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eingeweiht worden seyen. Nach einer Bemerkung vom 1. Januar 1756 waren bei einer Versammlung zwei Männer aufgegriffen worden, deren einer, Namens Fabre, sich für seinen alten Vater zur Gefangennehmung darbot, nach 10 Jahren erst durch den Herzog von Choiseul freigegeben ward, und der durch seine kindliche Liebe und durch seine Leiden dem Dichter Fenouillet von Falbaire später den Stoff zu seinem Schauspiele: Der redliche Verbrecher" gab, welches über alle Bühnen Europas gegangen ist.

Während aber die Kirchen ihr Bestehen allen unduldsamen Einschreitungen gegenüber zu sichern trachteten, mußten sie sich auch bemühn, mehrfache Verläumdungen zu widerlegen, die in den Schulen der Philosophen ihren Ursprung genommen hatten: denn obgleich Montesquieu und Voltaire für sich selbst sich nicht in die Angelegenheiten der Kirchen mischten, sondern von denselben gar nichts wissen zu wollen schie nen, so seßten sie doch solche Lehrbehauptungen in Umlauf, welche die Freunde der Unduldsamkeit zu einem gewaltigen Vortheile für sich benußten. So war diesen Montesquieu's Aeußerung in seinem Werke: „Der Geist der Gesetze“ höchst willkommen: Jede gedrückte Religion tritt mit Gegendruck auf"; denn hierauf gründeten die Katholiken die Nothwendigkeit, die Reformirten desto mehr in Ketten zu halten. Hatte ferner Montesquieu gesagt: der Obrigkeit stehe es zu, eine neue Religion in den Staat aufzunehmen, oder nicht, und nur eine bereits aufgenommene müsse geduldet werden, so waren die Feinde der Reformirten schnell bereit, die Religion derselben für eine nicht geseßmäßig aufgenommene, folglich nicht zu duldende zu erklären, und gegen sie etwas auszusprechen, woran der wohlwollende Montesquieu selbst auf keine Weise gedacht hatte. Eben so wurde Voltaire's Werk: Das Jahrhundert Ludwigs XIV." ausgebeutet, und der Weihrauch, den diesem jener streute, schlau benußt, um die Calvinisten als recht

mäßig verfolgte Republicaner zu verschreien, und, wie dieß der Bischof von Alais that, sie geradezu Feinde der Monarchieen und der Könige zu schelten. Eben so sehr, als schon dem Pfarrer Court, lag einem Paul Rabaut die Widerlegung dieser Verläumdungen am Herzen; aber obgleich dieß schriftlich geschah, so hätte dieß doch für sich nichts gefruchtet, wenn nicht alle nachherigen Ereignisse die fal schen Behauptungen Lügen gestraft hätten.

Siebentes Capitel.

Denkschrift

Unterhandlung zwischen dem Prinzen von Conti und Paul Rabaut für die Freiheit der Kirchen der Wüste. von Ripert von Monclar.

Um diese Zeit erhielten die Kirchen unverhofft eine Stütze an einem Gönner, auf welchen sie nicht hatten zählen können, nämlich an einem Prinzen vom königlichen Geblüt, Louis von Bourbon-Conti, aus jenem Hause der Condé, welche abwechselnd die Reformation gefördert und verrathen hatten. Am Hofe Ludwigs XV. nahm Conti die Stelle eines guten Soldaten und eines unabhängigen Philosophen ein. In Ungnade gefallen wegen eines Vorschlags zur Beschränkung der Staatsausgaben, wendete er sich schriftstellerischen Arbeiten zu, und wie er dem Dichter Voltaire auf sein Schauspiel „Oedipus“, diese glänzende Strafrede gegen das Priesterthum, lobpreisende Verse zugesendet hatte, so suchte er die Dichtung zu verwirklichen, und im Schicksale der Protestanten eine vollständige Umwälzung zu erwirken.

Ein Schleier, den das ganze seitdem verflossene Jahrhundert nicht zu lüften vermochte, liegt in vieler Hinsicht auf Conti's Verhandlungen mit Rabaut, bei welchen das Geheimhalten erste Bedingung war; doch kann das Wesent

lichste davon nachgewiesen werden, nämlich die Hauptanträge Rabaut's an den Prinzen im Namen der Kirchen in der Wüste, deren Befreier dieser zu werden beabsichtigte.

Die Einschreitung des Prinzen begann in Paris durch die Mitwirkung eines Mannes, Namens Le Cointe, der mit dem Ausschuß in Lausanne in Briefwechsel trat; und sie wurde ermuthigt durch einen alten Officier, Herr von Beaumont aus der Normandie, der es übernahm, die empfan genen Zuschriften aus Languedoc dem Prinzen zuzustellen, und der ein eifriger Protestant und Freund Antoine Courts war. Die erste Denkschrift von Paul Rabaut ist vom 11. April 1755. Von der Ansicht ausgehend, daß der Prinz vom wahren Zustande der Protestanten noch gar nicht unterrichtet sey, schilderte er diese mit der Betheuerung, daß die Protestanten bei aller ihrer Unterthanentreue so mißhandelt würden, wie schwerlich irgend ein Volk auf der Erde; es gebe keine Art von Pein, die sie nicht zu erdulden hätten; während sie nach keinem der Güter verlangen dürften, die die Menschen als die höchsten schäßten; denn ob sie gleich Christen seyen, so wolle man doch, daß sie wie Gottlose, ohne Religion und ohne Gottesverehrung, ohne Geistliche und ohne Sacramente dahinleben, ja daß sie, wenn sie sich verheirathen wollten, ihren Glauben abschwören sollten; obgleich treue Unterthanen, würden sie doch wie Aufrührer und Empörer gebrandmarkt, und dürften sich nicht einmal gegen Verläumdungen rechtfertigen. Nie wären sie des Morgens ficher, ob sie Abends in ihren Häusern sich würden niederlegen können; denn jeder Taugenichts finde mit boshaften Angebereien mehr Glauben als sie, und Gefängniß- und Galeerenstrafe erwarteten sie dann unausbleiblich, während ihre Kinder ihnen entrissen und zum Behufe katholischer Erziehung eingesperrt würden. Endlich hätten so Manche entweder durch Soldaten, oder durch Henkershand ihr Leben unschuldig hingeben müssen. Der Prinz werde einsehen,

welchen Nachtheil diese schon 70jährigen und übermäßigen Quälereien dem Königreiche gebracht hätten. Wenn durch Vermittelung des Prinzen der König von dem Mißbrauche unterrichtet würde, den man mit seiner Gewalt treibe, um ein Volk zu zertreten, das von Eifer in seinem Dienste glühe, so würde er ohne Zweifel Mitleid mit demselben haben, und das Loos desselben erträglicher machen.

Diese schriftlichen Mittheilungen dauerten mehrere Monate lebhaft fort, und zwar durch Vermittelung des Secretairs des Prinzen, Maria-Leira, ohne jedoch ein Licht auf die geheimen Absichten des Prinzen selbst zu werfen. Weil aber die Antworten aus Paris doch immer mehr von den günstigen Gesinnungen des Prinzen zeugten, so sendete Paul Rabaut auch bald die schriftlichen Anträge der Kirchen ein. Von den beiden Grundsätzen ausgehend, daß die Protestanten nicht gezwungen werden dürften, Handlungen, die ihrem Gewissen zuwider liefen, zu verrichten, und daß es ihnen verstattet seyn müsse, der Gottheit eine Verehrung nach ihrer Wahl darzubringen, trug Rabaut an:

1) auf die Loslassung aller Galeerenbestraften und aller Gefangenen;

2) auf die Freigebung aller eingesperrten Kinder; 3) auf die Gültigkeitserklärung für alle geschlossenen Ehen

und für alle vollzogenen Taufen der Reformirten; 4) auf die königliche Bewilligung, Versammlungen, wenn nicht in Tempeln, doch in Häusern oder im Freien zu halten;

5) auf die Ermächtigung, Geistliche für alle Amtshandlungen aufzustellen;

6) auf die unbeschränkte Gestattung für Jedermann, wohlthätige Stiftungen zu machen;

7) auf die Sicherung der Ausgewanderten, die in's Königreich zurückkehren wollten.

Diese Anträge waren von einer kurzen Darstellung der kirchlichen Ordnung unter den Reformirten begleitet; und das bei empfahl Rabaut die Angelegenheiten derselben mit aller der Wärme, die der Ueberzeugung von ihrem guten Rechte entquoll, indem Rabaut sich äußerte:,

,, Hochherzigkeit, Großmuth und Heldengeist, gnädigster Herr, sprechen aus dem Plane, den Sie sich gebildet haben. Könnte diesen Heinrich der Große erfahren, so würde derselbe unzweifelhaft dem Adel Ihrer Gesinnungen und der Weisheit Ihrer beabsichtigten Veranstaltun gen Beifall geben. Der Natur ihre Rechte, dem Gewissen seine Freiheiten zu lassen; Unterdrückungen und Gewaltthätigkeiten ein Ziel zu setzen; jedem zu erlauben, daß er Gott gebe, was Gottes, und dem Kaiser, was des Kaisers ist: dieß ist als großes Werk Ludwig, dem Vielgeliebten, aufbehalten gewesen, und Ihnen das Verdienst, dem Könige den Entschluß dazu eingeflößt und die Ausführung desselben vermittelt zu haben. Wenn es wahr ist, daß der ächte Ruhm darin besteht, Glückliche zu machen, so werden Se. Majestät und Euer Hoheit unverwelkliche Lorbeeren pflücken. Ihr Name wird nicht allein in den Tempel der Geschichte, sondern auch, was viel schmeichelhafter ist, in die Herzen aller guten Franzosen eingeschrieben werden."

Auf diese Worte wünschte der Prinz von Conti eine persönliche Zusammenkunft mit Rabaut; und weil vieles Dunkle nur dadurch aufgehellt werden konnte, so ging derselbe zufolge seines Tagebuchs am 18. Juli nach Paris und hatte zwei Verhandlungen mit dem Prinzen. Bei dem geheimnißvollen Wesen, welches nach dem Willen Conti's sein Verhältniß zu den Reformirten umhüllte, ist's kein Wunder, daß Rabaut selbst vom Ergebnisse jener Verhandlungen nicht das Mindeste hat laut werden lassen; falsch ist's aber zu verlässig, daß der Prinz an seine Hülfsleistungen geseßzwi

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