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Zeit, der nach dem Fleisch geboren war, verfolgte den, dër nach dem Geiste geboren war, also gehet es jezt auch." Aber die Schrift sagt: Der Magd Sohn soll nicht erben mit dem Sohn der Freien. Gal. 4, 29 u. 30,

Spiegel für evangelische Laien,

(Beschluß.) *)

Indem Gasparin im zweiten Theile die Rechte der Protestanten in Frankreich bespricht, geht er von seiner, das ganze Buch durchziehenden Ansicht aus, daß in der Freiheit der Kirche vom Staate alleiniges Heil zu finden sey. Er ist im Prinzipe mit Vinet, den er hoch verehrt, einverstanden; weiß sich jedoch von diesem in praktischer Beziehung unterschieden und will nicht die lezten Fäden der Verbindung zwischen Staat und Kirche, welchem ersteren er die „Rolle des Oberaufsehers und Schazmeisters" zuzuweisen gedenkt, abges rissen haben. Er kennt die „Schwierigkeiten der Praris, die Herrschaft der Thatsachen, deren Stärke man anerkennen muß,“ und deßhalb stellt er sich die Aufgabe, im Streben nach der Befreiung der Kirche vom Drucke des Staates in die Details" einzugehen, um vor Vinet sich des Vorzugs zu sichern, praktisch die wahren Widersacher der kirchlichen Unabhängigkeit zu zeigen, die Folgen der Knechtschaft in ihrem ganzen Schrecken darzustellen und doch zugleich „das Harmlose und Nothwendige in der Verbindung der französischen protestantischen Kirche mit dem Staate zu achten.“

Der von Vinet vorgeschlagenen absoluten Trennung des Staates und der Kirche widersehen sich nach Gasparin's Ueberzeugung „beträchtliche und konstitutionelle Hindernisse“.

*) Anfang im vorigen Bande d. Zeitschr. f. Prot. u. Kirche S.359 f.

„Aber auf dem Gebiete des Geistlichen mag man sich ergehen, es abgränzen und die offenbaren Usurpationen des Staates trennen."

Das ausgeführte Urtheil über die Vinet'sche Theorie, wie überhaupt die Abstraktionen, die in diesem Belange im Buche oft höchst geistreich wiederkehren, übergehen wir, um Gasparin's ganz eigenthümlichen und höchst interessanten Eifer gegen das Politische in den Confessionen selbst_und_namentlich gegen die Herabwürdigung des Protestantismus zur Nationalreligion in Erwägung zu ziehen:

Die Reformation verwarf mit Recht das sichtbare Oberhaupt und vergaß zu sehr das unsichtbare Oberhaupt der Kirche. Sie vergaß zu sehr, daß das Christenthum wesentlich katholisch, ultra= montan war, daß eine Vertreibung des Papstes kein Lecrlassen. einer Stelle seyn sollte, sondern ein Wiedereinräumen für den rechtmäßigen Befißer. Da sie dieses nicht genug eingesehen, erlaubte sie den Fürsten den Eingriff in das verlassen erscheinende Gebiet des Geistlichen, und die Theilung der Beute des besiegten Papst= thums. Alles vereinte sich, die Reformation zum Vergessen der h. Vorrechte der Kirche zu treiben, was ich sehr strenge tadele, so sehr ich auch das wunderbare Werk des sechszehnten Jahrhunderts verehre, oder eben weil ich dieses thue. Die Politik bot ihm Bundesgenossen, deren Zweck nicht der ihre war, deren Anwesenheit in ihrem Lager sie gefährdete und befleckte. Sie waren Feinde des Papstthums, aber aus anderem Beweggrunde, und griffen nicht so sehr das Böse, als das Gute an. Sie hatten nicht so viel gegen die Anmaßung der geistlichen Macht, wohl aber gegen die geistliche Macht selbst, gegen die christliche Idee eines religiösen, vom weltlichen getrennten Gebiets. Die Regierungen erhoben sich gegen ein System, das ihrem Reiche etwas zu entziehen wagte, ein Reich der Gewiffen schuf und sich nicht unter ihren Händen soudern, lokalisiren ließ. Der Geist, welcher das Christenthum ver= weltlichen wollte, verband sich damals mit dem, welcher nach dessen erster Reinheit strebte. So kam der von den Reformatoren aus der Religion vertriebene Menschenzusaß durch die Fürsten unter an= derer Form und in anderm Maße wieder hinzu."

,,Der grobe Einfluß der Politik wirkte nicht überall mit glei= cher Kraft. Aber überall wird er merklich. Man leidet, wenn man sieht, wie die von Wifleff vorbereitete und in England schon reife Revolution eintritt, aber unter Heinrich's VIII. blutiger Hand ver= trocknet. Man leidet, wenn man sieht, wie Farel sich auf eine andere Macht, als die des Evangelii stüßt, wie der Ehrgeiz eines Berner Senats die Befehrung der romanischen Schweiz beschleu= nigt und zugleich in schlechten Ruf bringt. Man leidet bei dem Anblicke der tapfern Soldaten, der edeln Ritter des protestantischen Frankreichs, welche unter die heiligen Gedanken des Glaubens weltliche Leidenschaften, Feindschaften und Absichten mischten; sie haben unsere Reformation verdorben, unter dem Vorwande der Verthei= digung verdorben, haben das Resultat der Siege vernichtet, welche von den Predigern und Märtyrern erfochten worden waren. Die kämpften besser für die Wahrheit, welche geknebelt die Scheiter= haufen des Königs Franz bestiegen. Weit schlimmere Hiebe verfesten Diejenigen dem Katholicismus, welche diese vergebens folterte und die wie Stephanus im Sterben den Glanz des Herrn und Jesum zur Rechten des Vaters schauten. Traurig und beklagenswerth ist der Tag, da ein anderes Schwert, als das des Geistes, in die Dienste des Evangelii trat, da ein anderer Krieg begann, als der des Wortes, da man andere Eroberungen als die der Seelen bezweckte! Trauriger, beklagenswerther Kampf, in welchem die Siege so schlimm, als die Niederlagen waren, da die Reformation unter den Dolchen der Bartholomäusnacht viel= leicht weniger litt, als unter dem Edift von Nantes, welches sie als politische Partei gestaltete und bewaffnet erhielt.“

,,Ich weiß wohl, daß nicht alle Protestanten mein Bedauern theilen. Es giebt noch welche, denen die Unterwerfung unseres Kultus unter die Civilgewalt eine nothwendige Normallage scheint, die darüber nicht erröthen, sondern sich damit brüsten, welche die rohe Thatsache der Erniedrigung des Protestantismus vieler Länder zu einer Nationalreligion zum Princip machen, die Thatsache, wodurch das Evangelium zu einem Artikel einer Konstitution, zu einem Bweige allgemeiner Verwaltung gemacht wird, obschon es nur eine Heerde unter der Hirtenflöte eines einzigen Hirten gestattet, und

keine Schüler des Paulus, Kephas oder Apollo's, aber auch keine deutschen, französischen, anglikanischen Christen bilden soll."

Wenn aber der bischöfliche Staat noch nicht alle Anhänger verloren hat, so hat er doch schon sehr viele eingebüßt, und man billigt jetzt nicht mehr allgemein die religiösen Specialitäten, welche nicht von freier Würdigung des Geistes, von ehrenhaften Gewissens= bedenken, sondern von geschichtlichen Ueberlieferungen, von enger Verbindung der religiösen und politischen Bestimmung, vom mig= bräuchlichen Einflusse der Regierungen abhängen. Erscheine dieser Einfluß in monarchischer oder republikanischer Gestalt, übe ihn das Ministerium und das Parlament in England, der Staatsrath und der große Rath im Kanton Wallis aus, zeige er sich kaum wie in Holland, oder werde er zur Schau getragen, wie in Hessen-Darmstadt und mache die Kirche zu einer Unterabtheilung der Polizei überall ist die Autorität des Souveräns in firchlichen Sachen ge= hässig und lächerlich. Man fühlt, dieß sey die wahre Wunde, die wirkliche Gefahr des Protestantismus. Die Heilung derselben wäre eine Revolution, eine der größten und glücklichsten, die seit lange stattgefunden haben. Es würde eine Vervollständigung der Reformation und die geistliche Wiederherstellung der apostolischen Jahrhunderte, welche unsere Väter in einem Punkte verlassen, in vielen andern erfolgreich beobachtet haben.“

Wir sind nie ganz Knechte des Evangelii, ganz vom mensch= lichen Elemente befreit, das heißt, wahrhafte Protestanten, als wenn wir katholischer werden, das Geistliche weit über die Region stellen, in welcher Souveräne sich streiten, von unserer christlichen Erde, unserer evangelischen Weltkugel alle Gebietsabgränzungen ver= wischen, sie neugestalten, nicht wie die Weltkugeln, wo die poli= tische Geographie tausend Gränzen angiebt, mit Farben anstreicht und alle 50 Jahre eine neue provisorische Vertheilung wieder beginnt, sondern wie die Globen, wo die physische Geographie uns die vom göttlichen Finger gezogenen unveränderlichen Linien_an= giebt, wie die Erde, wie: Gott sie sieht, die anstatt Völfer nur Menschen, nur erlösbare Seelen umfaßt."

Indessen erkennt Gasparin mit Freuden an, „daß die Tage schon fern von uns find," da die Union zwischen Staat und Kirche so logisch als absolut war, da keine Nation die

Möglichkeit mehrerer Konfessionen auf ihrem Gebiete zuließ, da die Städte der französischen Schweiz durch Majoritäten von 10 Stimmen über die Religion Aller entschieden, da die Protestanten Appenzell verließen und sich nach Außerrhoden begaben, weil sie in der Minderzahl waren!

,,Mau denke an die republikanischen Magistratspersonen, welche die Zulassung der Bürger zum Abendmahl erlaubten und das Recht der Erkommunikation im ganzen Umfange ausübten, an das Parlament von Paris, welches Priester bestrafte, die bei Verwaltung oder Verweigerung der Sakramente den Eingebungen ihres Ge= wissens gefolgt waren, an die Verfügungen katholischer Länder, welche Allen, die am Freitage nicht fasteten, schwere Strafen auferlegten, an die Erifte reformirter Länder, welche alle Die hart züchtigten, die den Eid der Konformität nicht leisteten oder brachen, an die Souveräne, welche über die Vereinigung der Kirchen, wie über eine Verschmelzung politischer und kommerzieller Interessen unterhandelten, und vergleiche dann solche Lage der Dinge mit der jezt in den deutschen, englischen und französischen Staaten bestehenden, welche wirklich die Bildung der Jehtzeit vorstellen; denn sie entwickelt sich unter ihnen, und, wenn man sie mit Nußen studiren will, fann man sich nur bei ihnen aufhalten. Wozu soll man sie unter den italienischen, spanischen, portugiesischen, österreichischen Nationen suchen, welche das absolute Joch des Katholicismus erdrückt hat und die im zweiten Range der Nationen morgen sich die Prin= zipien aneignen, welche die vorauschreitenden Völker schon heute angenommen haben ?”

In der katholischen Kirche eben sowohl, namentlich in ihrer Hinneigung zum ultramontanen Principe, als in der protestan= tischen Kirche, weist Gasparin das vorhandene Streben nach, die Einwirkung des Staates auf das Kirchliche zu beseitigen. Hören wir, was er über dies Bestreben zuerst in einem prote stantischen und resp. gemischten Lande sagt:

In Preußen sind die alten Ueberlieferungen eben so erschüt= tert. Friedrich Wilhelm III. hatte einer ausgezeichneten Sache, einem bewunderungswürdigen Zwecke geschadet, als er durch könig= liche Befehle bewirkte, was durch die bloße Kraft religiöser Sym

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