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Am vierzehnten Sonntage nach Trinitatis.

Apostelgeschichte 8, 26-39.

Aber der Engel des Herrn redete zu Philippo und sprach: Stehe auf und gehe gegen Mittag, auf die Straße, die von Jerusalem gehet hinab gen Gaza, die da wüste ist. Und er stand auf und ging hin. Und siehe, ein Mann aus Mohrenland, ein Kämmerer und Gewaltiger der Königin Kandaces in Mohrenland, welcher war über alle ihre Schazkammern, der war gekommen gen Jerusalem anzubeten. Und zog wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaias. Der Geist aber sprach zu Philippo: Gehe hinzu und mache dich bei diesen Wagen. Da lief Pilippus hinzu und hörete, daß er den Propheten Jesaias las, und sprach: Verstehest du auch, was du liesest? Er aber sprach: Wie kann ich, so mich nicht Jemand anleitet? Und ermahnte Philippum, daß er aufträte und setzte sich bei ihn. Der Inhalt aber der Schrift, die er las, war dieser: Er ist wie ein Schaf zur Schlachtbank geführt und still wie ein Lamm vor seinem Scherer, also hat er nicht aufgethan seinen Mund. In seiner Niedrigkeit ist sein Gericht erhaben; wer wird aber seines Lebens Länge ausreden? Denn sein Leben ist von der Erde weggenommen. Da antwortete der Kämmerer Philippo und sprach: Ich bitte dich, von wem redet der Prophet Solches? von ihm selbst oder von jemand Anderem? Philippus aber that seinen Mund auf und fing von dieser Schrift an und predigte ihm das Evangelium von Jesu. Und als sie zogen der Straße nach, kamen sie an ein Wasser, und der Kämmerer sprach: Siehe, da ift Wasser, was hindert es, daß ich mich taufen lasse? Philippus aber sprach: Glaubest du von ganzem Herzen, so mag es wohl sein. Er antwortete und sprach: Ich glaube, daß Jesus Christus Gottes Sohn ist. Und er hieß den Wagen halten und stiegen hinab in das Wasser, beide, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn. Da sie aber herauf stiegen aus dem Wasser, rückte der Geist des Herrn Philippum hinweg, und der Kämmerer sahe ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich.

Es giebt Wendepunkte im Leben, im äußern wie im innern Leben, im Leben des Einzelnen wie im Leben eines ganzen Volkes. Es giebt Zeiten, die sich von langer Hand her vorbereiten still und unmerkbar, die dann plötzlich auftreten und die Entscheidung auf lange hinaus bestimmen, Höhepunkte, welche die Vergangenheit nach rückwärts und die Zukunft nach vorwärts in sich zusammengreifen und einen Abschnitt im Leben abschließen, indem sie einen neuen Abschnitt eröffnen. Ja, es kann Tage geben, welche für Zeit und Ewigkeit entscheidend werden, je nachdem ein Mensch sich dem Lichte des Evangeliums gegenüber, welches ihn umstrahlt, annehmend oder ablehnend verhält. Für Manche ist das Sterben eines Vaters oder einer Mutter ein solcher Wendepunkt geworden, für einen Andern die Zeit seiner Confirmation, für einen Dritten die Heirath, wieder für Andere eine schwere Krankheit oder ein großer Verlust oder die Versehung an einen andern Ort in seinem Beruf.

Aber nicht allemal hängt die innere Wendung zusammen mit einer Wendung im äußeren Leben. Es kann unabhängig von einer solchen äußeren Begebenheit der innere Mensch still und verborgen an einen Kreuzweg kommen, wo es entweder zu einem Rückgang oder zu einem Fortschritt in seinem inneren Leben kommt. Auf solche Zeiten und Tage soll ein Mensch achten und sich bewußt bleiben, daß sie ihm so nicht wiederkehren, sondern aus Gottes Hand genommen sein wollen.

Das Entscheidende darin ist aber immer, daß Christus uns begegnet. Denn an ihm scheiden sich die Geister; ob man ihn ergreift oder versäumt, das entscheidet über Rückgang und Fortschritt, über Wachsthum in's Licht oder über Rückschritt in Verdunkelung. Christus aber begegnet uns in seiner Kirche, sei's in den Gottesdiensten, in welchen er unsichtbar gegenwärtig ist unter denen, die in seinem Namen versammelt sind, in welchen er einherzieht unter dem Hosianna seiner singenden und betenden Gemeinden wie unter der Predigt seiner Zeugen, oder sei es in der heiligen Schrift unter den Stimmen seiner Propheten und Apostel; er begegnet uns in seinen Jüngern, so oft wir von einem Christen den Eindruck gewinnen, daß Christus in ihm lebt und Christus aus ihm redet oder handelt. Meine Lieben, Gott läßt es uns wahrlich an solchen Begegnungen nicht fehlen, und wenn du dich auf dein Leben besinnst, so wirst du manche Gestalt darin entdecken, sei's eine fromme Mutter oder ein treuer Bruder, sei's ein frommer Lehrer oder ein frommer Mitschüler, sei's ein Prediger, der dir Christum verkündigt, oder ein Glied der Gemeinde, an dessen gottseligem Leben oder seligem Sterben du die Kraft Christi inne wirst, lauter Gestalten, in denen dir Christus in den Christen begegnet ist und die dir den Eindruck gegeben haben: Möchte ich doch auch werden, gleichwie Jene geworden sind. Auf solche Begegnungen sollst du achten und sie nüßen zu Wendepunkten für dein inneres Leben, damit Gott an dir erreichen kann, was er erreichen will. Sei gewiß: Gott segnet die Treue mit einem Gewinne für Zeit und Ewigkeit. Das laßt uns denn heute aus unserm Text lernen, welcher uns vor Augen stellt:

Die Stunde der Begegnungen im Leben des Kämmerers aus
Mohrenland.

Der Kämmerer und Jesaias,
der Kämmerer und Philippus,
der Kämmerer und Christus.

Du aber, o Herr, tritt auch heute in unsere Mitte, wie Du verheißen hast, und hebe Deine segnende Hand über uns auf; laß uns den Saum Deines Gewandes in Deinem Worte anrühren und laß es uns inne werden, daß eine Kraft von Dir ausgeht für unser inwendiges Leben. Amen.

I.

Unser Text zeigt uns den Kämmerer aus Mohrenland, aus Meroe in Nubien, den Finanzminister der Königin Kandace. Er gehörte zu jenen Ausnahmen, von welchen Paulus sagt: „Nicht viel Edle, nicht viel Gewaltige sind berufen", denn in seinem Herzen. hielt er sich nicht für edel und gewaltig, sondern für sehr schwach und thöricht vor Gott. Aller Glanz des Hofes, alle Macht seiner Stellung, alle Arbeit seines Berufs hatte ihn nicht befriedigt, sondern tief innen lebte Sehnsucht nach Frieden mit Gott, nach Vergebung der Sünde. Wie einst vor ihm diese Sehnsucht nach göttlicher Weisheit die Königin von Saba getrieben hatte, gen Ferusalem zu reisen um Salomo zu sehen und zu hören; wie einst die Weisen aus dem Morgenland sich aufgemacht hatten, um dem neugebornen Könige der Juden zu huldigen, so war der Kämmerer aufgebrochen und hatte auf seinem Wagen die lange, beschwerliche Reise aus Mohrenland nach Kanaan gemacht. In Jerusalem hatte er sich befragt mit den Schriftgelehrten, aber er war ohne Antwort geblieben, und wehmüthig hatte er sich auf den Rückweg gemacht. Dennoch sollte auch an ihm erfüllt werden, daß Gott die Treue segnet und daß, wer sucht, der findet, und wer anklopft, dem wird aufgethan.

Da sitt er auf seinem Wagen und fährt in sich gekehrt durch die schweigende Wüste. Aber er ist nicht allein - in der stillen Haide wird es lebendig: er liest und kauft seine Zeit aus. Er liest das Buch aller Bücher, nach dem Worte Christi: „Wer von Gott ist, der höret Gottes Wort." Den Tempel Israels hat er hinter sich liegen, aber in das rechte Heiligthum ist er eingetreten, er hat seine Schuhe ausgezogen, und der Boden, darauf er fährt, wird ihm zum heiligen Land. An ihm erfüllt sich, was Salomo einst gebetet hat bei der Weihe des von ihm erbauten Tempels: Wenn auch ein Fremder, der nicht deines Volkes Israel ist, kommt aus fernem Lande um deines Namens willen (denn sie werden hören von deinem großen Namen und von deiner mächtigen Hand und von deinem ausgereckten Arm), und kommt, daß er bete vor diesem Hause: so wollest du hören im Himmel, im Sig deiner

Wohnung, und thun Alles, darum der Fremde dich anruft, auf daß alle Völker auf Erden deinen Namen erkennen, daß sie auch dich fürchten wie dein Volk Israel und daß sie inne werden, wie dies Haus nach deinem Namen genannt sei, das ich gebauet habe." Hier in der heiligen Schrift ist der Tempel, darin er den Namen Gottes heilkräftig erfahren soll, wo er Antwort auf seine Fragen, Lösung für seine Räthsel finden soll.

Er liest, und es begegnet ihm die Gestalt des Propheten Jesaias, jenes Evangelisten des Alten Testaments. Er liest, obgleich er es nicht versteht, denn wo nur ein suchendes Gemüth, ein fragendes Herz ist, da erfüllt und fesselt die Schrift den Lefer mit wunderbarer Gewalt. In den Psalmen und Propheten, in den Episteln und in der Offenbarung Johannis verstehen wir auch nicht gleich Alles, was wir lesen, und doch, wie hebt solch Lesen hinaus über die Gedanken und Wege des Menschen, hinüber und hinauf in die Gedanken und Wege Gottes und zieht das Herz empor und läßt es schweben über den Höhen auf Erden und gespeist werden mit dem himmlischen Erbe. Lies nur in der Schrift, so bist du nicht allein, sondern der Vater ist bei dir und der Sohn und der heilige Geist, und Gottes Engel sind um dich, und wenn du mitten in der Wüste wärest, so bist du doch in Gottes heiligem Tempel, und seine Knechte dienen dir und warten dir auf.

So ist der Kämmerer dem Jesaias begegnet, und inwendig hat sich ein Zwiegespräch angehoben: der Kämmerer redet mit dem Propheten und fragt ihn. Und wunderbar genug er ist eben an das 53. Kapitel gerathen, vielleicht das merkwürdigste Kapitel des ganzen Alten Testaments, in welchem Jesaias eine Passionspredigt hält, als habe er auf Golgatha zu den Füßen des Kreuzes Christi gesessen. Mit heiliger Begier sog der Kämmerer diese Worte ein, denn da ist von Einem die Rede, auf dem unsere Strafe liegen soll, auf daß wir Frieden hätten, der unsere Krankheit getragen und durch dessen Wunden wir sollten heil werden, sieht im Vorbild der Weissagung den Gekreuzigten, und sein Herz dürstet nach dem Evangelium der Erfüllung. Es ist dem Kämmerer mit dieser Passionspredigt Jesaiä ergangen wie Paul Gerhardt, wenn er von dem Leiden Christi singt:

Das soll und will ich mir zu Nuz

Zu allen Zeiten machen,

Im Streite soll es sein mein Schutz,

In Traurigkeit mein Lachen,

In Fröhlichkeit mein Saitenspiel,

Und wenn mir nichts mehr schmecken will,

er

Soll mich dies Manna speisen.

Jm Durst soll's sein mein Wasserquell,
In Einsamkeit mein Sprachgesell

Zu Haus und auch auf Reisen.

II.

Als der Kämmerer so dahinfährt, versunken in die ergreifenden Worte der Weissagung, da geschieht eine neue Begegnung: Philippus tritt zu ihm, der Evangelist und Almosenpfleger zu Jerusalem. Der Engel hat ihn auf den Weg geführt, und der Geist Gottes hat ihm zugesprochen und Muth gemacht. Nicht wird der Engel zum Kämmerer gesandt, sondern zu Philippus, damit Philippus zum Kämmerer komme. Denn Gott will durch Menschen mit uns handeln, und Menschen, die selbst das Heil in Christo erfahren haben, sollen zeugen von Christo und seiner Gnade. Denn Predigtamt ist Engelamt mit seiner Verkündigung der frohen Botschaft. Ja, jeder Christ, der einem Mitbruder zum Wegweiser zu Christo wird, hat Engeldienst an ihm verrichtet.

Es war eine wunderbare Fügung, daß Philippus gerade zu der Stunde zu dem Kämmerer trat, es mag ihm das Herz im Leibe gelacht haben, als er ihn laut den Propheten Jesaias und gerade das 53. Kapitel lesen hörte. Er fragt ihn: „Verstehest du auch, was du liesest?" und der Kämmerer antwortet: Wie kann ich, so mich nicht Jemand anleitet?" Als er ihn aber einlädt, auf dem Wagen bei ihm zu sißen, da heißt es von Philippo : „Und er that seinen Mund auf" denn weß sein Herz voll war, deß ging ihm sein Mund über und er sagte ihm das Evangelium von Jesu. Da wurde die stille Wüste zum Tempel und der Wagen zur Kanzel, Philippus zum Prediger und Jesaias zum Text, und der Kämmerer bildete die lauschende Gemeinde. Wie tief ergreifend mag dieser Gottesdienst gewesen sein; denn es ist ein köstlich Ding zu predigen, wenn auch nur Eine wahrhaft heilsbedürftige Seele zuhört.

Philippus auf dem Wagen das ist der Dienst, den die Kirche in der Welt, den das Predigtamt in der Gemeinde, den jeder Christ an seinem Theil in seiner Umgebung zu thun hat. Was der Herr nach der Auferstehung an seinen Jüngern that, als er ihnen das Verständnis öffnete, daß sie die Schrift verstanden, das thut der heilige Geist noch fort und fort in der Kirche, deren ganzes Zeugnis besteht in dem Evangelio von Jesu und in der Auslegung der Schrift. In jeder Predigt tritt der Prediger, wenn er den Text verlesen hat, wie Philippus zu dir auf den

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