ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

Abraham und Isaak und Jakob und alle Propheten im Neich Gottes, Euch aber hinausgestoßen. Und es werden kommen vom Morgen und vom Abend, von Mitternacht und von Mittag, die zu Tische figen werden im Reiche Gottes. Und siehe, es find Leyte, die werden die Ersten seyn; und sind Erfte, die werden die Lezten seyn! Luk. 13, 25 30.

Auf Mosis Stuhl fißen die Schriftgelehrten und Pharifäer, Matth. 23, 2 ff. Nun da hätten wir also einen Stuhl, den der Herr selbst als Mosis Stuhl anerkennt. Wer sigt aber auf dem Stuhl? Schriftgelehrte und Pharisäer, Leute, denen der Herr Matth. 23. eine Strafpredigt hält, wie keine mehr vors kommt in der Schrift. Also kann man wirklich auf dem Stuhl eines Vermittlers göttlicher Offenbarung sigen, und doch von dem Geiste desselben auch nicht einen Funken in sich haben.

Ist denn nun Petri Stuhl besser als Mosis Stuhl? Ist ersterer etwa so beschaffen, daß an ihm der Geist leichter haftet? Das wäre ein schlechter Ruhm, denn dann müßte der Geist Petri nothwendig selbst fleischlicherer Art seyn als der Geist Mosis, weil er einem Stuhle leichter inhärirt. Wir aber glauben: Stuhl ist Stuhl, und Geist ist Geist.

[ocr errors]

Petri Geist ist so wenig an Petri Stuhl gebunden, als Mosis Geist an Mosis Stuhl. Und so gut auf Mosis Stuhl Schriftgelehrte und Pharisäer sigen konnten, so gut kann dasselbe auf Petri Stuhle der Fall seyn. Oder wolltet ihr uns glauben machen, daß, nachdem ihr einmal bewiesen habt, daß Euer Stuhl Petri Stuhl sey, wir nicht weiter zu fragen das Recht hätten, ob ihr diesen Stuhl Petri auch würdiglich einnehmet? Sollen wir glauben, daß wer auf Petri Stuhl fizet, nothwendig auch Petri Geist haben müsse? Das wäre Euch freilich recht, denn dann könntet ihr treiben, was ihr wolltet, und alle Anklage mit dem einfachen Sage nicderschlagen: Wir sigen auf Petri Stuhl! Weh' aber Euch, wenn Eure ganze Geschichte den evidenteßten Beweis dafür liefert, daß es Petri Stuhl gerade so ergehen konnte, wie es Mofis Stuhle ergangen ist.

Ueber die Lehre von der Berufung und ihren

Einfluß auf die Miffion.

(Fortseßung.)

Ein größeres Gewicht jedoch als solche beiläufige eregetische Bemerkung dürften wohl Zeugnisse des Alterthums haben, in welchen der fragliche Gegenstand besonders und ausführlich behandelt wird. Ein solches ist uns von Augustinus in seinem 80. Brief an den Bischof Hesychius erhalten *). Dieser scheint besondere Scrupeln über die Nähe des jüngsten Tages gehabt zu haben, und zwar durch irrige Auffassung einiger Bibelstellen. Augustinus belehrt ihn nun in brüderlicher Weise hierüber in einem langen Brief. Daß wir über die Zukunft Christi nichts wissen, aber doch allezeit uns bereit halten sollen, wir mögen nun die Zeit der Wiederkunft uns näher oder ferner denken, dies stellt er voraus und mahnt, es immer festzuhalten. Gleichwohl aber wissen wir doch, daß vorher das Reich Christi über die ganze Erde ausgebreitet seyn müsse, was jedoch noch nicht der Fall sey. Adhuc enim habet, quo crescat donec fiat, quod de Christo in Salomonis figura prophetatum est: dominabitur a mari usque ad mare et a flumine usque ad terminos orbis terrae. Quomodo autem implebitur aliter illa prophetia (Ps. 85.): Omnes gentes,

*) Cornelius a Lapide sagt, daß die Meinung von einer bereits zur Apostelzeit vollzogenen Berufung aller Völker : · Augustinus,· Anselmus, Origenes et alii läugnen.

N. F. X. Bd.

16

quotquot fecisti, venient et adorabunt coram te Domine? Soll diese Prophezeiung erfüllt werden, so müssen vorher zu allen Völkern Boten gesendet seyn, denn: non de locis suis migrando venient, sed in locis suis credendo. De credentibus quippe Dominus dixit: Nemo potest venire ad me, nisi datum fuerit ei a patre meo. Dabei dürfe man freilich nicht meinen, es müssen vorher alle Menschen gläubig geworden seyn, denn es werde auch am Ende der Dinge noch Ungläubige geben unter allen Völkern; aber Christus müsse doch unter allen Völkern gepredigt, die Kirche müsse überall vorhanden seyn. In quibus ergo gentibus nondum est ecclesia, oportet ut sit, non ut omnes, qui ibi fuerint, credant. Quomodo enim illud implebitur: eritis odio omnibus gentibus propter nomen meum, nisi in omnibus gentibus sint et qui oderint et quos oderint? Und nun fährt Augustinus, noch bestimmter unsere Frage berührend, also fort: Quod enim venerabilitas tua putat, jam hoc per ipsos Apostolos factum, non ita esse certis argumentis probavi. Sunt enim apud nos h. e. in Aphrica, barbarae innumerabiles gentes, in quibus nondum est praedicatum Evangelium. . . . Quo pacto igitur ab Apostolis est praedicatio ista completa, quando hucusque sunt gentes, quod certissimum est nobis, in quibus modo coepit et in quibus nondum coepit impleri?

...

-

Die Stelle Act. 1, 8 ἔσεσθέ μοι μάρτυρες ἔν τε Ιερουσαλὴμ καὶ ἕως ἐσχάτου τῆς γῆς erklärt er weiter sey nicht so zu verstehen, als sollten die Apostel schon dies große Werk vollziehen, es gehe dieser Auftrag vielmehr die ganze Kirche an, gleichwie der Herr Matth. 28, 20 den Jüngern allein die Verheißung zu geben scheine: er wolle bei ihnen seyn bis an's Ende der Dinge, während doch dies Christus der ganzen Kirche versprochen habe, quae aliis morientibus aliis nascentibus hic usque in saeculi consuminationem

futura est. Ja Matth. 24, 33 sage Er etwas, was die Jünger gar nicht betraf, in einer Weise, als ob es für sie allein gehöre. Ad quos enim hoc (οὕτω καὶ ὑμεῖς, ὅταν ἴδητε πάντα ταῦτα, γιγνώσκετε, ὅτι ἐγγύς ἐστιν ἐπὶ θύραις) pertinet, nisi ad eos, qui in carne tunc erunt, cum omnia complebuntur?

Da die Apostel einen großen Theil des Auftrags (Act. 1, 8.) selbst vollziehen mußten, so sey es gar nicht zu verwundern in Vergleich mit den angeführten Stellen, daß hier ihnen allein anbefohlen sey, was doch ihre Nachkommen fortführen müssen. Die Stelle Röm. 10, 18 bezieht Augustinus geradezu auf die zukünftige Zeit und beruft sich dabei auf mehrere neutestamentliche Stellen, wo die Apostel gerade so, wie die Propheten, von etwas Zukünftigem reden, als sey es schon geschehen, und fügt endlich hinzu: si ergo latet, quando Ecclesia fructificante atque crescente universus omnino a mari usque ad mare orbis implebitur, procul dubio latet, quando finis erit, ante quippe non erit.

Wir wüßten nicht, ob noch mit größerer Bestimmtheit ausgesprochen werden könnte, daß zur Zeit der Apostel das Evangelium noch nicht allen Völkern gepredigt worden sey, als es hier geschieht. Und wenn wir bedenken, von welchem Manne und zu welcher Zeit diese Stimme gegen ciné bereits geschehene und vollzogene Berufung aller Menschen erhoben wurde, so können wir neuere Vertheidigungen derselben nur bei Unbekanntschaft mit diesem Augustinischen Zeugniß erklärlich finden. Denn offenbar muß Augustinus, der so viele Jahrhunderte vor uns und dem apostolischen Zeitalter so nahe lebte, eine historische Autorität für uns seyn, die auch bei der Exegese der treffenden Bibelstellen mit im Rathe sigen dürfte, wenn die Grammatik uns nöthigen zu wollen scheinen sollte zu der Annahme einer bereits durch die Apostel vollzogenen Predigt des Evangeliums unter allen Völkern, was aber, wie wir schon gezeigt haben, nicht einmal der Fall ist.

Noch haben wir eine Schrift aus dem 5. Jahrhundert, woraus zu entnehmen ist, daß man damals eine bereits wirklich und in der That vollzogene Berufung aller Menschen aus den Stellen Röm. 10, 18 u. Col. 1. 23 nicht herleitete und auch überhaupt eine schon zur Apostelzeit geschehene Predigt des Evangeliums unter allen Völkern keineswegs statuirte. Es ist dies die, zuerst dem Ambrosius, später dem Prosper Aquitanus und in der neuern Zeit Leo dem Großen zuerkannte Schrift de vocatione gentium II. II. Da in diesem ganzen Werke die Universalität der Berufung vertheidigt und dargestellt wird, so müßte doch hier vor allem als das überzeugendste Argument nicht übergangen seyn der Ausspruch eines Apostels von einer bereits allgemein erfolgten Berufung durch die Predigt des Evangeliums, wenn man in den fraglichen Stellen einen solchen Ausspruch gesehen hätte. Aber obwohl an die Spize der ganzen Diatribe der Sag gestellt ist: Deus vult omnes homines salvos fieri und obwohl mit vielen Bibelstellen erwiesen wird, daß dieser Wille Gottes ein ernstlicher ist, der ein decretum absolutum reprobationis durchaus nicht zulasse, so konnten wir doch auch nicht die leiseste Andeutung finden *), daß die Berufung bereits durch die Apostel vollzogen sey und daß also alle Menschen, welche seit der Apostel Zeit das Evangelium nicht haben, um der Verwerfung des Evangeliums willen verdammt seyen.

Das Eine stehet dem Verfasser der Schrift fest, daß Niemand, der verdammt wird, die Entschuldigung haben könne: es sey ihm das Licht der Wahrheit versagt worden, daß aber auch Niemand, der gerettet wird, dies ohne die Gnade Gottes werden fann. Universitati quippe hominum, quod abunde pro-, bavimus, ita multiplex atque ineffabilis bonitas Dei

*) Es ist die Schrift in der Pariser Ausgabe der Werke des Ambrosius von 1603 im 4. Bd. S. 511 zu finden und von uns da nachgelesen worden.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »