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zwei abgerichtete Staare bringen; sie erwidert: 'O ich werde mich schon hüten, vor ihnen zu sprechen.' Neben solcher Schlusspointe gibt dem Traum' 219) auch die äussere Form der reimlosen Verse zugleich ein anakreontisches Gepräge. Gleim fällt auch als Bukoliker leicht in Spielerei. 220)

Kleists Amynt 221) bezeichnet durch die Verflüchtigung des eigentlich schäferlichen Elementes und den Mangel örtlicher Bezüge gegenüber jener Alexandrinerekloge, in welcher er 1745 als Menalkas 222) über die Trennung von Doris-Wilhelmine getrauert, eine Stilwandlung, die sich mit Gleims beifälliger Aufnahme der Schlegelschen Satire 223) in Zusammenhang bringen lässt — denn das kleinere lyrischepische Hirtengedicht hatte ja, wie wir sahen, bereits vor dem Auftreten der Beiträger im allgemeinen eine gefälligere Gestaltung genommen; dafür sollte der Sänger des Frühlings' die Idylle als ein Lehrer und Schüler Gessners 224) stofflich erweitern und innerlich vertiefen. 'Die Regeln des Batteux und seines Übersetzers' bezeichnet dann anfangs der fünfziger Jahre ein achtzehnjähriger Anonymus als seine Richtschnur bei der Abfassung von elf Hirtengedichten. 225) In Übereinstimmung mit Schlegel sucht er die Träger des Idylls weder unter dem modernen Landvolk noch im goldenen Weltalter, um seinerseits eine

219) II, 20 f.

220) Vgl. z. B.: 'O du geliebte liebste Liebe': Sämmtl. Werke hg. v. Körte 1, 123. Vgl. S. 112. 114 f. 132. 154 ff. 157 ff. 161. Die Originalausgabe der 'Lieder' (Zürich 1745) konnte ich leider nicht einsehen. Es empfahl sich, das chronologische Interesse dem sachlichen unterzuordnen und die drei Freunde nicht von einander zu trennen. Dazu erschienen die 'Lieder' jedenfalls zu spät für Schlegels Satire.

221) Werke hg. v. Sauer 1, 173 ff.

222) 1, 62 ff. Über das Liebesverhältniss, auf welches ich das Gedicht beziehen möchte, vgl. Sauers Einleitg. S. XVII. XXV ff.

223) Vgl. seinen Brief an Lange vom 9. Juni 1746 (Lange, Sammlung 1, 89) und den an Bodmer vom 29. April 1747 (Briefe der Schweizer S. 51 f.).

224) Vgl. Sauer 1, 16. Einl. S. XXXVIII.

225) Hirtenlieder und Gedichte, Halle im Magdeburgischen, Verlegt von Carl Hermann Hemmerde 1753, S. 4 (Exemplar in Berlin: Y1 3316).

poetische Erzählung ihres Ursprungs vorzutragen. 226) Als 'angenehmster Stand' von den Göttern dazu bestimmt, die verlorne Unschuld der ersten Menschheit zu ersetzen, sind sie die Kinder einer zweiten Schöpfung. Das neue Feld', das ihnen zum Wohnsitz bereitet ward, ist so reizend, dass sein Schöpfer Apoll vor Lust daran die Rückkehr nach dem Himmel vergass; sie selbst sind voll Unschuld, Tugend, Lust und Scherz, durch Unsterblichkeit auch vor der Trübsal des Todes bewahrt. Trotzdem erniedrigt der Verfasser diese poetische Welt zweimal zum Schauplatz für Namensund Verlobungsfeste 227), die im conventionellen Stil behandelt werden, hält als Selasmin einen Abschiedsmonolog an die 'Schäfer um den Katzbachstrand' 228) und wetteifert in einem frechen Dialoge 229) mit Rosts Schamlosigkeit. Ein Lied der Sammlung (Myrtill S. 39 ff.) gehört allerdings zu den besten der Zeit. ist aber auch von jenem lüsternen Zuge nicht frei, der in der Schäferpoesie von Zeit zu Zeit wiederkehrt. 230)

Als ein blosser Phantasieaufenthalt für Verliebte erscheint die Schäferwelt in der Dichtung: Die Liebe oder Thyrsis und Doris 231):

Ein Eyland, das von uns und unserm Himmel ferne
Kein Erdbeschreiber sah und kein Columb erfand:

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Wo durch das ewge Grün der kühlen Mirten-Wälder Kein rauher Nordwind stürmt, nur stets ein linder West Den Hauch der Zärtlichkeit freundschaftlich hören lässt. Hier versammeln sich im Tempel der Natur' die Schäfer und Schäferinnen aller Zonen um die Göttin Liebe.

226) Vgl. das Einleitungsgedicht: Die Schäferwelt S. 5 ff.

227) S. 15 ff. 22 ff.

228) S. 29 ff.

229) S. 52 ff.

230) So später in den Hirtengedichten der Sammlung: Lyrische Muse an der Saale. Jena gedruckt bey Johann Friedrich Schill, 1759 (Exempl. auf der Universitätsbibl. in Jena: Bud. Var. o. 18). Die Kenntniss derselben verdanke ich der Güte des H. Bibliothekar Dr. Martin in Jena.

231) Ein Schäfer-Gedicht in drey Gesängen. Zweite Auflage. Eisenach, bey Michael Gottlieb Griessbach, 1750. 4° (Exempl. in Berlin: Yl 3473).

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Die Fiction dient als Motiv, ein befreundetes Brautpaar als Thyrsis und Doris den Ausspruch der der Himmlischen empfangen zu lassen: 'So reizend Doris ist, so zärtlich Thyrsis brennt, So reizend hat noch nichts der Liebe Blick gefunden.' Doch haben wir keineswegs ein gewöhnliches Gelegenheitsgedicht vor uns. Der Verfasser beginnt sein 'ewig Lied' mit einem Cano im Stile des hohen Epos; an die Stelle der Anrufung der Muse tritt die der eigenen Geliebten; denn er besingt seinen Gegenstand 'nicht ungefühlt'. Indem er die Liebe als Lebensprincip des Universums feiert, erhebt er sich nicht ohne Schwung aus der persönlichen Sphäre. Die Vermählung verwandelt sich in einen hohen Treueschwur im Tempel der Liebe und empfängt so gleichfalls einen Schimmer von Renaissancepoesie. Bäurische Züge begegnen in dieser Schäferepopöe natürlich nicht; doch fällt Thyrsis aus der Rolle mit seinem Wissen, dass durch der Liebe Trieb ein stolzer Saladin um Leonorens Gunst der Franken Sprach und Sitten erlernt'.

Ein anderes Bild bietet das Schäferspiel. Bis 1749 bleibt die Production auf diesem Gebiete so rege wie vorher, und eine wirkliche Pause im Dichten oder Übersetzen von Pastoralen tritt erst 1756 ein. Aber die Zahl der gelungerenen Leistungen ist eine verschwindende, ein allgemeines Fortschreiten auf dem eingeschlagenen Wege zum Besseren nicht zu bemerken. Gärtners Einfluss hatte sich wohl in der veränderten Auffassung des Schäferstandes in Gellerts Sylvia 232) gezeigt, konnte aber nicht hindern, dass das Jahr 1746 an Schäferstücken das reichste ausschliesslich 'Schweinhirtenspiele' brachte, die Gleim den Beweis lieferten, dass der Geschmack in Deutschland noch nie so tief gestanden. 233) Eine Kirms 234) und eine Mar

232) Belustigungen 8 (Aprilmonat 1745), 291 ff.

233) Gleim an Uz 1746. Körte, Gleims Leben S. 43.

234) Die Kirms, ein Schäferspiel in einem Aufzuge von SPERONTES. 1746. Leipzig gedruckt mit Stopffelschen Schriften. 4°. Nicht bei Gottsched im Nöth. Vorrath; vgl. über den Verfasser, J. S. Scholze (1708-1750), Spitta in seiner und Chrysanders Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft (redig. von G. Adler) 1885, 1, 44 ff.

Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte II

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tinsgans 235) verrathen durch die Titel, dass darin zwischen arkadischen Schäfern und modernem Landvolk nicht geschieden wird; bei Uhlichs Plauderhaftem Schäfer 236) und Sperontes - Scholzes Kätzchen 237) können wir uns hiervon selbst überzeugen. Der erstere kennzeichnet sich als Verwandter Elisiens auch durch die Wiederkehr einzelner Verse aus dem älteren Stücke; die Mutter spielt mit der Erlaubniss der Verlobung wenigstens hinter der Scene mit; die Schlüpfrigkeiten der Elisie klingen an, wenn Galathee von 'freyen Nymphen' spricht; Zauberei wird in sehr alberner Weise auch hier angebracht. Sperontes' Hirten sind armselige Geschöpfe, deren Gesichtskreis sich in gegenseitigem Schabernack erschöpft: Sylvio versteckt das Kätzchen der Margaris, die ihn neulich mit Heidelbeeren 'bemanscht'. Folgte diesem Dichter bloss Jelpke mit einem läppischen und sprachlich rohen 'Schäferspiel ohne Liebe'238), so erhebt sich unter den verliebten Stücken Doris oder die zärtliche Schäferin 239) in der Behandlung des Motivs, dass ein reicher

235) Nöth. Vorrath 1, 322. Der Verfasser ist der Bautzner Naumann: Pottelwitz an Bodmer 30. Juli 1746: Litter. Pamphlete S. 91 f. Bodmer (an Schlegel 20. Merz 1746: Archiv f. Litteraturgeschichte 4, 295) urtheilt höchst wegwerfend über das Stück, welchem Schlegel a. a. O. die Kirms an die Seite setzt.

236) Erste Sammlung neuer Lustspiele, Welche theils übersetzt, theils selbst verfertigt hat, A. G. U. Danzig und Leipzig 1746, S. 257-98 (Exempl. in Hamburg; s. oben Anm. 51).

237) Das Kätzgen, ein Schäferspiel in einem Aufzuge von SPERONTES. 1746. Leipzig, Gedruckt bey Gottfried August Stoffel 18 SS. 4° (Exempl. auf der Grossherzogl. Bibl. zu Weimar: 0,9:55). Die beiden Schäferspiele von Magister J. D. Herrmann: Die versöhnliche Liebe. Die zufriedene Liebe (Nöth. Vorrath 1,323) stellt A. Schlegel als 'erzgottschedisch und atalantisch' noch unter den Plauderhaften Schäfer (Litter. Pamphlete S. 99); vgl. Gottscheds gezwungen lobende Anzeige im Neuen Büchersaal III 5, 473 f. Wir haben damit sämmtliche Stücke des J. 1746 bis auf Die beste Wahl (Nöth.Vorrath 1, 323), über welche ich nichts zu sagen weiss, zusammengestellt.

238) Ein Schäferspiel Ohne Liebe, von J. W. Jelpken. Braunschweig 1747. 24 SS. 4o. (Kgl. Bibl. in Berlin: Yr 1824.) Ein Pendant zum Kätzgen lieferte Scholze ein Jahr später im Strumpfband (Nöth. Vorrath 1, 330. Exempl. in Weimar: 0,9 : 55).

239) Doris, oder die zärtliche Schäferinn, ein Schäferspiel. Dresden, bey Johann Wilhelm Harpetern, 1752. 20 Bll. 8°. (Berlin: Yr 1206).

Freier die Verbindung eines liebenden Paares bedroht, noch 1752 nicht über den Bräutigam ohne Braut. Zwei anonyme Variationen über denselben Stoff: Die glückliche Eifersucht und Der grossmüthige Entschluss 240) sowie das Schäferspiel der Neuberin 241) kündigen sich schon durch den äusseren Umfang und die lange Reihe der Mitspielenden (9-12 Personen, darunter jedesmal zwei Väter, zu denen im Entschluss gar ein dritter hinzukommt) als Vertreter der breiten Hausbackenheit der älteren Schule an. Neben Gärtners Geprüfter Treue und Gellerts Sylvia sind der Tausch 242) von J. J. Dusch und Mylius kleine Operette 243) überhaupt die beiden einzigen Stücke, welche die für ihre fingirte Welt nothwendige Loslösung von der Wirklichkeit consequent durchführen; neben ihnen kann noch der flotte Leichtsinnige 244) von Drymantes genannt werden, der sich bloss einmal seines 'kranken Viehes' störend erinnert (3. Auftr. S. 8). Die Spröde von J. F. Löwen 245) und die Unschuldigen Diebe 246) von Dusch stehen wenigstens auf dem Niveau der Übergangsstücke von Rost, Gellert und Gleim. Ergötzlich aber ist es, wie anspruchsvoll gerade die elen

240) D. g. E. Ein Schäferspiel von fünf Aufzügen ... Jena, verlegts Johann Henrich Schulze. 1747. 136 SS. (!) 8° (Ex. in Berlin: Yr 1820. Nicht in Gottscheds Nöth. Vorrath). D. g. Eifers., ein Schäferspiel von drey Aufzügen. Frankfurth und Leipzig 1749. 46 SS. 8° (Ex. in Weimar: 0,9 411). Das Stück ist stofflich interessant im Hinblick auf Pfeffels Schatz (vgl. die Analyse von E. Schmidt, Anzeiger f. deutsches Alterth. u. deutsche Litt. 5, 138 ff.) durch den sentimentalen Ausgang des Conflictes zwischen dem vermögenden und armen Bewerber: der erstere leistet zu Gunsten des letzteren grossmüthigen Verzicht und legt für diesen beim Vater der Geliebten selbst Fürsprache ein.

241) Die Herbstfreude. Ein erdichtetes Teutsches Lusts-Spiel.... [in 5 Aufz.] von Friderica Carolina Neuberin. Wien [1753] (= Wiener Schaubühne Bd. 5 (1765) Nr. 3).

242) J. J. Dusch, Vermischte Werke in verschiedenen Arten der Dichtkunst, Jena 1754, S. 509 ff.

243) S. Anm. 80.

244) Der Leichtsinnige: ein Schäferspiel. Von Drymantes. Hamburg 1747. 30 SS. 4° (Exempl. in Weimar: 0, 9:57).

245) Die Spröde. Ein Schäferspiel von J. F. Löwen. Hamburg

1748. 32 SS. 8° (Weimar: 0,9:53).

246) Zuerst 1749. In den Werken S. 463 ff.

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