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Nimes hatte man zwei dazugekommene Katholiken, um jedem Verrathe vorzubeugen, bis zur Beendigung derselben festge halten, und sie dann auf einem einsamen Wege mit dem abgenommenen Versprechen des Schweigens fortgeschickt, welches sie auch zum Erstaunen unverbrüchlich hielten. Während der Pfingsttage hielt sich Court verborgen, denn eine Versammlung während der Festzeiten war nicht rathsam, weil in diesen die Truppenabtheilungen zum Auflauern am stärkften in Bewegung waren. Mehr als einmal hatten die Versammlungen mit dichter Finsterniß der Nacht und mit herabströmenden Regengüssen zu kämpfen; aber der Hunger nach dem göttlichen Worte und nach den Segnungen der Sacramente ließ die Menge der Gläubigen auch diese Hindernisse überwinden, und ihre Standhaftigkeit erhielt auch den Pfarrer Court im frommen Eifer wach und unverdroßsen. Einmal am 13. Junius hatte Court erfahren, der katholische Pfarrer zu Vebron habe von der Kanzel verkündigt, daß an diesem Tage eine Versammlung gehalten werden sollte. Wirklich setzte sich auch dieser Geistliche, in der Meinung, er sey gleichberechtigt, das Schwert wie die Schlüßsel zu tragen, an der Spiße der dortigen Truppen in Marsch, kehrte aber doch schon beim ersten Dörfchen wieder um, ohne etwas Weiteres zu unternehmen. Bei einer weitern Versammlung am 16. Juni, bei welcher auch Abgeordnete aus dem obern Languedoc zugegen waren, wurde zuleßt nebst einigen andern Beschlüssen auch dieser gefaßt, daß nach einem Antrage des holländischen Gesandtschaftspredigers eine Zählung sämmtlicher Protestanten erfolgen solle. So wurden nacheinander so zahlreiche Versammlungen gehalten, daß die geringsten derselben sich bis auf 3000 Theilnehmer beliefen; und Court schließt seinen Brief mit den Worten:

„Soll ich erst bemerken, daß ein so großes Werk sehr vieles erfordert? Die Predigt und die Haltung des heis ligen Abendmahls würde noch wenig seyn, wenn man

nicht nach Vollendung dieser Amtsverrichtungen weite Wege anderwärtshin machen müßte, und wenn der Pfarrer nach seiner Ankunft in einer Versammlung ein wenig ausruhen könnte. Aber im Augenblick, wo er ankommt, richten 1000 Personen ihre Blicke begierig auf ihn, um ihm ein Wort zu sagen, oder ihm einen Gewissensfall vorzutragen. Hier erwarten ihn darauf vier volle Stun den, um ihn stehend und vielbeschäftigt zu sehn; er ist zu sehr geliebt, er ist zu selten zu sehn, als daß man seiner Arbeit eine Gränze seßen möchte. Er muß die Begrüßungen einer Menge von Leuten aushalten, die sich auf ihn werfen, unter denen keiner ist, der ihm nicht die Hand küßte, und ihn nicht nach seinem Befinden fragte. Doch nimmt auch dieses ein Ende."

Dieser Reisebericht Court's giebt ein treues Bild von den Arbeiten der Prediger, die dem Berufe sich widmeten, den protestantischen Gottesdienst wieder zu beleben, und der Kirche wieder eine feste Einrichtung zu geben; und wenn man bedenkt, wie alles dieß in einem von militairischen Besatzungen bedeckten Lande, und gleichsam unter dem Feuer der zum Widerstande beorderten Truppen selbst vorging, so begreift man die Macht, welche die Geistlichen über die Bevölkerungen ausübten, und den ehrfurchtsvollen und rüh renden Empfang der Geistlichen, die als Geächtete den grausamen Gesetzen Troß boten, um ihre Mitgeächteten zu trös sten. Alle ihre Vorsichtsmaaßregeln, alles Geheimnißvolle, diese Poesie des Glaubens und der Erinnerung alles dieß erklärt vollkommen die Fortdauer eines Gottesdienstes, der durch geliebte Geistliche und im Schooße der durch ihre Leiden selbst innerlich erhobenen Bevölkerungen gehalten wurde, indem fast alle Familien ein Mitglied zählten, welches des Evangeliums wegen mit dem Tode bestraft worden war.

Jemehr aber für die wiedervereinigten und zahlreichen Kirchen besonders in der weiten Provinz Languedoc und im

gebirgigen Bezirke der Cevennen die Aufstellung tüchtiger Geistlichen nothwendig war, um den blinden Eifer für immer zu heilen, desto unentbehrlicher war auch eine eigene Bildungsanstalt, die jedoch nach der bestehenden Gefeßzgebung gegen die Reformirten nicht in Frankreich, sondern nur auswärts hergestellt werden konnte, und welche mit der Bedingung, geschickte Professoren zu besißen, den Vortheil einer Academie, einer duldsamen Regierung, und edelgefinnter und gefühlvoller Gläubigen verbände, die ganz bez reitwillig wären, über die Leitung und über die Bedürfnisse dieser Schule für die Geistlichen der Wüste zu wachen. Genf wurde abgelehnt, weil diese Stadt als der Mittelpunkt des Protestantismus zu viel Argwohn erregte. Man wählte

Lausanne. Court machte eine Reise in die Schweiz; er verfaßte Denkschriften, er beschrieb den Zustand der Dinge, und legte ohne Mühe dar, daß der ganz empfängliche Boden nur geschickter Arbeiter bedürfe, und daß die Sache des französischen Protestantismus von der Wahl und von der Zahl geeigneter Geistlichen abhänge. Ueberall erregte er die Theilnahme zu Gunsten der Gläubigen unter dem Kreuz. Unterschriften aus der Schweiz, aus England, Holland und Deutschland sicherten die Mittel zum kostenfreien Unterhalt der jungen Männer, die den geistlichen Stand erwählten, weil sie, wie Court sagte, die Berufung zum Märtyrerthum in sich fühlten.

So wurde das Seminar in Lausanne als Bildungsanstalt eine der köstlichsten Hülfsquellen für die verfolgten Kirchen. Die Vorbereitungszeit der ersten Candidaten wurde so viel, als die Nothwendigkeit eines zureichenden Unterrichts es erforderte, abgekürzt; im Allgemeinen verließen sie das Seminar erst am Ende des zweiten Jahres. Die Maaßregeln zu diesem allen konnten nur vermittelst des tiefsten Geheimnisses vorbereitet und getroffen werden, weil sonst der französische Hof zu gleicher Zeit im Innern alle Hin

dernisse entgegengestellt und seinen Geschäftsträger bei der Tagssaßung in der Schweiz in Thätigkeit gesetzt haben würde. Court selbst ging bald nach Lausanne, um dort seinen bleibenden Aufenthalt zu nehmen; er wurde der wahre Lenker und die Seele einer Anstalt, deren Nothwendigkeit seine apostolischen Umreisen ihm klar gezeigt hatten; er übernahm dazu die Dienste eines freiwilligen Beamten der französischen Kirchen für ihre kirchlichen Angelegenheiten, und wählte so eine glückliche Stellung, um zu gleicher Zeit einen Briefwechsel mit Paris führen, und mit seiner Erfahrung die jungen Geistlichen unterstüßen zu können, die nach seinem Vorbilde nach dem einfachen und ehrenvollen Amte der Pfarrer in der Wüste geizten.

Gleichwohl vermehrten sich in dieser Zeit des Wiedererwachens die Schwierigkeiten und Bedrängnisse in Folge der gesteigerten Aufmerksamkeit der Behörden auf die erweiterten Versammlungen und auf den Verkehr der Provinzen unter einander. Zwei amtliche Schreiben der Kirchengemein schaften in Dauphiné und in Languedoc von den Jahren 1729 und 1739 sind besonders merkwürdig durch die dar unter gedruckten Siegel. Das erstere enthält das Bild der Religion mit den Zügen einer Frau von ernster Haltung, die ihren Blick zum Himmel erhebt, mit der Unterschrift: Der Triumph der Gläubigen unter dem Kreuz. Das zweite stellt ein Schiffchen mit einem Maste dar; die Wellen sind daran, dasselbe zu verschlingen; die Matrosen erscheinen als Betende, und das Segel ist eingezogen; die Umschrift enthält die Worte: Hilf uns, Herr, wir verderben! Doch finden sich auf andern Urkunden keine Siegel.

Man schritt nun zur Zählung der Protestanten, bei welcher sich viele, die vorher furchtsam gewesen waren, entschieden erklärten; denn die Hoffnung, unter einer duldsamen Regierung zu leben, war doch aus den Herzen der ausgezeichneten Männer jener Zeit nicht gewichen. Ihnen wider

strebte der Gedanke, daß ein großer Theil der Franzosen dazu bestimmt sey, unaufhörlich außer dem allgemeinen Gesetze zu leben. Dieses Vertrauen auf die Zukunft ist einer der hervorspringendsten Züge im Charakter jenes Zeitabschnitts; aber freilich sollten bis zur Erfüllung noch viele Jahre verfließen.

Vom muthigen Entschlusse aber, sich immer fester eins zurichten, zeugte der Beschluß einer 37 Mitglieder starken Synode in den Cevennen (1730 den 10. August), daß man in Frankreich und in der Schweiz, um die Kirchen beider Länder desto fester aneinander zu schließen, an einem und demselben Tage ein Fasten halten wolle, und daß wegen der Verstecktheit der unter den Katholiken lebenden Protestanten die Aeltesten jeder Kirche ein vollständiges Namensverzeichniß der Personen vom 12ten Lebensjahre an aufwärts verfertigen sollten, welche nicht communicirt hätten, um sie dazu auf das Ernstlichste zu ermahnen. Diese Ermahnungen, und im Falle der Wiederseßlichkeit die Ausschließung aus der Gemeinschaft solle gegen diejenigen Eltern und Vormünder ausgesprochen werden, die ihre Kinder oder Pfleglinge in der katholischen Kirche taufen, so wie gegen diejenigen, die in derselben sich trauen ließen, und auch gegen diejenigen, die unter irgend einem Vorwande in die Messe gingen, oder die bei den Versammlungen zu erscheinen versäumten, oder die in diesen Zeiten der Bedrängniß für die Kirche sich herausnehmen würden zu tanzen.

Dieser Synodal-Beschluß ist eines der muthvollesten Denkmale des Glaubens in jenem Zeitabschnitte, wo die Frömmigkeit der Cevennenbewohner neue Kräfte aus den Leiden, durch welche sie hindurchgegangen waren, geschöpft zu haben scheint; doch erregte dieser Beschluß hie und da Eifersucht und kam nicht durchgängig zum Vollzug, weil man Einzelnen keinen Schein von Vorrang gestatten, sondern Alles gemeinschaftlich berathen wollte. Uebrigens wurden im

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