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trauen und Ansehen genießen, könnten die Völker, die ihnen nicht ganz ergeben sind, nicht anders als unglücklich seyn."

Statt daß diese Vorstellungen höhern Orts etwas gefruchtet hätten, ordnete der Minister Strafbesaßungen für die Ortschaften und Bezirke an, wo Versammlungen gehalten wurden. Die Lage der Protestanten war eine zu ge waltsam gedrückte, als daß sie andauern konnte; sie mußte nothwendig eine Bewegung erzeugen. Ganz anders wäre es gewesen, wenn die Worte, welche der Minister Phélipeaux von St. Florentin über die Unduldsamkeit des Bischofs von Alais den 29. October 1751 ausgesprochen hatte, ein wahrhaftiges Zeugniß seiner eignen Grundsätze geblieben wären; denn da schrieb er: „Nicht die Duldsamkeit, welche die Geistlichkeit der Regierung unaufhörlich vorwirft, sondern ihre eigene Härte hat die Unordnungen erzeugt, um deren Beseitigung sich's handelt. Die Erfahrung aus allen Jahrhunderten der Kirche lehrt es hinreichend, daß die peinlichen Strafen zur Ausrottung der Keßerei nicht hinreichen, sondern daß Milde, Geduld und barmherzige Liebe die wahren Mittel sind, welche die Vorsehung selbst angewen det, und welche sie den Seelenhirten zur Befestigung des Glaubens überlassen hat."

Diesen schönen Worten des Ministers widersprach leider nur zu bald die That in den unbarmherzigen Verordnungen, die derselbe ergehen ließ. Die Verfolgungen wuchsen in der Mitte des 18ten Jahrhunderts bis zu einer solchen Größe, daß sie das volle Maaß einer Dragonerbekehrung erreichten. Dadurch wurde die Geduld der Cevennenbewohner so sehr erschöpft, daß sie die Ermahnungen ihrer Pfarrer zur Selbstverläugnung bei der Festigkeit im Bekenntnisse ganz aus den Augen setzten.

Nach einem vergeblichen Versuche des Intendanten, durch

mündliche Einschärfung an drei Protestanten zu Nîmes es dahin zu bringen, daß alle in der Wüste getauften Kinder auf der Stelle zu den Priestern gebracht werden sollten, was diese aus Religionspflicht verweigerten, wurden die militairischen Angriffe auf die Versammlungen erneuert, und bei einer derselben am 30. Januar 1752 in der Nähe von Vigon der Candidat des Predigtamts, François Benezet, von welchem Paul Rabaut sich öfter vertreten ließ, verhaftet, in's feste Schloß von Montpellier abgeführt, und am 27. März unter Bezeugung seines standhaften Bekenntnisses hingerichtet. Ihm folgte aber in dieser Glaubenstreue ein anderer Geistlicher nicht nach, Namens Flechier, der in das nämliche Gefängniß gebracht worden war, sondern fiel ab, um die Begnadigung vom Könige zu erlangen, und wurde in's geistliche Seminar zu Viviers geschafft. Um so höher steht über diesem Abtrünnigen Benezet, der in seinem 26sten Lebensjahre mit Hinterlassung eines kleinen Kindes und einer schwangern Gattin des Blutzeugentodes am Galgen starb und mit Absingung des 51sten Psalms das Hochgericht bestiegen hatte.

In Versailles, wo man einmal die falsche Meinung gefaßt hatte, die reformirten Geistlichen trügen die Schuld alles Uebels, und dieses könne nur durch ihre Hinrichtung mit der Wurzel ausgeriffen werden, nahm man die Nachricht von Benezets Tode mit außerordentlicher Freude auf; deßwegen erfolgten nach einander die härtesten Sendbefehle an die Befehlshaber und Intendanten. Freude über die Hinrichtung eines Geistlichen; Siegsgeschrei über die Abschwörung eines andern; Belohnung als Blutpreis für die Angeber nichts von diesem Allen fehlte darin, und dazu kamen noch die erhißtesten Aufforderungen zu beschleunigtem Gerichtsverfahren. Im nämlichen Jahre wurde zu Nimes ein Protestant, Jean Roques, bei der Rückkehr von einer Versammlung verhaftet und hingerichtet, weil er überwiesen

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wurde, daß er seine Muhme und seine Schwestern den Händen eines wüthenden Soldatenhaufens zu entreißen versucht habe. Der Pfarrer Court macht zu dieser erzählten Thatsache die Bemerkung, Jedermann habe diese Verurtheilung für eine der ungerechtesten erklärt. Uebrigens dauerte die Freude über den Abfall Flechiers nicht lange. Er floh heimlich nach Holland, um seinen Schmerz und seine Thränen in's Herz der Geistlichen bei den Gemeinden der ausgewanderten Reformirten zu ergießen. Wirklich gewährte das Wallonische Consistorium ihm die Wiederaussöhnung mit seiner Kirche; er aber beweinte bis zu seinem höchsten Alter die unwürdige Schwäche, zu welcher feige Verfolger ihn getrieben hatten, und die Erinnerung hieran ließ in seine ge drückte Seele nie den wahren Frieden wiederkehren.

Einen edlern Sinn als der Graf von St. Florentin, der für die zwei Officiere das Ludwigskreuz als Belohnung für die Verhaftung der reformirten Geistlichen verlangte, zeigte der Kriegsminister d'Argenson, der sich nur zu einer Geldbelohnung bewegen ließ.

Wenn aber zur nämlichen Zeit gegen Versammlungen in Montauban und Languedoc militairisch, mit Verhaftungen und Verurtheilungen auf die Galeeren eingeschritten wurde, so war dieß noch etwas Geringes gegen die um fassenden Maaßregeln, die man bald darauf durch Dragoner und durch Streifreiter ausführen ließ, um die getauften Kinder der Reformirten mit Gewalt zu den katholischen Priestern hinzuschleppen. Man quartierte diese zu drei bis vier Mann auf jeden Ortsbewohner mit dem Zwangsbefehle ein, jedem Soldaten täglich 4 Livres zu bezahlen, und Mann und Pferd zu unterhalten. Die Folge davon war, daß eine Menge der Bedrückten sich entschied, Frankreich zu verlassen; aber mehrere derselben wurden unterwegs wieder aufgegriffen. Diejenigen aber, welche der Dragonergewalt nicht hatten entrinnen können, unterwarfen sich zwar äußerlich mit der

Umtaufe ihrer Kinder, aber dennoch fanden die Kirchen der Wüste ihre Rettung durch die tiefe Innerlichkeit ihres Glau bens mitten unter allen Maaßregeln der Unduldsamkeit.

Drittes Capitel.

Aufstand zu Ledignon in den Cevennen. Hinmordung der katholischen Pfarrer. — Beendigung der Dragonerzüge vom Jahre 1752. Paul Rabaut beruhigt die Bevölkerungen. — Weisungen vom Hof an den Herzog von Richelieu. — Bittschrift durch Paulmy's Vermittelung. Angelegenheit des Pfarrers Coste. —

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Reue und Einrichtung der Kirchen.

Als die Verfolgungen von den Ebenen bis an den Fuß der Cevennen sich hinzuziehen begannen, und die Dragoner sich schon in Ledignon festgesezt hatten, beschlossen die Protestanten in den rauhen Thälern von Gardonnenque, sich zur Vertheidigung zu erheben, und endlich sowohl an den Reitern, wie an den Geistlichen Rache zu nehmen.

Voll Zorns darüber, daß man ihnen ihre Kinder raubte, von denen die älteren bis zu 14 Jahren die Luft mit ihrem Wehgeschrei erfüllten, und von denen manche wie Löwen über die Häscher herfielen und ihnen Haut und Kleider mit ihren Händen zerrissen; daß man ferner die Häuser und Güter der geflüchteten Eheleute verkaufte, weil sie nicht zum Besuche der Messe sich hatten nöthigen laffen, ergriffen die Bewohner von Ledignon die Waffen, und am Abende des Jahrmarkts 1752 den 10. August brach der Sturm los, weil mehrere Priester noch ungeduldiger als die Soldaten das Land auskundschafteten, hauptsächlich um den Pfarrer Coste aufzuspüren, der nach seiner Gemüthsart nicht viel vertrug, und zum Widerstande geneigt, die Bauern dieser schwer zugänglichen Orte aufregte. Als die katholischen Geistlichen das Unglück hatten, unter die bewaffneten Haufen

der auflauernden Bauern zn gerathen, die von einem sträflichen Verlangen verblendet waren, ihren und ihrer Brüder Leiden mit Gewalt ein Ziel zu setzen, da gaben diese Feuer auf die unglücklichen Priester, die freilich auch mit Blutgier das Verderben derselben suchten. Der Priester zu Ledignon ward verwundet, aber zwei andere tödtlich getroffen, und starben mehrere Monate hernach. Nach diesem traurigen Ereignisse, dem einzigen von der Art seit dem Ende des Camisarden-Kriegs, erkannte der Intendant zu spät, daß er durch seine Maaßregeln die Gemüther auf das Höchste erbittert habe. Schnell zog er alle Truppen aus Ledignon zurück, und gab selbst die erpreßten Geldsummen zurück; und obgleich der Minister St. Florentin die Fortsetzung aller strengen Maaßregeln, und besonders alle mögliche Sorgfalt zur Verhaftung des Pfarrers Coste befahl, so ist es doch nach den Angaben Paul Rabauts gewiß, daß der Herr von St. Priest auf der Stelle ein Verfahren aufgab, welches geradeswegs zum Bürgerkriege führte.

Um diesem vorzubeugen, hob man die Dragonerbekehrungen auf, und der Intendant suchte nichtvergeblichen Beistand durch den mächtigen Einfluß der Geistlichen zu Nimes, insonderheit Paul Rabauts, um die Cevennolen zu beruhigen. Dieser ächte Seelenhirte schrieb an den Intendanten und an den Militair-Commandanten: Man werde ihm gerne die Gerechtigkeit widerfahren lassen, zu glauben, daß er auf keine Weise Theil an dem habe, was vorgegangen sey, daß er im Gegentheile den tiefsten Verdruß darüber empfinde; daß er bei den übertriebensten Quälereien die Protestanten immer zur Geduld ermahnt, und fern davon, ihnen die mindeste Anregung zum Murren und zur Auflehnung zu geben, es ihnen unzählige Male wiederholt habe, ihre einzigen Waffen dürften Thränen und Gebete mit gründlicher Reue seyn, weil Gott, wenn ihre Gelübde ihm wohlgefällig würden, die Herzen ihrer Feinde leicht erweichen könne;

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