ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Billigkeit und Gerechtigkeit. Wir betheuern zuvörderst, Sire, wir schwören vor Gott, der die Herzen kennt, daß wir nicht vom Geiste der Auflehnung und der Unabhän gigkeit getrieben unsre religiösen Versammlungen halten, sondern einzig deßwegen, weil wir's für schlechterdings nothwendig erachten, dem höchsten Wesen öffentliche Verehrung zu weihn, diesem Wesen, welches allein uns ewig glücklich oder ewig elend machen kann. Wir wollen hier nicht in's Einzelne der Gründe eingehn, welche die Nothwendigkeit dieser Verehrung feststellen; sie ist so einleuchtend, daß alle christlichen Gemeinschaften hierüber einstimmig sind, wie sehr sie auch in so vielen andern Lehrbeziehungen sich unterscheiden, und daß die ersten Christen fich lieber Uebeln jeder Art ausseßten, als daß sie diese Verehrung Gottes vernachlässigten. Wir wagen noch weiter Euer Majestät zu versichern, daß es in Ihrem eignen und in des Staates Vortheile liegt, daß die Protestanten ihre Religionsübungen vollziehn; denn gerade bei diesen werden sie von ihren Geistlichen in dem unterwiesen, was sie Gott, was sie Euer Majestät, und was sie ihren Landesgenossen schuldig sind. Indem man hier die Unwissenheit mit der Wurzel ausreißt, erstickt man den blin den Haß, der aus derselben entspringt, und der die ab: scheuliche Quelle der größten Verwirrungen ist.

Was unsre Ehen betrifft, welche Gedanken müßten Sie, Sire, über uns sich machen, wenn wir fähig wären, dieselben unter den Bedingungen weihen zu lassen, die die Priester fordern? Können wir Handlungen der Heuchelei vollbringen? Können wir einer Religion, die wir für die wahre halten, entsagen, ohne schlechte Leute, Gottlose ohne Religion und ohne Gewissen zu seyn? Und welches Vertrauen könnte Euer Majestät zu solchen Unterthanen hegen? Wenn man zu einem Verrathe an seinem Gott fähig ist, so macht man sich kein Bedenken daraus, seinem Könige untreu zu seyn.

Endlich, Sire, lassen wir unsre Kinder nicht durch die Priester taufen, weil die Taufe die thatsächliche Anschließung an die Gemeinschaft ist, in welcher man dieselbe empfängt, und weil die Priester entweder dem Vater, oder den Taufpathen das Versprechen abnehmen, daß sie die vorgetragenen Kinder in der römischen Religion erziehen wollten, was gewissermaaßen eine Abschwörung unserer Religion ist.

Dieß, Sire, find in wenigen Worten die Gründe unsers Verhaltens. Wenn wir weniger bedenklich wären, wenn wir die Stimme unsers Gewissens zum Schweigen brächten, wenn wir ohne Religion und ohne Gottesfurcht wären, so würden wir den Vortheil der Gesetze für uns haben; aber weil wir das höchste Wesen verehren, und das Mißfallen desselben scheuen, werden wir als Feinde des Staates behandelt; Ihre Truppen verfolgen uns in den Wüsten, als wenn wir wilde Thiere wären; man zieht unser Vermögen ein; man entreißt uns unsre Kinder; man verurtheilt uns auf die Galeeren, und obgleich unsre Geistlichen uns unaufhörlich ermahnen, die Pflichten guter Bürger und treuer Unterthanen zu erfüllen, sett man doch einen Preis auf ihren Kopf, und wenn man ihrer habhaft werden kann, so läßt man sie die Todesstrafe erleiden.

Großer König, dessen Güte als vorherrschende und unterscheidende Haupteigenschaft dasteht, sollten wir die Einzigen seyn, die keine Beweise Ihrer Milde empfingen? Vater Ihrer übrigen Unterthanen, wollten Sie nicht auch der unsrige seyn? Werden Sie noch gestatten, daß man so ein Volk mißhandelt, welches Ihnen ganz ergeben ist, und welchem man nichts anderes vorwerfen kann, als daß es eine feste Anhänglichkeit an seine Religion hat? Ja, Sire, was auch immer diejenigen sagen mögen, die einen Vortheil darin suchen, daß sie uns verläumden und

verderben, Sie haben keine treueren und unterwürfigeren Unterthanen als die Protestanten. Handelt sich's darum, die Steuer, das Kopfgeld und die andern Staatsauflagen zu bezahlen, so lassen sie sich nie dazu erst drängen. Legt man ihnen übermäßige und Alles verzehrende Geldbußen auf, so thun sie diesen gleichfalls Genüge; und als Euer Majestät es für zeitgemäß erachteten, den Zwanzigsten zu fordern, beeilten sie sich, ihre Bereitwilligkeit zu erklären, obgleich sie wohl einsahen, daß die katholische Geistlichkeit dieß nicht mit günstigem Auge betrachten und nichts sparen würde, um ihnen zu schaden. Wenn die Bittsteller von einem Geiste der Empörung durchdrungen wären, wie ihre Feinde dieß ihnen verläumderisch aufbürden, so würden sie beim Eindringen der Oesterreicher in die Provence sich nicht so benommen haben, wie sie dieß thaten; weder die Angriffswerke dieser Armee, noch der Wunsch, ihre Leiden geendigt zu sehn, noch die schmeichelnde Hoffnung, Gott in Freiheit und ohne Furcht zu dienen, nichts war fähig, ihre Treue zu erschüttern.

Wir berufen uns hierüber auf den Herrn Intendanten, welchem zu schreiben unsre Geistlichen die Ehre hatten, und welcher es bezeugte, daß ihre Gesinnungen und ihr Betragen ihn sehr befriedigten.

Wie groß war nicht, Sire, unser Schmerz, als wir erfuhren, Euer Majestät seyen in Metz erkrankt. Welche heiße Wünsche ließen wir da zum Himmel für Ihre Wiedergenesung aufsteigen! Wie groß war nicht unsre Freude, als wir gewiß geworden waren, Ihre Gesundheit sey wiederhergestellt. Wie groß ist nicht unsre Liebe und unsre Anhänglichkeit an Euer Majestät, und wie traurig ist's nicht für uns, daß wir Ihnen diese nicht zu erkennen geben können! Geruhen Sie doch, Sire, Mitleid mit einem Volke zu haben, dessen Gehorsam und Treue jede Probe aushält, und dessen Freude sich zur höchsten steigern würde,

wenn dasselbe Sie hiervon überzeugen könnte. Zwingen Sie dasselbe nicht, seinen Schmerz und sein Elend in die fremden Länder hinauszuschleppen, was gegen Ihr Königreich ein sehr merkliches Vorurtheil erwecken müßte. Wir stützen, großer Fürst, uns auf Ihre Milde, und wa gen zu hoffen, daß diese den Hinrichtungen unsrer Seelenhirten ein Ziel setzen, die Ketten, mit welchen unsre Brüder belastet sind, fallen lassen, die Kerker, in welchen sie gefangen sizen, öffnen, und nicht mehr gestatten wird, daß man uns unsre Kinder entreiße, daß man uns die harte Nothwendigkeit auferlege, Handlungen zu vollziehn, die gegen unser Gewissen streiten, und daß man uns der Uebungen unfrer Religion beraube, ohne welche das Leben selbst nur ein langer Tod seyn würde.

Dieß, Sire, ist die hohe Meinung, die wir von Ihrer Herzensgüte hegen; und die lebhafte Ueberzeugung, die uns beseelt, daß Sie aus eigener Bewegung das loos der Elenden mildern und Glückliche machen; diese ist's, die uns ermuthigt, diese Gnadenerweisungen eben so zuversichtlich als ehrfurchtsvoll von Ihnen uns zu erbitten; und zu gleicher Zeit richten wir an den König der Könige die glühendsten Gebete um die Erhaltung Ihrer geheiligten Person, um das Glück Jhrer Regierung, und um die Wohlfahrt Ihrer Völker."

Was ward aber durch diese Bittschrift erwirkt? Sogleich aus dem ersten der verschiedenen Regierungs- Befehle,' welche noch im Jahre 1750 vom geheimen Rathe zu Versailles und vom Grafen St. Florentin ausgingen, und an den Intendanten Lenain erlassen wurden, ergiebt sich's, daß dieser Minister Ludwigs XV. darauf dachte, die Protestanten bis in's Grab hinein zu verfolgen. Er forderte nämlich unterm 26. April 1750 den Intendanten Lenain auf, genaue und schleunige Nachforschungen über die Bestattung eines protestantischen Edelmanns, des Herrn von Broches, anzustellen, der mit großem Leichenzuge in seinem Garten

beerdigt worden sey, und nicht nur die Theilnehmer anzu geben, sondern auch zu begutachten, ob man nicht einen Gedächtniß-Proceß gegen diesen Edelmann einleiten könne, da derselbe troß einer Erbschaft von seinem als Canonicus in Nancy verstorbenen Onkel während seiner fünfjährigen Krankheit keinem katholischen Geistlichen den Zutritt verstattet habe.

Die scheinbare Milde, mit welcher zwei andere Verordnungen, vom 10. Januar und vom 18. Mai, beginnen, wird durch eine unmittelbar folgende Härte wieder aufgehoben. In der erstern wird zwar zwei Ehegatten, die von einem reformirten Geistlichen getraut und deßhalb eingekerkert worden waren, die Befreiung von diesem lebenslänglichen Elende iu Folge ihrer Bittgesuche zugesagt, jedoch denselben alles Beisammenwohnen bis zur katholischen Einsegnung verboten; in der zweiten wird auch einem Protestanten, der wegen seiner Verheirathung mit der Schwester eines Predigers schon seit 20 Jahren gefangen gesessen war, die Freiheit verwilligt, jedoch nur mit der Verbannung aus Languedoc.

Bei der Unmöglichkeit, alle verheirathete Reformirten zu strafen, wollte sich einmal St. Florentin mit dem Befehle an den General-Procurator des Parlaments von Aix helfen, er solle die Strafen nur über die Angesehensten und Mächtigsten verhängen (1750 den 24. December). Dage: gen ließ sich derselbe im nämlichen Jahre durch die Angeberei des Bischofs von Castres gegen einen so verheiratheten Officier zu dem schmählich ausgedrückten Befehle an den Intendanten Lenain fortreißen: Er solle gegen das straßenräuberische Wesen der Trauungen und der Taufen in der Wüste einschreiten."

Der General Procurator in Toulouse bekam einen Vers weis darüber, daß er nicht das treffliche, mit voller Mäßigung in ächtchriftlichem Geiste geschriebene Buch des Pfarrers Armand von Lachapelle gebrandmarkt habe, da dieses

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »