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gehören der Londoner Kerub, ein in der Größe mit ihm übereinstimmender Berliner Greif und das Berliner Säulenfragment wahrscheinlich zusammen zu ein und demselben chaldischen Bronzemöbel, vermutlich einem Thron

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(oder Ruhebett), dessen Baldachin von vier Säulen getragen wurde, denen je ein Paar Keruben und Greifen als Basen dienten.

5. Zu demselben oder einem ähnlichen vorarmenischen Möbel gehören nun auch die beiden wuchtigen aus Toprakkaläh stammenden Füße, von denen der eine (Gesamthöhe 31 cm) von uns ausgegraben und von mir (Mat. S. 95f. sub. 21) veröffentlicht wurde. Abb. 15 zeigt ihn nach einer Zeichnung von G. Helbig1), während zu deren Kontrolle die photographische Wiedergabe Mat. S. 96 Fig. 65 dienen mag. Die nähere Beschreibung siehe dortselbst. Uns geht hier nur der säulenartige Schaft an, der zwei 1) Vgl. S. 476 Anm. 1.

Einschnürungen und darüber jedesmal einen breiteren Ring sowie einen über diesen wiederum herausragenden Kelch herabfallender Blätter1), wie der Kandelaber, aufweist.

„Ein nach Maß und Gestalt mit unserem identisches Stück gleicher Provenienz, in französischem Privatbesitz, ist", wie ich a. a. O. betonte, „bei Perrot-Chipiez I, p. 725 veröffentlicht. Doch liefert es noch eine wichtige Ergänzung, in dem oben auf dem Gebälk ein Löwe ruhend dargestellt ist."

Auf das letztgenannte Sück hat auch v. Luschan hingewiesen, ja er hat sogar davon gesprochen, daß er zu einem aus Van bekannten Thron, vielleicht einem Ruhelager, gehöre. Aber, wie ihm die Verwandtschaft und Zugehörigkeit des Keruben entgangen ist, so hat er auch überhaupt auf diese armenischen Blattkränze wenig Gewicht gelegt.

Hier sehen wir nun am oberen Teile eines Säulenschafts den doppelten Blattkranz mit einem deutlichen Zwischenraum in ganz ähnlicher Weise angebracht, wie an den altionischen Säulen von Delphi. Selbst für den Perlstab, der auf den altionischen Kapitellen unterhalb des unteren Blattkranzes erscheint, könnte man eine gewisse Analogie in dem unterhalb der zweiten Einschnürung an unserem Thronfuße angebrachten Bande erblicken, dessen Vertiefungen einstmals durch Einlagen kostbareren Materiales, vorwiegend wohl Gesteines, ausgefüllt waren. Aber hiervon ganz abgesehen: ein Blick auf die Säule aus Naukratis (oben S. 240, Abb. 87) genügt, um klar zu erkennen, wie viel näher die doppelten Blattkränze der altionischen Kapitelle (oben S. 236f., Abb. 42/43) den vorarmenischen Gebilden stehen, als den ägyptischen. Und wenn wir die Verdoppelung beiseite lassen und die einzelnen Blattkränze als solche betrachten, so fällt zunächst auf, daß die Blätter an dem Blattkelch des Kapitells von Neandria den vorarmenischen Blättern am nächsten kommen. Beiden ist die Hervorhebung der Mittelrippe gemeinsam, die freilich auf vorarmenischer Seite noch stärker hervortritt.

Und auch die einzelnen Blattkränze der altionischen Säulen von Delphi (s. oben S. 236, Abb. 42, 43) erscheinen durch den freieren Fall der Blätter, die bei dem Kapitell von Naukratis mehr an die Säule angeklebt erscheinen, den vorarmenischen Blattkränzen ähnlicher als den ägyptischen, während allerdings die einzelnen Blätter an den delphischen Kapitellen in ihrer Form anscheinend den ägyptischen näher stehen.

So ergibt sich zum mindesten, daß für die Herkunft des Blätterkranzes als eines wichtigen und grundlegenden Elementes der ionischen Säule die Kunst der vorarmenischen Chalder in bedeutsamem Maße, ja man wird sagen können, in erster Linie in Betracht kommt, und das gilt vornehmlich für die nur diesen Blätterkranz in zweifacher Wiederholung zeigenden altionischen Kapitelle von Delphi.

1) Zu diesen Blättern s. u. S. 483. Klio, Beiträge zur alten Geschichte XIII 3/4.

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Für die Chronologie, wie sie Pomtow in allzu ausschließlicher Berücksichtigung ägyptischer Vorbilder aufgestellt hatte, ergibt sich daraus eine gewisse, wenn auch keine sehr wesentliche Veränderung. Wir wissen, daß die chaldischen Bronzearbeiten mit mehrfacher Wiederholung des Blattkranzes an Schäften und Säulen in die Zeit vor 585 gehören. Toprakkaläh war, wie bemerkt, bis etwa zu dieser Zeit1) und frühestens seit 735 v. Chr.) besiedelt. Das stimmt zu dem terminus ante quem für den Thesaurus von Klazomenae in Delphi, der Unterwerfung der Ionier durch Harpagos 540 v. Chr. (oben S. 246). Nach oben hin erhalten wir aber nun einen weiteren Spielraum, indem das Jahr 568, in welchem die ionische Faktorei in Naukratis unter Amasis angelegt war, als terminus post quem für den Thesaurus von Klazomenae, den ionischen Bußtempel (und den knidischen Bau) in Wegfall kommt. Es stünde also den Archäologen frei, mit dem Schatzhaus von Klazomenae, falls andere Gründe dafür sprechen sollten, bis gegen 600 zurückzugehen3).

Da es ohnehin feststeht, daß vorarmenische Einflüsse, offenbar durch Lydien vermittelt, auf die ionische Kultur eingewirkt haben, so hat die Erkenntnis chaldischer Einwirkung auf eines der wichtigsten Elemente der ionischen Kunst, an sich nichts Befremdendes.

Daß der ägyptische Einfluß damit keineswegs völlig geleugnet werden soll, wurde schon angedeutet (S. 481). Die ägyptischen Palmblattkapitelle können natürlich den Ioniern auch lange, ehe die Faktoreien in Naukratis errichtet wurden (569/8), sehr wohl bekannt gewesen sein; denn die Anlage dieser Faktoreien bedeutete ja nicht die Eröffnung des ionischen Handels mit Ägypten, sondern vielmehr eine Beschränkung desselben und der griechischen Ansiedlung auf diese eine Stätte durch Amasis. Naukratis selbst ist bekanntlich durch die Milesier 650 v. Chr. angelegt worden1). Aber wir sehen, daß die aus dem nach 569 angelegten ionischen Tempel in Naukratis stammenden Blattkranzkapitelle nicht als das unmittelbare Vorbild der altionischen Kapitelle in Delphi zu betrachten sind, sondern allenfalls in der Form der einzelnen Blätter ein Element dazu beigesteuert haben mögen. Anderseits steht möglicher- und wahrscheinlicherweise die gesamte vorderasiatische Entwicklung des Blattkranz-Ornaments unter älterem

1) Thurau-Dangin's scharfsinnige Umstellung der späteren Chalderkönige (Huitième Campagne de Sargon, 1912, p. XVIII, XIX n. 3), der zufolge Toprakkaläh noch früher zerstört sein müßte, trifft nicht zu. Darüber alsbald.

2) Deutsche Rundschau XXI (1894), S. 410 ff., 416. Mat. S. 67. Israel (1911) S. 162. 3) Über den 10 Jahre währenden ersten heiligen Krieg (begonnen 593/2) wird man freilich nicht zurückgehen dürfen. Pomtow betont mir brieflich, daß vorher die Errichtung von Marmorgebäuden durch Ionier in Delphi ausgeschlossen war. Seines Erachtens war sie auch kurz nach dem heiligen Kriege unmöglich. (Korrektur-Zusatz.)

4) Prinz, Funde aus Naukratis (Klio- Beiheft 7), S. 6.

ägyptischen Einfluß, der dann mittelbar auch auf die vorarmenische Gestaltung eingewirkt hätte.

Bei dieser mittelbaren Einwirkung läge dann der Fall entsprechend wie bei der geflügelten Sonnenscheibe, die sicher von Ägypten nach Vorderasien gekommen ist und von hier in einer besonderen Ausbildung und Verwendung durch die Chalder auf die archaische griechische Kunst und auf Italien eingewirkt hat.

Wenn aber auch das vorderasiatische Blattkranzornament in seinen verschiedenen Abarten ursprünglich ägyptischer Herkunft sein mag und sein wird, so ist dabei mehr oder minder, und bei den Chaldern anscheinend völlig - die Herleitung von den Palmenwedeln verloren gegangen. Denn die Blätter, wie sie an den chaldischen Bronzemöbeln und am Kapitel von Neandria erscheinen, erinnern doch weit eher an wirkliche Blätter von Laub- oder immergrünen Bäumen.

Um sicher zu gehen, habe ich meinem Kollegen, dem Botaniker Harvey-Gibson die Abbildung des Thronfußes (15, ob. S. 480) vorgelegt, an der die Blattkränze am deutlichsten hervortreten, und ihm, ohne meinerseits irgend etwas hinzuzufügen, gebeten, mir mitzuteilen, welche Art von Blättern dargestellt sein könnten. Nach seinem Urteil kämen zwei Möglichkeiten in Betracht, die Blätter der Winde (Convolvulus) oder der Orange, d. i. der Apfelsine (Citrus aurantium); eine sichere Entscheidung wäre nur möglich, wenn die Blattstengel deutlich mitdargestellt wären. Er hatte außerdem die Güte, sich an Sir David Prain, den Direktor der Kgl. Botanischen Gärten in Kew bei London zu wenden. Dieser hat die Sache mit seinen Kollegen, den Angestellten dieses Instituts, erörtert und schreibt: „die Blätter sind zweifellos stark konventionell dargestellt (much conventionalised), aber es kann als wahrscheinlich angesehen werden, daß sie etwas Wohlbekanntes (something quite familiar) darstellen sollen und ich selbst glaube, daß sie möglicherweise Orangenblätter sein könnten. Der Gedanke an Palmblätter ist, wie man sieht, keinem der befragten Botaniker gekommen.

So war denn v. Luschan im Rechte, wenn er zwar die Herleitung der Voluten aus den Palmenwedeln betonte, dagegen die Frage, woher das vorderasiatische Blattkranzornament und der Blattkranz an der ionischen Säule genommen sei, stillschweigend offen ließ. Ist doch auch das Akanthusblatt, durch dessen Hinzutreten das korinthische sich von dem ionischen Kapitell unterscheidet, ein Beweis für die Kombination von Elementen ganz verschiedener Pflanzen an einer griechischen Säulenform.

Während also unser Nachweis, daß das nächste Vorbild der Blattkränze an den ionischen Kapitellen bei den vorarmenischen Chaldern zu suchen sei, neu ist, treffen wir in dem allgemeinen Ergebnis, daß zwar Volute und Zwickel-Palmette sicher von der Palme hergeleitet sind, dagegen 32*

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C. F. Lehmann-Haupt, Zur Herkunft der ionischen Säule. der Blattkranz nicht in einem so engen und sicheren Zusammenhange mit der Palme steht, mit v. Luschan, wenn wir ihn recht verstehen, zusammen. Der Blattkranz kann ebensowohl ein aus einem verwandten Gedankenkreise entnommenes und dann mit den von der Palme hergenommenen Elementen in der ionischen Kunst kombiniertes Motiv gewesen sein.

Wenn aber einmal zugegeben werden muß, daß sich in einem so komplizierten und hochentwickelten Gebilde wie der ionischen Säule üblicher- und erklärlichermaßen verschiedene Einflußsphären begegnen, so darf die weitere Frage gestellt werden, ob nicht auch bei der Verwendung der Voluten an der ionischen Säule neben der absolut sicheren Herleitung aus den Wedeln der Palme auch noch anderweitige Vorstellungen sekundär mitgewirkt haben).

So verhelfen uns Armenien und Pomtows schöne Entdeckung der altionischen Blattkranzkapitelle wenn auch in etwas anderem Sinne, als er selbst annahm zur Förderung unserer v. Luschan zu dankenden Einsicht in die Entstehung und Herkunft der ionischen Säule, die freilich auch fernerhin der Vertiefung bedarf 2).

Liverpool.

1) So warf L. Weniger gesprächsweise mir gegenüber die Frage auf, ob nicht die alte Übung, die Schädel auch gehörnter Tiere zum Schmuck von Altären und Säulen zu verwenden, bei der Verwertung der Voluten für die ionische Säule mitgewirkt haben könnte. Das scheint mir um so mehr erwägenswert, als ja die ionische Kultur und Kunst, wie das Furtwängler zuerst betont hat, gewissermaßen eine Fortsetzung der kretisch-mykenischen darstellte. (Siehe auch meine Griechische Geschichte bei Gercke - Norden, Einl. in d. Altertumswiss. III2 S. 11. „Die Nachkommen der vormals im Peloponnes in mykenischer Zeit herrschenden hellenischen Schichten lebten nun in Kleinasien, wo besonders mehr im Süden bei den Ioniern durch neue Zuführung karischen Blutes die für die mykenische Periode charakteristische und wertvolle Völkermischung erhalten und fortgesetzt wurde.") Weniger machte mich auch darauf aufmerksam, daß am neuen Theaterbau in Weimar als Pilasterkapitelle Widderköpfe verwendet sind, deren gewundene Hörner die Säulenvoluten abgeben. Diese sekundäre Erscheinung könnte sich immerhin mit Gedanken berühren, die ursprünglich bei der Entwicklung des ionischen Kapitells wirksam waren. Ferner weist Weniger darauf hin, „daß auch in den Farnkräutern unserer Wälder das Motiv der sich aufrollenden Windung geboten ist".

2) H. Pomtow weist mich bezüglich der Herkunft der Blattkränze auf die soeben erschienene Münchener Dissertation von Karl Weickert, Das lesbische Kymation, hin, die ich, wenn sie mir auch z. Z. nicht zugänglich ist, hiermit genannt haben will. (Zusatz bei der Korrektur.)

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