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scheds Witzbold Nisus entspricht, auch einige Züge vom Prahler u. s. w.

2. Motive der Handlung. Wir begnügen uns mit einer Übersicht der wichtigsten Berührungen. Stehend ist:

a) Die Art der Liebes werbung und Liebesbezeugung:

aa) Der Schäfer zählt seine Fähigkeiten und Tugenden auf: Atal. I 1. Elis. I3;

bb) er verspricht oder bringt seiner Schäferin Geschenke: Atal. I 1. Bräutig. IV 2 (vgl. I 1). Braut IV 5. Elis. I 6-7 (vgl. Scene 3);

cc) er versichert, dass seine Liebe nicht sinnlich sei, sondern bloss auf die Tugend der Erwählten sich gründe : Atal. I 2. Bräutig. III 6. IV 4. V 3.

b) Selbstmord versuch oder die Drohung, vor Gram sterben zu müssen: Atal. III 7. Elis. I 3.

c) Liebe aus Dankbarkeit: Atal. IV 8. Elis. III 1. d) Das Motiv des Belauschens: Myrtill verliebt sich in Atalanta aus dem Versteck (III 2-3). Elisie behorcht Daphnis, indem sie sich todt stellt (II 6). Damaren belauscht Doris und ihre Eltern (Bräutig. IV 7), der Knecht Linco den Herrn von Rispa und Sylvia bei der Verabredung der Flucht (II 4).

e) Die Wahl der Argumente gegen die Sprödigkeit: Hinweis auf die Gefahr, eine alte Jungfer zu bleiben (Elis. I 5: herausgearbeitet aus Atal. V 1; vgl. Bräutig. I6), auf das allmähliche Verblühen der körperlichen Reize (Atal. III 3. Elis. I 5). Stehend sind endlich noch:

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f) gewisse komische Motive:

aa) misslungene Kussversuche: Atal. II 1. Elis. I 3; bb) verspätete Gegenliebe der Spröden zum vormals verschmähten Liebhaber: Atal. V 6. Braut V 7;

cc) Verspottung des abgeführten Prahlers: Atal. II 6 u. ö. Bräutig. IV 8. V 5.

Ein gewisses Schema des Aufbaus stellt sich damit naturgemäss ein: eine Schmachtscene (Atal. I 3. Elis. I 3), eine Prahlscene (Atal. I 4; vgl. Sc. 6. Bräutig. I 2. Elis. I 1), eine Vorlesung über die Kunst zu lieben (Atal. I 4. Elis. I 1)

u. s. W.

Die Abhängigkeit in Ausdruck und Reim geht stellenweise bis zum einfachen Ausschreiben des Gottschedischen Stückes. Einige Belege:

Atal. I 1 (S. 369):

Ja sprich nur, was du willst auch ich geh

alles ein:

Mein Hut, mein Stab, mein Herz soll dir
zu Diensten seyn.

Bräutig. III 3 (S. 39): Ey sage was du willst.
Mein Herz, mein Hut,

Atal. I 1 (S. 370):

Elis. II 1 (S. 474):

Atal. V 1 (S. 428):

Elis. I 1 (S. 452):

Ich gehe alles ein. mein Stab soll dir zu Diensten seyn.

Denn sonsten kann man doch mit Gaben und Geschenken,

Der Schäferinnen Herz gar bald zur Liebe lenken.

Die meisten Schäferinnen
Sind sonst in unsrer Flur durch Gaben
zu gewinnen.
Du aber sollst einmal das ärgste Thier
auf Erden,
Du sollst, was meynst du wohl, zur alten
Jungfer werden.

Lass nur Elisien bey ihren grossen Heerden,
Da sie dein Stolz verschmäht, zur alten
Jungfer werden.

Von stereotypen Reimen, die sich den bekannten Triebe:
Liebe, Erden werden an die Seite stellen, tritt besonders
Possen geschossen (verdrossen, entschlossen) hervor (zuerst
Atal. I 2 S. 372).

Äusserlich scheiden sich unsere Pastoraldichter von der Mehrzahl 70) der übrigen durch den Mangel der Erwägung, dass 'man Daphnis und Daphne nicht über Lebensgrösse in Sandstein, sondern als Nippes in Porzellan bildet'71): ihre Stücke sind sämmtlich 'regelmässige' Fünfacter im Stile der gereinigten Schaubühne.

Neben all diesen Berührungen aber besteht zwischen Atalanta und ihren Nachahmungen der bereits angedeutete Abstand.

Gottsched hat das ausgesprochene Streben nach einer reicheren Verwickelung wie nach ausdrucksvoller Mannig

70) S. unten S. 30.

71) E. Schmidt, Lessing 1, 117.

faltigkeit der Charaktere 72) und wenn die Lösung des Knotens bei ihm schwächlich genug erfolgt, steht jedenfalls ein interessantes psychologisches Problem im Mittelpunkte der Handlung. Der Bräutigam ohne Braut und die Braut ohne Bräutigam beruhen auf Lustspielmotiven für kaum einen Act und sind nur durch stetige Wiedererzählung des bereits scenisch Vorgeführten, wie sie bei Gottsched nur einmal vorkommt 73), zu solchem Umfange aufgeschwellt. Der Versuch Uhlichs, die Handlung dadurch zu bereichern, dass er, wie bereits erwähnt, Elisie sich zuerst in Daphnis verlieben lässt, steht in der Ausführung tief unter dem Vorbilde und zerstört völlig die Ökonomie des Catsschen Stückes.74) Während bei Gottsched bloss Atalantens Vater mit einer wichtigen Erklärung in die Handlung eingreift, langweilt im Bräutigam auch Doris Mutter und in der Braut auch der Vater des Freiers mit leerem Geschwätze, damit äusserlich die Neunzahl der Mitspieler hergestellt sei.

Die hausbackenen Stellen des Gottschedischen Stückes erscheinen für die Nachahmer verhängnissvoll: theils kehren solche Motive bei diesen gesteigert wieder; theils gibt ihnen eine epische Anspielung der Atalanta Stoff für ganze Scenen. So sagt Atalanta zum schmachtenden Corydon (I 3 S. 375 f.): Wie, hast du nichts zu thun? Geh! fleuch den Müssiggang! Wer sich zu schaffen macht, dem wird der Tag nicht lang:

72) Vgl. DS. 3, XII und unten. Der letzteren dient auch das Hereinziehen der Eltern in die Handlung, was Gellert im Vorbericht zum 'Band' (Sammlung vermischter Gedichte von C. F. G., Leipzig 1756, 1, 73 ff., Sämmtl. Schriften, Leipzig 1769, 3, 433 ff.) eingesteht; vgl. auch Rost an Gottsched 3. Juni 1741 (Danzel, Gottsched S. 174).

73) Atal. IV 6 verglichen mit der 4. und 5. Scene desselben Actes. Dagegen beabsichtigt die epische Wiederholung der Kusscene II 2 in II 3 einen komischen Effect.

74) Überhaupt hat nach Gottsched nur noch Mylius in seiner Schäferinsel (Vermischte Schriften des Hrn. Christlob Mylius, gesammelt von Gotthold Ephraim Lessing, Berlin 1754, S. 472 ff., Die Deutsche Schaubühne zu Wien nach alten und neuen Mustern, Wien 1749, 21761, Bd. 1 Nr. VI), die übrigens als blosse Maskerade für uns nicht weiter in Betracht kommt, mit den Motiven der Kinderverwechselung und Geschlechtsliebe zwischen Geschwistern eine ähnliche 'Verwirrung' in Scene zu setzen gewusst.

Doch wer stets müssig geht, der heckt verliebte Grillen,
Die endlich den Verstand mit lauter Thorheit füllen.
Scheel Stäbe, flicht auch was von Binsen oder Stroh!
Wie hier der Nisus thut, und plage mich nicht so.

Aus diesem prosaischen Hinweis auf das praktische Leben wird nun bei Uhlich (Elis. I3 S. 458) Folgendes:

Erzähle mir dafür, was deine Mutter macht;

Hat ihr dies Jahr der Flachs auch etwas eingebracht? Wird sie den weissen Kohl nunmehro bald behacken? Wenn bricht sie ihren Hanf? Wenn wird sie wieder backen? Und wenn in der Atalanta etwa zehn- bis vierzehnmal von Brautleuten, von Freien und Jawort, 'Hochzeitkerzen' und Hochzeitschmaus kurz die Rede ist, lässt Uhlich (auch hierin unabhängig von seiner Vorlage) den Daphnis in einer eigenen Scene (II 2) bei Palämon um Elisie anhalten, nachdem der Anonymus in der Copirung der erbärmlichsten Alltagsnatur bereits das Höchste geleistet. Corydon freit um Doris beim alten Titirus, der ohne seine treue Corinne nichts beschliessen mag, berichtet dabei über seinen Besitzstand, speciell auch über sein mütterliches Erbtheil (II 4-5), vergisst aber nach der Aussteuer des Mädchens zu fragen und wird deshalb von seinem Vater Damon ausgescholten (II 7). Doris wieder lässt sich zwar von ihrer Schwester, der unausstehlich altklugen und hausbackenen kleinen Fillipella, nicht bereden, Corydon seines Reichthums halber zu nehmen (I 6), ist aber auch viel zu praktisch, um dem unbemittelten Damaren ohne Bedenkzeit das Jawort zu geben (III 6. IV 4). Man höre einmal diese 'artige junge Schäferinn' (III 6 S. 50 f.):

Wer in der Ehe will vergnügt und ruhig leben,
Muss auf zwey Stücke erst genaue Obsicht geben.
Zuerst will ich von dem, der mich zu freyen denkt,
Ein Herze, das sich mir nur ganz alleinig schenkt

Fürs andre, muss sich auch der, der mich liebt, erklären.
Wie er vermögend sey mich ehrlich zu ernähren.
Wer in den Ehstand eilt, und hat nicht vorher Brodt,
Lebt alsdann kümmerlich, und um und um in Noth.

Vor ihren Eltern macht die Besitzfrage erst recht Schwierigkeiten; Titirus ist gleich Corydons Vater Damon ein Geiz

hals, der dem jungen Paare keine Unterstützung geben mag und nur reiche Heiraten gerne sieht. Erst Damarens wohlhabender Bruder Mirtill erzielt eine Einigung durch den Vorschlag: Doris Brautstand solle zwei Jahre währen; gelange Damaren inzwischen zu keinem grösseren Besitz, so wolle er ihm dann durch das Geschenk einer Heerde von fünfzig Schafen die Heirat ermöglichen (V 4). In der Braut lässt der Dichter sogar in die Küche blicken, wo 'die alte Chloris seit drei Stunden prudelt' (IV 5 S. 134); gleich im Eingang (I 2) wird über die 'guten Trachten' berichtet, die zum Hochzeitmahl bestimmt sind, und am Schluss (V 7 S. 157) versichert, dass bei diesem der Priester zugegen sein werde: wir fühlen uns ganz in der Atmosphäre jener Komödie, die 'Alles so ehrlich heraussagt'.

Hirtenbeschäftigung tritt für die leidenschaftliche Jägerin Atalanta naturgemäss in den Hintergrund; so findet Derartiges bei Gottsched nur an wenigen Stellen Erwähnung; die übrigen Stücke haben am Melken und Schafeschwemmen, an Kühen und Kälbern, Böcken und Ziegen einen ergibigen. Gesprächsstoff.

Gottscheds Schäfer sind in Reden und Thun ungeschlacht, wie es nicht anders zu erwarten ist: Damon erntet für den Versuch, Atalanta zu küssen, eine Maulschelle (II 2); die Geliebte wird galant genug 'ein Wunderthier' genannt (I 1 S. 370), während diese selbst die Schäfer als 'Geschmeisse' bezeichnet (V 1 S. 427); 'Pinsler', 'plumper Schäferknecht' sind Schimpfwörter zwischen Nebenbuhlern (I 4-5), 'was Henker', 'der Geyer' beliebte Redensarten. Ausser entsetzlich schwerfälligen Constructionen: 'Du weist ja, meine Triebe Gehn bloss und schlechterdings auf Atalantens Liebe' (II 5 S. 394) 'Das angenehme Kind ist theils an Schönheit reich theils tugendhaft gesinnt' (III 4 S. 404) stören vulgäre Wendungen wie der Gebrauch eines Dativs, der der Schriftsprache fremd ist: 'Ich mach dir einen Vers aus Fabeln und Geschichten' (I 1 S. 370), Provincialismen: Du kamest blind' (II 4 S. 392) 75) 'So thut es dennoch mir in keinem Stücke Tort' (III 5 S. 406)76)

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75) Vgl. DWB. 2, 123 f. Nr. 18.
76) Vgl. Albrecht a. a. O. S. 223 f.

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