschazung von jedem Haus sechs Gulden geben, und der Reiche dem Armen in solchem zu Hülf kommen. Und welches Dorf oder Fleck sein Summa auf die Zeit, wie es ihm die Verordneten auflegen, nicht würden geben, dieselben sollen geplündert und verbrennt werden. 2 Ich will dir nicht verhalten, schrieb Einer aus der Ehrbarkeit der Stadt Notenburg an einen Verwandten, daß die Stadt Notenburg verderbt und über ihr Vermögen geschaht ist. Und geht allein an den Unschuldigen aus, als an mir und unser Freundschaft, so auf dem Lande zu verlieren haben. Und obgleich ein Bürger oder Bauer ganz unschuldig ist, so muß er doch die Brandschagung dem Bunde geben. Es sind mir auch schon etliche Bauern verbrennt worden, der keiner zu den Bauern in dieser Aufruhr nie kommen. So ist mein Stiefsohn auch sehr verbrennt. In Summa, wir von der Ehrbarkeit in Rotenburg sein von der Gemein wegen all verderbt. Kann nit gedenken, wie ich meines Schadens an den Schuldigen einkomme, denn sie haben Nichts. Weil Bürger

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nur

wissen haben. Bei Dechsle 235. Mit welcher Frivolität verfahren wurde, zeigt ein Beispiel in Spangenberg's Chronik von Henneberg. Im Dorfe Sulzfeld waren zwei Einwohner, und zwar die beiden Ziegler, übrig geblieben. Der Eine weinte, wie ihn der Graf von Henneberg zum Tode führen ließ, bitterlich und sagte: er bedauere nur die Herrschaftsgebäude, weil sie Niemand mehr mit so dauerhaften Ziegeln versehen werde. Der Andere, ein kleiner dicker Mann, lachte überlaut, und darüber befragt, antwortete er: es komme ihm gar lächerlich vor, wo er denn seinen Hut hinseßen solle, wenn ihm der Kopf abgeschlagen sei. Beide erlangten mit ihren Possen Gnade. Bensen 498. Zu den mildesten Fürsten gehörte Bischof Georg von Speyer. Ueber sein Benehmen im Bauernkrieg sagt die Zimmerische Chronik 2, 426: Ein solcher hochverständiger und milder Fürst und Regent sollte über das gemein gebührende Alter eines Menschen leben. Nur Wenige wurden wegen ihrer Frevelthaten nachträglich an Gut und Blut bestraft, Allen die Kosten des Aufruhrs und der Druck des Elends gemildert. Remling, Gesch. dèr Bischöfe von Speyer 2, 261.

1 Bei Jörg 632.

milder in der Bestrafung, vergl. Item die Rädlinführer und Aufam Leben, sonder allein an Leib

2 Bei Dechsle 437. Erzherzog Ferdinand war die Artikel bei Schreiber, Bauernkrieg 3, 130. 171. wiegler dieser Handlung und Empörung sollen nit und Gut gestraft werden nach eines Jeden Verschulden und Verdienen.' 3 Bei Dechsle 437.

von Rotenburg an der Zerstörung des Schlosses Schillingsfürst Theil ge= nommen, so forderten die Grafen von Hohenlohe zwanzigtausend Gulden von der Stadt; ein Aufrührer, der einen Brief, worin die Bauern von den Grafen ihr Geschüß verlangt hatten, mit unterschrieben, sollte das ganze Geschütz bezahlen. Der schwäbische Bund wollte die Brandschatzungen durch eigene Commissäre erheben lassen, Landesherren behaupteten, die Erhebung komme ihnen als Kriegsherren zu, landsässige Adeliche nahmen sie für sich als Grund- oder Dorfherren in Anspruch, und so kamen Fälle vor, daß die Bauern doppelt oder dreifach zahlen mußten. Die vom Pfalzgrafen Ludwig, einem der schonungsvollen' Fürsten, zusammengebrachten Brandschatzungen schlug man auf zweimalhunderttausend Gulden an.

In die traurigste Lage geriethen die Hinterbliebenen der entflohenen Bauern, denn der schwäbische Bund schrieb vor: den Flüchtigen, welche nicht Gnade nachsuchen und in die Strafen sich ergeben würden, sollten,Weib und Kinder nachgeschickt und all' ihr Gut genommen werden, und davon der Halbtheil seiner ordentlichen Oberkeit zukommen. Um welch' große Zahl von Unglücklichen es sich hierbei handelte, läßt sich ermessen aus einer Mittheilung der Donauwörther Chronik: Es wurden erfunden ob fünfzigtausend, die landräumig mußten sein, deren viel groß Hab und Gut vermochten.' Welcher auch,' lautete weiter die Verordnung des schwäbischen Bundes, derselben Abgewichenen einen ersticht und umbringt, der soll darum nicht gestraft werden, oder damit Nichts gefrevelt haben.'1

Den Bauern erging es so, wie es in dem Liede heißt:

,Newe Mär will ich euch sagen:

Im ganzen teutschen Land

Die Herren hand die Bauren geschlagen,

Ist inen ein große Schand!

Jezt wöllen wir inen schreiben,

Sie müssent uns laßen bleiben

Bei Kinden und bei Weiben,

Bei unser Hab und Gut,
Das hant wir in unserm Mut.

Was Uebermut ir fieren

Mit Fürsten, Herren groß,

Mag jederman wol spüren,
Daß ir send erenloß;

1 Vergl. Bensen 485. 500. Dechsle 437. Baumann, Quellen 278. Von den flüchtigen Bauern, berichtet Knöringer in den Annales Faucenses, haben sich Etlich zu dem König von Frankreich gethan, Etlich zu den Venedigern und Etlich zu den Türken, hant Sold von ynen angenommen wider den Kaiser und das römische Reichʻ. Baumann, Quellen 408.

Fürsten, Herren hand ir geschworen,
Den Aid hand ir verloren,

Das thut dem Adel Zoren;
Nun lugent eben herfür,

Der Spieß lainet euch vor der Thür.

Das mügent ir wol spüren
Und lugen eben zu,

Daß ir nit werden verlieren
Das Kalb mit der Ku,
Kern, Haber, Hausrat alle,
Das Vich auß ewerm Stalle,
Euch Freud und Mut empfalle,
Weichen von aller Hab
Biz an den Bettelstab'1.

,Die geglaubt hatten, es würd ihnen besser werden durch den Aufruhr und nit zufrieden waren mit irem Stand, und Steuer, Diensten, Zinsen, und wollten Herren sein, dieselbigen wurden nunmer härter geplagt und arm und elendig:

Man hatt' ein gutes Leben

Geführet lange Zeit,

Da wollt man nichts mehr geben,

Vergaß all Pflicht und Eid.

Man brannt und raubt wie Türken,

Ging wüthiglich voran,

All' Obern sollten mircken

Die Gewalt des gmeinen Mann.

Der wollt die Güter theilen,

Wollt Herr und Meister sein,
Doch kam die Straf mit Eilen,

Ach Herrgott, sieh izt drein.
Mit Strafen izt sie wüthen,
Verschweren alle Last,
Niemand sich mag behüten,
Er wird erdrücket fast.
So ist das End vom Liede

Ein grause Tyrannei,

Ach Herrgott, gib uns Friede

Und bring die Straf vorbei.' 2

Einen furchtbaren Eindruck machte es auf alle Besonnenen, daß Luther trotz des allgemeinen grenzenlosen Elendes, in welches Deutschland durch den

1 Bei v. Liliencron 3, 445-446.

2 An der S. 413 Note 3 angeführten Stelle.

1

Neligionskrieg gerathen, in einer am Neujahrstage 1526 veröffentlichten Schrift mit ungebrochener Leidenschaft von Neuem seine Anhänger zu Schmähungen und Beschimpfungen des Papstes, der Bischöfe und des ge= sammten Welt und Ordens-Clerus aufforderte. Es meinen wol Etliche," sagte Luther in diesem Neujahrsgruß, ,man solle nu aufhören das Papstthum und geistlichen Stand zu spotten, es sei genug am Tage, weil er durch so viel Schrift, Bücher, Zettel so zerscholten, zerschrieben, zersungen, zerdichtet, zermalet und auf alle Weise geschändet sei, daß man ihn wol kenne, und nimmermehr überwinden kann. Mit denen halt's ich nicht, sondern wie die Offenbarung Johannis sagt: man muß der rothen H. mit welcher die Könige und Fürsten auf Erden gebuhlet haben und noch buhlen, voll und wohl einschenken, und so viel sie Lust und Gewalt gehabt, so viel Leids und Schmerzens anlegen, bis sie werde zertreten wie Koth auf den Gassen, und nichts Verächtlicheres sei auf Erden, denn diese blutgierige Jesabel. Dieses müsse geschehen, allermeist darum, weil sie', nämlich der Papst, die Bischöfe, die Weltgeistlichen und Ordensstände, seit die aufrührischen Bauern geschlagen sind, sich wieder aufblasen und brüsten, als wollten sie ganz wieder einsitzen und zu größerer Ehre kommen, sonderlich weil etliche gottlose Fürsten und Herren ihnen beistehen, auf die sie sich verlassen und trösten, und meinen, sie sind genesen und wieder ganz neu geboren. So sie sich denn nicht kehren an die Schlappe, die ihnen be= gegnet ist, und wieder anfahen und nach mehr Schlappen ringen, und Lust haben zu hören, wie ihr teuflisch Wesen zu preisen sei, wollen und sollen wir ihnen getrost helfen, und den Dreck, der so gern stinken wolle, weidlich rühren, bis sie Maul und Nasen voll kriegen. Darum, liebe Freunde, laßt uns auf's Neue wieder anfahen, schreiben, dichten, reimen, singen, malen und zeigen das edle Götzengeschlecht, wie sie verdient und werth sind. Unselig sei, der hie faul ist, weil er weiß, daß er Gott einen Dienst daran thut, der im Sinn hat und angefangen, den Gräuel auf dem Erdboden zermalmen und zu Aschen zu machen. Die Verbitterung der Ge

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1 Sämmtl. Werke 29, 377-378. Eine Nachrede zu Schmähversen und Holzschnittcarricaturen gegen den Papst als Antichrist und den gesammten Clerus, die ihm, sagt Luther, ‚durch fromme Leute zugeschickt worden, und die er zum neuen Jahre 1526 herausgab. Es heißt darin zum Beispiel über den Pfaffenstand':

,Dieß Bannwerfer der Antichrist,
Der besser's nie nichts worden ist,
Besessen, regiert Leut und Land,
Daß es doch ist für Gott ein Schand,
Und uns zum Teufel all verführt,
Das han wir leider erst gespürt.

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