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Diese Geschichte ist größtentheils nach handschrift: lichen und noch ungedruckten Urkunden verfaßt. Durch die Veröffentlichung derselben führe ich einen Plan aus, den ich schon seit mehreren Jahren gemacht hatte, den ich aber wegen anderer Beschäftigung hatte bei Seite legen müssen. Ich hätte nie an dieses Unter: nehmen gedacht, wäre ich nicht in meinen Forschun gen durch einen Umstand begünstigt worden, den ich nicht einen zufälligen nennen kann, weil derselbe das Ergebniß einer langjährigen Freundschaft ist. Frau Rabaut Pomier, Wittwe des zweiten Sohns des berühmten Pfarrers der Wüste, Paul Rabaut, und Schwägerin Rabaut St. Etienne's, hatte die Güte, mir alle Handschriften und Briefe ihrer Familie anzuvertrauen. Man weiß, wie theuer der Name Rabaut allen Freunden der Freiheit, und allen Gläubigen der reformirten Kirche Frankreichs geblieben ist. Es ist folglich in gewisser Art der Auszug aus dieser umfangreichen Sammlung, den ich jezt der Deffentlichkeit übergebe.

Sobald ich mich im Besize dieser geschichtlichen Schäße sah, dachte ich darauf, sie noch zu vermeh ren. Ich that deßhalb Schritte bei mehreren mei ner Freunde, die sich gerne dazu verstanden, sowohl was die Geschichte im Allgemeinen, als was die ein zelnen Kirchen, in denen sie ihren evangelischen Eifer entfalten, betrifft, ihre Beiträge zu liefern. Ich muß besonders Herrn Soulier, ehemaligen Pfarrer, dann die Herren Pfarrer Durand, Massé, Lanthois, Lom

bard, Vors, E. Frossard anführen; alle diese haben mir viele schätzbare Beiträge geliefert.

Die geschichtlichen und persönlichen Blätter von Paul Rabaut, hauptsächlich sein weitgreifender und kostbarer Briefwechsel mit den Pfarrern der Wüste, sind sehr reichhaltig, besonders vom Jahre 1750 an bis 1775. Es sind dieß Acten der Provinzial- und National-Synoden, Bittschriften an den König, an die Minister und an die Statthalter; Auffäße von Briefen, nach welchen er sich an verschiedene Ver waltungsbehörden, wie an kirchliche wendete; Verzeichnisse der Personen, die um des Glaubens willen verurtheilt wurden; Tagebücher mit Bemerkungen über seine besondern Maaßregeln, oder über die Ge fahren seiner geistlichen Amtsthätigkeit; mehr oder weniger ausführliche Berichte über die ausgezeichnet: sten religiösen Begebenheiten in Languedoc. Der Briefwechsel Paul Rabauts vervollständigt sich durch alle die Briefe, welche seine Gehülfen in der Wüste ihm täglich zusendeten, sobald sie sich in einer schwie: rigen Lage befanden, und dieses Bild bot ihr Leben täglich dar. Man ersieht aus diesen Briefen, daß Paul Rabaut in einer langen Reihe von Jahren der Mittelpunkt und die Seele für die Angelegenheiten der Kirchen in der Wüste, nicht allein im Süden Frankreichs, sondern auch in den andern Gegenden des Landes gewesen ist.

Einstimmig mit Frau Rabaut Pomier werde ich Sorge tragen, daß die handschriftliche Sammlung,

vermehrt durch die andern Stücke, welche ich von meinen Freunden erhalten habe, als nationales und öffentliches Denkmal für die französischen Kirchen an einem sichern Orte aufbewahrt werde. Dieß ist um so nöthiger, da, wie Jedermann weiß, sehr wenige Denkschriften oder gedruckte Bücher über die Ges schichte der französischen Kirchen der Wüste während des ganzen 18ten Jahrhunderts vorhanden sind.

Nach der Versicherung, die nun Coquerel noch giebt, daß er sich lediglich auf die Erzählung erwies sener Thatsachen beschränkt habe, und nach der beis gefügten Bemerkung, daß erst durch die wahre Volks, vertretung das langersehnte öffentliche Recht wieder festgestellt worden sey, schließt derselbe seine Vorrede mit den Worten:

,, Die vollkommene Duldung, die Gewissensfreis heit, die Gleichheit der kirchlichen Bekenntnisse vor dem Gesetze, sind Grundsäge, die, wie man hoffen darf, heut zu Tage durch ein Endurtheil erworben und gesichert sind. Auch denken die ka: tholischen Franzosen unsrer südlichen Provinzen, die Katholiken von Languedoc, nur noch darauf, in der Vaterlandsliebe und in den Einsichten mit ihren Brüdern vom protestantischen Bekenntnisse zu wetteifern. Die beiderseitige Geistlichkeit vers einigt ihre Anstrengungen für den geistigen Fortschritt der Bevölkerungen. So werden die Erinnerungen, die unser Werk hervorruft, und die man nicht unterdrücken kann, ohne die Geschichte

selbst zu unterdrücken, desto mehr die Wohlthaten und die unermeßlichen Vortheile jener gegenseiti gen Liebe und Zuneigung der Bürger eines ges meinsamen Vaterlandes hervorleuchten lassen, ohne welche es kein Christenthum in irgend einer Secte, noch in irgend einer Kirche giebt. Was die res formirten Kirchen Frankreichs betrifft, diese Kirs chen, deren Weg durch die Wüste ein so langer und stürmischer gewesen ist, ehe derselbe in die Freiheit auslief, so ist's unnöthig, zu sagen, zu welchem besondern Zwecke wir geschrieben haben. Es ist überflüssig, erst zu sagen, welche stärkende Ueberzeugungen für den Glauben, für die Vaters landsliebe, und für das Andenken an die Vorvä ter die Protestanten Frankreichs aus dem handschriftlichen Nachlasse Paul Rabauts, und aus dem ganzen Gemälde der Leiden ihrer Väter schöpfen können, jener Leiden, denen heut zu Tage vollkommen abgeholfen, und von denen nichts als der Nachruhm noch übrig ist.“

An diese Vorrede Coquerels möge sich nun noch Folgendes zur Rechtfertigung dieses Auszugs und zur Einleitung in denselben anknüpfen:

Je inniger die Theilnahme ist, mit welcher die sämmtlichen deutschen Protestanten auf ihre Glaubensbrüder in Frankreich hinschauen — so wie sie diese ehemals als Geflüchtete mit offenen Armen empfan gen haben, desto wichtiger ist die geschichtliche Ers forschung der Thatsachen in der Vergangenheit, aus

welchen sich das in der Gegenwart so erfreulich her: vortretende Wachsthum des Protestantismus in Frankreich vorzugsweise erklären läßt. Hätten nicht die Verfolgten im vorigen Jahrhunderte mit einer Standhaftigkeit, die bis zum Blutzeugentode*) nicht wankte, im evangelischen Bekenntnisse ausgehalten, hätten sie nicht im Verborgenen, während alle öffentliche Religionsübung auf das Gefährlichste bedroht war, die köstliche Perle ihres Glaubens bewahrt, so wäre es unerklärlich, wie in der neuesten Zeit evangelische Gemeinden da wieder hervortreten konnten, wo nach menschlicher Meinung der evangelische Glaube ganz erloschen war. Den Beweis dafür giebt ein Correspondenz-Artikel aus Paris vom April d. J. (Bers liner Kirchenzeitung Nr. 36.), wo es heißt:

,,Trog aller gehässigen Anfeindungen gegen den Protestantismus, oder vielleicht gerade wegen die ser Ausbrüche des Fanatismus schreitet unsre gute Sache ruhig und sicher vorwärts. Für dießmal führe ich die beabsichtigte Gründung oder vielmehr Erweiterung einer protestantischen Gemeinde in

*) Dadurch widerlegt sich ein grundloser Einwurf, der neuer; lich durch die Stimme eines Vorkämpfers für die römisch-kas tholische Kirche in unserm Vaterlande laut geworden ist:

,,Hinter dieser stünde die protestantische schon deßwegen weit zurück, weil sie noch keine Blutzeugen gehabt habe." Hätte doch dieser Sprecher bedacht, daß die evangelische Kirche ihre Blutzeugen der Feindseligkeit der römisch-katholischen zu verdanken hat, so würde er sich gescheut haben, jenen Vorwurf auszusprechen.

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