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Guarinis Pastor Fido) und d'Urfés Astrée 10) (1619) war 1624 unter dem Eindruck des letztgenannten berühmten pastoral allégorique die Gründung einer Académie de vrais amants im Schoose der Fruchtbringenden Gesellschaft gefolgt.11) Die deutschen Renaissancepoeten Weckherlin und Opitz 12) werden als solche die Begründer einer allegorischen Hirtendichtung, die sich in Nürnberg selbst zum 'Rahmen für Feuilletons in Poesie und Prosa' 13) gestaltet. Der Schäferroman tritt um die Mitte des Jahrhunderts gegen den heroisch - galanten zurück, und das ganz oder theilweise componirte Schäferstück theilt das Schicksal der Oper überhaupt, um erst im späteren Singspiel 14) wieder aufzuleben;

schen Edelmann. Nun aber auss dem Frantzösischen in Teutsch gebracht durch F. C. V. B... Getruckt zu Mümpelgart in verlegung Petern Fischers 1595.

*) Pastor Fido. Ein sehr schön, lustige vnd nützliche TragicoComoedia. Erst in italiänischer Sprach... Beschriben und Dedicirt Von Baptista Guarino. Jetzo aber in vnser Teudsche Sprach mit fleiss vertirt vnd in Reimen verfasset, Durch Eilgerum Mannlich. Mühlhausen, bey Joh. Stang. 1619.

10) Von der Lieb Astreä vnd Celadonis Einer Schäfferin vnd Schäffers.. durch den Herrn von Urfée in Frantzösischer Sprach an Tag gegeben vnd. . den Teutschen Liebesley denten in Teutsche Sprach versetzt durch J. B. B. V. B. Gedruckt zu Mümpelgart, durch Jacob Foilet vnd zu verkaufen bei Paul Ledertz, Buchhandl. Anno M.DC.XIX. Über die damalige culturelle Bedeutung Mümpelgarts vgl. Höpfner, Reformbestrebungen auf dem Gebiete der deutschen Dichtung des XVI. und XVII. Jahrhunderts, Berlin 1866, S. 31.

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Das

11) Barthold, Geschichte der Fruchtbringenden Gesellschaft, Berlin 1848, S. 138 ff. und desselben Verfassers: Die geschichtlichen Persönlichkeiten in Jacob Casanovas Memoiren, Berlin 1846, 2, 21 f. Original des Stiftungsbriefes, d'Urfés Antwort wie das Begleitschreiben des Vermittlers Herrn von Borstel ist jetzt neu gedruckt durch H. Welti: Zeitschrift f. neufranz. Sprache und Litteratur 5, 107 ff.

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12) Weckherlins Eklogen stehen in der Ausgabe von 1684, Amsterdam, Jansson, S. 753-797, Opitzens schäferliche Liebeslieder im 4. Buch der Poetischen Wälder, in Fellgibels Ausgabe, Breslau 1690, 2, 183 ff. Über die ungedruckten Eklogen des Casseler Medicus Johannes Rhenanus vgl. Höpfner a. a. O. S. 39.

13) Borinski, Die Poetik der Renaissance, Berlin 1886, S. 231. 14) Interessant ist es, dass 1774 J. W. Schöpfel seinen Palämon (ein Schäferspiel mit Gesängen in zween Akten von J. W. A. Sch. Frankfurt u. Leipzig bei Christian Gottlieb Hertel 1774) eingestandener

dauernd erhält sich dafür die Beliebtheit bukolischer Einkleidung der Lyrik, selbst der des geistlichen Liedes (Spee, Scheffler), die durch litterarische Gegensätze und Modenwechsel wenig berührt wird. Wie in Frankreich eine Vorstufe der galanten Lyrik, mit welcher sie gegenüber dem Volks- und Gesellschaftsliede vor allem den frauenfreundlichen Zug gemein hat 15), und in dieselbe als Hirtencantate fest eingegliedert 16), erobert die Schäferpoesie doch auch in volksthümlichen Liedersammlungen ihren Platz. Wie die galante Lyrik eine Doppelströmung aufweist 17), dichten Marinisten sowohl als Gegner des Schwulstes in bukolischer Form. Wenn von den letzteren Christian Weise bis auf ein vereinzeltes schäferlich-mythologisches 'Sangspiel' 18) auf die pastorale Poesie überhaupt Verzicht leistet, kleidet sich zuweilen die Ovationsdichtung der Hofpoeten gleich der massen (S. XVII f. der Vorrede) mit Gesängen untermischt, damit das Stück 'unter der Gestalt der Operette bey dem Theater nun den Zutritt finde, den man ihm im entgegengesetzten Falle noch viele Jahre lang verweigert haben würde'. Über Ch. F. Weisses ländliche Singspiele als Vertreter des Schäferstücks vgl. auch E. Schmidt, Anzeiger f. deutsches Alterth. u. deutsche Litt. 7, 79.

15) Vgl. von Waldberg, Die galante Lyrik, Strassburg 1885, Quellen und Forschungen 56, 5. 30. 33 f. 60 f. Anm. 100 f. Über den Zusammenhang von d'Urfés Astrée mit den späteren Bestrebungen des Hôtel de Rambouillet s. Lotheissen, Geschichte der französ. Litteratur im XVII. Jh., Wien 1878, 1, 146. 153 ff.

16) Johann George Neukirch, Anfangs-Gründe zur Reinen Teutschen Poesie Itziger Zeit u. s. w., Halle 1724, S. 887. [Neumeister und Hunold-] Menantes, Die allerneueste Art zur Reinen und Galanten Poesie zu gelangen, Hamburg 1722, S. 347 f. Hinsichtlich der Einordnung der sonstigen Formen scheint Schwanken zu bestehen: B. Neukirch bringt in seiner Sammlung: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bisher ungedruckte Gedichte (Bd. 1–6, Leipzig 1695-1709) die Schäfergedichte nicht nur unter die einander gleichartigen Rubriken der Verliebten Gedichte (1, 50 ff. 67 ff. 72 ff. 3, 63 ff.), Galanten Gedichte (2, 11 ff.) oder Galanten und verliebten Gedichte (z. B. 4, 81 ff.), sondern scheint einzelnen, oft in demselben Bande, eine Sonderstellung unter den Vermischten Gedichten (vgl. z. B. 2, 330 ff. 3, 357 ff. 4, 317 ff. 6, 207 ff.) anweisen zu wollen. Schäferliche Hochzeitsgedichte (wie z. B. 3, 151 ff.) wurden natürlich eben so wenig als die sonstige Gelegenheitsdichtung je zur galanten Poesie gerechnet. 17) von Waldberg a. a. O. S. 25.

18) Die betrübte und getröstete Galathee (1674).

sonstigen Gelegenheitsreimerei ins Schäfergewand 19); Wernicke besingt in vier Eklogen zwei Todesfälle, eine Geburt und eine Vermählung 20), und selbst Günther verfertigt nicht nur in fremdem Namen' ein Pastorell auf ein Hochzeitsfest 21), sondern 'erinnert sich' auch der vorigen Zeiten und guter Freunde unter einem Schäfergedicht' 22) und will in einem anderen echt conventionell seine Grabschrift in einen Baum schneiden. 23) Die Anfänge der Anakreontik beschleunigen den Niedergang der galanten Poesie: die Schäferdichtung begegnet einem verwandten Element. So ist bei Hagedorn und den jüngeren Hallensern beides verbunden24); so verschlingen sich in Gessners Idyllen mit biblischen und Klopstockschen anakreontische Fäden 25), und wenn die pastorale Lyrik doch eine gewisse Beeinträchtigung erfährt, herrscht die Schäferpoesie jetzt wieder im Bereiche des Dramas und erringt dann als Prosaerzählung nie dagewesene Erfolge.

19) Vgl. z. B. Königs Schäfergedicht auf die hohe Geburt eines Chur-Sächss. Printzen (Des Herrn von Königs Gedichte... gesammlet und herausgegeben [von Joh. Christoph Rost], Dressden 1745, S. 39 ff.) und B. Neukirchs Schäfergedancken bey einer jagt Seiner Königl. Majestät in Preussen (in der oben citirten Sammlung Neukirchs 6, 207 ff., in Gottscheds Ausgabe: Herrn Benjamin Neukirchs... auserlesene Gedichte..., Regensburg 1744, S. 294 ff.).

20) Überschrifte oder Epigrammata In acht Büchern Nebst einem Anhang von etlichen Schäffer-Gedichten ..., Hamburg 1701, S. 165 ff.

21) Sammlung von Johann Christian Günthers aus Schlesien bis anhero herausgegebenen Gedichten... Vierte Auflage, Breslau und Leipzig 1746, S. 1134 ff.

22) A. a. O. S. 190 ff. Bei Fulda, Die Gegner der zweiten schlesischen Schule 1, 141 ff.

23) Sammlung S. 319 ff.

24) Vgl. unten.

25) Scherer, Litteraturgesch. S. 430. Die Verbindung von Schäferthum und Anakreontik bei Gessner empfanden die Zeitgenossen sehr deutlich; vgl. z. B. die unten citirte Abhandlung J. A. Schlegels im Anhang der 2. Aufl. seiner Batteux-Übertragung (Batteux... Einschränkung der schönen Künste auf einen eintzigen Grundsatz. Aus dem Französischen übersetzt und mit einem Anhange einiger eigenen Abhandlungen versehen. Zweyte, verbesserte und vermehrte Auflage. Leipzig 1759) S. 468 Anm. Bekannt ist, dass zu Gessners ersten poetischen Leistungen anakreontische Lieder gehörten.

Die mit dem Charakter des jeweiligen Stoffes zum Theil unmittelbar gegebenen Eigenthümlichkeiten des Stiles wurden der Hauptsache nach bereits angedeutet: die Natur wird meist idealistisch-elegisch beschrieben, das urwüchsige Leben und Fühlen einfacher Menschen in realistischem Genrebilde, oft satirischen Anstrichs, festgehalten; der allegorische Hirtendichter aber, der den überfeinerten Städter in erlogenem Schäfergewand nicht verleugnen will oder kann, kommt im besten Fall über graziös - sentimentale Natur- und Empfindungsmalerei nicht hinaus.

Zu diesen charakteristischen Momenten tritt als ein mehr zufälliges noch das Fehlen einer feststehenden Form, indem diese zwischen Epos, Lied und Drama, zwischen Prosa und Versen schwankt.

Kein Wunder, dass bei solch innerer und äusserer Verschiedenheit der poetischen Erzeugnisse, die aus Alterthum und Neuzeit unter den Namen des Idylls, der Ekloge, des Hirtengedichtes vorliegen, eine Poetik, die das Wesen der einzelnen Dichtungsgattungen dogmatisch zu bestimmen suchte, sich auf einem Gebiete, wo auch Aristoteles im Stiche liess, nicht zurecht zu finden vermochte, und dass das unvergleichliche Muster, das in Theokrits Idyllen der poetischen Nachbildung sich darbot, der wiedererwachenden deutschen Litteratur einstweilen so gut wie verloren blieb.

Unter diesem Gesichtspunkt wird in vorliegender Arbeit. der Versuch gemacht, einem auch an sich nicht ganz unerfreulichen Dichtungsgebiet die historische Würdigung angedeihen zu lassen. Die Entwickelung des Idylls des achtzehnten Jahrhunderts, insoweit sie sich im besonderen Stoffkreise einer idealen Schäferwelt vollzieht, und die gleichzeitigen Forderungen der Ästhetik sollen nach ihrem gegenseitigen Verhältniss zur Darstellung gelangen.

Mit Gessner erreicht die Schäferpoesie ihre relative Vollendung; er gibt zugleich mit dem Zurückgreifen auf Theokrit und der Forderung eines grösseren Realismus den Anstoss zu jenem Umschwung, der sich in Herders einsichtiger Scheidung zwischen Theokrit und Gessner auf dem Gebiete der Theorie als vollzogen darstellt. So ergeben sich die Jahre 1756 bez. 1767 als Grenzen der Be

trachtung: die Nachahmer Gessners bezeichnen eben so wenig eine wirkliche Weiterentwickelung der Schäferdichtung als das Fortleben der alten Anschauungen nach Herder für diejenige des Idylls überhaupt in Frage kommt.

1. Die deutsche Schäferdichtung von Gottsched bis auf die Bremer Beiträger.

Wir haben gesehen, wie jene irregeleitete Schäferpoesie, die eine halbe Erkennung der Antike im romanischen Auslande gezeitigt, seit Opitz, die Keime wirklicher Idyllenoder wenigstens naturbeschreibender Dichtung überwuchernd, auch die deutsche Litteratur beeinflusst, nur den allgemeinen Stilwandlungen der Renaissance-, Barock- und Rococozeit unterworfen. Aber wenn im siècle de Louis XIV. für Frankreich eine Litteratur erblüht war, die noch zur Zeit des verfallenden Classicismus auf dem Gebiete der Ekloge einen Namen wie Fontenelle aufweist, hat die Reaction gegen den Schwulst in Deutschland auch für die Schäferdichtung platte Alltagsnüchternheit und Philistrosität im Gefolge, der neben dem poetischen Geiste nun auch der immerhin nicht ganz reizlose Wortprunk abgeht. Begegnen in B. Neukirchs grosser Anthologie noch Schäferlieder wie Bessers 'Eleonora die betrübte' (2, 330 ff.), so gähnt aus der Sammlung, die der fromm gewordene Hunold-Menantes seiner galanten Vergangenheit entgegensetzt 26), bloss schäferliche Gelegenheitsdichtung entgegen, in welcher der zweimal 27) vertretene Brockes höchstens sprachlich oder durch poetischere Anschauung der Landschaft in den obligaten Naturschilderungen hervorragt; dieselben beiden Nummern aus seiner Feder sind das Beste, was die 'Poesie

26) Auserlesene und theils noch nie gedruckte Gedichte unterschiedener Berühmten und geschickten Männer zusammengetragen und nebst seinen eigenen an das Licht gestellt von Menantes. Stück 1–10: Halle 1718. 11-20: 1719. 21-27: 1720.

27) Stück 7 S. 577 ff. 12, 90 ff. Von Gedichten anderer Verfasser sei hier die im St. 27 S. 594 ff. enthaltene Hirtencantate hervorgehoben, weil die darin durchgeführte abgeschmackte Allegorie für ein Vermählungsgedicht originell erscheint: die Braut das Schaf, der Bräutigam der Hirt (der versichert, dass er ihr Herz, nicht ihre Wolle, das 'goldene Vliess', liebe!): wohl Contrafactur aus der geistlichen Lyrik.

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