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Es ist übrigens zu bedauern, daß über den Gang der Angelegenheiten in den Jahren 1765 bis 1768 nur spär liche Nachweisungen gegeben werden können, weil beinahe der ganze Briefwechsel aus jener Zeit durch die Feuchtigkeit des Aufbewahrungsorts zu Grunde gegangen ist.

Im Jahre 1766 gab Rabaut den Protestanten zu Nanteuil, die beunruhigt wurden, seine weisen Rathschläge und Ermahnungen zur Festigkeit, und auch die Kirche zu Lyon, die damals von einem eifrigen Pfarrer, Jean Pic, aus den Cevennen besucht wurde, versuchte aus einem langen Schlafe wieder lebenskräftig zu erwachen.

Rabaut lehnte in d. J. eine Reise, die er nach Montauban machen sollte, um dort eine Mißhelligkeit zu beseitigen, mit den Worten ab: „32 Jahre mit Nachtwachen und mühevollen Arbeiten haben mich äußerst matt gemacht."

Das Hauptbestreben der Protestanten ging jezt dahin, daß sie durch Verwendung bei der Regierung das Recht erlangen möchten, wieder Bethäuser zu errichten. Wirklich schrieb man auch von Paris nach Bearn, wenn man sich nur in Scheunen oder in Häuser bis zu 200 Personen bes gäbe, so würde Alles ruhig bleiben, und die Gefangenen würden frei gegeben werden. Eben dahin zweckten in diesem Jahre auch die Verhandlungen des Pfarrers Bastide aus der Gegend von Montpellier, in deren Nähe der Gottesdienst schon einen Bestand mit einer Art von Oeffentlichkeit erlangt hatte, und des Ausschußmitgliedes in Paris, Namens Lecointe, mit dem Commandanten von Languedoc, Prinzen von Beauvau; denn seitdem man die Versammlungen mehr in der Nähe der Städte hielt, wurden sie gerne auch von Katholiken besucht, und die Reformirten hatten schon an gefangen, Bänke und Stühle mit hinzubringen. Weil aber der Minister St. Florentin seinen Unwillen hierüber äußerte, so bewirkte Rabaut durch das Consistorium die Abstellung dieser Neuerung. Deßhalb nahmen nun die Gläubigen

Steine zum Sitzen, und der Minister mischte sich nicht weiter darein.

Rabaut machte im Juni 1768 eine dreiwöchige Amtsreise nach Marseille, wo man einen Pfarrer anzustellen beabsichtigte. Auch aus der Champagne und Picardie liefen gerade in dieser Hinsicht günstige Nachrichten ein, so wie aus Mittel- Frankreich, und die südlichen Provinzen sendeten Diener des Worts in die entlegensten Provinzen, wahre Glaubensboten, die muthig auszogen, um gefährlichere Felder umzuarbeiten, wo sie weit vereinzelter als in ihrem Vaterlande da standen. Hauptsächlich nahm man sich von Dauphiné aus der Normandie an, und es ging ein Pfarrer, Namens Rang, nach Rouen, um den dortigen, Namens Campredon, zu unterstüßen, weil es in jener Provinz noch sehr düster aussah; doch blieb er nicht lange dort, weil äußerlich die auffallendste Aermlichkeit beim Leben in unfaubern Hütten, und innerlich die größte Unwissenheit unter Eltern und Kindern herrschte, die ohne Unterricht bis kurze Zeit vor ihrem ersten Abendmahlsgenusse aufwuchsen. Diesen Gemeinden im Norden glichen aber auch noch einige im Süden, so daß der Pfarrer Pomaret zu Ganges bei Montpellier am 12. August an Rabaut schrieb:

Ich kann hier mit Niemand sprechen; man versteht sich hier nur auf Seidenspinnerei und auf Wein- und Maulbeerpflanzungen." ~

Was aber die Normandie betrifft, so muß man sich troß der Klagen Lacombe's wundern, daß der protestantische Gottesdienst sich in einer vom Heerde desselben so weit getrennten Proving erhalten hatte. Im Jahre 1763 hatten aber die dortigen Protestanten schon größern Muth gefaßt, weil der Kinderraub aufgehört hatte, so daß der dortige Geistliche Godefroi, genannt Dutilh, an Rabaut schrieb: „Unfre Vereinigungen, die immer sehr furchtsam gewesen waren, scheinen sich jetzt zu stärken, und werden zahlreicher und beträchtlicher an verschiedenen Orten."

Um die abgehenden beiden Pfarrer Godefroi und Rang zu ersetzen, hatte man aus der Normandie zwei junge Männer zu ihrer Ausbildung nach Lausanne geschickt. Das war aber auch um so nöthiger, weil die Geistlichen in der Normandie solche Bezirke zu versehen hatten, daß jeder vom andern 15 bis 20 Meilen entfernt war. Das waren die Ueberbleibsel des Protestantismus in dieser reichen Provinz, die vorher so viele blühende, und durch den Geist eines Bochart und eines Basnage berühmt gewesene Kirchen gezählt hatte. Aber aus Mangel an höhern Schulen und an Tempeln, die Ludwig XIV. hatte niederreißen lassen, hatte sich der reformirte Glaube in die Herzen des Volks zurückgezogen und darin fortgelebt, in dieser leßten Zufluchtsstätte gegen die Tyrannei.

Fünftes Capitel.

Die Reformirten auf den Galeeren. Die Gefangenen im Thurm von Constance.

Noch einmal müssen wir auf die gefangenen Gläubigen aus der Wüste hinblicken, um endlich ihre Ketten zerbrechen zu sehen.

Das Jahr 1755 brachte schon einer großen Anzahl von denen, die auf den Galeeren schmachteten, die Befreiung. Dazu gab ein ganz unverhoffter Umstand Veranlassung, nämlich eine Reise, welche der Markgraf von Bayreuth_mit seiner Gemahlin, der geliebten Schwester des großen Friedrich, in's mittägige Frankreich machte. Den Gefangenen zu Toulon wurde es nach Anleitung Paul Rabauts und des Herrn Cabasse, eines katholischen Wohlthäters aus jener Stadt, leicht, die fromme Theilnahme eines mit der Herrscherfamilie in Brandenburg, dieser Beschüßerin der französischen Ausgewanderten, so nahe verwandten Herrn zu erregen.

Der Galeerensträfling Bonnafous hat es seinem Vetter, Paul Rabaut, erzählt, auf welche Weise es ihm gelang, seine Bittschrift in die Hände der Preußischen Prinzessin zu bringen. Er schrieb:

„Am 7. April 1755 bestieg der Prinz incognito die Galeere, in Begleitung des Herrn Cabasse, der ihn veranlaßte, vor unsern Augen zu verweilen, und der ihm unser trauriges Loos schilderte. Der Prinz begrüßte uns und bezeugte seine Rührung über unsre Lage. Weil die Prinzessin, die nicht auf die Galeere kam, schon Nachmittags wieder abreisen wollte, so ließ ich eine Bittschrift verfertigen, und erhielt die Erlaubniß, auszugehn, um diese ihr in ihrem Palaste zu überreichen. Mitten unter einer Menschenmenge überreichte ich ihr, gerade als sie in ihren Wagen steigen wollte, am Schlage desselben knieend die Bittschrift. Ihr Gemahl nahm sie, fing an zu lesen, sprach dann mit der Prinzessin, und sie sagte mir: Geht hin, mein Freund, man wird Rücksicht darauf nehmen. Dieß geschah am 8. April, und am 14. nahm Herr Cabasse, den ich besuchte, um ihm für seine Fürsorge zu danken, mich bei Seite, und fragte mich, ob ich die Freiheit lieber auswärts oder in meinem Vaterlande wünschte, und als ich erklärte, daß ich Alles der Gnade Gottes anheimstellte, so sagte er mir, daß ich mit noch acht andern dazu aufgezeichnet wäre." (Nach einem weitern. Briefe von Bonnafous vom 28. September verwendete sich selbst der Herzog von Richelieu stark bei Hofe zu Gunsten der Protestanten auf den Galeeren.)

Alle diese dringenden Bitten wurden nur langsam mit Erfolg gekrönt. Im Jahre 1755 wurden zwar drei der selben, aber erst im Jahre 1759 wieder einer erlöst, und von den erstern mußte jeder noch 1000 Livres Lösegeld zahlen, weßhalb sie die Mildthätigkeit ihrer Glaubensgenossen ansprechen mußten, um diese Summen nebst andern Kleis

dern und Reisegeld zu bekommen. Andere fünf, die ihre Strafzeit ganz ausgehalten hatten, wurden doch erst noch auf weitere Maaßregeln, die für sie getroffen wurden, frei gegeben; und hiezu haben auf jeden Fall verwendende Schritte des Preußischen Hofs mitgewirkt. Dieß läßt sich nach dem Inhalte der Bittschrift nicht anders denken, die Rabaut für die Galeerensträflinge verfertigt hatte, um vor der Schwester Friedrichs des Großen den Schleier zu lüften, der die unglücklichen Bekenner verhüllte; denn nachdem sie in derselben mit wenigen Zügen alles Peinvolle ihrer Lage geschildert, und an das mitleidsvolle Herz der durchlauchtigsten Herrschaften sich gewendet hatten, schlossen sie mit folgenden Worten:

Sie befißen zu viel Frömmigkeit und Eifer, und zu viel Anhänglichkeit an das reine Christenthum, um sich nicht für diejenigen zu verwenden, welche an ihren Leibern die Wunden des Herrn Jesus tragen. Im Namen desselben, als des Anfängers und Vollenders unsers Glaubens, wagen es die Flehenden, denen die Ehre geworden ist, die leidenden Glieder seines geistlichen Leibes zu seyn, Sie um Ihre wohlwollende Verwendung für die Befreiung derselben zu bitten. Welcher Ruhm für Ew. Durchlaucht, welche Befriedigung für Ihre edelgesinnten und wohlthätigen Herzen, ein so herrliches Werk zu Stande gebracht zu haben! Mit welchem Glanze würde dieß nicht vom Welterlöser belohnt werden, der Alles, was man seinen Jüngern thut, als wäre es ihm selbst gethan, betrachtet!"

Daß im Jahre 1762 auch der Commandant von Languedoc, Herzog von Fitz-James, sich für die Gefangenen auf den Galeeren, damals 34 an der Zahl, schon verwendet hatte, ersteht man aus einem Briefe Rabauts, in wel chem er denselben bittet, auch der Gefangenen im Thurm von Aigues-Mortes, deren Liste er beilegte, zu gedenken; so

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