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staunlichen Zulauf bei seinen Predigten gehabt, als die Leute in Hamburg einen Narren an ihm ge= fressen, und gethan hätten, als wenn sie einen Abgott aus ihm machen wollten. Er erzählt: „Ich war in meiner und anderer Leute Einbildung ein kleiner Joseph in Aegypten, der seinen Herrn reich machte. Ich ging einstmals über einen vornehmen Play. Da standen etliche Leute, welche ihre Hüte abzogen, und eine sehr tiefe Reverenz gegen mich machten. Einer unter ihnen sagte: „Da geht ein Mann, der ist so viel Rosenobel werth, als er Haare auf seinem Kopfe hat. Das ist ein Mann, der einem die Thränen aus den Augen predigen kann." Ich bekenne, daß mich damals eine theologische und subtile Hoffart überfallen habe. Ich gedachte oft bei mir selbst: Bist du ein solcher Kerl, wie die Leute sagen, und hast es bisher nicht gewußt? Ich glaube, wenn mir damals einer für eine Laus, welche ich des Morgens aus den Haaren kämmte, zwei Dukaten hätte geben wollen, ich hätte mich besonnen, ob ich sie ihm verkaufen wolle.“ 68)

Es währte aber nicht sehr lange, und er hatte schon genug erfahren, was zu seiner Demüthigung gereichen konnte. Wenn auch seine Predigten immer sehr besucht blieben, und seine Gemeinde ihn fortdauernd hochschäßte und ihm sehr zugethan blieb, so bereiteten sich doch von verschiedenen Seiten ernste Kämpfe vor.

Bevor wir jedoch diese darzustellen haben, müssen wir seine Predigtweise und die ganze Art seiner amtlichen Thätigkeit ins Auge fassen.

7. Schuppe als Prediger.

Was Schuppens Predigten für alle Schichten der Bevölkerung so überaus anziehend machen mußte, war schon seine volksthümliche, kräftige Sprache. Es steht ihm eine große Menge von Sprüchwörtern zu Gebote, und er liebt es, von ihnen in seinen Predigten häufigen Gebrauch zu machen. Auch werden seine eigenen Worte oft sentenzenartig. Häufig folgt ein Sprüchwort dem andern Schlag auf Schlag. Im „Freund in der Noth" lesen wir kurz hinter einander: Rechte Freundschaft unter Brüdern ist ein seltsam Wildpret; gehe nicht in das Haus deines Bruders, wenn es dir übel geht (Spr. Sal. 27); ein verlegter Bruder hält härter, denn eine feste Stadt (Spr. Sal. 18); viel Schwäger, viel Knebelspieße; Freunde in der Noth gehn 25 auf ein Loth; Landsmann, Schandsmann. 69) Außerdem war seine Sprache bilderreich und voller Gleichnisse. In einem Traktate schildert er, wie es scheint mit

den Worten, die er in einer Predigt gebraucht, die Pein der Verdammten in der Hölle. Er rollt hier ein Bild nach dem andern vor den Augen der Leser auf, indem er sagt: „Wenn das ganze baltische und oceanische Meer voller Tinte wäre, wenn ein Papier oder Pergament wäre so groß als Himmel und Erde, wenn so viel gelehrte Leute wären, als Sterne am Himmel, und hätten so viel Federn, als im Sommer Gras und Blumen auf dem Felde und Blätter auf den Bäumen sind, so könnten sie langer Zeit nicht beschreiben, wie groß die Pein der Verdammten in der Hölle sei... Was wäre das für eine Pein, wenn einer eine ganze Stunde lang einen Finger halten sollte in ein brennendes Wachslicht? Was wäre das für eine Pein, wenn einer eine ganze Hand einen Tag lang sollte in einer Feuersgluth halten? Was wäre das für eine Bein, wenn einer mit seinem ganzen Leibe in einem feurigen Ofen 100 Jahre nach einander brennen, und doch nicht verbrennen sollte? Allein was sind 100 Jahre gegen die Ewigkeit? Jch weiß, daß ihr in der Rechenkunst wohl erfahren seid. Allein vergebt mir, daß ich euch einmal examinire in dem Stück, darin die Rechenmeister am ersten ihre Schüler exerciren. Saget mir, ob ihr auch eine große Summe Zahlen aussprechen könnt? Ich will euch ein Exempel aufgeben. Sagt

Delze, Balthasar Schuppe.

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mir, wenn ein großer breiter Zettel wäre, so lang, daß er um den ganzen Erdkreis ginge, und stünden darauf 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 und so viel Nullen dabei, als auf diesen Zettel gehen könnten: meint ihr wohl, daß ihr diese Zahl aussprechen wollt? Wenn ihr sie aber aussprechen könntet, so wäre diese von dem allerbesten Rechenmeister so schwerlich ausgesprochene Zahl gegen die Ewigkeit zu rechnen eben als wenn euch einer zehnmal hunderttausend Reichsthaler schuldig wäre, und wollte euch einen Pfennig auf Rechnung geben. Wenn Noah und alle Patriarchen, wenn Moses und alle Propheten, wenn Paulus und alle Apostel, wenn Gabriel und alle Engel und Erzengel jego hierher kämen, so würden sie nicht genugsam aussprechen und beschreiben können, was für eine lange Zeit die Ewigkeit sei. Allein was sag ich, daß die Ewigkeit eine lange Zeit sei? In der Ewigkeit ist keine Zeit, kein Jahr, kein Tag, kein Anfang, kein Ende. Wenn so viel Jahre ver= flossen wären, als Haare auf den Köpfen gehabt haben alle Menschen, welche von Anfang der Welt gelebt, und bis zu deren Untergang leben werden, so wäre es noch nicht die Ewigkeit, sondern die Ewigkeit wird währen so lang als Gott wird sein. Aber wer will mir doch dies einige Wort Ewigfeit erklären und auslegen? Solch Erkenntniß ist

mir zu wunderlich und zu hoch; ich kann es nicht begreifen. Wenn ihr in einem schönen köstlichen Bette, zugerichtet von den allerbesten Flaumen und Federn, welche die Schiffer aus Jsland bringen, geziert mit köstlichen seidenen Vorhängen, bestreut mit allerhand schönen wohlriechenden Blumen 100 Jahr nach einander liegen, und wenn ihr wohl geschlafen, mit den allerköstlichsten Speisen euren Hunger im Bett und mit dem besten Wein euren Durst stillen solltet, so würde euch doch die Zeit lang werden. Aber wie geht es rachgierigen, unversöhnlichen Leuten in der Hölle? Sie liegen nicht in einem weichen Bette, sie sißen nicht auf einem Misthaufen wie Hiob, sondern sie sizen in den höllischen Flammen! Wenn sie 100,000 Jahre ihre unaussprechliche, unausdenkliche Marter und Qual werden ausgestanden haben, und werden an das Wort Jesu gedenken, so werden sie eine neue Hölle empfinden mitten in der Hölle. O Ewigkeit, wer kann dies Wort mit seiner Zunge-recht aussprechen, und mit seinem Verstande recht begreifen?" 70)

Wie er schon in seinen Vorlesungen durch frappante Wendungen die Spannung seiner Zuhörer gesteigert hatte, so bediente er sich auch wohl auf der Kanzel folcher Mittel. Bald nach seiner Ankunft in Hamburg begann er einmal feine Predigt mit den Worten: Ihr meine lieben Zu

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