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der Niedersachsen' 28) in pastoraler Gratulationspoesie aufzuweisen hat, und der gleiche sofort näher zu charakterisirende Stil eignet den Gelegenheitseklogen in dem von G. F. W. Juncker besorgten siebenten Theil Hoffmannswaldauscher Gedichte 29), thatsächlich einem Corpus des obersächsischen Poetenkreises, an welchem J. U. König, Gottsched, der Herausgeber und sonstige Mitglieder der Leipziger deutschen Gesellschaft (Clodius, S. Seidel u. a.) betheiligt sind.

Es war Gottsched natürlich nicht gegeben, an lebensvolle Erfassung der modernen ländlichen und kleinbürgerlichen Welt zu denken. Die Ansätze dazu in den Lustspielen des Zittauer Rectors fallen ihm unter den 'weisianischen Comödienwust'; verwerfend spricht die Critische Dichtkunst 30) von A. Gryphius 'sehr plump klingendem' 'Bauerstück im Verliebten Gespenst. Vergil und Neukirch (der letztere als 'deutscher Theokrit' 31)) sind die Muster für Schäferdialog und -erzählung. Schon in der ersten Publication der deutschen Gesellschaft begegnet ein schäferliches Gratulationsgedicht von Gottsched 32); die beiden ersten Auflagen der Critischen Dichtkunst bringen in dem Kapitel 'von Idyllen, Eclogen oder Schäfergedichten' (1. Aufl. S. 395 ff., 2. Aufl. S. 454 ff.) je vier Beispiele 'von seiner Arbeit drei Hochzeitsgedichte und eine Geburtstagsgratulation; zu ihnen tritt in der 2. Auflage noch 'Urania', ein Ausdruck der Besorgniss um die Braut während Danzigs Belagerung durch die Russen.

28) C. F. Weichmanns Poesie der Niedersachsen, Hamburg 1725, 1, 75 ff. 118 ff.

29) Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesener und bissher ungedruckter Gedichte siebender theil, nebst einer Untersuchung der Hanckischen weltl. gedichte. Franckfurt und Leipzig 1727. Darin S. 120 ff. ein schäferliches Hochzeitsgedicht vom Herausgeber selbst, ein zweites anonymes S. 130 ff. Vgl. Nachricht von der erneuerten deutschen Gesellschaft in Leipzig und ihrer ietzigen Verfassung u. s. w., Leipzig 1727, S. 45.

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30) 3. Aufl. Leipzig 1742, S. 497. Fortan citirt CD.

31) a. a. O. S. 495.

32) Oden der deutschen Gesellschaft in Leipzig ... Leipzig, Bey Joh. Friedr. Gleditschens sel. Sohn, Anno 1728, S. 242 ff.

Noch tiefer stehen die Schäfergedichte in den Schriften der Leipziger deutschen Gesellschaft 33), sämmtlich durch Heiraten veranlasst. Wie die Stoffgattung ist zwar auch die Anlage dieser Reimereien unter wesentlicher Bewahrung der Tradition mit geringen Varianten die gleiche. Im Eingang gewöhnlich Bestimmung des Locals, am häufigsten durch einen Fluss (bei Gottsched wohl auch durch directe Ortsnennung), sowie der Jahres- oder Tageszeit, meist unter Schilderung der Naturscenerie, zuweilen mit besonderer Berücksichtigung des Wetters. Dann Gespräch zweier Schäfer, dem öfters wenigstens ein Gedankenmonolog des einen von beiden vorausgeht. Eine Variation ist: directe Einführung in den Dialog und Nachholung der üblichen Angaben von Ort und Zeit mit einem: 'So sprach'. Die Motive der Zusammenkunft sind ebenso kindlich erfunden wie die Einführung des Themas. Da hat etwa der eine der beiden Hirten einen guten Lammsbraten zum Abendbrot, an welchem er den Freund noch in später Stunde theilnehmen lässt, und nachdem man bei Tische über Verschiedenes recht einfältig geredet, wird die Unterhaltung mit einem: 'Lass uns an dessen statt. . . was bessers sprechen' auf das neue Ehepaar gelenkt. Oder der eine Schäfer ist auf dem Wege zum Maienfest und wird dabei vom anderen mit der Kunde der Hochzeit aufgehalten. Oder zwei Heerden weiden neben einander; die Hirten unterhalten sich tagsüber mit Gesang und Flötenspiel; der gemeinsame Heimweg aber gibt Anlass zu einem Gespräch, bei welchem die Mittheilung des frohen Ereignisses erfolgt, u. s. w. Regelmässig ergehen sich dann beide im Preise des Bräutigams, der Braut, gewöhnlich auch der Eltern (besonders des Vaters), und den Schluss bilden Segenswünsche für das junge Paar, zum Theil in Form

33) Der Deutschen Gesellschaft in Leipzig Eigene Schriften und Übersetzungen in gebundener und ungebundener Schreibart (3 Thle. Leipzig 1730-39. Thl. 1 erschien nach einer Titelauflage von 1735 im Jahre 1742 in 'zweyter vermehrter Auflage', 2 in unverändertem Abdruck. Die nachstehenden Citate beziehen sich für 1 und 2 auf diese Ausgabe von 1742) 1, 173 ff. 2, 195 ff. 229 ff. 247 ff. 3, 188. 246 ff. Daneben Übersetzungen aus Vergil, Fontenelle und einem englischen Bukoliker: 2, 457 ff. 548 ff. 1, 582 f.

eines Liedes an die Brautleute, wobei an Vorgänge und Bilder aus der Natur, meist mit anaphorischem 'so viel', angeknüpft wird; z. B. volksmässig :

oder:

So viel Fische jener See

Und das Ufer Gras und Klee
Dir, mein Pylades, wird zollen:
So viel Segen, Heil und Glück
Gönne dir des Himmels Blick;
Bis wir gleichfalls folgen sollen.

(Gottsched CD2 S. 467.)

So viel Laub und Gräser sind;
So viel Blätter man in Wäldern,
Heu in Scheunen, Saat in Feldern,
Thau auf unsern Matten findt;
So viel Tropfen in dem Regen
Wald und Flur zu tränken ́ pflegen.
So viel werde Glück und Heil
Diesem neuen Paar zu Theil. 34)

Gewisse Anspielungen, wie sie in den Hochzeitsgedichten der Zeit an der Tagesordnung sind, werden auch von diesen Arkadiern nicht verschmäht. Eine zweite Gruppe zeigt Schäfer und Schäferin im Streite aus Eifersucht, bis dann entweder Corylas erklärt, dass er trotz der Schönheit und der Vorzüge der Braut, die ihn veranlassten, diese anzusehen, seiner Amaryllis immer treu geblieben (Gottsched a. a. O. S. 461 ff.), oder bis sich herausstellt, dass Thirsis, den Silvanders Geliebte Galathee 'angelacht' haben soll, bereits Bräutigam ist (Buchka a. a. O. 1, 175 ff.): also nur eine andere Einführung von Lob und Beglückwünschung des jungen Paares. Drei Sprecher, deren einer sich mit der Freudenbotschaft einstellt, nachdem ein Dialog der beiden anderen als stimmender Accord vorangegangen ein Aufbau, der sich bei Brockes und in Junckers Sammlung (S. 130 ff.) findet - lassen Gottsched und die anderen Dichter der Gesellschaft nicht auftreten. Verhältnissmässig originell huldigt Frau von Ziegler einer Freundin, die nach auswärts geheiratet, nicht durch ein eigentliches Hochzeits

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34) J. S. Buchka (vgl. über ihn: Nachricht von der Deutschen Gesellschaft zu Leipzig, Bis auf das Jahr 1731 fortgesetzt u. s. w. S. 73. 81) in den Schriften der d. Gesellschaft 1, 178.

gedicht sondern durch eine Schäferklage, in welcher Damon als verschmähter Liebhaber Phyllis Abschied betrauert, ihre Vorzüge und den glücklichen Gatten erhebt, um mit einem grausig-komischen Treueschwur zu schliessen:

Es soll die Seuche mir die Lämmer alle strecken;
Das Sterben dringe sich zu Ziegen und zu Böcken;
Kein Euter trage Milch, der Zauberinnen Wuth
Behexe selbiges; das Melkfass sei voll Blut;

Es mag kein einzig Thier im Jahre trächtig werden;
Der Miswachs zeige sich auf jedem Kloss der Erden;
Die Scheune bleibe leer, die Keller ohne Most.

Der Maden hungrig Heer durchwühle Speis und Kost;
Geschmeiss und Raupe soll mir Ast und Zweig entblättern
Der Zeus mag meinen Hund, den Hector, gleich zerschmettern

Wofern dich Damon nicht

So lange noch der Puls in seinen Adern schläget
In den Gedanken liebt, in Herz und Sinnen heget.

(Schriften der d. Gesellschaft 2, 253 f.)

Nach dem Bisherigen kann denn auch weder bei Gottsched noch bei den übrigen Gesellschaftsmitgliedern von einer künstlerischen Erfassung des Gegenstandes die Rede sein. Da ist nichts von romantischem Streben, sich durch die pastorale Einkleidung des Stoffes in eine ideale Ferne zu versetzen, nichts von koketter Grazie und formeller Eleganz, die für innere Unwahrheit zu entschädigen weiss. Das Leipziger Philisterthum jener Tage in seiner ganzen Hausbackenheit ist in diesen Eklogen einfach auf das Land gebracht, trägt Schäfernamen, führt zuweilen die antiken Götter im Munde und redet dabei von der Saale und der Pleisse, von Preussens Friedrich, von der Post, die aus Zittau kommt, und von - Kanonenkugeln. 35)

Zu scheiden aber ist zwischen Gottscheds und der Übrigen Leistungen zunächst in Bezug auf die sprachliche Darstellung er schreibt ungelenk; sie ergehen sich dazu in trivialen Sprichwörtern und Redensarten ('sucht andre hinterm Strauch, wo er zuvor gestecket': Juncker 2, 197 'ich hätte noch ein Ey mit dir voritzt zu scheelen': Buchka 1, 177), in niedrigen oder mundartlichen Ausdrücken

35) Gottsched a. a. O. S. 476: 'Vielleicht hat sie ein Schlag der Bomben schon zerstücket'.

(abwürzen': Buchka 1, 175; 'abzwacken''verrecken' 'verlognes Maul': Juncker 2,198 f.; 'Geschmeiss': Ziegler 2, 253; 'Aesch' 36) 'Gelten' 'Spike' 37): Seidel 2, 231. 534. 3, 249). Ebenso nun auch hinsichtlich des Stiles im höheren Sinne. Bei Gottsched herrscht die bekannte Plattheit; die anderen arbeiten daneben geflissentlich heraus, was Sitte und Lebensweise von bäurischen Schafhirten als Dorfbewohnern wiederspiegelt. Es begegnen Derbheiten wie die, dass die Schäferin ihrem Geliebten in das Gesicht tritt (Buchka 1, 174); beim Melken, bei Böcken und Ziegen, kurz bei allem was mit der Landwirthschaft zusammenhängt, wird mit Vorliebe verweilt, wie schon die aus dem Zieglerschen Gedicht ausgehobene Stelle zeigt. Gottscheds Hirten leeren wohl einen Becher Weines auf das Wohl des gefeierten Paares. Juncker (2, 195 ff.) lässt die seinigen dabei Lammsbraten essen, über dessen Zubereitung berichtet ist; sein Strephon wärmt die Speise 'auf einem Topf voll Kohlen' und wischt sich das Messer an einem Bissen Brot' ab. Und diese realistischen Züge kann man bei dem völligen Mangel jeder poetischen Verarbeitung des Stoffes nicht etwa als Ansätze genre hafter Charakteristik der Wirklichkeit begrüssen. Vielmehr ist dieser ganz rohen Abschilderung des Dörflerthums jener Tage immerhin der falsche Idealismus Gottscheds vorzuziehen, der wie wir später noch hören werden ausdrücklich gelehrt hatte, nicht das moderne Bauernleben, nur die Schäferwelt des goldenen Zeitalters der griechischen Mythe und alttestamentlichen Patriarchengeschichte eigne sich zum Gegenstand des Idylls.

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Indessen mochte er, dem es gänzlich an der Fähigkeit gebrach, sich zu phantasievoller Anschauung der ihm vorschwebenden Idealwelt zu erheben, die Misslichkeit solcher Wanderung in ferne Zeiten und Länder mehr als jeder andere empfinden und scheint daher alsbald an der Berechtigung des pastoralen Kostüms für Gelegenheitsgedichte gezweifelt zu haben. Von 1728-34 verfasst er überhaupt

36) Vgl. Albrecht, Die Leipziger Mundart. Leipzig 1880 S. 79. DWB. 1, 578.

37) Vgl. Albrecht a. a. O. S. 214.

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