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unbekannt geblieben 1)." Nach seiner Beschreibung können aber die Antipoden nur Gegenwohner gewesen sein (d. h. die unter gleicher Länge und entgegengesetzter Breite wohnen), zumal da er von Antipodenvölkern bereits in Libyen erzählt, die, jedenfalls um sich besser zu halten, acht Zehen an jedem Fuß hätten. Die Füße dieser Menschengattung waren nach hinten (!) gerichtet. Isidorus berichtet auch von Lemni, die ohne Kopf waren; die Augen saßen auf Brust und Schultern. Die Sciopoden bewohnten Äthiopien, waren Schnelläufer und hatten so lange Füße, daß sie sich mit denselben beschatten konnten, wenn sie in der Sonne ausgestreckt lagen. Der Wunderglaube an solche anthropologische Monstrositäten ist fast den meisten Kirchenvätern vorzuwerfen; selbst Augustinus schließt diese Dinge nicht aus. Auch in diesen fabelhaften Schöpfungen haben wir ein Wiederaufleben der alten Vorstellungen von Centauren, Cynocephalen, Heteromorphen usw. zu erblicken. Man gewöhnte sich eben an alle diese Dinge wieder ganz besonders leicht infolge jener mystischen Denkweise, die dem Schöpfer die Macht zuschrieb, die Naturgesetze fortwährend durch die Wunder zu unterbrechen, auf die ja in hervorragender Weise der christliche Glaube sich aufgebaut hat.

Es darf nicht übersehen werden, daß die Opposition gegen die Antipoden-Hypothese sich auf antike Quellenwerke stützen konnte. Die Alten waren auch nicht zu einem endgiltigen Resultat gekommen, wie denn auch in der Bezeichnungsweise wie Periöken, Antipoden, Antöken, Antichthonen keine rechte Einigkeit herrschte. Plutarch zum Beispiel hatte sich, wie aus seiner Schrift: De facie in orbe lunae hervorgeht, auch nicht denken können, daß die Menschen auf der andern Erdhälfte gleich den Eidechsen an der Zimmerdecke herumliefen. Plinius freilich und Macrobius hatten sich aus mathematischen Gründen für die Antipodenlehre erklärt, allein die Einteilung der Erde in bewohnbare und unbewohnbare Zonen, die seit Eratosthenes und Strabo gang und gäbe geworden war, bildete, wenigstens für einen Christen damaliger Zeit, ein entschiedenes Hindernis. Ein Christ konnte zwar zugeben, daß es auch auf der andern Halbkugel Länder gebe, die an sich nicht gerade unbewohnbar seien, allein wie sollte deren Besiedlung haben stattfinden können, da doch das Paradies auf der nördlichen Hemisphäre lag und die aus demselben nach Süden ausgewanderten Menschen einen seiner Hitze wegen unzugänglichen Erdraum hätten durchschreiten müssen?) Dazu kam, daß die Bibel, die

1) Isid. Origg. lib. XI, c. 3.

2) Die Väter beschäftigten sich eifrig mit der Frage nach der Lage des Paradieses, dessen naturgeschichtliche und klimatische Eigentümlichkeiten sehr eingehend geschildert wurden. Bald wurde es mehr im Westen, bald im Norden gesucht, meist aber nach Genes. II, 8 nach Osten versetzt. Der Geogr. v. Ravenna gibt als Grund für die östl. Lage an, daß die Länder im Osten das Heimatland duftender Spezereien seien, und besonders jene Provinz, die dem Paradiesgarten

118 W. J. Beckers, Kosmologische Kuriosa der altchristlichen Gelehrtenwelt.

ja als unanfechtbare Urkunde galt, in dem Punkte ein auffallendes Stillschweigen beobachtete, was in den Augen der patristischen Exegeten nicht ohne Grund sein konnte. Die überwiegende Anzahl von Autoritäten erklärte sich daher gegen diese, von einer Minderheit allerdings verteidigte Möglichkeit. Zöckler sagt hierüber: „Einige der älteren Väter reden wenig vertrauensvoll von diesen Ländern jenseit des Weltmeeres. Tertullian spottet einige Male bitter über Theopomps Meropis im fernen Norden. Irenäus und Hilarius meinen wenigstens, es sei Gott allein bekannt, was jenseit des Ozeans sei, die Menschen vermögen darüber nichts zu wissen." Erst das 16. Jhrh. sollte Licht in diese Frage bringen und alle Zweifel definitiv beseitigen; denn ehe nicht auf direkte Forschung begründete Resultate vorlagen, war die Verwerfung von Antipoden, sowie von transozeanischen Ländern schließlich verzeihlich.

Den Vorstellungen vom Bau der Welt entsprachen auch anfänglich die bildlichen Darstellungen, deren erste von Kosmas herrührt. Sie rücken uns aber auch recht deutlich den tiefen Fall der Wissenschaft von der stolzen lichtvollen Höhe des Altertums vor die Augen. Die Zeichnung ist roh, die Vorstellungen sind verworren, und alles ist ins Ungefähre und Unbestimmte gestellt.

Das aber ist gerade das Hauptmerkmal des ganzen Zeitabschnitts, Mangel an Klarheit, Mangel an Einheitlichkeit. Exakte Beobachtung war den Vätern fremd, physikalische Kenntnisse eigneten ihnen durchweg nicht, und so verstiegen sie sich zu den kühnsten und unhaltbarsten Behauptungen. Im Altertum wurden diese Probleme in den Kreisen hochwissenschaftlich geschulter Gelehrten gelöst, die frommen Denker aber traten mit religiöser Befangenheit an solche Fragen heran und untersuchten die Gegenstände in der Natur nicht nach ihren kausalen Bedingungen hin, sondern leiteten sie aus übersinnlichen Ursachen ab. Daher gab es keine eigentliche Forschung, die die Bedingung und Vorstufe der Erkenntnis bildet. Falkenberg (Mark).

am nächsten liege, weil dort der aus dem Paradies wehende Wind unmittelbar seine wohltätige Kraft auf die Bäume des Landes ausübe und aromatische Früchte an ihnen hervorsprießen lasse, ähnlich wie erst der Luftzug den Blütenstaub von den männlichen Palmen auf die weiblichen zu tragen vermöge. Der Erzbischof Basilius von Nowgorod verlegte das Paradies sogar ins weiße Meer. Unwillkürlich wird man an die griechische Hyperboreersage erinnert.

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Historisch-metrologische Forschungen.

Von C. F. Lehmann-Haupt.

1. Herodot's Berechnung der persischen Tribute.

II1).

Die zweite der rückschrittlichen Äußerungen, auf die ich oben anspielte, rührt von H. v. Fritze her2). Sie mag hier im vollen Wortlaut wiedergegeben werden.

„Neben Typenerklärung und richtiger Zuteilung der Münzen steht also das methodische Durchführen einer auf stilistische Beobachtungen gegründeten Chronologie der vorkaiserlichen Gepräge als hauptsächliches Erfordernis augenblicklich im Vordergrund der numismatischen Forschung. Erst nach dieser unerläßlichen Vorarbeit wird es an der Zeit sein, an die Aufstellung der griechischen Metrologie heranzugehen. Denn ohne die mit Hilfe der Archäologie (aber nur so!) zu gewinnende feste chronologische Grundlage sind metrologische Untersuchungen ein Unding. Überdies bedroht eine dabei angewandte Methode noch auf ganz andere Weise die griechische Münzkunde mit der Gefahr heilloser Verwirrung.

„Sie bezeichnet sich als „vergleichende Metrologie", vergißt aber, daß für ihre Zwecke alle Prämissen fehlen. Wenn man die kroiseïsche Mine im französischen Pfund sowie im stadthannöverschen und altholländischen Troypfund stecken sieht und dies als Beweis für ihre größere Verbreitung gegenüber der Dareikenmine anführt, ferner den Umstand, daß im Mittelalter ein Nebeneinander leicht erhöhter bevorzugter Normen gegenüber der gemeinen bestand, zur Illustration antiker Gewichtsverhältnisse verwertet und ähnliches mehr (vgl. K. Regling, Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft, Bd. LXIII (1909), S. 703), so sollten solche bedenklichen Spielereien doch so lange unterbleiben, bis das Altertum aus sich selbst begriffen werden kann. Und das liegt hier noch in weitem Felde. Denn ganz abgesehen davon, daß für die überwiegende Masse der griechischen Münzen eine zuverlässige Chronologie erst noch zu schaffen ist, wird es selbst, wenn dies für das eine oder andere Gebiet geschehen, zur Erzielung metrologischer Resultate von einiger Stabilität keineswegs genügen, alle erreichbaren Münzen einer einzelnen Stadt oder Landschaft prüfen und zu wägen. Die Zeit der griechischen Metrologie wird gekommen sein, wenn die griechischen Münzkorpora mit genauen Wägungen für die gesamten Länderkomplexe des Mittelmeerbeckens vorliegen. Das hat auch jüngst H. Willers

1) Vgl. Klio XII, S. 240-248. 2) Nomisma VI (1911), S. 31 ff.

mit allem Nachdruck im Vorwort zu seiner „Geschichte der römischen Kupferprägung“ (1909) betont, wo er unter energischer Ablehnung der sogenannten vergleichenden Metrologie seine Ansicht wie folgt zusammenfaßt: „Diese Methode ist nichts weiter als eine mathematische Spielerei und hat im Laufe der Zeit zu einer gänzlichen Lahmlegung der Untersuchungen über die griechischen Münzfüße geführt. La metrologia non è scienza è un incubo klagte gelegentlich ein italienischer Historiker, ich möchte sie lieber eine methodische Verirrung nennen. Wie weit die ägyptischen und babylonischen Gewichtssysteme auf die griechischen und italienischen eingewirkt haben, entzieht sich noch völlig unserer Kenntnis, soviel ist aber schon heute sicher, daß diese Einwirkung sich nicht kurzweg in Brüche bringen läßt. Jedenfalls müssen wir in erster Linie die griechischen und römischen Gewichtssysteme aus den Denkmälern selbst ermitteln und einstweilen den Orient ganz beiseite lassen. Nach dieser Richtung ist bisher aber so gut wie nichts geschehen. Mathematische Spielereien sind ja auch bequemer als die Arbeit, die erhaltenen Gewichte und Münzen Stück für Stück auf ihre Echtheit zu untersuchen, sie richtig zu datieren und dann genau zu wägen. Wer eine solche Arbeit nicht leisten kann oder will, hat kein Recht über metrologische Dinge mitzureden." Wenn E. J. Haeberlin in einer Kritik des Willersschen Buches (Zeitschrift für Num. XXVIII, 1910, S. 387) meint, die weitgehende Abneigung des Verfassers gegen die vergleichende Metrologie werde dem Kenner nur ein Lächeln abgewinnen, so mag er für das italische Münzwesen, wo die Dinge anders liegen, die Verurteilung der genannten Methode mit Recht als zu weitgehend empfinden, für die griechische Numismatik aber gilt sie ohne Einschränkung. Was Willers' sehr beherzigenswerte Worte zum Ausdruck bringen, ist, wenigstens zum Teil, schon Nomisma I (1907), S. 22 angedeutet worden (vgl. auch Berliner philol. Wochenschrift, 28. Jahrg., 1908, Nr. 18, Sp. 559 f.). Daß, wie Willers hervorhebt, für die Ermittlung der griechischen Gewichtssysteme aus den Denkmälern selbst bisher so gut wie nichts geschehen ist, nimmt deshalb nicht wunder, weil jeder, der mit Überlegung an solche Themata herangeht, die notwendige Voraussetzung, eine auf breiter Basis gewonnene Datierung der Münzen, vermissen muß. Es kann daher Zurückhaltung auf metrologischem Gebiet nicht dringend genug angeraten werden. Die Hauptaufgabe der griechischen Numismatik ist zunächst, die chronologische Forschung, auf diesem Felde ist jeder ernsthafte Mitarbeiter willkommen zu heißen."

Charakteristisch ist für diese Anschauung, daß sie die vergleichende Metrologie in Italien gelten lassen, für Griechenland verwerfen will, als ob, wenn überhaupt eine Verkehrsgemeinschaft für die alte Welt bestand, die u. a. in dem Zusammenhang der Normen ihren Ausdruck fand, Griechenland von ihr ausgeschlossen geblieben wäre.

Noch auffälliger ist, daß v. Fritze die Gefährdung der griechischen Numismatik seitens der vergleichenden Metrologie durch lauter Beispiele darzutun sucht, die mit Griechenland, wenn es eine vergleichende Metrologie nicht geben soll, nichts zu tun haben. Mit ähnlichen rückschrittlichen Äußerungen) hat es von Fritzes Erlaß gemein, daß er von mathematischen Spielereien spricht, wo es sich um die Ergebnisse 1) Vgl. o. Bd. XII S. 242.

ernstester, in ihrem gesamten Gange eingehend dargelegter Untersuchungen handelt und das hauptsächlich deshalb, weil diese Dinge sich nicht „in Brüche bringen lassen".

Schade, daß der Verfasser der Geschichte des römischen Münzwesens von dieser Belehrung nicht mehr profitieren kann. Wahrscheinlich hätte er sonst auf v. Fritzes Ansuchen die Erkenntnis, daß sich das römische Pfund und die euböisch-solonisch-attische Mine wie 3:4 verhalten, als mathematische Spielerei geopfert, weil 3/4 bezw. 4 Brüche sind.

Ich habe inzwischen an anderer Stelle1) die beiden Grundsätze formuliert und eingehend belegt, die als Axiome der vergleichenden Metrologie zu gelten haben und deren Nichtanerkennung jede Verständigung ausschließt.

1. Das mathematische Verhältnis der Normen, natürlich sofern sie zunächst unabhängig und ohne Rücksicht auf jenes festgestellt worden sind, hat den Wert einer vollgültigen, der Metrologie eigentümlichen Quelle. Wo Normaleinheiten einander gleich sind, oder untereinander im Verhältnis des Teils zum Ganzen stehen, ist bis zum strikten Beweise des Gegenteils ein Verkehrs- und Kulturzusammenhang anzunehmen. Denn die Frage, ob den äußeren Übereinstimmungen die innere Wahrscheinlichkeit verkehrs- und kulturgeschichtlichen Zusammenhanges entspricht, hat sich in so vielen Fällen als zu bejahen oder bejahenswert erwiesen, daß der Beweis, ein solcher Zusammenhang bestehe nicht, denjenigen obliegt, die ihn im Einzelfalle leugnen wollen."

,,Daß erfahrungsmäßig auf dem Gebiet des Maß- und Gewichtswesens eine außerordentliche Zähigkeit herrscht man kann geradezu von einem metrologischen Trägheitsgesetz sprechen kommt dabei grundlegend

in Betracht."

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„Diese äußeren Übereinstimmungen sind für uns also deshalb von Wert, weil sie uns innere Zusammenhänge mit mathematischer Deutlichkeit erkennen lassen 2)."

2. „Für die Bestimmung der antiken Gewichtsbeträge sind zwar zunächst die erhaltenen Gewichtsstücke, namentlich die mit Nominalbezeichnung versehenen, in erster Linie als Leitsterne zu benutzen. Da

1) Vergleichende Metrologie und Keilinschriftliche Gewichtskunde, Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft [ZDMG], Bd. 66 (1912) S. 607. 695. Auch separat erschienen. Dort sind auch (S. 646 ff.; 655-674) die Entstellungen, von denen oben (Bd. XII S. 248 m. Anm. 2) die Rede war, so eingehend beleuchtet, so daß auf sie hier nicht mehr zurückgegriffen zu werden braucht.

2) Darauf habe ich von Anfang an nachdrücklich hingewiesen, s. Hermes XXVII (1892) S. 549 Anm. 1 und Das altbabylonische Maß- und Gewichtssystem als Grundlage der antiken Gewichts-, Münz- und Maßsysteme. Kongr[eßvortrag] 1893, S. 206 [42] ff.; vgl. jetzt ZDMG a. a. O. S. 609.

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