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zu nehmen verstatteten, das beste Zeugniß ihrer Ordnungsliebe und Unterthanentreue gäbe, und daß solche bedeutende und wohlhabende Personen, wie Edelleute, Rechtsanwalte, Aerzte und Kaufleute, sich wohl hüten würden, dabei zu erscheinen, wenn pflichtwidrige Dinge dabei vorfielen, die ihre Stellung im Leben gefährden würden.

Was die Galeerensträflinge betrifft, so veranlaßte eine Synode in Vivarais den ihnen zunächst wohnenden Pfarrer Lafond in der Provence, sich mit ihnen in schriftlichen Verkehr zu setzen. Die erste Urkunde in dieser Hinsicht ist ein Schreiben von Jean Molinier vom 30. September 1753, der, im Jahre 1745 auf Lebenszeit zur Galeerenstrafe vom Intendanten Lenain verurtheilt, an jenen Pfarrer schrieb:

,,Wir wenden uns an alle wahre Christen, die eifrig und fromm sind, und mit diesen Eigenschaften ausgerüstet werden sie sich erinnern, daß unser Herr ihnen die be drängten Armen anempfohlen hat, hauptsächlich die Bekenner, die mit übermäßigen Leiden und mit unerträglichen Arbeiten gequält werden, außer den Fesseln, die sie Tag und Nacht tragen müssen. “

Ein zweiter Brief vom lebenslänglich verurtheilten Bürger Paul Mercier aus dem Lande Foix, der bei einer Versammlung im Jahre 1749 aufgegriffen worden war, enthielt an den Pfarrer Lafond die rührenden Worte: "Ihr Schreiben erinnert mich an die Synode 1748, an welcher ich als Abgeordneter der Kirchen in der obern Grafschaft Foix Theil zu nehmen die Ehre hatte, und von welcher entschieden wurde, daß Sie uns gegeben werden sollten, um bei uns zu bleiben; ich hatte mich dort zum voraus darauf gefreut, Ihre weisen Ermahnungen benußen zu können; aber Gott, der alle Dinge nach seinem Willen lenkt, wollte mir nicht nur dieses Vergnügen entziehen, sondern mich auch noch durch den Verlust meiner Freiheit niederbeugen, um mich vielleicht für immer von einer geliebten Gattin

und 4 Kindern zu trennen, die er mir geschenkt hatte. Der gute Gott wolle mir seine Huld und Gnade erweisen, daß ich je mehr und mehr es erkenne, warum ich leide, um auszuharren, bis es ihm gefallen wird, mich frei zu machen; dieß ist eine der besondern Gnadenerweisungen, die ich täglich von ihm erbitte."

Den längsten und schmerzlichsten Brief schrieb an Lafond ein Mann, der im Jahre 1746 und zwar in seinem 66sten Lebensjahre zur Einsperrung in Toulon vom Intendanten von Auch verurtheilt worden war, der Edelmann Isaac Grenier von Lasterne in Languedoc.

Im Eingang erklärt er demuthsvoll, er sehe seine Gefangenschaft als eine Züchtigung an, die seine Sünden ihm zugezogen hätten, weil der gute Gott ihn Schlag auf Schlag durch den Verlust seiner Familie niederbeuge, ihm zwei Söhne nach einander und jüngst seine Gattin durch den Tod genommen habe.

Indem derselbe dann die harte Behandlung schildert, die er mit seinen Unglücksgefährten theilen müsse, wie sie mit einerlei Kleidung der Winterkälte und der Sommerhiße Trotz bieten und dabei mit Brod und Wasser sich begnügen müßten, wenn sie nicht den Profoßen alle Morgen einen Sol für den Mann bezahlten, um nicht Tag und Nacht mit einer dicken Kette an einen Balken angeschlossen zu bleiben, dankt er mit Rührung dafür, daß die ehrwürdige Gesellschaft von Marseille jedem von ihnen zwei Sols täglich zufließen lasse, und wehrt die üble Nachrede ab, als ob sie anderwärtshin sich mit der Bitte um Unterstüßung gewendet hätten, da ihnen selbst ihr Gesuch an Herrn Lafond Ueberwindung gekostet habe. Er schließt dann mit dem Segenswunsche: Der gute Gott wolle die Gnadengaben, die er Ihnen mitgetheilt hat, mit neuen krönen, Sie in Ihren Arbeiten unterstüßen und die Pfunde wuchern lassen, die er Ihnen zur Ehre seines heiligen Namens verliehen hat!"

Wenn übrigens manche Galeerensträflinge für gewisse Geldsummen, die irgendwo für sie aufgebracht wurden, oder auf einflußreiche Verwendungen, besonders vom protestan tischen Ausschuß zu Lausanne, nach einiger Zeit frei gegeben. wurden, so gelang dieß denen nicht, denen man die Freiheit unter der Bedingung der Abschwörung ihres Glaubens, selbst durch Nonnen, anbot, die sich aber hiezu nicht bewegen ließen, um ihre Seele nicht zu verlieren, wie sich einer derselben, Jean Raymond, in einem Briefe an seinen Pfar rer vom Jahre 1760 mit der Bitte ausdrückte, seine geliebte Gattin und seine Kinder von ihm zu grüßen.

Was endlich die Frauen betrifft, die im Thurme von Constance eingesperrt wurden, so belief sich im Jahre 1754 die Zahl derselben auf 25, wie dieß Marie Durand, Schwes fter des zu Montpellier hingerichteten Geißtlichen, in einem Verzeichnisse nachgewiesen hat, welches sie nach einer 24jährigen Haft verfertigte. Außerdem wurden aber viele Frauen in den verschiedenen Spitälern gefangen gehalten. Den traus rigsten Aufenthalt gewährte aber der Thurm von AiguesMortes, der in einem Mauerwinkel der alten Stadt St. Louis stand. Dort brachten die gefangenen Frauen ihr beweinenswerthes Daseyn in einem der Luft und der Sonne beraubten Thurmgewölbe zu, und hörten nie etwas Anderes, als das entfernte Geräusch der Wogen, und das Pfeifen der Winde über den Ufercanälen. Doch bezeugen zahlreiche Briefe von Marie Durand, daß ihr Glaube und ihre Frömmigkeit sie in der Einsamkeit einer so traurigen Gefangenschaft aufrecht erhielten.

Sechstes Capitel.

Bittschrift der Kirchen an die Gesandtschaftsversammlung zu Aachen

Abfall eines Geistlichen.

Fortschritte der Kirchen im obern Languedoc.

Jetzt erschien der Zeitpunkt, in welchem die Protestanten glaubten, sich nach außen wenden zu dürfen, weil sie im Innern keine Hülfe finden konnten. Nach den verschie densten Wechselfällen des Kriegs war im Jahre 1748 den 28. October der Friede zu Aachen geschlossen worden, durch welchen nicht nur der Kaiserin Maria Theresia ihr Scepter gesichert, sondern auch die Preußische Macht vergrößert wurde.

Um die Theilnahme ihrer fremden Brüder anzuregen, und um ein Zeugniß von ihrer Strenge in der kirchlichen Zucht abzulegen, hatte sich die National- Synode mit der Bitte um die alte Einheit und Freundschaft, besonders an die Kirchen in der Schweiz, in Genf und Holland, schriftlich gewendet; hierauf folgte aber durch ihren Vertreter in der Schweiz, Antoine Court, der entscheidendere Schritt, daß sie vermittelst einer von diesem Manne gefertigten Denkschrift die protestantischen Gesandten in Aachen günstig für sich zu stimmen suchten, und zu diesem Zwecke jene Schrift dem Herrn van Haren, dem holländischen bevollmächtigten Minister, einhändigten. Sie hoben darin besonders hervor, daß mehrmals ein Blutbad unter ihnen angerichtet worden sen, daß man ihre Geistlichen schmählich am Galgen aufgeknüpft, die Galeeren mit Leuten von jedem Stande um ihrer Gewissenhaftigkeit willen angefüllt, und Familienglieder auf eine verzweiflungbringende Weise von einander getrennt, vielen Städten und Bezirken unerschwingliche Geldstrafen der Stadt Nimes allein 60000 Livres

auf

erlegt habe, und den Protestanten nicht einmal die Auswanderung mehr verstatte u. s. w., und dieß Alles nur, weil

die Protestanten sich weigerten, Gott auf eine Weise zu dienen, die nach ihrer Ueberzeugung seinen ausdrücklichen Befehlen entgegen sey. - Dann wiederholten sie hinsichtlich ihrer Versammlungen alles, was sie in ihren Denk- und Bittschriften an die Regierung zur Rechtfertigung derselben schon gesagt hatten.

Sie hofften folglich, daß nach dem Friedensschlusse die Gesandten der protestantischen Mächte im Stande seyn würden, sich für sie beim Könige von Frankreich zu verwenden, und stellten als die Gegenstände ihres heißen Wunsches auf: 1) allgemeine Verzeihung für alle vorgekommenen Uebertretungen der Edicte gegen ihre Religion;

2) völlige Aufhebung dieser und Gleichstellung der franzöfischen Protestanten in ihren Rechten mit den englischen; 3) Befreiung aller Verurtheilten von den Galeeren und aus Gefängnissen;

4) Bewilligung zur ruhigen Abhaltung ihrer Versamm

lungen mit einer hinreichenden Zahl von Geistlichen; 5) Bestättigung aller Trauungen und Taufen, von refor mirten Geistlichen vollzogen, nebst Sicherung der Erbschaftsrechte, wogegen man sich verbindlich machen wolle, dennoch den katholischen Pfarrern ihre Gebühren zu zahlen;

6) strenge Vorschriften gegen jede Partei, die das Recht des Stärkern ausüben wollte.

Sie bemerkten dabei: Wenn man mit der bisherigen Strenge fortführe, so würde man zum offenbaren Schaden Frankreichs Unglückliche machen, würde tausendfache Grausamkeiten begehn, die man nur durch immer neue ftüßen könnte, und diese folgenden würden eben so unnüß, aber noch strafbarer als die ersten seyn.

Wären die Anträge der Protestanten gut aufgenommen worden, so hätten sie den Kirchen und dem Vaterlande unzählige Leiden erspart; aber die vereinigten Gesandten schei

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