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in der katholischen Kirche dadurch zu erzwingen, daß sie den Verlobten, die zur Trauung sich meldeten, als unerläßliche Vorbedingung die Beichte, den Abendmahlsgenuß und eine schriftliche Abschwörung auferlegten. Je weniger dieses Verfahren in den Edicten selbst befohlen war, desto leichter war die Verwerfung desselben von Seiten Fleury's, der nachwies, daß dieß selbst dem Geiste der gallicanischen Kirche zuwider sey, und nur in den untersagten Versammlungen ähnliche Kunstgriffe veranlassen würde; daher hätten die Parlamente solche Forderungen, wie sie von den Bischö‹ fen in den Jahren 1733, 1739 und 1743 schon gemacht worden seyen, verworfen; übrigens sey es mit der Ehe nicht wie mit den andern Sacramenten, deren einziger Vollzieher der Priester sey; denn das Wesentliche der Ehe beruhe auf der Einstimmung der Beiden, die dieselbe als Vertrag schlößsen; die priesterliche Einsegnung sey zwar ein altherkömmlicher Gebrauch, aber nicht das Ursprüngliche in der Ehe; folglich hätten die Verlobten, welchen ein Priester die Trauung verweigerte, das Recht ihn zu verklagen, und der Staatsanwalt dürfe bei hartnäckiger Weigerung desselben die Besoldungssperre gegen denselben beantragen.

So lagen die Duldungs-Maaßregeln, wie sie später im Edicte Ludwigs XVI. aufgestellt wurden, schon damals als Keim in den besseren Köpfen. Aber die Geistlichkeit bemühte sich, aus ihrer zweideutigen Stellung herauszukommen! Heillose Anstrengung, die nichts als Unglück herbeiführen konnte!

Die Kirchen des Südens, als hätten sie den neuen Sturm vorausgesehn, der über ihnen ausbrechen sollte, nahmen ihre Zuflucht zu verschiedenen Mitteln, um die Gefahr zu beschwören. Sie dachten darauf, sich an die protestantischen Mächte zu wenden, um durch ihre Verwendung die Befreiung derjenigen ihrer Brüder von den Galeeren zu erlangen, welche wegen ihrer Theilnahme an den Versammlungen dahin verurtheilt seyen, und der Prinz Statthalter

von Holland sagte ihnen seine volle Mitwirkung zu. Die Protestanten erklärten ferner der Regierung ihre Bereitwilligkeit, mit den Unterschriften der Pfarrer Defferre, Pradel, Gal, Paul Rabaut, Simon Gibert und Molimes, daß sie die neue Auflage des Zwanzigsten entrichten wollten. Das wollten aber die katholischen Geistlichen nicht; deßwegen war ihnen die Erklärung der Protestanten so zuwider, daß sie dieselbe durch Unterschiebung listiger Beweggründe zu verdächtigen und zu entkräften trachteten, wie dieß der Erzbischof von Toulouse im Namen der 20 Bischöfe von Languedoc in einem Schreiben an die Regierung that. Deßs halb hatte auch die Unterwürfigkeits- Erklärung der Reformirten nicht den gewünschten Erfolg, obgleich auch die Feindseligkeiten der römischen Priester vielfältig an der bessern Einsicht der weltlichen Behörden scheiterten.

Doch gelang es ihnen am Ende, ein solches Mißtrauen in ihre Gesinnungen zu erregen, daß neue Verfolgungen begannen, und mit Unterbrechungen 12 Jahre lang noch fortdauerten, die beinahe den Camisardenkrieg wieder entzündet hätten, und während welcher die Reformirten ihre leßten Blutzeugen zählten. Denn nicht einmal Montesquieu nahm sich der Kirchen in der Wüste an, obgleich er den herrschenden Glauben mit vollkommener Strenge beurtheilte, und den Glauben der Kirche in der Wüste kannte und würdigte, wie dieß sein bewunderungswürdiges Sendschreiben über die Bibel an den Pfarrer Vernet bewies, ja ob er gleich von seiner geistigen Höhe herab die gemeine Scheinheiligs keit so sehr beherrschte, daß sein legter Seufzer in die Worte überging:

Ich will Alles der Religion aufopfern, aber Nichts den Jesuiten!

Zweiter Theil.

F

Drittes Buch.

Erstes Capitel.

Zustand der Kirchen nach dem Aachner Frieden.

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Zusammensehung der Staatsverwaltung. Erneuerung der Verfolgungen. Bittschrift an Ludwig XV. Verhaltungsvorschriften für die Versammlungen. -- Maaßregeln des Staats-Secretairs.

Der Nachner Friede gab der Kirche in der Wüste keine

Ruhe. Die römische Geistlichkeit war noch zu mächtig, um Verbesserungen bis zu religiöser Freiheit hoffen zu lassen. Der gute Glaube der katholischen Geistlichkeit steigerte sich bis zur Unduldsamkeit; der gute Glaube der Bekenner in der Wüste erhob sich bis zum Heldenmuth. Daher rührten die neuen Maaßregeln der Strenge, die sich über den fünfjährigen Zeitraum von 1750 bis 1755 erstreckten. Man möchte sagen, daß der blinde Eifer sich in der Mitte des 18ten Jahrhunderts beeilt habe, noch die letzte Anstrengung für eine beinahe schon verlorne Sache zu versuchen.

Die wiedergekehrte Friedenszeit war den Protestanten wegen verschiedener Umstände ungünstig, einmal deßwegen, weil die katholische Geistlichkeit an die Bewilligung verlangter Beiträge für den erschöpften Staatsschaß die Klagen über das Bestehen und das Wachsthum der protestantischen Gemeinschaften knüpfte; dann, weil die Regierung ihre Furcht vor irgend einem feindlichen Verkehre dieser mit den Flotten der Engländer gestillt sah; und endlich, weil man im

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