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wollt frei seyn und versteht nicht einmal gerecht zu seyn. Nein, meine Herren, nicht durch solche ungerechte Mittel wird die Glaubensfreiheit errungen, die wir erstreben. Nur wenn wir gerecht sind gegen Andere, können wir Gerechtigkeit für uns fordern. Wo steht denn geschrieben, daß überhaupt nur eine einzige prot. Kirche seyn soll? Der Protestantismus kann nicht nur in verschiedenen Sekten sich darstellen, sondern er muß es auch. Bei den verschiedenen Glaubensrichtungen der heutigen Zeit führt die Idee einer einzigen Kirche nothwendig zum Glaubenszwange. Wesentlich verschiedene Glaubensrichtungen können nicht zusammen in einer Kirche leben, ohne daß die eine oder die andere unterdrückt wird. Das Zusammenbleiben derselben in einer Kirche führt zum Glaus benszwange, auch wenn der Staat sich nicht hineinmischt. Die wahre kirchl. Freiheit ist die Sektenfreiheit; diese Sektenfreiheit, fie wurde unter dem verstorbenen Könige uns genommen; mir Bajonetten wurden wir in eine und dieselbe Kirche zusammengetrieben. Sie ist wiederhergestellt. Der einzige große Sieg, den die Freiheit in Preußen kürzlich gewonnen hat, es ist die wiedererrungene Sektenfreiheit! Meine Herren, benuzen Sie diese Freiheit, bilden Sie eine neue Sekte, wenn Sie Kraft und innern Beruf in sich fühlen. Und wenn nicht, so legen Sie lieber Ihre Aemter nieder und entsagen Sie der traurigen Alternative, entweder Lügner, oder Unterdrücker zu seyn. Legen Sie nicht ferner falsch Zeugniß ab, aber begehren Sie auch nicht Ihres Nächsten Haus.

v. Florencourt.

Ich denke wir bleiben hier auch unsererseits einstweilen bei Herrn von Florencourt's Appellation an das Publikum stehen und überlassen Urtel und Nuzanwendung Jenen, welche bei der Frage nach Geistesfreiheit, Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit noch etwas Anderes einzusehen haben, als die Tiraden Jener, welche ohne Geist und göttliche Freiheit unter falschem Namen nach dem Erbgut Fremder die Hand ausstrecken.

Der Choralgefang.

Mittelfranken im Juni.

Wie die Urterte der Lieder, so werden in neuerer Zeit mit liebevoller Sorgfalt die ursprünglichen Choralmelodieen an's Licht gefördert. Wird unser Kirchengesang auf diese zurückgeführt werden können, oder tritt in Bezug auf die gegenwärtige Haltung dieser Urchoråle etwas Aehnliches ein, wie bei den Urtexten der geistlichen Lieder? — Ich weiß es nicht. Wie dem aber auch sey, so dürfen wir nicht vergessen, daß durch Herausgabe der alten Choräle und durch Eingen derselben in kleineren Kreisen nur ein Anfang der Gesangregeneration unserer Kirche gemacht ist. Wie viele Gemeinden giebt es wohl, in denen auch nur die einfachsten und gewöhnlichsten Chorale richtig einstimmig gesungen werden ja wie viel sind der Schulen, wo dies stattfindet? man erst klar erkannt, was die Gemeinden singen können und sollen, dann möge man auch verständig und kräftig dazu thun, daß sie es singen lernen. Den Schullehrerseminaren und den aus ihnen hervorgehenden Schullehrern liegt vor allen diese Verpflichtung ob.

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Der Verfall unseres Kirchengesanges ist erschrecklich, er scheint mit dem Anpreisen der neuen Gesangmethoden gleichmäßig zu wachsen.

Manche rathen zur alsbaldigen Einführung der rhythmischen Choräle ; dadurch könne man allem Uebel abhelfen, und der unleidlich eintönige und matte Gesang werde so mit einem Schlage gekräftigt und belebt werden. Der Nath erinnert an jene Prinzessin, die zur Zeit einer Hungersnoth meinte: die Armen sollten doch Kuchen essen, wenn es ihnen an Brod gebräche.

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Ist denn der Kirchengesang einzig dadurch matt und mißtönend, weil man unrhythmische Choräle singt? Singen die Gemeinden diese unrhythmischen Choräle, trog der Orgelbegleitung, falsch, ja taktlos, wie würden sie erst die rhythmischen entstellen? Ich wiederhole: man muß suchen durch Wiederbelebung eines guten Gesangunterrichts dem Uebel allmählich abzuhelfen. Aber der Unterricht allein heilt auch nicht radical,

denn unsre gewöhnlichen todten Liedertexte können nimmermehr lebendig. gesungen werden; vielmehr entkräften sie den frischesten Sänger, daß ihm die Worte im Munde ersterben.

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Der Kirchengesang muß also zugleich durch gute Choralbücher, durch gute Gesangbücher und durch guten Gesangunterricht gehoben werden.. Und hätten wir diese drei, so fehlte dennoch das Wichtigste, wenn der Gesang Gott und Menschen gefallen soll. Ich glaube, darum rede ich, sagt der Pfalmist und der Apostel; ich glaube, darum singe ich, sage die Gemeinde. Fehlt ihr die Glaubensenergie zum freudigen Aufthun des Mundes, so ist und bleibt ihr Kirchengesang todt. Sänge sie auch das Beste richtig und taktfest, ja mit einem Schein von Empfindung, so würde sie dadurch das Urtheil des echten Kenners nicht bestecher, der eine zarte Empfindlichkeit für das geistige Element des Gesangs hätte.

Ueber die Lehre von der Berufung und ihren Einfluß auf die Mission.

Mit besonderer Rücksicht auf die Darstellung dieser Lehre, wie sie in der Schrift gegeben wird: Drei Bücher von der Kirche. Den Freunden der Lutherischen Kirche zur Ueberlegung und Besprechung dargeboten von Wilhelm Löhe, lutherischem Pfarrer. Stuttg. Verlag von Sam. Gottl. Liesching. 1845.

Die Lehre von der allgemeinen Berufung, deren genauere Erwägung und Erörterung in nachstehenden Zeilen vorgenommen werden soll, ist schon zu verschiedenen Zeiten der christlichen Kirche zur Sprache gekommen und zwar, wie natürlich, immer bei den Streitigkeiten, die sich über die Prädestination erhoben. So oft sich in der Kirche Christi Stimmen hören ließen für die absolute Vorherbestimmung Einiger zur Seligkeit und Anderer zur Verdammniß, so oft wurde auch die Lehre von der allgemeinen Gnade Gottes in Christo jenem Irrthum entgegengestellt, nur daß dies nicht immer nach biblischer Wahrheit, sondern auch öfter unter dem Einflusse des Pelagianismus geschah. Zum richtigen, dem Worte Gottes gemäßen *), Abschlusse kam

*) Daß die Konkordien-Formel nicht in einseitige Verstandeskonsequenz fich verirrt, daß sie nur eine Prädestination der Gläubigen zur Seligkeit, nicht aber auch eine Prädestination der Ungläubigen zur Verdammniß annimmt, daß sie hier sich in Demuth beugt unter die unerforschliche Weisheit Gottes, wie das Paulus Röm. 11, 33. thut, eben dies ist schriftgemäß.

N. F. x. Bd.

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die Lehre von der allgemeinen Gnade Gottes in der Konkordienformel, weßhalb die evangelische Kirche von den später sowohl in der katholischen, als auch in der reformirten Kirche sich hierüber erneuernden Streitigkeiten ganz unberührt blieb.

Wie wir nun in der Konkordienformel die Lehre von der allgemeinen Gnade Gottes ganz der heil. Schrift gemäß haben, so ist da auch die richtige, schriftgemäße Lehre von der allgemeinen Berufung zu finden. Freilich genau entwickelt, ausführlich begründet und gegen alle möglichen Angriffe im Voraus 'geschüßt, finden wir diese Lehre in der Konkordienformel schon deshalb nicht, weil sie eine Bekenntnißschrift und kein dogmatisches Lehrbuch ist; und dann steht und fällt ja die Lehre von der allgemeinen Berufung ganz und gar schon mit der Lehre von der allgemeinen Gnade, weßhalb die Begründung dieser Lehre auch zugleich eine Begründung jener ist; man darf nur zu keinen schriftwidrigen Konsequenzen von dem schriftmäßigen Grunde fortschreiten und die konkrete Entwicklung nicht auf eine Weise fördern wollen, wodurch die Basis selbst zerstört würde,

Was uns aber zu einer genauen Erörterung der Lehre von der allgemeinen Berufung troß dem, daß wir sie schriftgemäß in unsern symbolischen Büchern bereits vorliegend finden, veranlaßte, ist eine Darstellung dieser Lehre und eine Motivirung derselben, wie sie in dem unlängst erschienenen Werklein enthalten ist: Drei Bücher von der Kirche. Den Freunden der lutherischen Kirche zur Ueberlegung und Besprechung dargeboten von Wilhelm Löhe, lutherischem Pfarrer. Stuttgart, Verlag von Sam. Gottl. Liesching. 1845."

So vortrefflich dieses Werklein im Ganzen ist, um so unlieber waren uns Einzelheiten und Besonderheiten, die eher unter die Paradora gerechnet, als zu den Orthodoris gezählt werden dürften: und je mehr das Buch mit aller Sicherheit und Bestimmtheit der richtigen Schrift- und Kirchenlehre auftritt, desto mehr haben die Freunde der evangelischen Kirche Aufforderung, zuzusehen, ob nicht eine wirkliche und richtige

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