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Verhandlungen

des

dritten Altkatholiken-Congresses

zu Conflanz.

Bweite Abtheilung.

Stenographischer Bericht über die zwei öffentlichen Versammlungen am 13. und 14. September 1873.

Erste öffentliche Sihung

am 13. September, Anfang 3 Uhr.

Vorsitzender Geheimerath v. Schulte: Hochgeehrte Versammlung! Es ist gewiß Niemand unter Ihnen, dem die Bedeutung des heutigen Tages und des Ortes, an dem wir uns befinden, unbekannt wäre. Aber ebenso, glaube ich, darf Jeder aus der geehrten Versammlung erwarten, daß ihm heute ein besonderer Aufschluß zu Theil werde über dasjenige, was wir erreichen wollen, über das, was uns gerade heute und in diesen Tagen in Constanz zusammengeführt hat, über die Aufgabe, über den Inhalt, über die Ziele, über die Aussichten der Bewegung, welche sich der Geister nicht allein in Deutschland, sondern in Europa und über den Ocean hinaus bemächtiget hat.

Zunächst aber halte ich, den das Vertrauen meiner verehrten Gefinnungsgenossen mit dem Vorsiße auf diesem Congresse betraut hat, dafür, die heiligste der Pflichten zu erfüllen, ich meine die Pflicht der Dankbarkeit. Wir sind in der herrlichen gastlichen Stadt Constanz so aufgenommen worden, wie es nicht schöner gedacht werden kann, hier an den Ufern des schönsten, größten deutschen Sees ist uns eine Gastfreundschaft, eine Liebe, ein Wohlwollen zu Theil geworden, das unser Aller Herz erfüllt. Wir haben dies jedenfalls mit zu verdanken dem Haupte der Stadt, dem Manne, den das Vertrauen seiner Mitbürger zu dem ersten städtischen Ehrenposten erwählt hat, dessen Name weit über die Grenzen Europas hinaus bekannt geworden ist, weil er seit Jahren als Vertreter der geistigen Freiheit, als Vertheidiger aufgestanden ist gegen die knechtende Clerisei, und weil er an seiner Person zuerst hat erfahren müssen, als er dem Clerus mißliebige Staatsgefeße in's Werk seßte, den ganzen Wahnsinn, daß man im

19. Jahrhundert glaubt, die Ideen des früheren Mittelalters wieder ins Leben seßen zu können. (Bravo.)

Ich fühle mich gedrungen, dem hochverdienten Herrn Bürgermeister Stromeyer im Namen Aller, die wir von Auswärts, von Nah und Ferne hergekommen sind, unseren tiefsten und verbindlichsten Dank auszudrücken.

Dieser Dank, er involvirt von selbst den Dank gegen die Bürgerschaft von Constanz, aber auch ihr möge noch insbesondere unser herzlichster, wärmster Dank gewidmet sein.

Es wäre aber Unrecht, des zweiten Factors zu vergessen, der bei dieser Liebe jedenfalls zur Hand gewesen ist, des hiesigen Localcomités, das in bewunderungswürdiger Weise alle jene Einrichtungen getroffen hat, welche die erfüllte Bürgschaft geben, daß der Congreß einen Erfolg erlangt hat, wie man kaum hoffen konnte. Das verehrte Localcomité und insonderheit dessen verehrter Vorstand Herr Staatsanwalt Fieser wollen den wärmsten Dank von uns entgegennehmen. (Bravo!)

Hochverehrte Versammlung! Es ist der dritte AltkatholikenCongreß, dessen erste öffentliche Versammlung ich hiemit eröffne. Man sagt im gewöhnlichen Leben: „aller guten Dinge find drei."

Wenn ich nun auch die feste Hoffnung hege, daß der guten Dinge ich meine hier der Altkatholiken-Congresse nicht blos drei, sondern alljährlich einer stattfinden wird, so ist doch diese heilige Dreizahl etwas ganz Absonderliches, und der Umstand, daß sich diese Zahl gerade in Constanz vollendet, hat seine ganz besondere Bedeutung.

Sie wissen Alle, die Bewegung, welche uns hier zusammen führt, begann im Jahre 1870 damit, daß wir uns auflehnen mußten in der vollen Ueberzeugung des christlichen Gewissens, in der vollen Manneskraft und in der vollen Charakterfestigkeit gegen das Beginnen, daß uns ein einziger Sterblicher als ein irdischer Gott hingestellt werden sollte, von dessen Willen und Befehlen wir unser Heil in dieser Welt und jenseits zu erwarten hätten.

Es galt, als wir im Jahre 1871 zum ersten Male in München zusammenkamen, die Grundfäße ganz allgemein auszusprechen, von denen wir uns leiten ließen; und diese Grundsäße, wie wir fie in München allgemein formulirten, sie waren in Kürze folgende: „Wir haben laut und offen erklärt, wir halten fest an der katholischen Kirche, wie sie Christus der Herr gegründet hat, wie er deren Fundamente in seinem heiligen Evangelium niedergelegt hat, wie auf Grundlage dieser Fundamente des hl. Evangeliums, der hl. Schrift „die alte Tradition der einen ungetheilten Kirche" immerdar gewesen ist. Wir halten feft

an der ganzen vollen Wahrheit des Christenthums. Aber wir haben erkannt, daß sich an die Wahrheit eine Masse von Unrichtigkeiten, von Fälschungen, von menschlichen Machwerken angehängt hat. Es ist unsere Aufgabe, unser Bestreben, diese menschlichen Machwerke, die man uns zuleßt als göttliche Offenbarung aufzudrängen sich angemaßt hat, abzuwerfen. Wir wollen wiederherstellen die alte christliche Kirche in der ursprünglichen Reinheit.“

Diese Gedanken, wir haben sie ausgesprochen nackt und klar für Jeden, der zu verstehen weiß, was die Ueberzeugung, das einfache Wort, das des rhetorischen Schmuckes nicht bedarf, dessen Wahrheit die Bürgschaft liefert für seine Richtigkeit, bedeutet.

Im zweiten Congreß, den wir im verflossenen September im „heiligen Cöln" hielten, haben wir diese Grundsäße des genaueren formulirt und dadurch ausgeführt nach allen Seiten, daß wir die Folgerungen aus diesen Grundsäßen im Einzelnen zogen. Wir sind in München schon zur Ueberzeugung gelangt, es sei nicht genug damit, daß man negire, daß man blos erkläre, man verwerfe dieses und jenes, sondern daß man auch handle. Es hat der Herr gesagt: „Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht werth.“ Es ist also Pflicht dessen, der sich nach Christus nennt, dasjenige, was er glaubt, nicht blos mit dem Munde zu bekennen, sondern mit der That zu üben. Wollten wir wirklich also treu sein dem Evangelium, das wir als die Grundlage aller Kultur in der Menschheit ansehen und annehmen, dann mußten wir auch den Grundsag aufstellen: „Wir lassen uns nicht hinausdrängen aus dem Tempel Gottes." (Bravo! Bravo!)

Weil nun thatsächlich diejenigen, die der Neuerung sich zugethan hatten, im Besize sich befinden von allen den äußerlichen Mitteln, durch welche die Gottesverehrung bedingt ist, weil sie im Besiße der Kirchen waren, so lag für uns die Aufgabe nahe, daß wir einen eigenen Gottesdienst practisch beginnen mußten. Es wäre Ueberzeu= gungslosigkeit, Characterlosigkeit, es wäre dort, wo es Pflicht ist, offen und äußerlich sich zum wahren Evangelium zu bekennen, Schmach gegen die Religion, gegen die Ueberzeugung, gegen das Gewissen, wenn man an einem Gottesdienste Theil nehmen würde, der von Jemanden gehalten wird, welcher, sei es aus Ueberzeugung oder sei es aus irgend welchen andern Gründen, thatsächlich dem Irrthum und der Unwahrheit sich unterwirft. (Beifall.) Das, was man die Gemeindebildung genannt hat, es war die Aeußerung des innersten Christenherzens. Wir haben in München den Beschluß gefaßt: „es ist an

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