ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

1. Die Ereignisse.

Nach dem Übergange über den Rubikon hatte Caesar das bedeutende Risiko dieser Tat durch ein noch weit größeres scheinbar ins Unermeßliche gesteigert, in Wahrheit aber paralysiert: durch den exzentrischen Vormarsch auf Rom, der seine minimale Streitkraft von höchstens 4000 Mann in wenigen Tagen auf eine Front von über 200 Kilometer zersplitterte. Der Erfolg war durchschlagend: außer der für den Augenblick wertvollen Besitznahme der Apenninpässe war vor allem die schleunigste Räumung Roms durch den Gegner und die anbefohlene Konzentrierung seiner Hauptkraft nach Apulien die Folge, womit Caesars Offensivfreiheit gewissermaßen vom Feinde anerkannt und gleichzeitig der Kriegsschauplatz definitiv auf die Ostküste beschränkt wurde.

Damit war auch für Caesar die Richtung für sein weiteres Vordringen gegeben; kaum in Kenntnis der feindlichen Maßnahmen, konzentriert er sofort seine Korps gegen den linken Flügel auf Auximum und nimmt unverweilt die Offensive in der angedeuteten Richtung auf1). Die so erfolgreiche Demonstration hatte sein Vordringen gerade nur soviel verzögert, daß die erste Staffel der ihm nachfolgenden Verstärkungen, die allen andern vorauseilende XII. Legion, ihn kurz nach der Wiedervereinigung einholen konnte 2). Der Raum, in den Caesars Offensive zunächst hineinstieß, war der Hauptwaffenplatz der gegnerischen Mobilisierung. In den Bergstädten Picenums standen mindestens zwei Legionen, von Pompeius unter die Waffen gerufen, zwar noch nicht vereinigt, aber ziemlich vollzählig. Südlich davon, im Gebiete der Marser und Paeligner, hatte Caesars designierter Nachfolger, der Prokonsul L. Domitius Ahenobarbus die Aushebungen angeordnet und seine Kohorten standen, vorläufig noch in den Ergänzungsbezirken verteilt, unter den Waffen. Caesar hatte daher in diesem Raum mit dem Widerstande von mindestens 31⁄2 Legionen zu rechnen, doch schien bei der weitgehenden Zersplitterung dieser Kräfte, nach den bisherigen Erfahrungen der Erfolg nicht zweifelhaft.

Pompeius, der mit 2 alten, aber nicht verläßlichen Legionen) bereits in Süditalien bei Luceria stand, sah dies voraus. Der Plan, Italien zu

1) O. E. Schmidt, Der Briefwechsel des M. Tullius Cicero etc. Leipzig 1893 nimmt an (p. 122 u. 384f.), Caesar sei zur Wiedervereinigung bei Ancona durch die Ansammlung feindlicher Kräfte in Picenum, denen offensive Absichten zugemutet werden, gezwungen worden. Das ist nicht richtig. Er vereinigte sich, weil der rein demonstrative Zweck der Trennung glänzend erfüllt war und nunmehr in der Richtung, in der er stand, überhaupt kein Feind mehr war, sondern nurmehr östlich der Apennin-Wasserscheide; gegen diese Kräfte offensiv vorzugehen war jetzt seine Absicht, nicht umgekehrt.

2) Caes. b. c. I. 8-15.

3) Sie hatten im gallischen Kriege unter Caesar gedient und waren erst vor Jahresfrist von ihm unter dem Vorwande des Partherkrieges abverlangt worden.

räumen, stand damals schon bei ihm fest. Es handelte sich ihm nunmehr darum, von den aufgebotenen Kräften soviel als möglich zusammenzuraffen, um so mehr als er dem Kern seines Heeres, den beiden Caesar entzogenen Legionen, nicht recht traute und zum mindesten entschlossen war, sie auf keinen Fall allein, ohne Anschluß an verläßliche Truppen, ihrem alten Feldherrn gegenüberzustellen.

In Verfolg dessen sandte Pompeius seinen Vertrauensmann, den kriegserfahrenen und energischen Vibullius Rufus, nach Picenum mit dem Auftrage, die dortigen Kontingente zu sammeln und so rasch als möglich nach Süden abzuführen, ehe Caesar sie zersprengt oder, was das wahrscheinlichere war, zu sich herübergezogen hätte. Gleichzeitig hatte er Domitius von der geplanten Konzentrierung zu verständigen.

Vibullius löste seine Aufgabe so gut es ging. Überall begegnete er fliehenden, aufgelösten oder meuternden Haufen; Attius Varus hatte Auxinum, Lentulus Spinther Asculum, Lucilius Hirrus Camerinum geräumt; von ihren Truppen raffte Vibullius, dem Hirrus sich anschloß, soviel er konnte zusammen und führte sie in Eilmärschen nach Corfinium 1).

Domitius, der, wie fast alle in seiner Partei, Caesars Stärke wesentlich überschätzte, hatte sich gleichfalls beeilt, seine Kohorten in Corfinium zusammenzuziehen und wollte nur das Eintreffen des Vibullius abwarten, um dann sofort mit allen Kräften nach Luceria abzurücken. Hirrus sollte folgen.

Am 8. Februar (20. Dezember n. St.) traf Vibullius ein, am folgenden Tage sollte der gemeinsame Abmarsch angetreten werden, und Vibullius berichtete in diesem Sinne bereits an Pompeius.

Vibullius hatte dem Domitius außer den Truppen noch eine wichtige Meldung überbracht, indem er Caesars anrückende Streitmacht zutreffend mit nur 2 Legionen angab2).

Für die Sache der Pompejaner wäre es günstiger gewesen, wenn Domitius in seinem Irrtum belassen worden wäre, denn die überraschende Enthüllung der numerischen Schwäche des Gegners erregte in dem ehrgeizigen Prokonsul einen eigenmächtigen Plan.

Er beschloß stehen zu bleiben und die Ereignisse an sich herankommen zu lassen. Die letzte Nachricht, die er von Caesar hatte, bezeugte dessen Eintreffen in Castrum Truentinum, was auf einen Weitermarsch längs der Küste schließen ließ. Domitius ließ daher vor allem die Küstenstraße bewachen und plante, falls Caesar auf ihr gradeaus gegen Pompeius vorgehen sollte, diesem zu Hilfe zu kommen; würde Caesar sich aber gegen ihn wenden, so wollte er in den festen Städten seines Bezirkes Widerstand leisten und seinerseits des Pompeius Hilfe erwarten. So sollte Caesar auf jeden Fall zwischen zwei Feuer gebracht werden3).

Der Plan war nicht gar so schlecht, wie er im nachhinein auf Grund 1) Caes. b. c. I. 15. 2) Caes. b. c. I. 15, 6. 3) Caes. b. c. I. 17.

1*

des tatsächlichen Mißerfolges gemeiniglich hingestellt wird. Wenn auch nicht anzunehmen ist, daß er gegen Caesar zum vollen Erfolge geführt hätte, so hätte er doch, rasch und energisch ausgeführt, diesen wenigstens für einen Moment in eine schwierige Lage bringen können. Der Hauptfehler war, daß Domitius dem Pompeius eine Offensivfähigkeit zutraute. die dieser selbst ob mit Recht oder Unrecht ist hier nebensächlich sich nicht zutrauen zu dürfen glaubte. Auch in der Beurteilung Caesars war Domitius von einem Extrem ins andere gefallen: hatte er ihn früher wesentlich überschätzt, so unterschätzte er ihn jetzt insofern, als er nur die von Vibullius gemeldeten 2 Legionen, nicht aber die nachrückenden sehr bedeutenden Verstärkungen ins Kalkül zog. Da sogar Pompeius von diesen Kenntnis hatte, so ist es nicht recht glaublich, daß Domitius davon gar nichts gewußt haben sollte.

Alles in allem war der Plan des Domitius riskiert und auf teilweise unrichtige Prämissen aufgebaut: aber er war nicht das militärische Unding, als das die Nachwelt ihn gebrandmarkt hat. Bei etwas Glück, das ja bekanntlich immer zum Kriegsführen gehört, hätte er vielleicht zu einem partiellen, gegen einen andern Feldherrn als Caesar sogar zu einem vollen Erfolge führen können.

[ocr errors]

Ein ganz wesentlicher Fehler aber, der mit diesem Plan als solchen nichts zu tun hat, war, daß Domitius seine kaum vereinigte Kraft Hirrus traf bald auch ein neuerdings verzettelte, indem er einen bedeutenden Teil seiner Kräfte nach Sulmo und Alba detachierte1).

Domitius glaubte jedenfalls, durch diese Maßregel Caesar zur Zersplitterung seiner Kräfte zu veranlassen; in Wirklichkeit aber war er zersplittert und zwar definitiv. Denn da nun keine seiner drei Gruppen stark genug war, um auch nur die geringste Offensivbewegung wagen zu können, so mußte er auch darauf verzichten, die Verbindung zwischen den Gruppen aufrecht zu erhalten: eine kombinierte Position jedoch, zwischen deren einzelnen Stützpunkten die gesicherte Verbindung fehlt, ist wertlos.

Pompeius war entsetzt. als er den Plan des Domitius erfuhr. Von einem Marsche mit den beiden ehemalig caesarianischen Legionen gegen Corfinium wollte er nichts wissen: überdies hatte der Armeekommandant in Luceria nicht mehr als 14 Kohorten zur Hand 2). Wenn daher Domitius nicht im letzten Moment noch zurückging, mußte er verloren sein und mit ihm das ganze mittelitalische Aufgebot, auf das Pompeius so dringend gerechnet hatte. Depesche auf Depesche ging an den widerhaarigen Prokonsul ab; umsonst. Domitius war von seinem Plane nicht abzubringen, und seine letzte Meldung, die Pompeius ani 17. Februar (29. Dezember) erhielt, besagte, daß Caesar vor Corfinium sein Lager geschlagen habe 3).

1) Ad Att.VIII. 12. A. 1. 2) Ad Att.VIII. 12. A. 2. 3) Ad Att.VIII. 12. D. 1.

Am 14. Februar (26. Dezember) erschien Caesar auf einem anderen Wege, als Domitius vermutet, überraschend vor der Brücke, die etwa 3 Millien ( 4.5 km) von Corfinium entfernt über den Aternus führte. Fünf Kohorten, die Domitius im letzten Augenblick entsandt hatte, um die Brücke abzubrechen, wurden, ehe sie ihre Aufgabe ausführen konnten, von Caesars Vorhut angegriffen und verjagt. Ungehindert überschritt nun Caesar den Fluß und schlug hart vor der Stadt sein Lager.

Domitius sandte noch die letzte Meldung an Pompeius ab und rührte sich nicht. Auch Caesar unternahm nicht Gewaltsames gegen ihn; am folgenden Tage aber sandte er den M. Antonius mit 5 Kohorten gegen Sulmo, und zwar mit vollem Erfolge: die dort stehenden 7 Kohorten gingen zu ihm über1).

Am nächstfolgenden Tage trafen weitere ausgiebige Verstärkungen ein. Curio, mit dem Sammeln und Heranführen der noch rückwärts befindlichen Truppen betraut, brachte die VIII. gallische Veteranenlegion und 22 in Gallia cisalpina neu ausgehobene Kohorten nebst 200 norischen Reitern des Königs Voccio. Hiermit war Caesars vereinte Streitkraft auf fast 6 Legionen angewachsen, mehr als seinem Gegner in ganz Italien noch zu Gebote stand.

Nach dem Eintreffen der Verstärkungen ließ Caesar auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt ein zweites Lager schlagen, zu dessen Kommandanten er Curio ernannte. Zugleich begann er die Stadt mit Linien einzuschließen 2). Knapp bevor diese geschlossen waren, kam die Antwort des Pompeius nach Corfinium"). Der Feldherr erklärte sich außerstande zu Hilfe zu kommen und wiederholte im schärfsten Tone den Befehl, wenn noch irgend möglich, mit allen Truppen nach Luceria abzumarschieren.

Dazu war es nun freilich zu spät.

Domitius sah seinen Plan vollkommen gescheitert. Ein Fluchtversuch, den er plante, hatte nur zur Folge, daß seine eigenen Truppen ihn festnahmen und mit Caesar Kapitulationsverhandlungen anknüpften. Da es Abend war und Caesar die Kapitulation aus mehrfachen Gründen nicht in der Nacht entgegennehmen wollte, verschob er dieselbe auf den folgenden Tag und verstärkte in der Nacht die Vorposten, indem er dieselben nicht wie üblich in Hauptposten vereint, sondern in zusammenhängender dünner Kette aufstellen ließ, um Fluchtversuche einzelner Personen zu vereiteln.

Am folgenden Morgen (20. Februar 1. Jänner) fand die Übergabe statt. Domitius, der in der Nacht einen harmlosen Selbstmordversuch unternommen hatte, und die übrigen republikanischen Führer wurden ausgeliefert, von Caesar jedoch wieder freigelassen; die Truppen nahm Caesar für sich in Eid 4).

[blocks in formation]

2. Die Örtlichkeit.

Die Lage von Corfinium steht fest. Es ist das heutige Dorf Pentima, zirka 10 km nordwestlich Sulmona.

In einer paradiesisch fruchtbaren kleinen Hochebene inmitten einer Gebirgslandschaft von unvergleichlicher Großartigkeit gelegen, war Corfinium zur Römerzeit der Knotenpunkt der wichtigsten Verkehrslinien nicht nur des Abruzzengebietes, sondern des ganzen mittelitalischen Gebirgslandes; eine Rolle, die heute auf das nahe Sulmona übergegangen ist.

Die Stadt selbst lag auf der vorspringenden Ecke eines flachen Plateaus, dessen Nordostrand gegen den F. Cizio oder Sagittario in mäßiger, jedoch ausgesprochener Steile abfällt, während er im Nordwesten gegen den F. Aterno, den Aternus der Alten1), fast senkrecht, in scharfkantigen, brüchigen Hängen abstürzt 2) (siehe Abb. 1).

Das heutige Dorf Pentima umfaßt nicht viel mehr als die „arx" der alten Paelignerstadt (Abb. 2). Wie weit sich ihre Ausdehnung auf dem Plateau nach Südwesten erstreckte, ist derzeit nicht festzustellen, da die intensive Weinkultur etwaige Nachgrabungen unerschwinglich verteuert und das Terrain keine genügenden Anhaltspunkte bietet. Die Annahme Stoffels, der hier seinerzeit mit großen Opfern und ohne greifbaren Erfolg grub und nach dessen Ansicht die Stadt bis knapp an die heute im freien Felde. stehende Kathedrale S. Pelino" gereicht hat, wird von den maßgebenden italienischen Archaeologen geteilt und dürfte der Wahrheit entsprechen.

Ehe wir zu den Details der Belagerung übergehen, müssen wir uns über die Richtung von Caesars Anmarsch klar werden.

Über denselben existieren drei Auslegungen (siehe die Textskizze S. 8): Stoffel) läßt Caesar von Asculum quer durch das Gebirgsland, halbwegs zwischen dem Hauptkamme der Abruzzen und der Küste, über Interamnium und Pinna vorrücken und das Aternustal beim heutigen Torre dei Passeri erreichen4).

Schmidt) läßt Caesar von Castrum Truentinum aus den Küstenweg bis Aternum einschlagen und dann flußaufwärts bis Corfinium marschieren. Groebe) setzt Caesars Marsch westlich der Abruzzen über Amiternum an.

Von diesen Hypothesen fällt die zweite, wie Groebe a. a. O. sehr

1) Der alte Aternus führt heute nur bis zur Mündung des Tirino bei Popoli den Namen „Aterno", von da ab „Pescara“.

2) Dieser Steilabfall kommt bei allen mir zur Verfügung stehenden Karten viel zu unausgesprochen zur Geltung.

1) I. p. 218ff. und Pl. I.

2) v.

Göler, Caesars gallischer Krieg und Teile seines Bürgerkrieges II p.11 wählt denselben Weg mit der Variante über Hadria statt über Interamnium. 3) Ciceros Briefwechsel, II p. 385 f.

4) Zweite Auflage von Drumanns Geschichte Roms, III. p. 728 ff.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »