ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Erfolge von Salamis erscheint nun der ruhmreiche „Sieger von Salamis" auf der politischen Bühne seiner Vaterstadt abgelöst durch die Führer der Gegenpartei, vor allem durch Aristeides, und zwar definitiv, auf immer. Dieser Vorgang ist vom ausschließlich athenischen Standpunkte völlig unbegreiflich. E. Meyer, Gesch. d. Altert. III, S. 403 Anm. hat unzweifelhaft recht, wenn er sagt: „Es gehört eine seltsame Befangenheit der Urteils dazu, wenn neuere Forscher auch jetzt noch die Ersetzung des Themistokles durch seinen erbittertsten Gegner als einen harmlosen Vorgang betrachten" usw. Aber vom allgemein griechischen Standpunkte, wie er oben dargelegt wurde, gibt es allerdings eine Erklärung. Wenn Themistokles als Parteigänger der Agiaden erscheint, so sind seine Gegner naturgemäß Anhänger der spartanischen Opposition gegen diese. Und in der Tat sehen wir ja nicht bloß Themistokles in engen Beziehungen zu „Sparta", sondern auch Aristeides und Kimon, nur daß diese Beziehungen in das entgegengesetzte Lager sich erstrecken 1).

Mit dem Siege bei Platää stehen die Agiaden scheinbar im Zenith ihrer Macht. Und doch hat eben diese Machtstellung schon unmittelbar vorher den entscheidenden Stoß erhalten. Nicht auf dem Heimatboden, sondern in dem verbündeten Athen hat die spartanische Opposition ihren ersten großen folgenreichen Sieg über die Autokratie der Agiaden davongetragen. Themistokles verschwindet plötzlich von der politischen Bühne, an seine Stelle tritt Aristeides (und Kimon), zwei Männer, welche, wie der weitere Verlauf der Dinge zeigt, das allerwichtigste Werkzeug zur Beseitigung des Pausanias geworden sind. Den von der Heimat und den Quellen seiner Macht gar zu weit entfernten Feldherrn hat die heimatliche Opposition durch die offiziell proklamierte Kriegsmüdigkeit2) mattzusetzen versucht. Schließlich ist es bekanntlich zu offenem Kampfe zwischen dem Bundesfeldherrn und den spartanischen „Behörden" gekommen; da ist es denn bezeichnend, daß es die athenischen Parteigänger der spartanischen Opposition sind, die den Pausanias mit Waffengewalt aus Byzanz herauswarfen. Natürlich geschah das im innigsten Einvernehmen mit der in Sparta jetzt am Ruder befindlichen Partei, wenn nicht in deren direktem Auftrage. Diese Partei hat es denn auch gut geheißen, wenn Athen nun seinerseits die Führung zur See übernahm (Thukyd. I, 95, 7 ff.) und den Seebund organisierte. War doch die so begründete militärische Macht ein

1) Das ist die Hauptdifferenz zwischen Themistokles und Aristeides; bloße politische Theoreme wie „gemäßigt“ und „radikal“ dürften dabei kaum eine Rolle spielen.

2) Thuk. I, 95, 7: Kriegsunlust ist damals jedenfalls noch nicht etwas für Sparta besonders Charakteristisches; sie ist eher ein entscheidender Schachzug gegen den Bundesfeldherrn. Auch später beruht die Kriegsunlust Spartas wohl hauptsächlich auf Furcht vor dem Prestige eines sieggekrönten Königs.

5*

Rückhalt gegen die dem Pausanias persönlich zu Gebot stehenden militärischen Hilfsmittel (Arkadien usw., oi Hɛdozorrýótor wie Thuk. sagt I, 95, 4), und wirklich hat sie sich auch als solche bewährt. Daraus folgt, daß die athenische Symmachie begründet wurde unter Förderung Spartas (d. h. der jetzt dort herrschenden Faktion) und zunächst gedacht war als maritime Filiale des peloponnesischen Bundes.

Seine erschütterte Stellung hat Pausanias durch eine Schwenkung nach Persien zu stützen versucht1). In welchen Moment die Anfänge dazu fallen, ist nebensächlich. Übrigens kann man seine Handlungsweise nicht einfach als unpatriotisch verdammen. Irgendein modus vivendi mit dem benachbarten Großstaat, dessen Angriff eben glücklich abgewiesen war, mußte schließlich gefunden werden. Und zur Anknüpfung von Verhandlungen war Pausanias zweifellos die befugte Instanz, selbst als sein Heimatsstaat ihn förmlich bekämpfte. Die einzelnen Phasen seines tragischen Sturzes sind nicht mehr zu erkennen; man sieht aber, daß die Gegenpartei es zu einem wirklichen Frieden mit Persien nicht kommen lassen durfte. Das scheint der offiziellen Kriegsmüdigkeit zu widersprechen, aber es stand ja das unternehmungslustige Athen zur Verfügung. So wird Athen Führerin im Krieg gegen Persien; andererseits wird der von den Agiaden vorzugsweise geschürte antimedische Fanatismus jetzt zu einem Trumpf in den Händen ihrer Gegner2). Pausanias ist dann der Opposition in der Heimat persönlich entgegengetreten; daß er zu gerichtlicher Verantwortung zitiert wurde, ist wohl Anschauung der Folgezeit3), welche die Sache mit ganz anderen Augen ansah. Es gelang ihm, sich zu behaupten, bis er, nach längerer Zeit abermals heimkehrend, unterlag. Daß es schließlich Mord war, was den Mann beseitigte, das vermag auch die tendenziöse Überlieferung, welche von einem berechtigten Gerichtsverfahren in sanktionierten Formen zu reden sich erkühnt, nicht zu verschleiern. Die Beseitigung eines Mannes von fast monarchischer Stellung durch offene Gewalt erschütterte den spartanischen Staat schwer und brachte ihn an den Rand des Verderbens: auch in diesen Wirren blieb noch die in Athen herrschende Faktion ihren Standesgenossen und Freunden in Sparta treu. Kimon führte ihnen in ihren Kämpfen mit der helotischen Klientel des Pausanias 4) ein Kontingent zu (462). In diesem Bürgerkriege wurde die Macht des Agiadenhauses gebrochen, die adlige Eunomie end

1) Der Bericht vom Sturze des Pausanias bei Thucyd. geht auf eine diesem höchst übelgesinnte und tendenziöse Quelle zurück, cf. bes. I, 132, 2 und 5, wo die widerwärtigste Heuchelei durchblickt. Beispielsweise enthält der Brief (128, 7) nicht eine Zeile, die dem Sieger von Platää anstände. E. Meyer hält dagegen des Thukyd. „Bericht" für im wesentlichen authentisch: Gesch. d. Alt. III, 518 und 513, Anm. Herodots Worte V, 32 drücken allerdings einen Zweifel aus.

2) Thuk. I, 95, 5. 3) Thuk. I, 95, 3. - 4) Thuk. I, 132, 4.

giltig hergestellt, der Staat selbst übrigens auf Jahre zur Einflußlosigkeit herabgedrückt. In diesem Zeitraum hat sich dann Athen unter der Führung neuer Männer endgültig von Sparta emanzipiert 1).

Themistokles hat die Wendung des Agiaden nach Persien mitgemacht und hat auch nach seiner Ausweisung aus Athen als dessen Agent im Peloponnes für ihn gewirkt. Selbstverständlich ist er in seinen Sturz mit verwickelt worden. Zur Überführung des Mannes bedurfte es wahrhaftig nicht der „Korrespondenz" des Pausanias; die Zusammengehörigkeit beider Männer dürfte auch politischen Kindern bekannt genug gewesen sein. Selbstverständlich erübrigt sich auch die Frage nach der „Schuld" des Themistokles. Warum er nach Persien floh und weshalb er, der dem Hause des Großkönigs soviel Böses getan wie kein anderer", (Thuk. I, 137, 4) dort ehrenvolle Aufnahme fand, erübrigt sich nach obiger Skizze zu fragen. Wenn es das Schicksal gefügt hätte, würde er sich wohl ebensowenig wie Demaratos besonnen haben, dem Großkönig in Hellas die Stätte zu bereiten.

Da sich vor dem Sturze der Agiaden ein Erfolg einer Rechtfertigung des Demaratos nicht erwarten ließ, so dürfte die Zeit der Abfassung unserer Schrift dadurch bestimmt sein. Sie erwähnt ja auch den Tod des Kleomenes und den Sturz des Leotychidas2). Ob die Schrift Erfolg hatte, ist zu bestimmen unmöglich, jedenfalls folgt das Gegenteil nicht daraus, daß noch lange nachher Nachkommen des Demaratos sich im Besitze des ihren Ahnen verliehenen Fürstentums befanden.

Emden.

1) Thuk. I, 102, 4.

2) Herodot VI, 72: Der Kriegszug des Leotychidas gegen Thessalien wird mit irgendwelchen Plänen des Pausanias zusammenhängen, ebenso sein Sturz mit dem des Pausanias. Er findet Aufnahme in Tegea, der zuverlässigsten Stütze der Agiaden. Ein der Schrift des Dikaios ähnliches Werk wird der λóyos Пavoaviov gewesen sein. Strabo VIII, 5, 5 p. 366, cf. E. Meyer, Forsch. I, 233 ff. Niese, Nachr. d. Gött. Ges. d. W. 1906 S. 101. E. Meyer, Hermes (1907) XLII, S. 134.

70

Untersuchungen zur Geschichte des Kaisers Marcus.

Von Anton v. Premerstein.

III.

Die militärische Lage im Orient

zur Zeit des germanisch-sarmatischen Krieges.

Abgabe von Truppen nach dem Westen. Die orientalischen Truppen, vor allem auch die Legionen, deren militärischer Wert stets sehr gering angeschlagen wurde1), sind im allgemeinen zu den Kriegen im Westen nicht herangezogen worden); eine Ausnahme bilden nur die unübertrefflichen Schützen des Morgenlandes 3). Es ist eines der Symptome der drückenden Truppennot im germanisch-sarmatischen Kriege unter Marcus, wenn damals von diesem Grundsatze abgegangen wurde und die Besatzungen der Ostprovinzen in so bedeutendem Maße Vexillationen. nach dem Kriegsschauplatze abgeben mußten, daß dadurch im Orient selbst die erst vor kurzem durch den Partherfrieden wiederhergestellte Ordnung und Sicherheit zeitweilig in Frage gestellt war. Im folgenden sollen zunächst die auf diese Teilnahme orientalischer Truppen bezüglichen Zeugnisse zusammengestellt werden, wobei unsicheres mit einem Stern* bezeichnet ist.

Cappadocia.

Legio XII fulminata (Melitene).

*1. Ihre Beteiligung an der Schlacht des Regenwunders im Quadenlande1), die nach den Säulenreliefs ins J. 171 zu setzen ist, behauptet bekanntlich die christliche Legende, so vor allem Apollinaris bei Eusebios hist. eccl. V 5; der Interpolator bei Dio-Xiphilinus LXXI, 9 (vgl. § 1: Tò 1) Mommsen, Hermes XIX 1 ff.; XXXV 450; meine Bem. Klio III (1903) 9. 2) B. Filow, Klio, Beiheft VI 67 f.

3) A. v. Domaszewski, Rhein. Mus. IL 618, 5.

4) Die reiche Literatur über diese Episode und die daran sich knüpfenden Streitfragen verzeichnet der vorzüglich orientierende Aufsatz J. Geffckens, Neue Jahrb. für das klass. Alt. III (1899) 253 ff. Vgl. auch dessen Ausgabe der Oracula Sibyllina 197 (zu XII 196 ff.).

Anton v. Premerstein, Untersuchungen zur Geschichte des Kaisers Marcus. 71

τάγμα τῶν στρατιωτῶν τὸ κεραυνοβόλον ἰδίως καλούμενον). Dagegen erwähnt der gefälschte Brief des Marcus1), der auf Grund echter Materialien, besonders des verlorenen ungekürzten Berichts des Cassius Dio) gearbeitet ist, die Legio XII fulminata nicht; Marcus schreibt hier: xaraλaußavóμενος δὲ ἤμην ἐν μεγέθει πλήθους ἀμίκτου καὶ στρατευμάτων λεγεώνος πρίμας, δεκάτης γεμίνας, φρειτησίας μίγμα κατηριθμημένον. Die Möglichkeit, daß die Fälschung an Tatsächliches angeknüpft hat, ist dennoch nicht ganz abzuweisen, wie das Folgende zeigt.

Legio XV Apollinaris (Sattala).

2. In den Reliefs der Marcus-Säule, welche den Quadenkrieg des J. 171 darstellen, trägt ein Soldat als Helmzier einen Greifen (Szene XV, Fig. 163). A. v. Domaszewski 4) erkennt darin das Insigne jener Legion, die nach Apollo, dem der Greif heilig war, hieß, der XV Apollinaris; es hätten demnach in diesem Kriege auch kappadokische Truppenteile gefochten. Da bei der Entsendung von Vexillationen nach auswärts in der Regel sämtliche Legionen des betreffenden Provinzheeres herangezogen wurden (Klio XII S. 149 A. 3), wäre eine Mitwirkung auch von Vexillariern der anderen kappadokischen Legion, der XII fulminata, durchaus nicht

unwahrscheinlich.

Cohors I Italica 5).

*3. Dessau n. 8865 (Athen. Mitt. IX [1884] S. 262; Samos): ... aíov Τιμοκράτους υἱὸς Κυρείνα Φλαβιανός [Ν]εικοπο[λίτης] . . . ονος, ἔπαρχος σπείρης πρώτης Νουμιδῶν καὶ χειλί[αρχος σπείρης πρώτ]ης Ἰταλικῆς) καὶ ἔπαρχος ἄλης δευτέρας Γά[λ]λων, [δώροις στρατιωτι]κοῖς στεφάνω πυργωτῶ καὶ δόρατι καὶ βη[ε]ίλλω [τιμηθείς, ἀρχιερεὺς τῶν Σεβαστών usw.

Die Inschrift kann, wie Ritterling a. a. O. erkannt hat, nur in die Zeit Trajans oder die des Marcus fallen, bei welchem letzteren dann der Parther- oder der Germanenkrieg in Betracht kommt. Die Dekorationen hat sich Flavianus, wie sich aus ihrer Zahl ergibt, als Tribun der kappadokischen Kohorte erworben.

1) Abgedruckt bei A. Harnack, Berliner Sitzungsber. 1894 S. 878; bei Geffcken, a. a. O. S. 264 f. Zur Zeit seiner Entstehung Geffcken S. 264 ff.

2) So Mommsen, Hermes XXX 91; v. Domaszewski, Neue Heidelb. Jahrb. V 124. 3) Eine Abbildung auch Marcus-Säule, Textband 112.

4) Ebd. S. 112f.; vgl. auch Geffcken S. 258; 260.

5) Über ihre Zugehörigkeit zum kappadokischen Heere s. E. Ritterling, Wiener Studien XXIV (1902) 362 mit A. 2; 366 mit A. 4; 371f. (= Bormann-Heft S. 130; 134; 139 f.).

6) So ergänzt Ritterling, a. a. O. S. 362 (130), 2, während C. Cichorius, RE IV 305 an die Legio I Italica denkt.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »