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AIAOYME geblieben, zumal das entsprechende griechische Wort auch unsicher ist. Man dächte an aedium oder etwa an et tum, wenn das Griechische damit in Einklang zu bringen wäre; ist yo[ov richtig, so könnte vielleicht esum als Grundlage in Betracht kommen. Unklar ist auch 102 CINATOYC, das so keinen Sinn gibt; aber iratus, was angemessen wäre, steht nicht da.

Wenn ein lateinisch-griechisches Konversationsbuch in Ägypten ins Koptische übersetzt worden ist, so geht daraus hervor, daß damals, im 5.-6. Jahrhundert, auch für die wenig von griechischer Kultur berührten Kreise gelegentlich ein Bedürfnis bestand, Latein zu sprechen. Der Vorstoß des Lateinischen zusammen mit römischem Wesen überhaupt, der seit Konstantin etwa unverkennbar ist, muß kräftig und anhaltend gewesen sein, wenn es ihm gelang, bis in jene Schichten zu dringen. Soeben hat Wilcken über das Vordringen des Latein im amtlichen Verkehr und den recht unvollständig gebliebenen Erfolg, über die Begrenzung der Latein sprechenden Kreise in Ägypten das Wesentliche gesagt und auf die Literatur verwiesen, so daß ich hier nicht darauf einzugehen brauche1). Jedoch verdient es Hervorhebung, daß im Laufe der Jahre eine nicht ganz geringe Anzahl literarischer Texte in lateinischer Sprache dem ägyptischen Boden abgewonnen worden ist, und zwar in der Mehrzahl aus der Periode vom 4. bis zum 6. Jahrhundert; nur wenige dürften sicher älter sein. Ziemlich zahlreich sind natürlich die juristischen Texte, wenn auch bisher nur Fragmente entdeckt worden sind. Daneben aber finden wir stark den Vergil vertreten, den man nicht nur in Oxyrhynchos las, sondern selbst im entlegenen Tebtynis kannte 2). Cicero, der bis vor kurzem nirgends gefunden war, ist in letzter Zeit dem Vergil sehr nahe gekommen, was die Zahl der Bruchstücke betrifft 3). Ferner findet sich Sallust1), sowie ein namenloser Historiker, vielleicht Trogus Pompeius), vor allem aber die berühmte Livius-Epitome 6). Ein merkwürdiges Frag

1) Wilcken, Grundzüge LIII 54f. 85 f. 138. Hinzuzufügen wären noch: Pap. Soc. Ital. I 111. 112 Fragmente Kais. Reskripte, Oxy VII 1022 (Brief des Präf. Minucius Italus), Oxy VIII 1114 (Deklaration einer Erbschaft); de Ricci, Proc. Soc. Bibl. Arch. 26, 145 Bruns, Fontes 7, 369 (Freilassung) und Lefebvre, Bull. Soc. Arch. d'Alex. 12 (Privilegien der Veteranen). Unbedeutend sind Teb. II 686. 687. 688. Außerdem sei bemerkt, daß die lat. Rechnung Oxy IV 737 ca. 1 n. Chr. angesetzt wird, also außerordentlich früh; da hier nach Assen gerechnet wird, kann es sich wohl nur um einen in römischen Händen befindlichen Betrieb handeln. Eine Übersicht über die Latinismen in den Papyri gibt Wessely, Die latein. Elemente in der Graecität der aeg. Papyrusurkunden. Wien. Stud. 24 (1902).

2) Aeneis: Oxy I 31; VIII 1098. 1099. Pap. Soc. Ital. I 20 (Oxyrh.). Georg: Teb. II 686.

3) Pro Plancio: S. de Ricci, Mél. Chatelain. in Catil. II: P. Ryl. 61. de imp. Cn. Pomp.: Oxy VIII 1097. in Verrem II: Oxy VIII 1097. Pap. Soc. Ital. I 21 (Oxyrh.). 4) Catil.: Oxy VI 884. Pap. Soc. Ital. I 110. 5) Oxy I 30. 6) Oxy IV 668.

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W. Schubart, Ein lateinisch-griechisch-koptisches Gesprächbuch.

ment über die Taten des Hercules 1), ein Verzeichnis von Statuen 2), mehrere unbestimmte Fetzen 3) vervollständigen die Reihe der lateinischen Bücher, die in Ägypten gefunden worden sind. Endlich haben wir neuerdings auch ein Bruchstück der lateinischen Bibel, der Vulgata1). Das alles verschwindet ja gegenüber der Menge griechischer Bücher, aber es beweist immerhin, daß die römische Literatur in den gebildeten Kreisen Eingang fand; das Gewicht dieser Beobachtung verstärkt sich, wenn man bedenkt. daß ein sehr hoher Prozentsatz dieser lateinischen Bruchstücke aus Oxyrhynchos stammt, das schwerlich ein Mittelpunkt römischer Ansiedlung war oder besonders lebhafte Studien über römische Literatur betrieb. Und die früher angeführten Glossare zu Vergil oder Übersetzungen zu Cicero zeigen uns, wie man sich bemühte, den lateinischen Autoren näher zu kommen.

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Die Demaratosschrift des Dikaios.

Von Dietrich Mülder.

Im Anschluß an meinen Aufsatz Choirilos von Samos, eine poetische Quelle Herodots 1), lege ich hier ein weiteres Ergebnis der vergleichenden Analyse des herodoteischen Geschichtswerks mit den homerischen Epen vor. Herodot zeigt nämlich noch in einem wichtigen Punkte seines Komponierens überraschende Ähnlichkeit mit der Produktionsweise der homerischen Dichter), in einem Punkte, der ganz besonders geeignet ist, die von moderner historischer Methode so grundverschiedene Art seines Forschens und Darstellens zu illustrieren.

Was kennzeichnet den Dichter? Welche Besonderheit unterscheidet die Art seines geistigen Schaffens von jeder anderen Geistesarbeit? Die Gabe der Phantasie ist es, die den Dichter macht. Bei anerkannt großen Dichtern pflegen wir von schöpferischer Phantasie zu sprechen. Aber eine freischaffende, d. h. in des Wortes vollster Bedeutung rein aus sich selbst oder aus dem Nichts schaffende Phantasie kann es ja überhaupt nicht geben. Auch die schöpferisch kräftigste dichterische Phantasie bedarf im Großen und Kleinen der Anlehnung, der Anlehnung an etwas außer ihr Vorhandenes, an Objekte aus dem unendlichen Reiche der Beobachtung und Erfahrung. Aber offenbar ist sogar eine solche unmittelbare Stoffentnahme aus der Außen- und Innenwelt längst nicht so gewöhnlich, wie es bei oberflächlichem Zusehen scheinen mag; viel häufiger sind Rückgriffe der Dichter, auch der größten, in das beschränktere Reich der literarischen Tradition.

Auch hier gibt es noch Grade und Unterschiede. Lessing z. B. entlehnt den Stoff zu seiner Emilia bekanntlich der römischen Geschichtsschreibung, nicht etwa den Stoff in roher Unbestimmtheit, sondern das ganze, geformte und geschlossene Motiv; die Phantasie des Dichters spielt nur in der Richtung einer Modernisierung des Motivs durch Ausschaltung der im Mittelpunkte der Handlung stehenden starren, altrömischen väterlichen Gewalt. Ganz anders verhält es sich z. B. mit Goethes Götz, wo

1) Klio VII, S. 29 ff.

2) Vgl. jetzt auch Mülder, Die Ilias und ihre Quellen, Berlin, Weidmann 1910, bes. S. 40ff.

der Dichter dem literarisch gleichfalls fixierten Stoffe die künstlerische Idee erst einhauchen mußte. Unzweifelhaft aber und bekannt ist, daß beide Dichtungen literarisch angelehnt sind.

Denken wir uns nun alle Fäden literarhistorischer Überlieferung über Lessings Emilia und Goethes Götz völlig abgerissen in derselben Weise, wie es hinsichtlich der homerischen Epen der Fall ist: würde es möglich sein, die Tatsache der literarischen Anlehnung beider Werke aus ihnen selbst zu erkennen? Ohne Zweifel; weist doch Lessing selbst auf das Virginiamotiv als seine Quelle hin (Akt V, Sz. 7), wo er Emilia zu ihrem Vater sagen läßt: „Ehedem gab es einen Vater, der, seine Tochter vor der Schande zu retten, ihr den ersten, den besten Stahl in das Herz senkte . . .". Auf Grund dieser Stelle müßte ein Kritiker, für den das Virginiamotiv samt seiner Herkunft verschollen wäre, wenigstens zu dem Schlusse gelangen, daß der Dichter in der Stoffindung sich angelehnt habe an eine ihm bekannte Erzählung von einem Mädchen, das unter ähnlichen Umständen von ihrem Vater getötet wurde.

Auch in bezug auf Goethes Götz würde im analogen Falle eine überlegende Kritik nicht viel ungünstiger gestellt sein. Denn auch Goethe zitiert ja seine Quelle, Götzens Autobiographie, direkt, so direkt wenigstens, wie das in einem Dichtwerk, zumal einem Drama, nur möglich ist. Er zeigt seinen Helden in seiner erzwungenen Muße bei der Abfassung seiner Lebensbeschreibung. Das könnte jemand zunächst für eine sehr naheliegende und sehr passende Erfindung des Dichters ansehen wollen; die Überlegung jedoch, daß dem Drama eine Menge historischen Details in der Form von Referaten eingesprengt ist, würde die Vermutung nahe legen, daß der Dichter eine Biographie seines Helden als Vorlage benutzte. Auf Grund der oben zitierten Szene würde er dann zu dem Schluß gelangen, daß diese Biographie eine Autobiographie war.

Ich berufe mich auf diese beiden modernen Dichtungen natürlich nicht deshalb, um zu zeigen, daß Dichter sich überhaupt literarisch anlehnen, sondern daß sie sehr häufig ihre literarischen Quellen durch gelegentliche Erwähnung, man möchte sagen, fast unwillkürlich verraten. In Fällen wie den obigen, wo wir über die Tatsache und die Art der literarischen Anlehnung durch die Tradition hinreichend informiert sind, fällt solche gelegentliche Quellenerwähnung innerhalb der Dichtung selbst nicht auf; wir nehmen sie als etwas Selbstverständliches hin. Aber auch verborgene literarische Beziehungen lassen sich durch Beobachtung ähnlicher poetischer Quellenzitate nicht selten aufweisen: ich nenne nur ein bezeichnendes Beispiel. Sollte man nicht meinen, daß Schiller im Überschwang seiner jugendlichen Phantasie die Schilderungen des Räuberlebens in seinem Erstlingswerke rein aus sich selbst geschöpft habe? Und doch benutzt er nicht bloß eine literarische Quelle, er nennt sie auch. Im 1. Akt, 2. Sz. sagt Spiegelberg:

„den Josephus mußt du lesen", und wieder: „lies den Josephus, ich bitte dich darum", und weist damit auf des Josephus jüdischen Krieg als seine literarische Hauptquelle für die Schilderung des Räuberlebens hin1).

Diese besondere Art des poetischen Quellenzitierens, deren wesentlichstes Merkmal die durch den Charakter eines Dichtwerkes bedingte Beiläufigkeit ist, läßt sich auch in der Ilias und Odyssee beobachten. Wenn z. B. der Dichter der ersteren den großen Zweikampf zwischen Hektor und Aias komponiert, so lehnt er sich dabei vor allem an eine Quelle an, worin ein Kampf gegen den Riesen Ereuthalion geschildert war; der Dichter verrät auch diese seine Quelle durch den mitten in die Handlung eingeschobenen Bericht des Nestor von diesem Geschehnis2). Die Leichenspiele um Patroklos haben ihr Vorbild im Leichenbegängnis des Amarynkeus; wer derartige Beobachtungen zu machen gewohnt ist, wird das aus 630 schließen. Die Fälle lassen sich häufen 3), aber hier soll von Herodot die Rede sein.

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Wie grundsätzlich verschieden solche dichterischen Quellenanzeigen sind von den Zitaten moderner Geschichtsschreibung, durch welche sie den Leser die Authentizität oder wenigstens den Wahrheitswert des Dargestellten nachzuprüfen befähigt, liegt auf der Hand. Aber wie steht es nun hinsichtlich der Quellenzitate mit der Historiographie des Herodot?

Daß die ionische Logographie sich aus dem Epos entwickelt hat, ist notorisch. In welchem Momente und wodurch fing die Poesie an Geschichte zu werden? Ist Choirilos von Samos, wenn er die Perserkriege oder die Stadtgeschichte von Samos episch behandelt1), ausschließlich Dichter oder auch Historiker? Wenn Herodot Teile dieser beiden Epen in prosaische Erzählung auflöst, sie variiert, korrigiert, erweitert, rationalisiert usw., ist er damit Historiker? Wenn Herodot seine Personen Reden halten läßt, die sie nie gehalten haben können, wenn er demokratische politische Dogmen von einem Perser vortragen läßt, angelesene ionische philosophische Spekulation gleichfalls einem solchen unter Anwendung auf einen bestimmten (historischen) Fall in den Mund legt, wenn er poetische Erfindungen als Berichte von Geschehenem gibt, Novellen und poetische Motive, z. B. den ovλos övrigos der Ilias, (VII, 12 ff.) auf historische Persönlichkeiten überträgt: worin unterscheidet sich sein Schaffen da von dem eines Dichters? Ganz abgesehen von der durch persönliche Beziehungen oder Bedürfnisse bedingten Tendenz was will Herodot? was will Herodot? Unterhalten oder

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1) Vgl. auch den Hinweis auf Plutarch a. a. O.

2) Vgl. Berl. Philol. Wochenschr. 1907 Sp. 1409 ff.

i. Q. S. 35 ff.

Mulder, Die Ilias u.

3) Vgl. auch Klio VII, 39 und Anm. 4. Die Ilias u. i. Q. überall.
4) Klio VII S. 42 ff.

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