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suffectus gewesen sein soll1) - wie sich zeigen wird, mit Unrecht. Der allerfrüheste Termin wäre, da Niger im J. 193 als Legat Syriens noch in der administrativen konsularischen Laufbahn stand, die damals nach etwa 14 Jahren mit dem Prokonsulat von Asia oder Afrika abzuschließen pflegte (o. S. 85 A. 1), das J. 179. Genauere Befristungen gewinnen wir daraus, daß Niger in Syrien der Nachfolger des Asellius Aemilianus (procos. Asiae 193, daher cos. etwa 179) gewesen ist, und daß anscheinend Commodus (seit 180) den Konsulat erteilte (Vita 4, 6). Clodius Albinus und Septimius Severus, welche im J. 193 die im Range nachweisbar tiefer stehenden 2) Legationen von Britannien und Pannonia superior innehatten, waren der erste etwa 188, der zweite 190 Suffektkonsuln gewesen. Daß wir innerhalb des so gegebenen Zeitraums 180-188 so hoch als möglich hinaufgehen müssen, wird durch die Bedeutung der Statthalterschaft von Syrien gefordert, welche keinesfalls von ganz jungen Konsularen, sondern meist gegen Ende jenes vierzehnjährigen Intervalls bekleidet wurde. In der Tat war nach Herodian II 7, 4 im J. 193 ó Niyoos tor μὲν πρὸ πολλοῦ ὑπατευσάντων; als Maßstab kann v. Didii Iuliani 5, 6 dienen, wo L. Vespronius Candidus, Legat von Dacien im J. 183 und Prokonsul von Afrika gegen Ende der Regierung des Commodus, im J. 193 als vetus consularis bezeichnet wird. Der Ansatz des cos. suff. Niger auf 189 ist daher unbedingt viel zu spät; die Angabe der Vita 4, 6 ist entweder erfunden oder beruht auf Verwechslung mit einem andern Severus, für welche sich aus den Kaiserviten Analogien beibringen ließen. Eine noch genauere Ansetzung zwischen 180 und 183 ergibt sich aus der nun möglich gewordenen Datierung der dacischen Legation Nigers auf J. 183, zu der ich jetzt übergehe.

Legation der Tres Daciae. Dio LXXII 8, 1 berichtet in der Regierung des Commodus: ἐγένοντο δὲ καὶ πόλεμοί τινες πρὸς τοὺς ὑπὲρ τὴν Δακίαν βαρβάρους, ἐν οἷς ὅ τε Αλβῖνος καὶ ὁ Νίγρος οἱ τῷ αὐτοκράτορι Σευήρῳ μετὰ ταῦτα ἀντιπολεμήσαντες εὐδοκίμησαν. Nach ihrer Stellung im Texte des Dio gehören diese Kämpfe etwa in die Jahre 182 und 183 und werden wohl mit Recht mit der V. und VI. imperatorischen Akklamation des Commodus in Beziehung gebracht3). Nach dem eben vorgebrachten steht nichts der Annahme im Wege, daß Niger zur Zeit dieser Tätigkeit in Dacien bereits Konsular war, somit auf ihn ja an sich das nächstliegende ist die eradierte Stelle der Inschrift

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was

1) In Wirklichkeit war Severus cos. suff. im J. 190; s. J. M. Heer, Philol. Suppl.-Bd. IX 77f., 165.

2) Belege bei v. Domaszewski, a. a. O. S. 181 f. Wenn Pertinax zuerst Syrien, dann erst Britannien verwaltete, erklärt sich dies aus der damaligen militärischen Lage in Britannien.

3) J. M. Heer, a. a. O. S. 64 f.; 175.

CIL III Suppl. 7750 zu beziehen ist, worin C. P[escenniu]s [Niger?] leg(atus) Aug(usti) pr(o) pr(aetore) co(n)s(ularis) Dac(iarum) (trium) erscheint. Genauer bestimmt sich die Zeit dadurch, daß Niger in Dacia der Nachfolger des L. Vespronius Candidus1) war und dieser noch in einer Inschrift von Apulum (CIL III 1092), in welcher Commodus bereits Pius (seit spätestens 7. Januar 1832), aber noch nicht Felix (seit 185) heißt, als Statthalter auftritt: sub Vespronio Candido consulari. Die Verleihung des Titels Pius muß nach den Münzen vor Annahme der VI. ImperatorenAkklamation, die im Lauf des Jahres 183 erfolgte, stattgefunden haben. Wenn nun diese Akklamation, wie J. M. Heer) wahrscheinlich gemacht hat, mit neuerlichen Erfolgen in Dacia zusammenhängt, muß der nach Dio daran beteiligte Niger gegen Mitte 183 den Vespronius Candidus abgelöst haben. Der vor Niger genannte Albinus damals, wie ich seinerzeit nachweisen werde, wahrscheinlich aedilicius1) konnte schon im J. 182, wo Commodus imperator V wurde, also unter dem Konsular Vespronius 5) in Dacia tätig gewesen sein 6).

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Legation mit Spezialmandat in Gallien. Die Angabe der Vita 3, 3f., wonach Niger zur gleichen Zeit, als Septimius Severus die Gallia Lugdunensis verwaltete, ipse missus erat ad conprehendendos desertores, qui innumeri Gallias tunc vexabant, ist aus inhaltlichen Indizien durchaus glaubwürdig, das folgende (3, 5) hingegen, wonach Niger dem damaligen Prätorier Septimius Severus untergeordnet gewesen wäre, offenbar erschwindelt. Der Zeitansatz der Prosopographia um J. 186 ist ungenau. Das bellum desertorum gehört ins Frühjahr 1887); zu jener Zeit war Severus noch in Lyon). An diese Legation des Niger, die schwerlich eine Provinzstatthalterschaft (etwa von Germania inferior) war, sondern wohl auf kaiserlichem Spezialmandat beruhte, knüpft die wahrscheinlich erfundene Notiz der Vita 6, 7 (sacra quaedam in Gallia usw.) an.

.

1) Prosopogr. III 407 f. n. 301; J. Jung, Fasten der Provinz Dacien 25 f. n. 28. Vorgänger des Candidus kann Niger deshalb nicht gewesen sein, weil Candidus, der seit dem J. 193 als Gegner des Septimius Severus gewiß nicht mehr befördert wurde, sicherlich zu Ende der Regierung des Commodus einen der beiden großen Prokonsulate (den von Afrika) erreicht hatte, Niger dagegen noch nicht.

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2) Heer, a. a. O. S. 89. 3) Ebd. S. 64, 143.

4) Vgl. v. Albini 6, 6: aedilis non amplius quam decem diebus fuit, quod ad exercitum festino mitteretur.

5) Über dessen militärisches Regiment s. Vita Didii Iuliani 5, 6; Dio LXXIII 17, 1.

6) Ein untermösischer Meilenstein, auf dem man den Namen des Pescennius Niger erkennen wollte (O. Hirschfeld, Arch.-epigr. Mitt. VIII 28), gehört vielmehr in die Zeit Gordians III (CIL III Suppl. 7607; Prosopogr. III 19 n. 139).

7) Heer, a. a. O. S. 184 mit A. 414.

8) Ebd. S. 77, 165.

104 Anton v. Premerstein, Untersuchungen zur Geschichte des Kaisers Marcus.

Legation von Syria. Für sie liegen vor die Zeugnisse bei Dio LXXIV 6, 1 (τῇ Συρίᾳ ὑπὸ Κομμόδου προσετάχθη; vgl. LXXIII 13, 5; 14, 3); in der Vita 1, 5 (iussu Commodi; vgl. ebd. 2, 1); sonstiges in der Prosopographie. Nach Herodian III 2, 3 war sein Vorgänger Asellius Aemilianus1), als Legat von Syrien bezeugt für das J. 189, als procos. Asiae 193. Letztere Funktion ist noch genauer auf Mai 192 bis Mai 193 anzusetzen, da Aemilianus in der zweiten Hälfte 193 bereits Legat (vлoorgáτnyos) des Niger war (Dio LXXIV 6, 2; vgl. dazu die Stellung des Nonius Macrinus als Legatus und Comes des Marcus, Klio XII S. 156). Demnach muß Aemilianus bereits Ende 191 zum Zweck der prokonsularischen Losung in Rom gewesen sein; seine Ablösung durch Niger wird also spätestens im Laufe des J. 191 erfolgt sein.

Ein Bruder oder ein naher Verwandter des Prätendenten, P. Pescennius Niger, war unter Commodus frater Arvalis 2), also Senator. Nigers Söhne, im J. 193 bereits erwachsen (adultos filios: Vita 5, 2), wurden, ebenso wie seine Witwe, von Severus erst verbannt, dann hingerichtet (Vita 6, 1f.; v. Severi 9, 2; 10, 1). Ihre Namen erscheinen vielleicht in der v. Severi 13, 6 unter den im J. 197 getöteten nobiles 3). Mindestens zwei waren mit den Töchtern eines Aurelianus 1) verlobt.

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105

Kosmologische Kuriosa der altchristlichen Gelehrtenwelt.

Von W. J. Beckers.

Die Geschichte der Erdkunde hat nicht minder wie die aller anderen Wissenschaften, wie auch die Kultur- und Weltgeschichte, ihre bevorzugten und ihre vernachlässigten Teile. Man zieht es vor, sich bunte Bilder wunderbarer Reisen vor Augen führen oder seltsame, schauerliche oder gar pikante Abenteuer erzählen zu lassen, und tut gern die Zeiträume, die arm an Trägern bahnbrechender Fortschritte sind, mit wenigen absprechenden Worten ab. Zweifelsohne ist es interessanter, im lebendigen Buche der Natur als in den Blättern alter Folianten zu blättern, aber auch dies hat für den Freund der Geschichte seine eigenen Reize; reifen doch nicht selten gerade in den wenig gekannten, dunkeln Zeiten die ersten Keime der großen Fortschritte, auf die der Glanz der bekannten klarliegenden Epochen reichlich fällt. Keine Zeit aber dürfte vom naturwissenschaftlichen Standpunkt aus so stiefmütterlich behandelt und daher so wenig gekannt sein wie die altchristliche Periode, die nur wenige Kenner aufweist und sonst vorwiegend nur der Domäne der Theologen untersteht. Darum glauben die folgenden Ausführungen, die für die meisten Leser eine Terra incognita sein dürften, und die vor unsern Augen ein ganz eigenartiges Kulturgemälde entrollen, auf Interesse rechnen zu können.

Wer eine Entdeckungsfahrt in das alte romantische Land des frühen Mittelalters zu machen gewillt ist, der muß eine gewisse Resignation mitbringen. Aber es ist keineswegs eine reizlose, noch viel weniger eine mühelose Tätigkeit, in der ersten christlichen Periode wertvolle Bindeglieder zur Herstellung der Kontinuität zwischen antiker und moderner Wissenschaft aufzusuchen und in dieser Episode der Literaturgeschichte der eigenartigen Verkettung von alten und neueren Gedanken nachzuspüren. Es ist nicht zu leugnen, daß mit dem von den Alten überkommenen Pfunde viel zu wenig gewuchert ward, doch fehlt es auch nicht an einzelnen freundlicheren Zügen, die doch wohl den melancholischen Hintergrund des Gesamtbildes einigermaßen mildern können.

Die Vorstellung der Hellenen von der Welt hatte bei den Homerischen Dichtern die erste poetische Weihe erhalten. Homers Weltanschauung,

die wie ein Traumbild anmutet, war noch nicht sehr verschieden von der bei den meisten Naturvölkern herrschenden, und der Augenschein, der alle Gestirne um die Erde kreisen, die Sonne in den Ozean versinken und aus demselben erfrischt emporsteigen läßt, übte auch noch in späteren Zeiten auf Denker, die nicht von Natur mit mathematischen Anlagen begabt waren, seinen täuschenden Zauber. Daher nahm das Altertum in fast allgemeiner Übereinstimmung die Erde als ruhenden Mittelpunkt des Weltsystems an. Aber schon in früher Zeit eröffneten spekulative Gründe dem griechischen Geist den ersten tiefen Blick in das wahre System des Weltgebäudes. Scharfsinnige hellenische Denker, die man als die Vorläufer des Kopernikus bezeichnet hat, bauten ein Weltsystem auf heliozentrischer Basis auf. Es wäre ein Irrtum, aus der Vergessenheit, in die dieses System später wieder geriet, schließen zu wollen, es sei nicht bekannt genug geworden. Plato bedauerte nach dem Bericht Theophrasts, eines Schülers des Aristoteles, noch im Alter, daß er früher der Erde die ihr gar nicht zukommende Stellung im Mittelpunkt des Universums zuerkannt habe. Aber abgesehen davon, daß die genannte Vorstellung dem Eindruck der Sinnenwelt widersprach, widersprach sie auch den aprioristischen Ideen der meisten damaligen Philosophenschulen, indem sie die Erde zum bedeutungslosen Trabanten der Sonne erniedrigte, dadurch den menschlichen Stolz beugte und schließlich die Grundlagen der astrologischen Bestrebungen oder besser gesagt Betrügereien zu zerstören drohte. So waren sowohl Volk wie Gelehrtenwelt dem heliozentrischen System durchaus abgeneigt.

Dagegen brach sich schon früh die Erkenntnis Bahn, daß der Umlauf der Sonne einen kugelförmigen Himmel und eine kugelförmige Erde zur Voraussetzung haben müsse. Aristoteles ist als der eigentliche Begründer der Kugellehre anzusehen, für die er auch unmittelbare Beweise anzugeben wußte. Theoretisch machte nach seiner Ansicht schon der Begriff der Schwere und die Gleichgewichtslage aller Teilchen um das Zentrum die Kugelgestalt notwendig (De caelo II, 4, 10 u. 14, 8). Hervorgehoben zu werden verdient, daß er schon damals die Möglichkeit aussprach, daß man von den Säulen des Herkules (Gibraltar) in westlicher Fahrt nach Indien gelangen könne (De caelo II, 14, 15), ein Gedanke, den achtzehnhundert Jahre später ein Kolumbus in die Tat umsetzte. Nach Aristoteles hat kein Geograph und Philosoph der alten Zeit mehr Zweifel gegen die Kugellehre erhoben.

Mit dem Untergang der klassischen Welt schlossen sich die Pforten zum alten Wissen. Die Resultate weiterer Gelehrsamkeit waren durchaus an die Arbeit der sogenannten „Kirchen-Väter“ geknüpft, die in jenem eisernen Zeitalter sich allein an geistigen Bestrebungen beteiligten, oder sie empfingen doch von ihnen ihren spezifischen Charakter, so auch die

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