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Schreiben an das Münchener Centralcomité.

I.

An das sehr geehrte Centralcomité für katholische Reformbewegung in Süddeutschland.

Berlin, 2. September 1873.

Durch den früheren Herrn Präsidenten des evangelischen Kirchentags, Dr. Herrmann, ist das freundliche Einladungsschreiben, zur Theilnahme an dem in diesem Monat zu Constanz abzuhaltenden Atkatholiken-Congreß, an den ganz ergebenst Unterzeichneten abgegeben

worden.

Indem ich es aufrichtig bedaure, daß für den „engeren Ausschuß des Kirchentags" kein Vertreter in Constanz erscheinen kann, da mehrere Glieder derselben sich bereits zur Evangelischen Allianz nach New-York begeben haben, Andere anderweitig verhindert sind, ist es der herzliche Wunsch des Kirchentags, daß das von Ihnen, sehr verehrte Herren, in's Auge gefaßte Friedens-Werk in Glauben und Gebet gelingen möge.

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II.

Dem ersten Präsidenten des Centralcomités der Altkatholiken in Süddeutschland der Erzbischof von Syros, Tenos und Melos.')

Auf Ihr geehrtes Schreiben, Herr Präsident, durch welches Sie mich zur Theilnahme an der bevorstehenden Synode der Altkatholiken einladen, habe ich bis jeßt nicht geantwortet, nicht nur weil ich beim Empfang desselben anf den entfernteren Inseln meines Bisthums behufs einer amtlichen Rundreise von Syra abwesend war, sondern auch weil ich zuvor die Erlaubniß der obersten kirchlichen Behörde und der Regierung einzuholen hatte, ohne welche kein Bischof seine Diöcefe verlassen, noch weniger außer Landes gehen, und Theil an einer solchen Synode nehmen kann, wie sie nächstens in Constanz stattfinden soll. Ich habe nicht verfehlt, bald nach meiner Rückkunft nach Syra den Minister-Präsidenten zu ersuchen, sich mit der hohen Synode über vorliegende Angelegenheit zu verständigen und mir Mittheilung zu machen. Aber nur erst vor zwei Tagen habe ich eine Antwort bekommen. Nach dieser scheint es, daß er mit der hohen Synode zu keiner Verständigung gelangt ist, indem dieselbe seit dem vor einigen Wochen erfolgten Ableben ihres Präsidenten, des Metropoliten von Athen, keine vollzählige Sißungen hat halten können, und er deßhalb nur seine Privat-Ansicht gibt, welche ausweichend gehalten ist.

So groß meine Freude ist, daß Sie mich wiederum zur Theilnahme an Ihrer Versammlung freundlich eingeladen, eben so sehr schmerzt es mich, daß ich abermals davon absehen muß; nicht zwar, daß ich glaube durch meine Kenntnisse und Erfahrungen zu Ihrer Erleuchtung beitragen, und durch meine Rathschläge Sie leiten zu können, wie Sie die Güte haben, von mir zu erwarten, sondern daß ich von Seite meiner Kirche den Gruß der Liebe in Christo überbringen, und mich am Anblick einer Versammlung weiden würde, die im Namen des Herrn zusammenkommt, um über eine so wichtige Sache, welche die Einigung der Kirche bezweckt, zu berathen, und auf welche man

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die Worte des Propheten Jesaias anwenden kann: „wie lieblich find die Füße derer, die den Frieden verkündigen, die das Gute verkündigen.“

Tausend Jahre find bereits verflossen, Herr Präsident, seit welchen das unheilvolle Schisma der zwei großen Zweige der Einen katholischen Kirche besteht, und seit welchen man nichts als eine babylonische Verwirrung unter denen sieht, welche den Namen Christi tragen, aber weit entfernt sind, die Bitte des großen Heidenapostels zu erfüllen : „Ich ermahne euch aber, liebe Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesu Chrifti, daß ihr allzumal einerlei Rede führet, und lasset nicht Spaltungen unter euch sein, sondern haltet fest an einander in einem Sinn und in einerlei Meinung," im Gegentheil herrschten heftige Streitigkeiten und Zank, und wie einst von den Corinthern gesagt wurde, so hörte man auch bei ihnen gar oft: „Ich bin Paulisch, ich bin Apollisch, ich bin Kephisch, ich bin Christisch.“ Mit anderen Worten, es bewahrheitete sich μeμégiotai ỏ Xqiorós! Und hat man nun wenigstens bei dieser traurigen Zertheilung die christliche Liebe bewahrt, jene chriftliche Liebe, welche das himmlische Kennzeichen der wahren Jünger des Herrn ist, der da sagt: „Daran wird Jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe unter einander habt!" Ach, leider ist die Leidenschaft der Unduldsamkeit und des Hafses gegen Andersgläubige unter den verschiedenen chriftlichen Parteien so weit gegangen, daß viele, die sich des Christenthums rühmten, ihr Angesicht nicht nur von lebenden Christen einer anderen Partei, sondern sogar auch von ihren Todten abwendeten, indem sie entweder denselben das Begräbniß ganz versagten, oder aber durch mannigfache Verordnungen bewirkten, daß sie mit ihren eigenen Todten nicht in irgend welche Berührung kamen. Doch, Gott sei Dank, schon seit mehreren Jahren hat dieser Geist der Unduldsamkeit nachgelassen, und der Geist der Liebe sich lebendiger bewiesen. Nicht bloß einzelne Mitglieder verschiedener Confessionen, sondern ganze chriftliche Religionsparteien haben sich in Liebe die Hände gereicht, und durch officielle Beschlüsse bewiesen, daß jeweilige dogmatische Unterschiede doch die christliche Liebe nicht beeinträchtigen sollen. Ein Beispiel davon hat jüngstens unsere und die anglikanische Kirche gegeben, indem sie gegen= seitige Gefühle der Liebe ausgetauscht, und eine Annäherung hervorgerufen haben, die, wie ich zu Gott hoffe, auch weiter hin Früchte tragen wird. Das, was hingegen bei Ihnen gegenwärtig im Werke ist, ist ein viel bedeutenderer Schritt, denn während sie sich einerseits von dem Menschen, der sich der Wahrheit nicht unterwerfen will, los

gesagt haben, seßen Sie sich andererseits zum Ziel Jhrer Thätigkeit, die Einigung aller derer, welche die Wahrheit des Evangeliums lieben und von Herzen sich beeifern zu thun, was vor Gott gefällig ist. Daher wird auch ohne Zweifel derjenige, welcher seinen himmlischen Vater gebeten hat: „Auf daß sie alle Eins seien, gleich wie Du, Vater, in mir, und ich in Dir“, von oben herab sich Ihnen huldvoll zuneigen und das Liebes-Werk Ihrer Hände mit seinem Segen krönen, wie ja deßhalb alle fromme Herzen, denen der Herr alles ist, ihre heißen Gebete zu Ihm hinaufsenden.

Damit aber Ihr heiliger Zweck erreicht werde, glaube ich, daß es nöthig ist, vornehmlich zwei Sachen sich angelegen sein zu lassen. Zuerst nemlich, daß auf alle Weise das Band der Liebe zwischen den verschiedenen christlichen Parteien fester zu knüpfen gesucht werde. Unter dem milden Lichte der Liebe wird die Wahrheit weit leichter erkannt als unter der wilden Flamme entbrannter Leidenschaft und kirchlichen Unduldsamkeit; „denn die Liebe ist langmüthig und freundlich; die Liebe eifert nicht; die Liebe treibt nicht Muthwillen; sie blähet sich nicht; sie verträgt alles; fie hoffet alles; fie duldet alles." Dann zweitens, daß eine Grundlage gefunden werde, auf welcher sich alle unbedingt verbinden, die den Glauben an Eine heilige, katholische und apostolische Kirche bekennen. Es besteht zwar eine Grundlage, welche alle ohne Widerspruch annehmen können, und eine solche ist die heilige Schrift. Aber die heilige Schrift ist ein tiefer Jakobs-Brunnen, aus welchem Niemand Wasser zu nehmen vermag, der nicht das gehörige Gefäß zum schöpfen hat; ja das Gefäß, mit welchem er auch den leßten Grund erreichen und aus der Quelle die Wahrheit herausschöpfen kann. Wer hat aber nun dieses heilige Gefäß? Die katholische Kirche hatte es, die Kirche, in der die Wahrheit des Evangeliums und die apostolischen Ueberlieferungen treu bewahrt werden. Aber, wie gesagt, die katholische Kirche wurde gespalten: Es findet sich jezt auf der einen Seite die morgenländische Kirche, auf der anderen die abendländische, und neben ihr noch andere Religionsgemeinschaften. Welche von diesen hat nun jezt das Gefäß, um Wasser aus der Quelle des Heils zu schöpfen ?

Hier treffen wir auf den Fels des Aergernisses und den Stein des Anstoßes, und der tiefe Brunnen der hl. Schrift ist zum Brunnen Eseck oder des Widerspruches geworden! Damit man nun zu einem gegenseitigen Verständniß gelange, müssen diejenigen, welche den Frieden der Kirche bezwecken, als gemeinsames Eigenthum an= nehmen, was die Kirche der ersten acht Jahrhunderte in Sachen des

Glaubens angeordnet und fest bestimmt hat, mit anderen Worten: es muß hier das Wort des Apostels angewendet werden: „Daß wir in Einer Regel, darein wir gekommen find, wandeln, und gleich gesinnt sein" (Phil. 3, 16.). Das ist die allgemeine Grundlage. Aber fragt man: was soll nun mit dem geschehen, was jede christliche Partei für sich selbst später bestimmt hat, und was der Apostel durch das étéQWS ❤govetv bezeichnet? Seßen wir fest, daß alles das insofern gültig ist, als es nicht der allgemeinen Grundlage widerspricht. Auf diese Weise bleibt alles das bestehen, was im wahren Geiste des Christenthums die Theologie und die Wissenschaft überhaupt hervorgebracht hat; und es fällt hingegen alles, was diesem entgegen ist; also alles das auch, was eine päpstliche Herrschsucht zu ihrem eigenen Vortheil eingeführt hat. Jede andere Grundlage, außer der angegebenen, würde, glaube ich, sehr wenig zur Vereinigung der getrennten Kirchen beitragen; denn wenn z. B. als Grundlage angenommen wird, daß zwar das Dogma der Unfehlbarkeit verworfen und neben einigen Verbesserungen im kirchlichen System die Macht des Papstes beschränkt, hingegen die ganze Lehre der römischen Kirche bis zum Dogma der Conceptio immaculata unantastbar beibehalten wird, so muß ich mit Schmerz bekennen, daß unsere Kirche beim besten Willen für den Frieden der Kirche nicht beistimmen könnte. Dasselbe muß ich hinsichtlich der anglicanischen Kirche und derjenigen Protestanten sagen, welche sich für die Einigung der Kirche intereffiren. Wenn es aber im Gegentheil Jedem gestattet werden soll, die Sachen des Glaubens nach eigenem Gutdünken zu bestimmen, das, was er für irrig hält, zu verwerfen, und was er für gut hält, hinzuzufügen, so wird der Frieden noch mehr beeinträchtigt werden, da daraus nichts anders zu erwarten ist als Zunahme der Verwirrung und Vermehrung der Parteien! Im ersteren Falle wird eine kirchliche Herrschaft anerkannt, die keine allgemeine Geltung haben kann, und im zweiten wird dem individuellen Eigenwillen Thür und Thor geöffnet, welcher unerträglicher ist, als die Ansprüche des römischen Papstes.

Wenn Sie, Herr Präsident, diese meine geringen Bemerkungen für richtig halten, mögen Sie die Güte haben, sie ihrer Versammlung mitzutheilen, nachdem ich weder selbst, noch irgend ein anderer aus unserer Kirche persönlich gegenwärtig sein kann, um dieselben vorzutragen oder weiter zu entwickeln. Wenn sie aber dieselben der Mittheilung nicht werth finden, so beschränken sie sich darauf, die geehrte Versammlung zu versichern, daß auch bei uns in der griechischen Kirche fich Männer vorfinden, welche sich für Ihr Werk interessiren, und

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