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stück der Dunkelmännerbriefe, gab er Luther's Gegner dem allgemeinen Hohne preis. Er zeichnete Eck als einen lasterhaften Menschen und ließ ihn sagen: im Herzen stimme er mit Luther überein, ihn treibe nur der Gewinn, er benute nur den Aberglauben und die Dummheit des Volkes dazu, um Geld zu erwerben 1.

Auch in Augsburg, Straßburg, Schlettstadt, Basel und Zürich hatte Luther unter den Humanisten die eifrigsten Förderer. Die in diesen Städten vorhandenen Literatenclubs verbreiteten alle kirchenfeindlichen Schriften, Flugblätter und Caricaturen massenhaft unter das Volk. Sie schickten zu diesem Zwecke eigene Colporteure herum, welche von Haus zu Haus gingen und lediglich Oppositionsliteratur feilbieten durften 2. Ungeheuer war der Absatz der Lutherischen Bücher3, und neben diesen erschienen noch tausende Flugschriften, Satiren und Pasquillen, welche gegen alles Bestehende in Kirche und Gesellschaft zu Felde zogen. In keiner Periode deutscher Geschichte gewann die revolutionäre Journalistik eine solche Bedeutung und Ausbreitung, als in jener Zeit. Unzählige hingen Luther an, nicht aus Vorliebe für seine dogmatischen Ansichten, sondern, wie Melanchthon eingesteht, lediglich deßwegen, weil sie ihn als den Wiederhersteller der Freiheit betrachteten *, unter welcher Freiheit Jeder die Wegräumung dessen verstand, was ihm im Wege war, und die Erlangung erwünschten Glückes. Viele der Anhänger hatten. es nur abgesehen auf,wilden Umsturz'. In Wort und Schrift untergruben sie zur Erschütterung der Gesellschaft das Vertrauen Aller auf die allgemeine Sicherheit, auf die durch Religion und Gewissen aufgerichtete innere Schranke und auf die äußere Schranke des Gesetzes.

Der Leidenschaftlichste und zugleich Begabteste unter diesen Anarchisten war Ulrich von Hutten.

Ohne Verständniß und Interesse für christlich-dogmatische Fragen, hatte Hutten Anfangs den von Luther begonnenen Streit als ein verächtliches, aber für seine Umsturzplane höchst förderliches Mönchsgezänk betrachtet. Vielleicht weißt du noch nicht,' schrieb er im April 1518 einem Freunde, ,daß zu Wittenberg in Sachsen eine Partei gegen die Gewalt des Papstes aufgetreten ist, während die andere die päpstlichen Ablässe aus allen Kräften vertheidigt. Mönche stehen an der Spitze der Kämpfenden. Die Heerführer

1 Hagen 2, 63-73, und über die späteren Händel Eck's mit Pirkheimer und Lazarus Spengler wegen der Bannbulle 1, 113–123.

2 Hagen 2, 87-88. 353. Cochläus spricht in De actis et scriptis Lutheri' 58-59 von der großen Schaar der aus den Klöstern ausgesprungenen Mönche,,qui victum ex Lutheranis libris quaeritantes, in speciem bibliopolarum longe lateque per Germaniae provincias vagabuntur'.

3 Vergl. Kampschulte 2, 80 Note 4. Hagen 2, 97-98.

Corpus Reformat. 1, 657.

selbst sind rasch und hißig, voll Muth und Eifer; bald rufen sie und schreien, bald jammern und klagen sie so laut sie können. Neuestens haben sie sich auch an das Schreiben gemacht. Die Buchdrucker bekommen zu thun. Es werden Streitfäße und Corolarien, Schlüsse und Artikel verkauft. Eben deßwegen hoffe ich, daß sie sich gegenseitig zu Grunde richten werden. Als mir kürzlich ein Ordensbruder erzählte, was in Sachsen vorgehe, antwortete ich ihm: Fresset einander, damit ihr von einander gefressen werdet. Der Himmel gebe, daß unsere Feinde so heftig als möglich gegen einander kämpfen, und sich hartnäckig gegenseitig aufreiben mögen.' 1 Auch noch nach den Verhandlungen Luther's mit dem Cardinal Cajetan faßte Hutten Ende October 1518 die Sache aus demselben Gesichtspunkte auf; er freute sich des Schauspieles, daß die Theologen sich unter einander selbst zerfleischten 2. Er selbst, sagte er ziemlich gleichzeitig, habe sich sein bestimmtes Ziel gesteckt: er wolle über seinen literarischen Beschäftigungen nicht versäumen, seinen angeborenen Adel durch persönliches Verdienst sich erst wahrhaft anzueignen, den Ruhm und den Glanz seiner Familie zu vermehren, er rechne bei seinen Planen auf das Glück, verlieren könne er dabei Nichts, da er doch nicht ausreichend zu leben habe, wol aber könne er durch das Glück gewinnen. Um aber sein Ziel zu erreichen, bedürfe er vorläufig noch der Unterstützung des Hofes und darum stehe er immer noch im Dienste des Erzbischofs Albrecht von Mainz 3. Damals glaubte er noch nicht, daß die lutherische Bewegung ihm zur Erreichung seines Zieles, das in einem Umsturz der politischen Verhältnisse zu Gunsten des Ritterthums bestand, behülflich sein könne. Gegen Ende des Jahres 1518 gab er eine schon im Mai verfaßte Schrift, die sogenannte,Türkenrede“, heraus, worin er gegen den römischen Hof, aber auch gegen die deutschen. Fürsten und deren gegenseitiges Sengen und Brennen, Erobern und Plündern zu Felde zog und einen baldigen Volksaufstand in Aussicht stellte 4. Während er selbst im Jahre vorher im Auftrage des Kurfürsten Albrecht von Mainz am französischen Hofe gewesen, um mit Franz I. ein Bündniß abzuschließen und diesem bei einer neuen Kaiserwahl die Stimme Albrecht's zu versprechen 5, nannte er es jetzt einen schmählichen, undeutschen und hochverrätherischen Plan, die Kaiserkrone, als wäre in Deutschland das fürstliche Blut ausgestorben, einem Fremden zu übertragen. In einer Beigabe zu der Türkenrede für alle freien und wahren Deutschen' kehrte er gegen

1 Bei Böcking, Hutteni Op. 1, 164-168. Vergl. Strauß 1, 291.

2 Vergl. Strauß 1, 314.

3 Vergl. Strauß 1, 328-329.

4 Vergl. Strauß 1, 298-299.

5 Vergl. unsere Angaben Ed. 1, 568.

Nom die Spitze des Angriffes; Rom solle sich, warnte er, in Acht nehmen, daß nicht die geknebelte und fast erwürgte Freiheit einmal plößlich ausbreche' 1.

Um mit noch größerer Freiheit alle geistlichen Verderber Deutschlands bekämpfen zu können, wollte er den Mainzer Hof verlassen und erreichte durch Vermittlung des Erasmus, an den er im März 1519 sich bittend wendete, daß der Erzbischof Albrecht ihn des Hofdienstes entband, ohne ihm seinen Gehalt zu entziehen 2. Behufs Verbreitung aller möglichen Streitschriften, Satiren und Pamphlete errichtete er auf seinem Ahnenschlosse Steckelberg eine eigene Druckerei, die für die nächsten Jahre von größter Bedeutung wurde. Im März und April 1519 machte er den Feldzug zur Vertreibung des Herzogs Ulrich von Württemberg mit. Voll kühner Hoffnungen schrieb er vor seinem Aufbruche an Erasmus: Ju Kurzem wirst du ganz Deutschland in Verwirrung sehen.

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Während des Feldzugs knüpfte er ein enges Verhältniß zu Franz von Sickingen an, diesem, sagt er, ,in allen Stücken großen Mann', der,der deutschen Nation einmal noch zu großem Ruhm gereichen wird. Sickingen ist flug,' schrieb er im Juni an Erasmus,,ist beredt, greift Alles rasch an, und entwickelt eine Thätigkeit, wie sie bei einem Oberanführer erforderlich ist. Gott möge den Unternehmungen des tapfern Mannes beistehen. In Sickingen hatte Hutten den Mann gefunden, dessen er zur Durchführung seiner Umwälzungsplane bedurfte. Der junge unerfahrene König Carl, so wähnten beide Ritter, werde sich leicht für ihre Plane gewinnen lassen, und darum förderten sie, so viel an ihnen lag, dessen Wahl zum Kaiser. Besonders hofften sie von Carl's jüngerm Bruder Ferdinand, daß er ,gemeinsam mit ihnen gegen die Barbarei sich verschwören werde' 6. Wir müssen Ferdinand,' schrieb Hutten an Melanchthon, zu gewinnen suchen; Sickingen möchte ihn sich gern durch ein Verdienst verbinden. Er widmete Ferdinand eine polemische Schrift aus der Zeit des Kampfes zwischen Gregor VII. und Heinrich IV., worin er leztern als das Ideal eines Kaisers darstellt und von dem neugewählten König Carl als dessen höchste Pflicht die Befreiung Deutschlands von der Tyrannei des Papstthums verlangt. Carl solle sich

1 Vergl. Strauß 1, 295-302. 347-348.

2 Vergl. Strauß 1, 352. 369.

3 Bei Böcking, Hutteni Op, 1, 248.

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* Ueber Sickingen vergl. unsere Angaben Bd. 1, 558-564.

5 Bei Böcking 1, 273. Vergl. Strauß 1, 361–362.

6 ...,fore ut orbis capita adversus barbariem nobiscum conspirent. Bei

Böcking 1, 273.

7 . . .,primum conciliandus nobis Ferdinandus erit,

agitare improbos.' Bei Böcking 1, 320.

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Heinrich IV. zum Muster nehmen, Ferdinand den Bruder dazu ermuntern, er, Hutten, wolle Beiden als eifriger Mahner zur Seite stehen 1.

In Erwartung größerer Unternehmungen mischte sich Sickingen auf Hutten's Antrieb zunächst im Juli 1519 in die noch immer schwebende Reuchlin'sche Sache ein, um den geistigen Kampf mit der Gewalt des Schwertes zu entscheiden. Er kündigte zur Freude der Humanisten als Liebhaber von Recht und Billigkeit den Dominicanern Hochstraten und dessen Ordensoberen Fehde an, wenn sie nicht dem frommen und gelehrten Reuchlin Genugthuung leisten würden; auch drohte er, die Stadt Cöln, deren Magistrat auf Seiten der Dominicaner stand, zu bedrängen 2.

Was aber eine Sickingische Fehde bedeutete und wohin seine Bedrängungen führten, hatten seit dem Jahre 1515 die Städte Worms, Landau, Meg und die Landgrafschaft Hessen in grauenhafter Weise erfahren 3. Leicht erklärlich ist darum die ,demüthige Haltung, welche die Dominicaner dem gefürchteten Raubritter gegenüber einnahmen, aber ehrenvoll war sie nicht. Der eingeschüchterte Ordensconvent benahm Hochstraten das Priorat des Cölner Dominicanerklosters und das Amt eines Glaubensinquisitors, und legte ihm Stillschweigen auf; durch ein päpstliches Breve jedoch wurde er in seine Aemter wieder eingesezt, und der lang schwebende Reuchlin’sche Proceß zu seinen Gunsten zu Ende geführt. Der Papst erklärte die Speyerische Entscheidung für ungültig, verbot den Augenspiegel als ein ärgerliches, anstößiges, den Juden unerlaubt günstiges Buch und verurtheilte Reuchlin in die gesammten Kosten des Processes. Jezt hörte die Verbindung Reuchlin's mit den Revolutionsrittern auf. Vergebens bot Sickingen ihm seine Hülfe an, vergebens lud er ihn auf seine Burgen ein. Reuchlin fügte sich der Entscheidung des Oberhauptes der Kirche, und nahm Luther gegenüber eine entschieden kirchliche Stellung ein. Seinen Großneffen Melanchthon suchte er aus der gefährlichen Nähe des Glaubensneuerers wegzuziehen, und sprach sich in einem Briefe an die bayerischen Herzoge so energisch gegen Luther aus, daß Hutten ihm seine Feindschaft ankündigte.

Es ist unehrenhaft, schrieb ihm Hutten unter Anderm, ,daß du die Partei bekämpfst, der, wie du siehst, diejenigen angehören, deren Gesinnungsgenosse du in jeder ehrenhaften Sache sein solltest. Versuche es nur, und wenn es dein Alter erlaubt, gehe nach Rom, wohin es dich so sehr drängt, und küsse dem Papst Leo den Fuß; schreibe doch gegen uns, wonach du

1 Vergl. Strauß 2, 48–51.

2 Näheres über den Verlauf der Einmischung Sidingen's bei Geiger, Reuchlin

444-450.

3 Vergl. unsere Angaben Bd. 1, 558-564.

4 Näheres bei Geiger 451-466.

Verlangen trägst. Trog deiner und deines Geschreies mit den gottlosen Nömlingen, wir werden es erreichen, das drückendste Joch zu brechen und von der schimpflichen Knechtschaft uns zu befreien, die du, wie du dich rühmst, stets gern getragen hast, als wäre das deiner würdig. Luther's Sache mißfällt dir, du mißbilligst sie, und möchtest, sie wäre vernichtet. In mir aber wirst du einen heftigen Widersacher haben, nicht nur, wenn du jemals die Sache Luther's bekämpfst, sondern auch, wenn du dich so dem römischen Papst unterwirfst." 1

Mit Luther hatte Hutten inzwischen enge Kameradschaft geschlossen.

Im Jahre 1519 hielt ihn sein Verhältniß zum Mainzer Erzbischof, von dem er eine Pension bezog, noch von einer offenen Verbindung mit Luther zurück 2. Auch im Januar und Februar 1520 wendete er sich an ihn noch durch Vermittlung Melanchthon's. ,Sickingen trug mir auf,' schrieb er am 20. Januar 1520 aus Mainz an Melanchthon, Luther zu melden, daß er, falls er im Streite etwas Widriges erfahre und von keiner andern Seite bessere Hülfe besiße, zu ihm kommen möchte, er werde thun, was er vermöge. Glaube mir, er wird von anderer Seite kaum eine gesichertere Hülfe haben. Luther wird von Sickingen geliebt.3 Dringlicher noch war seine Einladung von Steckelberg aus am 28. Februar. Was ich dir von Sickingen zur Mittheilung an Luther schrieb, sage ihm schleunig, aber, bitte, in's Ohr, ich wünschte nicht, daß Jemand meine Einmischung in diese Sache erführe. Wenn sich Schwierigkeiten um ihn häufen, hat er nicht nöthig, die Hülfe Anderer nachzusuchen. Bei Franz kann er, in völliger Sicherheit, allen seinen Feinden trozen. Große und überaus wichtige Plane verfolge ich mit Sickingen. Wärest du hier, so würde ich sie dir von Mund zu Mund mittheilen. Ich hoffe, es wird ein übles Ende nehmen mit den Barbaren und Allen, welche das römische Joch über uns bringen. Meine Dialogen: ‚die römische Dreiheit und die Anschauenden' befinden sich unter der Presse; sie reden eine wunderbar freie Sprache gegen den Papst und die Aussauger Deutschlands.' 4

,Gegen das Gift, sagt Hutten im erstern Dialoge, das aus dem Herzen des Papstes dampfe,,gebe es keine Arznei; mit seinem Schuß könne sich noch decken, wem jeder andere Trug, alle Ränke, Kniffe und Pfiffe,

1 Brief vom 22. Febr. 1521 bei Böcking, Hutteni Op. Suppl. 2, 803–804. Reuchlin's Briefwechsel 327–329. Vergl. die Uebersehung des Briefes bei Geiger, Reuchlin 486-488. Auf dem Lutherdenkmale in Worms ist demnach Reuchlin nicht an seinem Playe.

2 Vergl. seinen Brief an Eobanus Hessus vom 26. October 1519 bei Böcking 1, 313. 3,Crede mihi, vix aliunde certior salus erit.. Bei Böcking 1, 320.

4 Bei Böcking 1, 324.

Janssen, deutsche Geschichte. II. 3. Abdruc.

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