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Guten Wein aus dem großen Faß,
Lieber, rath, wie bekam mir das?

Gleich dem Hund, da er frißt das Gras,

1

Ein Ort und dreizehn Gulden die Jrten was,
Der Teufel gesegen mir das.'

Ein anderer fang:

,Einstmals im Jahr um Sommerzeit,
Ward mancher Fleck seiner Habe queit,
Das macht der Bauern Haß und Neid,
Darnach aber umb eine kleine Zeit
Ward die Herrschaft wol geheidt,
Das thet der Bauren großer Neid
Underm Evangelii Schein erleit,
Und über acht Tag nicht weit,
Du weist wol, wo Pfedersheim leidt,
Dahin die Pfalz mit dem Gezeug reith,
Wider die Bauern fürth ein Streit,
Da gar mancher erstochen leidt,
Wurden irer Hab und Nahrung queit,
Also hats als Unglück geheit,
Sein der Frondinst und Gülten queit,
Wie der Hund der Flöh im Augst leit,

Geschahe nach Christi Geburt der Zeit
Fünfzehnhundert xxv. ein ander uns geit. 3

Fränkische Bauern verspotteten in bitterer Ironie die Erfolge dreier ihrer Führer im Bauernkrieg:

Schnabel, Schar und Schippel

Brachten die Bauern aus gefütterten Röcken in leinene Kittel.'*

Aus Württemberg berichtete noch nach Jahrzehnten ein Prediger der neuen Lehre voll Entsetzen: man sluche über das Evangelium' mit den Worten, daß auch botz dieses und jenes all' ihr Lutherischen schände, sammt eurer neuen Lehre, damit ihr uns einfältige Leute betrogen und solchen Jammer und Krieg über uns geführt habt“ 5.

1 der vierte Theil eines Gulden.

2 die Zeche.

3 Vergl. Geissel 315–316.

4 Bechstein's Deutsches Museum 2, 54. Vergl. Jörg 315.

5 Johann Klopfer's Vermahnung zur Buße und Besserung, 1546. Das Volk, klagt Klopfer, sehne sich noch täglich und ohne Unterlaß nach dem Gräuel des päpstlichen Meßopfers, Sündopfers, Fegfeueropfers' und achte Wort und Diener des „Evangeliums so gering, so verächtlich und schnöde, daß es kein Wunder wäre, wenn Gott weder Laub noch Gras wachsen ließe'. Vergl. Döllinger, Reformation 2, 79–80.

Die Bauern hatten während der socialen Revolution das Evangelium auf ihre Fahne geschrieben, ihre Forderungen aus demselben zu begründen gesucht, jetzt wurde das Evangelium den Zwecken der herrschenden Gewalten dienstbar gemacht. Unermüdlich verkündigten Luther und Melanchthon und andere Führer der kirchlichen Revolution die Lehre von dem unbedingten Gehorsam der Unterthanen gegen die Befehle der weltlichen Obrigkeit, und eiferten für die Handhabung des strengsten Regimentes gegen das Volk: der gemeine Mann müsse mit Bürden beladen sein, sonst werde er muthwillig.

Die Schrift nennt die Oberkeit,' schrieb Luther im Jahre 1526,,Stockmeister, Treiber und Anhalter, durch ein Gleichniß. Wie die Eselstreiber, welchen man allezeit muß auf dem Hals liegen, und mit der Nuthen treiben, denn sie gehen sonst nicht fort: also muß die Oberkeit den Pöbel, Herr Omnes, treiben, schlagen, würgen, henken, brennen, köpfen und radebrechen, daß man sie fürchte und das Volk also in einem Zaume gehalten werde. Denn Gott will nicht, daß man das Gesetz dem Volke allein fürhalte, sondern daß man auch dasselbige treibe, handhabe und mit der Faust in's Werk zwinge. Denn so man es allein fürhielte dem Volk und nicht triebe, so würd nichts daraus. Als Treiber des Gesetzes müsse die Obrigkeit ,den rauhen, ungezogenen Herr Omnes zwingen und treiben, wie man die Schweine und wilden Thiere treibt und zwinget 1. Im Jahre 1527 bes fürwortete Luther sogar die Wiedereinführung der Leibeigenschaft, wie sie bei den Juden bestanden. Da nahm Abimelech, sagte er in seinen Predigten über das erste Buch Mosis,,Schaf und Rinder, Knecht und Mägde, und gab sie Abraham und sprach zu Sara u. s. w. Ist ein königlich Geschenk. Das hat er ihr geben über die Schaf, Ninder, Knecht und Mägde, die sind auch alles leibeigene Güter, wie ander Vieh, daß sie die verkauften, wie sie wollten: wie noch schier das beste wäre, daß es noch wäre, kann doch sonst das Gesind Niemand zwingen noch zähmen. Und hie siehest du, daß dieser Abraham und Abimelech das halten, und das Gesind bleiben lassen in dem Dienst. Es wäre wohl große Freundschaft und Barmherzigkeit gewesen, daß er sie hätte frei ge= lassen. Wie kunt die Liebe leiden, daß sie es so gehalten haben? Eben wie sie leiden kann, daß man die Leute am Galgen hängt, oder sonst richtet. Denn man muß das leiblich weltliche Regiment auch halten im Schwang, daß man die Leute zähme und zwinge. Also sind sie auch damit umbgangen. Ihrenthalben hätten sie es wohl lassen gehen, wäre aber nicht gut, sollten bald zu stolz worden sein, wenn man ihnen so viel Nechte gäbe, oder hielte sie als sich selbs oder ein Kind. Niemand könne,das

1 Sämmtl. Werke 15, 276.

Volk anders im Zaum halten, denn mit dem Zwang äußerlichen Regimentes. Daher so große Klag ist über Gesind und Dienstleute in der Welt'. Es jei kein rechtes Regiment vorhanden, Jedermann thue was er wolle. Wäre aber die Faust und Zwang da, daß Niemand mucken dürfe, er hätte die Faust auf dem Kopf: so ginge es besser zu, sonst wird es kein nüß. Wenn sie Weiber nehmen, sind es ungezogen Leute, wilde und wüste, der Niemand brauchen kann, noch mit ihnen umgehen kann. Aber es ist vergebens, daß wir's sagen. Allein, daß wir wissen, daß dieß sind fromme heilige Leut gewest, haben sein Regiment gehabt, auch unter den Heiden. Itt ist's gar nichts. Ein Knecht galt dazumal ein Gulden oder achte, eine Magd ein Gulden oder sechse, und mußte thun, was die Frau mit ihr macht. Und sollt die Welt lang stehen, künnt man's nicht wohl wieder halten im Schwang, man müßt es wieder aufrichten. 1

Als einmal der Edelherr Heinrich von Einsiedel, der sich im Gewissen beschwert fühlte über die auf seinen Bauern lastenden Fronen, Luther's Nath nachsuchte, erhielt er von diesem zur Antwort: Fronen seien zu Zeiten um Verbrechen der Leute willen zur Straf auferlegt, oder durch Verträge

1 Sämmtl. Werke 33, 389–390. Die Bauern befänden sich, schrieb er im Jahre 1529, in besserer Lage, als die Fürsten. Ich bin sehr zornig auf die Bauern, die da selbst wollen regieren, und die solchen ihren Reichthum nicht erkennen, daß sie in Frieden sizen durch der Fürsten Hülfe und Schuß. Ihr ohnmächtigen, groben Bauern und Esel, wollet ihr's nicht vernehmen? daß euch der Donner erschlage! Ihr habt das Beste, nämlich Nuß, Brauch, Saft aus den Weintrauben, und lasset den Fürsten die Hülsen und Körner. Das Mark habt ihr, und sollet noch so undankbar sein, und nicht beten für die Fürsten, und ihnen nur Nichts geben wollen? Bd. 36, 175. „Wenn die Edelleute, Bürger und Bauern ein wenig Luft hätten, so würdest du ihrer nicht viel finden von Rathsherren und Bürgern, die dem Evangelio hold wären.' Bd. 45, 116. Luther, sagt Scherr, sei der eigentliche Erfinder der Lehre von der unbedingten Unterwerfung unter die Obrigkeit. ,,,Daß zwei und fünf gleich sieben sind," predigte er, „das kannst du fassen mit der Vernunft; wenn aber die Obrigkeit sagt, zwei und fünf sind acht, so mußt du's glauben wider dein Wissen und Fühlen.“ So weit war es mit dem Rechte der Vernunft ge= kommen, welches Luther beim Beginn seiner Laufbahn angesprochen hatte. Freilich, er konnte die Vernunft nicht heftiger verläugnen, als er that, indem er sie „die H... des Teufels" nannte. Es begreift sich, welches Wohlgefallen so viele deutsche Fürsten an der servilen Politik des Lutherthums haben mußten.' Deutsche Kultur- und Sittengeschichte (3. Aufl. Leipzig 1866) S. 260. Während die alte katholische Kirche,' sagt Bensen S. 275,,die Unterdrückungen der einzelnen geistlichen oder weltlichen Fürsten, der Lehre wenigstens nach, niemals billigte, sondern die Rechte des Menschen und des Volkes, selbst dem Kaiser gegenüber, kräftig und meistens siegreich vertheidigte, haben sich die evangelischen Reformatoren den Vorwurf zugezogen, unter den Germanen zuerst den Knechtssinn und die Gewaltherrschaft förmlich gepredigt und gelehrt zu haben. Im Uebrigen ist Bensen, wie Scherr, ein Gegner der katholischen Kirche und äußert in seinem Werke nicht selten bittere Abneigung gegen dieselbe.

auf sie kommen, darum brauche er sich darüber kein Gewissen zu machen; es wäre nicht gut, daß man das Recht, Fronen zu thun, ließ fallen und abgehen, denn der gemeine Mann müsse mit Bürden beladen. sein, würde auch sonst zu muthwillig.‘1

Ebenso beruhigte auch Melanchthon denselben Ritter. Ewr Ehrenvest soll feine Veränderung in den alten Frohndiensten machen und soll das Gewissen allzeit feststehen. Solche Regiment in leiblichen Dingen sind Gott gefällig, ob sie schon ungleich sind, und ob sie schon etwas zu hart sind, und wollen Ewr Ehr. den Spruch Pauli wol merken Römer 13, daß weltlich Regiment Gottes Ordnungen sind. Und sind der geringen Leute Dienste und Last viel gelinder in der Wahrheit, denn der regierenden Personen, die treulich in Kriegen, Räthen und Aemtern arbeiten wollen. Das ist gewißlich wahr. Und ist öffentlich, daß die Strafen der Laster viel zu gelind sind. Darum läßt Gott die anderen Beschwerungen an Diensten und Schazungen schärfen, daß dennoch der Pöbel in Zaum gehalten werde, so viel eher wird gehalten, daß die Welt nicht ganz zerstreut wird. Und ist sehr schön geredet im Spruch Sirach 33., welchen auch Herr Georgius Spalatinus allegiret: wie dem Esel sein Futter, Last und Nuthe gehört, also gehört dem Knecht sein Brod, Arbeit und Strafe. Es müssen solche äußerliche leibliche Dienste seyn; die können auch nicht an allen Orten gleich sein, und ist dennoch Gott solche Ordnung gewißlich gefällig. Joseph's Regiment in Aegypto ist viel härter gewesen, wie auch jetzo in Frankreich und Italia viel schwerer und größer Last sind, die dennoch nicht unrecht sind. Es können und sollen solche Ordnungen nicht gleich sein. Bitte Ew. E. wolle sich zufrieden geben, denn es ist gewiß Gottes Wort und göttliche Wahrheit, daß ihm Gott will solche Landesordnung gefallen lassen, die vernünftig sind, ob sie schon ungleich

1 Bei Kapp, Nachlese 1, 281–282. Spalatin stimmte darin,mit dem ehrwürdigsten, hochgelerten Herrn Martino Luther, unserem lieben Vater', ganz und gar überein. ,Die hohe Notturft erfordert,' erklärte er dem Ritter, Fried, Ordnung und Eynickeit zu erhalten, den gemeinen Pöbel im Zaum zu halten. Es war wol eine größere Last, daß Joseph, der heilige Gottesmann, den Fünften über das ganz Königreich Egypten aufsezt und anricht. Und Gott dennoch ihm solche Ordnung nur wol ließ gefallen. Ich wolte nit gern, daß ir im gemeyn die alte auf euch ererbte Frone gar abtetet. Denn es würde den Pöbel nur verwöhnen und frecher machen. . . . . St. Peter sagt in seiner ersten Epistel, daß wir aller menschlichen Ordnung sollen unterthan und unterworfen sein. So hat man dergleichen Last und Bürden nur ser vil in vil auch andern Landen, Nation und Völkern, und vil größer, ja auch in diesen Landen. Derhalben wollt ich in Gottes Namen mein Herz und Gewissen zufrieden stellen und da dise oder dergleichen Beschwerung mir fürfielen, ein liebes Trostpsalmlen zur Hand nehmen. Bei Kapp 1,

284-286.

sind und in einem Lande härter, denn im andern. Gott gebe den Obrig= feiten Gewalt, solche Ordnungen zu machen und zu schärfen' 1.

Zu einer besondern, nach Besiegung der Bauern abgefaßten Schrift entwickelte Melanchthon seine Ansichten über den unbedingten Gehorsam, den die Unterthanen der Obrigkeit in allen weltlichen Sachen und Beschwerden zu leisten schuldig seien. Die Unterthanen, sagt er, sollen wissen, daß sie ,Gott wahrlich dienen in den Beschwerden, die sie von einer Oberkeit tragen, es sei reisen, Schatzung geben oder Anderes, und sind ebenso heilige Werk, solches thun, als wenn Gott vom Himmel sonderlich Einem befehl Todten aufzuwecken, oder wie man das nennen mag'. Die Unterthanen sollen die Obrigkeit,für weise und gerecht halten und darum ihnen dankbar sein. Mancher schreit oft, ihm oder Anderen geschehe Unrecht, und gedenken. nicht, daß sie Gottes Willen an der Oberkeit tragen sollen, und daß nie kein Herrschaft auf Erden gewesen ist, die ohne Tadel wär gewesen." ,Sprichst du, wie aber, wenn sie mich zu hart oder unbillig beschweren, Antwort: obschon ein Fürst Unrecht thut und schindet und schabet dich, dennoch ist nicht Recht, Aufruhr anzurichten. Wer wider die Obrigkeit sich auflehne, handele wider das Evangelium, denn dieses fordere, daß man Unrecht nicht allein von der Oberkeit, sondern von Jedermann leiden' solle. Was die in den Bauernartikeln aufgestellte Forderung bezüglich der Wahl des Pfarrers anbelange, so wäre allerdings gut, daß die Kirchen allenthalben selber Macht hätten, Pfarrer zu wählen, aber der Fürst müsse bei der Wahl sein, denn ihm stehe zu, ein Einsehen zu haben, daß man nichts Aufrührerisch predige oder fürnehme. Nu hat sich an vil Orten in deutschen Landen begeben, daß die Bauern selbs Prediger haben angenommen, die dann dem Pöbel geheuchelt; haben gelehrt, man soll nicht Decimaz 2 geben, nicht Zins geben und dergleichen vil mehr, das zu einer jämmerlichen Empörung erwachsen ist. Jeder sei schuldig, zu geben, was ein weltlich Obrigkeit eingesezt hat, und dahin, da sie es hin geschafft hat, es heißen Decimä oder Octavä'. ‚Es haben die Römer ohne Zweifel vil Güter eingenommen, die Gott den Priestern oder dem Tempel zugeeignet hatte, da haben die Juden auch disputirt, ob sie es schuldig wären zu geben anders, denn Gott geordnet hatte', aber sie seien schuldig gewesen, dasselbige der Herrschaft zufahren lassen, dieweil sie nicht mehr Herren ihrer Güter gewesen sind'. ‚Man ist schuldig, den Zehnten zu geben, denn die Oberkeit hat solche Ordnung mit den Gütern gemacht, wer aber sich aufleinet wider solche Ordnung, der will der Oberkeit ihr Recht nehmen.

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