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den protestantischen Soldaten öfter in die gefürchtete Nothwendigkeit versehen, als die früher kommandirte, verhältnißmäßig seltene Theilnahme am katholischen Gottesdienste. Man muß nur wissen, wie oft, zwar nicht in den katholischen Städten Frankens, wohl aber in denen Altbayerns die öffentlichen Krankenprovisionen kommen, um ein anschauliches Bild von der mögs lichen Häufigkeit jener Fälle zu bekommen, von welchen nach Hrn. von Moy die Protestanten im Heere gänzlich dispensirt seyn follen! Ein protestantischer Augenzeuge hat erst unlängst von einem solchen Fall in Amberg zu erzählen gewußt.

Wollte Gott, man hätte statt aller dieser Erörterungen berichten können, es habe wirklich fortan nun alle Fehd' ein Ende! Wird denn keine Hand den Faden zeigen, der aus diesem Labyrinthe führt? Wir fürchten, ein Gespenst wird sich immer drohend in den Weg stellen, das ist die barocke Vorstellung von der militärischen Zucht und Ordnung. Ist es denn wirklich das Grab der Mannszucht, wenn in den drei obbemeldeten Fällen, nachtem der Truppe Halt! geboten oder die Wache heraus gerufen ist, man dem Katholiken, wenn ihn sein Herz drängt, erlaubt, auf's Knie zu fallen, dem Protestanten aber, stehen zu bleiben? Geht ernstlich die Ordnung zu Schanden, wenn einmat in einem solchen Fall nicht alle Kasketbüsche in gleicher Linie über dem Boden stehen? Untergräbt es den militärischen oder den religiösen Geist des Heers, wenn man die Zeichen der Religiosität innerhalb einer gewissen Schranke frei walten läßt, statt eine allgemeine Geberde der Andacht zu kommandiren? Wahrlich wenn die Zeit der Erregtheit vorüber und in einer ruhigern Stimmung die frühere Gährung vergessen seyn wird, kann eine neue Sphynr auftreten und die Frage vorlegen: Was für eine Nothwendigkeit der kommandirten Kniebeugung sey? und man wird das Räthsel nicht lösen.

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Wenn ich mich anschicke, Dir, und weil auf diesem Wege, als len Brüdern, die sich mit uns für Genossen am Reich wie an der Trübsal und an der Hoffnung desselben achten, und unter ihnen denen zumal, welche sich des Segens brüderlicher Gemeinschaft im Glauben und in der Uebung des Glaubens erfreuen dürfen, unserm Leben und Wesen in dieser Diaspora nähere Kunde zu ge= ben: so geschieht dieses freilich zunächst nur, um dem Verlangen meines eigenen Herzens Genüge zu thun, welches mich schon längst dazu mahnte und drängte. Jeder redet gerne von den Freuden und Leiden seines eignen Hauses mit denen, mit welchen er sich in Liebe und durch Liebe verbunden weiß. Warum sollte das nicht noch viel mehr bei einem Hause der Fall seyn, welches wie unsre Kirche durch seine Wohnlichkeit und Herrlichkeit das Herz mehr ein und in Anspruch nimmt, als jedes andre von Holz und Stei= nen, und wäre es auch von Gold gebaut? Und gewiß hat dieses Herzenverlangen eine genügende Erklärung seiner Entstehung und zugleich eine hinreichende Rechtfertigung seiner so gesuchten Befriedigung in jenem köstlichen apostolischen Worte, welches Paulus an seine Korinthier schreibt, welche ja auch wie dortmals die ganze Kirche eben erst eine Diaspora waren, die wir noch sind:,,und so ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und so ein Glied wird herrlich gehal= ten, so freuen sich alle Glieder mit.“ (I, 12, 26.) So übt man ja nur die Pflicht brüderlicher Liebe, wenn man durch Kundmachung seiner Leis den oder Freuden die Brüder in den Stand seßt, die Seligkeit beides:

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des Mitleidens und des Sich mit Freuens zu erfahren. Ueberdies hast du mir es ist nun fast schon zwei volle Jahre Versicherung gegeben, theils daß unsre eigenthümlichen Verhältnisse noch keineswegs bei Euch so bekannt sind, als sie es im Interesse unsrer Kirche, welches auch das Unsrige ist, wohl zu seyn verdienen, oder daß noch gar Viele nicht einmal von unserer Existenz etwas wissen, in welchem Falle ich selbst noch vor nicht gar vielen Jahren gewesen zu seyn Dir aufrichtig gestehe; theils daß Mittheilun= gen über unsre Lage und Angelegenheiten, wie es freilich billig, dech aber für uns recht erfreulich ist, gerne, ja begierig vernommen wer= den, so daß wir auch dadurch eine Bewahrheitung des ́vorhin an= gezogenen Ausspruchs des Apostels, deren er freilich nicht bedarf, zu erfahren uns lieb seyn lassen dürfen. Daß ich aber teine Aufforderung, folche Mittheilungen zu machen, so lange unerfüllt ließ, darüber will ich nicht unnüße Worte verlieren, vielmehr mich ledig= lich mit der Bitte begnügen, mir diese Bögerung weder als Mißachtung Deines Wunsches noch als Gleichgültigkeit gegen die Sache auszulegen.

Von vorne herein muß ich es vor Allem als meine innigste Ueberzeugung aussprechen, daß es in der gegenwärtigen Zeit, welche neben einem Haufen von beklagenswerthen Uebelständen und tief eiternden Wunden auch des Guten viel, namentlich eine sichtbar steigende Theilnahme an religiösen und kirchlichen Angelegenheiten aufzuweisen hat, eine Hauptaufgabe, ja eine heilige Pflicht unserer evangel. Kirche ist, ihre Kräftigung nach innen und sich selbst als treu in dem ihr anvertrauten Berufe auch dadurch zu beweisen, daß sie ihren zerstreuten Angehörigen noch Aufmerksamkeit zuwende und fich ihrer mit größerem Eifer annehme als bisher; daß sie auch in dieser Weise jenes schönen Hirtenberufes warte, der nicht allein be= hütet und pflegt was stark und fett ist, sondern auch und zumal das Verlorene sucht, und das Verirrte wiederbringt und das Ver= wundete verbindet und des Schwachen wartet, damit sie nicht des strafenden Urtheils schuldig werde, welches Ezechiel 34, 4 wider alle pflichtvergessenen Hirten und auch wider sie geredet hat, wofern sie jenes Berufes gänzlich vergißt oder ihn nur vernachlässigt. Seiner aber fleißig zu warten tazu hat sie wie in ihm selbst so in dem Beispiele eine dringende Aufforderung, welches ihr die rö

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misch latholische Kirche wie immer so auch in der neuesten Beit in der Sorgfalt, Klugheit, Umsicht und Beharrlichkeit giebt, mit der fie ihrer zerstreuten Glieder sich annimmt.

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Ich will es deshalb nur offen gestehen: Dich und aller Gleich gesinnten an einen Theil der Diaspora unserer Kirche zu erinnern, eure Aufmerksamkeit auf sie zu lenken und durch diese eure liebende Theilnahme und Fürsorge pro rata zu wecken, endlich auf diese Weise wie durch die Erinnerung an einzelne Mißstände, an welchen wir wohl mit dem ganzen Leibe leiden, die Kundmachung einiger frommer Wünsche zur möglichen Beseitigung oder doch Ver= ringerung solcher Uebel vor denen zu rechtfertigen, welche es mit dem Wohle der Kirche aufrichtig meinen und die ausgesprochenen Wünsche selbst weiterer Erwägung oder, wo es angeht, liebreicher Gewährung zu unterstellen, - ist die eigentliche Absicht der folgen= ten Mittheilungen, zu deren Entschuldigung das Gesagte genug seyn mag.

Für dieses Mal gedenke ich Dir, jedoch nur Weniges, nur das Nöthigste, von unsern innern Verhältnissen zu erzählen, ein andres Mal über unsre Stellung zu unserer Umgebung zu berichten, endlich in einem dritten Briefe einige mir schon längst am Herzen liegende pia desideria vorzulegen.

Unsere Kirche zählt dermalen in Oberbayern im Ganzen sechs, uämlich zwei Stadt (München und Ingolstadt) und vier Landges meinden: Großkarolinenfeld, Feldkirchen, Kemmoden und Oberallerhaus sen. Unsere Glaubensgenossen in Perlach, anderthalb Stunden von München, wünschen schon längst in der Reihe unserer Gemeinden tie siebente zu bilden und sind, wie ich höre, noch immer mit den mancherlei Präliminarien beschäftigt, von deren vorgängiger Erledi= gung die Erreichung ihres Biels abhängt. Nachdem sie bereits "in den Befig eines für ihre gegenwärtigen Bedürfnisse ausreichenden Hauses gekommen sind, indem es wenn gleich nur beschränkte Räum= lichkeiten für Schul- und firchl. Zwecke und Wohnung eines Vikars bietet, erübrigt namentlich die Herbeischaffung von Geldmitteln, von denen die anfänglichen außerordentlichen und später die regelmäßig wiederkehrenden Ausgaben bestritten werden können. Die drei erst= genannten Gemeinden bilden selbstständige mit abgegränzten Pfarrbezirken versehene und durch königliche Stiftung sämmtlich unter

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der Regierung Sr. Majestät des Königs Maximilian aus Staats= mitteln dotirte Pfarreien; die drei letztgenannten sämmtlich un= ter der Regierung S. M. des Königs Ludwig errichtete stabile Pfarrvikariate, welche gleichsam als Filialsprengel zum Bezirk der Pfarrei München gehören. Nach München und Großkarolinenfeld pfarren alle in Oberbayern weithin zerstreute Glaubensgenossen, welche nicht im Verband mit der minder umfangreichen Pfarrei In= golstadt stehen, so daß die Sprengel der beiden vorgenannten Pfar: reien einen ungewöhnlich großen Umfang haben. Die Seelenzahl beläuft sich in den vier Landgemeinden, welche als so recht eigentlich in der Berstreuung lebend, unsre Aufmerksamkeit vornehmlich in Anspruch nehmen, durchschnittlich auf circa 400 Seelen, die aber nirgends an Einem Orte beisammen, sondern sämmtlich in geringerer oder größerer Entfernung von einander und in verschiedenen Ortschaf= ten, oft ganz allein, stehen.

Die Geschichte der Entstehung dieser Gemeinden, die detaillirte Angabe statistischer Verhältnisse und die noch interessantere Betrach= tung der eigenthümlichen Zusammensegung derselben aus zum Theil heterogenen Bestandtheilen hinsichtlich ihrer Abfunft und der konfes= fionellen Verhältnisse, besonders des eigenthümlichen Typus, an wel= chem der spezifische Charakter ihrer heimathlichen Landeskirchen nicht Vundeutlich erscheint, liegt meinem Bweck zu ferne, als daß ich mich länger dabei aufhalten könnte oder wollte. Ueberdies ist für diejenigen, welche hierüber Näheres zu erfahren wünschen, bereits anderwärts *) hiefür Sorge getragen, namentlich was das Histo= rische und Statistische betrifft.

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Vier von unsern Gemeinden besigen eigene Kirchen und zwei von ihnen auch besondere Dienstwohnungen für ihre Geistlichen; bei zweien, in Feldkirchen und Kemmoden ist Kirchen- und Schullokale und die Wohnung des Vikars unter Einem Dach vereinigt. Diese Gebäude, welche von außen angesehen in ihrer ganzen Gestaltung als ein eigenthümliches Bwitterding zwischen Wohnhäusern und Kirchen erscheinen und eben dadurch die Neugierde der vorbei Passiren= den reizen, die nicht wissen, was sie eigentlich in ihnen zu erkennen haben, erinnern recht lebhaft an Missionsgebäude, wie an den hier

*) In den Annalen des Oberkonsistorialrathes Dr. Fuchs zu München.

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