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Seelenpflege – die Seele des Dienßtes am Trinkerelende.

Von Superintendent E. Klar in Belgard (Persante).

Seelenpflege ist Dienst an der Seele, ist Bewahrung der Seele, ist Rettung der Seele. Seelenpflege ist Bewahrung der Seele zu ihrem zeitlichen Frieden, zu ihrem ewigen Heile. Wo der Geist der Diesseitigkeit seine dunklen Schatten ausbreitet, da kennt man keine Seelenpflege. Wo die Seele nichts anderes ist als die Blüte des leiblichen Lebens, da kennt man höchstens Gesundheitspflege, aber nicht Seelenpflege. Aber im Glauben wissen wir, daß wir eine gotteingehauchte, lebendige Seele haben, die wohl an den Leib gebunden, aber nicht unter den Leib geknechtet ift, die in diesem Staubleibe nur ihre Herberge, nicht ihre Heimat hat, die schon in dem unvollkommenen Werkzeuge des sterblichen Leibes hinauswirkt in die Weiten und auf die Ewigkeiten, und die sich sehnt nach der vollkommenen Behausung, die Gott ihr geben wird.

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Einen Edelstein, den Trauring, sein Brot, seine Gesundheit, seinen Verstand, sein Gemahl, sein Kind, seinen guten Namen verlieren, - das find Verluste zum Weinen. Aber seine Seele verlieren, das ist ein Verlust zum ewigen Weinen. Es ist furchtbar, wenn eine zur Freude erschaffene Seele in Anfechtung fällt und der Schwermut verfällt. Aber das Furchtbarste ist es doch, wenn eine zu Gott, der Licht" ist, geschaffene Seele in ein Leben ohne Gott finkt, d. h. in dunkelste Nacht sinkt. Nun leuchten hier auf Erden auch in das Leben der gottfreien, d. h. der gottlosen Leute, noch die Sterne der göttlichen Güte. Aber alle diese freundlich hereinblickenden Sterne sind welkende Welten, sind erlöschende Lichter; denn ein Tag löscht alles aus, aber löscht die Seele nicht aus, sondern führt die Seele - wohin denn? zu sich selbst und ins Angesicht der ewigen, göttlichen Wahrheit und Gerechtigkeit. Kann es etwas Graufigeres geben, als seine Seele verlieren, d. h. mit seiner Seele in die Nacht sinken? Ein Vorspiel zum Verlieren der Seele ist das Beschädigen der Seele. Wenn der Tanne die Krone abgebrochen wird, dann wächst sie schief. Wenn dem Kinde fich das Rückgrat verkrümmt, dann wird das Kind zum Krüppel. Eine schiefe Tanne ist kein Unglüd, und ein verkrüppeltes Kind kann ein begnadigtes Gotteskind sein. Aber eine beschädigte und darum schief wachsende Seele was ist das? Ein blühendes Menschenleben, ausgestattet mit einem ganzen Reichtum von edlen Anlagen und hohen Gaben, im Marke der Seele gefährdet, beschädigt was ist das? Der Heiland gäbe uns die Antwort, was solche Not zu besagen hat: „Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?" (Matth. 16, 26.) So hat noch niemand die Seele gewertet und geachtet wie Jesus, der Herr. Was gilt ihm eine einzige Menschenseele! In dieser blinden Welt beschädigen sich die blinden Menschen um einer Verlegenheit willen die Seele durch eine Lüge, um des Geldes willen durch Meineid, um flüchtiger Sinnenlust

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willen durch Unkeuschheit, aber Jesus, der Weltfreie, tritt in die gebundene Menschheit mitten hinein und will mit seinem staunenswerten Worte sagen: Eine einzige Seele wiegt mehr als die ganze Welt. Lieber auf ein Kaiserreich verzichten, als seiner Seele auch nur den geringsten Schaden zufügen. Ist nun die Seele, die Trägerin der Persönlichkeit, ein so großes Ding, soll man sich da nicht sorgen um seine Seele, und soll man sich nicht sorgen um die Seelen anderer ?

Wir strecken unsere Hand aus in die Seelennot der Alkoholgefährdeten und Trunksüchtigen hinein. Können unsere schwachen Hände Helferhände werden? oder hat das Wort von der Gasse recht: „Wer trinkt, wird trinken!"? Ist einem Trinker nicht zu helfen? Gibt es für die beschädigte Seele keine Ausheilung des Schadens? Und ob auch Narben bleiben, können nicht die Wunden heilen?

Auf eine Reihe von Fragen möchte ich zu antworten suchen. Es ist ein Antworten in Schwachheit, mit stammelnden Lippen, im Bewußtsein der Größe der Not, aber auch in dem andern Bewußtsein: Größer als der Helfer ist die Not ja nicht!

I. Wem soll geholfen werden?

Unserm herrlichen deutschen Vaterlande, daß in ihm der Giftbaum der deutschen Trinksitte an seinen Wurzeln verdorre, unserm reich begnadigten deutschen Volksleben, daß es nicht noch länger an diesen tief eingewurzelten, verhängnisvollen Unfitten schweren Schaden nehme, unsrer lieben hoffnungsvollen deutschen Jugend, Lehrlingen und Gesellen, Gymnasiasten und Studenten, daß sie nicht ihre Gesundheit, ihre Arbeitsfreudigkeit, ihre reichen und reichsten Lebensfreuden, ihre Ideale, ihre Ehre, ihr Gewissen, ihre Seele in den Tod trinken, in den Kot treten. Unfrer Gesellschaft soll geholfen werden von irrigen Meinungen, von schädlichen Gewohnheiten, von sittlichen Irrtümern. Alkohol mag wie manches andere Gift in der Hand des weisen Arztes, z. B. bei Herzschwäche, als Arznei wirken, aber Alkohol bleibt ein Gift. Auch das Bier hat als Nahrungsmittel so geringen Wert, daß es in die Klasse der Nahrungsmittel überhaupt nicht gehört. Die alkoholischen Getränke sind keine Stärkungsmittel, sondern Reizmittel, fie sind keine Spender von Kraft, sondern Räuber der Kraft, keine Spender von Wärme, sondern Verzehrer der Wärme, keine Schöpfer der Arbeitsfreudigkeit, sondern ihre Zerstörer. Nachdem sich ein Strom von Tinte und Druckerschwärze hineingegossen hat in unser Volk, um die wahre Natur des großen Betrügers Alkohol zu enthüllen, sollte es nachgerade keine Familie mehr geben, in der man nicht die einfachen Wahrheiten kennt die geistigen Getränke steigern nicht die Tätigkeiten des Gehirns, sondern lähmen fie, heben nicht die Freude, sondern hemmen sie, bewahren nicht die Gesundheit, sondern gefährden sie, untergraben sie und vernichten sie. Troßdem gibt es in fast allen Gesellschaftskreisen rückständige Leute, die immer noch von dem Wahn befangen find: der Schnaps diene zur Verdauung, das Bier zur Ernährung, der Madeira zur Kräftigung, der Champagner zur Begeisterung.

Wir sind keine Fanatiker. Wir können den wahrhaft mäßigen Gebrauch geistiger Getränke nicht jedermann zum Unrecht stempeln. Aber in den Trink

gewohnheiten des deutschen Hauses, der deutschen Geselligkeit, des Wirtshauslebens, des Vereinslebens sehen wir ein Unrecht, eine Gefahr, einen Fluch. Auf dem Sumpfe dieser Gewöhnung erwächst ein Heer und Meer von Sumpfblumen, von denen ich nur zwei mit Namen nenne: die Mittelmäßigkeit der ArbeitsLeistungen und die Zufriedenheit mit der Mittelmäßigkeit und die Trunksuch t.

It's nicht ein Unrecht ohnegleichen, daß das Wort „Weinzwang“ überhaupt existiert, daß fast jeder Besucher eines Wirtshauses gefragt wird: „Was trinken Sie?" Wie tief unser Volk im Bann der unseligen Trinksitten steckt, beweist u. a. auch die Tatsache, daß kein Mensch sich wundert, wenn man sagt: „Ich esse keinen Gurkensalat, ich trinke keine Buttermilch, ich liebe kein Zitronenwasser!" daß man aber, wenn man Bier und Wein und grobe oder feine Branntweine dankend ablehnt, zum mindesten als ein Sonderling angesehen wird. Der Deutsche ist doch sonst ein tapferer Mann. „Die Deutschen -voran!" so sollte die Losung doch nicht nur auf dem Wege gegen die heidnische Millionenstadt lauten. Aber die mutigsten Männer werden hier feige. Man darf doch nicht anstoßen, darf doch nicht auffallen, man muß doch zum Festmahle die verschiedenen Weine geben und dann die Liköre und dann die Biere. Das ist ja nicht fein, nicht vornehm, wenn man auffällt! Wer bricht den Bann entzwei? In andern Ländern ist er doch gebrochen, oder wird er doch gebrochen! Es muß unserm Volke von dieser grausamen Not geholfen werden. Aber im Bruch mit der Trinksitte heißt es bisher nicht: „Die Deutschen - voran!" sondern: „Die Deutschen hinterher!"

Wem soll geholfen werden? Den Menschen, die am Abgrunde wandeln. Jeder Augenblick kann für sie den Sturz bedeuten. So sehr haben fie fich an die geistigen Getränke gewöhnt, daß mit dem Glockenschlage sich das Alkoholbedürfnis bei ihnen einstellt. Der Kraftwagen ihres Lebens geht langsam aber sicher bergab. Schon rollt er schneller. Man trinkt mehr, man trinkt häufiger. Man verbraucht nicht nur die Zinsen des Kapitals an Leibeskraft und Gesundheit, man wird genötigt, das Kapital selber anzugreifen. Die abläufige Bewegung voll zieht sich bei dem einen in kürzerer, bei dem andern in längerer Zeit und gerät, namentlich bei noch jungen Leuten, sehr häufig in ein rasendes Tempo. Es kann ein nüchterner Mensch an einem Tage die Grundlage zum Trinklaster legen und in einigen Tagen ein fertiger Trinker sein. Denn wer ist ein Trinker? Die wissenschaftliche Erklärung lautet: „Trinker ist jeder, bei dem die Nachwirkung einer Alkoholgabe noch nicht verschwunden ist, wenn die nächste einseßt." Wer also täglich sein Alkoholbedürfnis hat, der ist nach dem Urteil der ärztlichen Wissenschaft ein Trinker, ein im Banne des Alkohols stehender Mensch. Gegen diese haarscharfe, demütigende Definition des Begriffes Trinker lehnt sich, wie leicht ersichtlich, das Bewußtsein von Zehntausenden auf. Man kann sein tägliches Alkoholbedürfnis nicht bestreiten und will doch kein Trinker sein. Man vergißt aber, daß es unzählige Abstufungen, Grade und Übergänge auf dieser abläufigen Bahn gibt, an deren Ende der Trunkenbold und sein Delirium stehen. Man blickt Monatsschrift XXVII.

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