ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

lich und in der That schon zur Zeit der Apostel vollzogene Berufung durch die Predigt des Evangeliums aus Röm. 10 u. Kol. 1. herleiten können, welche, obschon sie diese Stellen zur Begründung der allgemeinen Berufung anführen, doch auch eine Berufung per famam de ecclesia øder eine inaequalitas vocationis ratione horae et morae oder überhaupt eine universalitas vocationis ratione intentionis divinae oter quoad mandatum Dei ftatuiren. Dies thun jedoch alle Dogmatiker unserer Kirche, welche uns zugänglich waren, weßhalb wir nicht zugeben können, daß Hr. L. mit ihnen übereinstimme in Betreff der Behauptungen, die er auf Röm. 10. u. Kol. 1. gründet, oder vielmehr, daß sie die fraglichen Stellen in dem Sinne auffassen, wie er thut. Was vollends Exegeten und Dogmatiker der neuern und der neuesten Zeit anbelangt, so konnten wir keinen finden, der mit H. L. übereinstimmte in Auffassung der in Rede stehenden Bibelstellen und seiner darauf gegründeten Lehre von der allgemeinen Berufung. Man vergleiche um nur einige Namen anzuführen Olshausen's Kommentar zu Nöm. 10, 18 u. Kol. 1, 6. 23 und Böhmer's Glaubenswissenschaft, 2. Th. über die Berufung *).

[ocr errors]
[ocr errors]

Es wäre aber auch eine in so kurzer Zeit, wie das Lebensalter der Apostel und hier besonders das Leben des Apostels Paulus war, vollzogene Predigt des Evangeliums ganz dem Wesen und der Weise göttlicher Offenbarung und ihrer Kundmachung an die Menschen entgegen. Denn wenn auch Gott seinen Gnadenrath, durch Christum alle Menschen zur Seligkeit zu berufen, schon vor der Zeit gefaßt hat, so kann er eben diesen Rath an die Menschen nur innerhalb der Zeit und des *) Auch in der Röm. Kirche fanden wir keine Stimme für die L.'sche Auffassung; wohl aber sagt Salmeron zu Röm. 10, 18: Non probat Paulus: praedicatum jam esse ubique suo tempore, sed quod praedicaretur. Und Corn. a Lapide erklärt Kol. 1, 23 prophetico more ob rei futurae certitudinem ponitur perfectum.

Naumes und nach den Bedingungen derselben fund thun, weil die Menschen an Zeit und Raum mit ihrer ganzen Entwicklung und Bildung gebunden sind. Und von den Bedingungen der Zeit und des Raumes waren nicht nur die Völker der Erde, denen das Evangelium gebracht werden sollte, sondern auch die Apostel abhängig.

Man hat leicht sagen: in Adam und in Noahs Familie ist die Berufung an alle Menschen der Erde ergangen; aber zur Zeit der Apostel gab es eben mehr Völker und mehr Menschen und in einer über den ganzen Erdkreis sich erstreckenden Ausbreitung, dazu in der verschiedensten Abstufung der geistigen Entwicklung. Wäre das Evangelium in der kurzen Zeit bis zur Abfassung des Koloffer- oder Römerbriefes allen Menschen so gepredigt worden, daß sie dasselbe auch auffassen, verstehen und mit Liebe annehmen oder mit Bosheit und Haß verwerfen konnten; so hätte Gott bei Kundmachung seines Gnadenrathschlusses in Christo alle Bedingungen der Entwicklung und der Vollendung in Zeit und Raum, woran eben die Menschen geknüpft sind, aufheben müssen, was um so weniger geschah, als ja der Herr die Predigt des Evangeliums und die Ausbreitung seines Reiches Menschen übergab, die bei aller Fülle des heil. Geistes, welche wenigstens den Aposteln zukam, doch auch den Hindernissen des Fortkommens durch Meere und Länder unterworfen waren und mit den noch größern Hindernissen einer schnellen Auffassung, wie sie in den Menschen, denen gepredigt werden mußte, vorlagen, zu kämpfen hatten.

Sagt man, es sey die Berufung, wenn auch nicht überall mündlich, so doch schriftlich (si non άлoστoλỹ, tamen ériotohj) vollzogen worden; so ist hiemit die Sache nur noch mehr erschwert. Denn gewiß gab es damals noch viele Völker, die noch nicht einmal Schriftzeichen kannten, geschweige daß man in ihrer Sprache schon den Reichthum des Evangeliums hätte darlegen und nun vollends in ihrer Sprache durch Schriftz · zeichen zur Kenntniß bringen können.

Aber gesezt nun auch, es wäre wirklich schon zur Zeit der Apostel das Evangelium allen Menschen gepredigt worden; was nügte eine damals vollzogene Berufung aller Menschen den nachfolgenden Geschlechtern, die nichts mehr davon wisser und erfahren? Offenbar ist es jedoch gegen das Wesen der Gnade Gottes, anzunehmen, daß um der Verwerfung des Evan-. geliums willen, deren sich die Vorfahren schuldig machten, auch die Nachkommen, selbst in spätern Geschlechtern, noch verloren gehen sollen, wie das freilich angenommen werden muß, wenn eine schon zur Apostelzeit vollzogene Berufung konsequenter Maßen. Sinn und Bedeutung haben soll. Es ist ganz unrichtig und nur aus gänzlichem Mißverständniß des wahren Verhältnisses der Gnade Gottes zu dem sündigen Menschen hervorgegangen, wenn man die Schuld der Verwerfung des Evangeliums von Seiten der Vorfahren gleichmäßig auf die Nachkommen forterben lassen will, wie die Sünde. Der Sünde sind wir verfallen durch Geburt, die Sünde erbt sich von Adam, von den Vorfahren auf die Nachkommen fort, das natürliche Verderben ist etwas, worein der Einzelne durch Abstammung und schon vor, aller persönlichen Verschuldung geräth.

Aber die Gnade Gottes in Christo muß jedem Einzelnen eigens und besonders gebracht, zur Wiedergeburt muß jedem Menschen an sich und für sich Mittel und Gelegenheit geboten, der neue Mensch muß Jedem als Einzelperson, als Individuum eingepflanzt werden; eben darum kann es auch in der Verwerfung des Evangeliums, in der Abweisung der Gnade Gottes und in der Verschließung gegen die Wirkungen des heil. Geistes feine Stamm und Geburtsschuld geben, es müßte sonst auch der Geist und der Glaube sich forterben wie Fleisch und Sünde.

Hier gilt das Wort: „Aber nicht hält sich's mit der Gabe, wie mit der Sünde!" Und Buddeus sagt in Bezug auf unsern vorliegenden Gegenstand (S. 681.): Ad arcanas autem istas vias Dei illud etiam omnino pertinet, quod unam gentein

citius, aliam serius vocet; quodve uni genti, postquam pristinis tenebris rursus immersa est, denuo lucem ́suam exoriri jubeat, quae felicitas aliis non contingit. Nec enim existimandum, postquam gens aliqua vocationem divinam repudiavit, posteris ejus omnibus necessario in tenebris manendum esse. Hoc enim quo pacto cum gratia Dei universali conciliari queat, me non capere, lubens profiteor.

Man hat aber auch noch nie streng und ganz ernsts lich die Behauptung aufgestellt, daß die Schuld der Verwerfung des Evangeliums von den Vorfahren auf die Nach-, kommen forterbe, noch weniger hat man dies in der h. Schrift begründet gefunden; sonst hätte man sich nicht nach so mancherlei Entschuldigungen dieser Behauptung umgesehen. Wer freilich einmal annimmt, daß zur Zeit der Apostel bereits allen Völkern die Predigt des Evangeliums gebracht wurde und daß an alle Menschen die Berufung durch das helle Wort ergangen sey, der muß nach strenger Folge dieser Annahme auch eine Vererbung der Schuld jener zurückgewiesenen Berufung bei allen Völkern und Menschen statuiren, welche später das Evangelium nicht hatten und ohne Kenntniß desselben aus der Welt schieden. Allein wir glauben sattsam erwiesen zu haben, daß die Behauptung einer bereits zur Zeit der Apostel vollzogenen Berufung aller Menschen durch die Predigt des Evangeliums ganz unbegründet sey, weil sie sich aus der heil. Schrift nicht nachweisen läßt, weil sie noch zu keiner Zeit strenge und konsequente biblische Begründung fand, weil sie der Weise der göttlichen Offenbarung und endlich weil sie dem Wesen der göttlichen Gnade widerstrebt.

(Schluß folgt.)

Der Judaismus der katholischen Kirche.

Dritter Artikel

Was vom Fleische geboren ist, das ist Fleisch, und was vom Geifte geboren ist, das ist Geist. So hatte Abraham zwei Reihen von Nachkommen: die einen nach dem Fleische, die andern nach dem Geiste. Diesen Gedanken führt der Apostel durch Gal. 4, 21 ff.: Es stehet geschrieben, daß Abraham zween Söhne hatte; einen von der Magd, den andern von der Freien. Aber der von der Magd war, ist nach dem Fleische gebøren; der aber von der Freien, ist durch die Verheißung geboren. Die Worte bedeuten etwas u. s. w. Und darauf zeigt der Apostel, wie der blos nach dem Fleisch geborene der Typus des irdischen Jerusalems (ovotoizei tỷ võv 'Iεgovoaĥnu) und seiner Kinder sey, der nach der Verheißung geborene aber sey der Typus des himmlischen Jerusalems, welche sey unsere, der Gläubigen, Mutter. Dieses himmlische, geistige Jerusalem ist aber ein verborgenes, dem groben, fleischlichen Sinne nicht wahrnehmbares. Dieser will deßhalb von einer geistigen Gemeinschaft nichts wissen, sondern erkennt blos leiblichen, äußeren Zusammenhang mit dem Stammvater an. Diese beiden Gegensäge stellt der Apostel nach dem Vorgange von Jes. 54, 1 dar unter dem Bilde zweier Frauen, von denen die eine den Mann hat, d. h. in äußerlicher Gemeinschaft steht und derselben sich überhebt, die andere die Unfruchtbare und Verstoßene zu seyn scheint. Aber gerade die legtere bekommt den Trost: Sey fröhlich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierest; und brich

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »