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halben zufrieden gibt. Schlegel tritt auf die Seite des letzteren, insofern er dessen Schäfergedichte zum Theil vor St. Mard zu retten sucht173) und ein gewisses Mass von esprit als für die Schäfer zulässig erklärt. 174) Die Wahrscheinlichkeit seines Arkadiens ist dagegen eine hypothetische wie die jeder anderen möglichen Welt.

Es erhebt sich die Frage nach dem Verhältniss dieser Anschauungen zu denjenigen Gottscheds. In der Satire lässt Schlegel Hanns Görge und Nisus über Fontenelle als einen Kerl schimpfen, der den Geschmack verderbe, indem er ihn vom Natürlichen auf das Poetische zu bringen. suche'. 175) In Wirklichkeit hatte Gottsched Fontenelles Discours bereits 1730 in deutscher Übersetzung herausgegeben176) und für das einschlägige Kapitel der Critischen Dichtkunst als Hauptquelle benützt. 177) Aber wie er die Addisonschen Spectatoraufsätze und Fontenelles Réflexions sur la Poétique übertragen zu lassen naiv genug war178), ist ihm wohl auch der Unterschied zwischen Fontenelles Idyllentheorie und der seinigen nicht zum Bewusstsein gekommen. Er schreibt vom Franzosen die historisch-kritischen Partien, theilweise wörtlich 179), ab; trotzdem zeigen sich auch

173) 1S. 399 ff. 2 S. 504 ff.

174) 1S. 399. 2 S. 500 ff.

175) S. 40; vgl. S. 45. 50 Anm.

176) Herrn Bernhard von Fontenelle Gespräche von mehr als einer Welt... übersetzt. . von Joh. Chr. Gottscheden . . . Andre Auflage (Leipzig 1730) S. 219-56 S. 577-605 in: Herrn Bernhards von Fontenelle.. Auserlesene Schriften. . an's Licht gestellet von Johann Christoph Gottscheden. Leipzig 1760.

177) Dagegen ist es ganz äusserlich, wenn er in der Vorrede zu CD. Remond de St. Mard in sein Quellenverzeichniss aufnimmt und bei der Ekloge auf Genests Dissertations sur la poësie pastorale, A Paris MDCCVII, verweist.

178) Über ihre Bedeutung für die Poetik der Schweizer vgl. Servaes Die Poetik Gottscheds und der Schweizer. Strassburg 1887 (Quell. u. Forsch. LX) S. 64 f. 148 f.

179) So sagt z. B. Fontenelle über Vergils 6. Ekloge: 'C'est Silène qui fait tout ce discours bizarre. Virgile dit que le bon homme avoit beaucoup bu le jour précédent; mais ne s'en sentoit-il point encore un peu?' Bei Gottsched heisst es: 'Alles das singt Silenus, von welchem der Poet vorhin erzählte, dass er vorigen Tag einen Rausch gehabt. Es könnte, wie Fontenelle scherzet' dieser Zusatz findet sich erst

hier schon Abweichungen, die der entgegengesetzten Auffassung der Schäferpoesie entsprechen: Gottsched tadelt nur die 'Grobheit' der theokritischen Idyllen, nicht aber wie Fontenelle auch die ländlichen Züge. Gottsched will wirkliche Schäfer, die sich nach ihrer Einfalt schmücken, aber nichts von Seide wissen 180); die Schäfer Fontenelles führen in Seidenkleidern, die von Bauernkleidern nichts als den Schnitt haben und mit Bändern und Spitzen verbrämt sind, eine Maskerade auf.181) Darnach muss die Bemerkung von Servaes 182) eingeschränkt werden, Gottsched habe in seiner Idyllentheorie das Nachahmungsprincip dem Moralitätsprincip aufgeopfert. Gottsched leugnet allerdings gleich Fontenelle die Zulässigkeit des modernen Landvolks als Darstellungsobject der Ekloge, braucht aber keineswegs mit einer bloss halben Wahrscheinlichkeit vorlieb zu nehmen, weil seiner Überzeugung nach jenes 'unschuldige' und 'ungekünstelte' Schäferleben, welches die Idylle fordert, 'vor Zeiten' wirklich 'in der Welt geführet worden'.183) Während darum Fontenelle die Quelle unseres Vergnügens an dieser Dichtgattung lediglich in dem durch unschuldige Liebe sanft bewegten Müssiggang und der daraus entspringenden Glückseligkeit der Schäfer erblickt, keineswegs aber in dem Hirtenleben als solchem, enthält Gottscheds enthusiastische Schilderung des menschlichen Kindheitsstandes 184) die meisten jener eigentlich pastoralen Motive wie das Schenken von Lämmern, das Schnitzen von Hirtenstäben, welche Zielscheiben des Schlegelschen Spottes sind. Auch in Einzelheiten bestehen Differenzen: Fontenelle verlangt, dass die Liebe der Schäfer von Hoffnung begleitet sei, und schliesst Eifersucht aus 185); Gottsched lässt diese wie die Unempfindlichkeit der Schönen doch bis zu einem gewissen Grade zu.186)

in der 3. Aufl. S. 485 'nach dem itztbeschriebenen Inhalte seines Gesanges leicht seyn, dass er etwas zu frühe aufgewecket worden.'

180) CD. S. 483 f. (§ 7).

181) Oeuvres 5, 34.

182) a. a. O. S. 22.

183) CD. 3 S. 481.

184) a. a. O. §§ 4—7.

185) In Gottscheds Übertragung S. 585.

186) CD. S. 484 (§ 7).

Beide erklären sich gegen Häufung von Gleichnissen in der Schäfersprache 187); aber wenn Fontenelle den Gebrauch von Sprichwörtern damit in eine Reihe setzt (a. a. O.), empfiehlt Gottsched die letzteren (ebda.). Nichtsdestoweniger ist Gottscheds Theorie im Kerne eben so idealistisch wie die des Franzosen; nahm er im Hinblick auf die Sage von einem goldenen Zeitalter der Menschheit für das poetische Schäferthum historische Wahrscheinlichkeit in Anspruch, so war er doch auf phantasievolle Construction dieses Urzustandes angewiesen, und es erklärt sich nur aus seinem dichterischen Unvermögen, dass er als Bukoliker so gar nichts von der besonderen Anmuth' erreicht hat, die seine Theorie von Schäfergedichten verlangt. Manche seiner praktischen Widersprüche gegen dieselbe bleiben freilich völlig unbegreiflich wie Corydons Selbstmordversuch in der Atalanta, da in der Critischen Dichtkunst (3. Aufl. S. 484. 495) das Erhenken' ausdrücklich verpönt und noch im BatteuxAuszug 188) wieder Neukirchs Thyrsis wegen der Äusserung: 'So weiss ich Armer nicht was weiter übrig ist, Als dass ich meinen Rumpf an einen Eichbaum henke'189) vom moralischen Standpunkte aus verurtheilt wird. Mit Gottsched trifft Pyra auch in der Auffassung der Ekloge zusammen; die Wand, an der diese im Tempel der wahren Dichtkunst sitzt (vgl. oben Anm. 82), zieren Gemälde aus dem althebräischen Patriarchenleben.

Elias Schlegel, in dessen ästhetischen Untersuchungen die Frage nach dem Stoff hinter derjenigen nach der Form im höheren Sinne bis zum Jahre 1747 zurücksteht190), begründet in dem Schreiben über die Comödie in Versen seinen Einspruch gegen uneingeschränktes Nachahmen u. a. mit dem Hinweis auf die nothwendige Idealisirung des Hirtenlebens 191); dass er den Gegenstand der

187) CD. 3 S. 499 (§ 23). Fontenelle bei Gottsched S. 602.
188) S. 145.

189) Gottscheds Ausgabe S. 300.

190) J. v. Antoniewicz in der Einleitung zu Johann Elias Schlegels Ästhetischen und dramaturgischen Schriften, Heilbronn 1887, Deutsche Litteraturdenkmale 26, CXXI 1; vgl. S. CLXIII.

191) D. Litt.-Denkm. 26, 14.

Schäferpoesie auch später nicht ausserhalb der Wirklichkeit. suchte, zeigt die von Adolf getadelte 192) Gleichstellung der Schäferspiele mit Komödien, in denen Handlungen niedriger Personen die Leidenschaften erwecken.193) Der Vorkämpfer des Vergnügens als des Endzweckes der Nachahmung 194) benöthigt die Zuflucht zu einer möglichen Welt auch nicht aus Rücksichten der Wahrscheinlichkeit. Im übrigen ist eine allegorische Alexandrinerekloge (Werke 4, 156 ff.) und eine Hirtencantate der 'Belustigungen' (6, 463 = Werke 4, 207 f.) in der Auffassung des Schäferstandes durch nichts ausgezeichnet.

Neben ihm sind aus Gottscheds Kreis noch zwei Mitarbeiter der Belustigungen zu nennen. Mylius brachte im 28. Blatt seines Freygeist 195) unter dem 12. Heumonat 1745 einen Aufsatz über die Schäferpoesie, der nahezu wörtlich ein Jahr später in den Hällischen Bemühungen196) Aufnahme fand. Seine Bemerkungen über die Anfänge der Gattung sind eben so albern wie sein Vorschlag zur Verbesserung künftiger Schöpfungen in diesem Gebiete: es solle 'ein vollkommener Kenner des Charakters aller Arten von Schäfergedichten, nach dem Inhalte der Muster der guten alten und neueren Schäferdichter, eine Geschichte von Arkadien' als Richtschnur für die Poeten verfertigen und herausgeben. 'Das Hauptwerk' der Schäferpoesie ist ihm die 'unschuldige Liebe' als eine 'feine' Leidenschaft; die groben und heftigen bleiben der Tragödie und Komödie. Was von Schafen, Fluren, Horden, Hunden, Singen, Spielen und dergleichen

192) Batteux 1S. 318. 2 S. 409 f.

193) Werke 3, 276. D. Litt.-Denkm. 26, 207.

194) Im Anhang zu den von Antoniewicz (a. a. O. S. XXXVII. f. Anm.) registrirten Einflüssen St. Mards auf E. Schlegel möchte ich hier nochmals darauf hinweisen, dass dieser (Oeuvres 4, 143 ff.) das Vergnügen an den poetischen Schäfern als hinreichende Rechtfertigung ihrer Unähnlichkeit mit wirklichen Bauern bezeichnet hatte. Adolfs Polemik gegen diese Ausführungen St. Mards zeigt, wie wenig der jüngere Bruder die Ästhetik des älteren wirklich erfasst hat.

195) Der Freygeist, eine Wochenschrift auf das Jahr 1745. Leipzig, bey Johann Gottlieb Crull, 1746 S. 109 ff.

196) Bemühungen zur Beförderung der Critik und des guten Geschmackes, 15. Stück 1746 S. 641 ff.

mit dem Schäferleben, als Schäferleben, verbundenen Dingen, darinne vorkömmt, das muss mässig, und nur deswegen angebracht seyn, damit das bey den Liebenden vorausgesetzte Schäferleben eine Wahrscheinlichkeit habe, und allerley, was bey der Liebe vorkömmt, unter angenehmen Bildern vorgestellet werden könne.' So erscheinen ihm die meisten Schäfergedichte den Vergilschen Eklogen gegenüber als 'Ochsen-, Küh- und Schweinhirtengedichte'; er erklärt sich aber auch gegen diejenigen, die 'die arkadischen Fluren in Paris, Dresden und Leipzig und die Sprache der Schäfer in die Sprache der Bürger, Edelleute, Fürsten und Soldaten' verwandeln. Der Standpunkt ist nicht Gottschedisch, insofern Mylius nur von einem 'erdichteten' Arkadien spricht.

Ästhetisch gereifter als es seine Schäfergedichte 197) vermuthen lassen, spricht Ch. F. Zernitz über Natur und Kunst in Schäfergedichten'. Richtig erkennt er im Gegensatz zu A. Schlegel den sentimentalen Charakter des Idylls und findet ein solches auch da, wo nicht von Arkadien die Rede ist:

Wen rührt Heräus nicht, wenn er von Lappen sang,
Das macht der Lappe lebt natürlich ohne Zwang.
Die Einfalt der Natur und ein zufriednes Leben,
Die sinds, die Hallers Lied von Alpen Reizung geben.

Arkadien ist jeder grüne Wald und jede stille Flur; der Dichter braucht nicht in ferne Zeiten zu gehen: 'Er bilde die Natur und schmücke die durch Kunst.' Zernitz paraphrasirt dies in Sätzen, wie man sie für diese Zeit kaum erwarten sollte:

Und soll ein Werk der Kunst ein gründlich Aug erfreun,
So muss bloss die Natur in ihm die Seele seyn.
Natürlich muss die Kunst ihm Reiz und Stellung geben.
Die Kunst giebt ihm die Zucht, Natur muss es beleben.

197) Zwei davon erschienen in Schwabes Belustigungen: 2, 318 f., 3, 343. Sie wie Zernitzens sonstige Poeme veröffentlichte A. G. Uhlich 1747 als 'Christian Friedrich Zernitz Versuch in Moralischen und Schäfergedichten, Nebst dessen Gedanken von der Natur und Kunst in dieser Art der Poesie'. Hamburg und Leipzig 1748. Die 'Gedanken', ein Lehrgedicht in Alexandrinern, füllen S. 1-17.

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