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ner Gemeinde denkst. Denn wie in der Schlachtreihe die noch übrigen Soldaten, wenn andere vor ihren Augen fallen, sich nicht entmuthigen lassen, sondern in jener Stelle einrücken müffen: so dürfen auch wir das uns anvertraute Amt nicht verlassen, sondern haben zu beten, daß Gott uns nahe sey.“

Die tiefe und anhaltende Bekümmerniß, in welche besonders Luther und Weller durch den plöglichen Tod Hausmann's versegt wurden, hatten in den herrlichen Eigenschaften Hausmann's und in beider besonderem Verhältnisse zu ihm ihren Grund. Luther hatte an Hausmann einen Timotheus, der wie wenig andere, mit ihm ganz Eines Sinnes war. Er nahm' ihn sich selbst und stellte ihn Andern zum Vorbilde (gegenüber denen, welche die evangelische Lehre auf Muthwillen zogen), indem er sagte: Quod nos docemus, vivit ille. *) Daher athmen auch alle Briefe Luthers an Hausmann die zärtlichste Liebe und fast in allen bittet er ihn angelegentlichst um seine gläubige Fürbitte in Worten wie: ora pro me paupere Christi peccatore, und ähnlichen.

Hieronymus Weller, der 8 Jahre in Luthers Hause sich aufhielt, giebt uns folgende Schilderung *):,,Der Doctor Lut ther empfing keinen Lehrer und Pfarrherrn der Kirche, der zu ihm kam, mit größerer Ehrerbietung, als den Herrn Nikolaus Hausmann, wegen seiner sonderlichen Würde und Heiligkeit des Lebens. Er pflegte ihn mit den Worten zu empfangen: 0 sancte Nicolae, ora pro nobis. Auf ihn paßte ganz eigentLid jener Musiprud Senanber's: ὁ τρόπος ἐστιν ὁ πείθων τοῦ λέγοντος, οὐ λόγος (bie Gitten bes tebenben finb bas Ueberredende, nicht die Rede). Seine Freigebigkeit war so groß, daß er, wenn er kein Geld hatte, sich Geld børgte, um armen Leuten damit zu dienen. Er war von Natur sehr ges

*) In den Tischreden (c. XXX) vergleicht er die Freundlichkeit und Sanftmuth Hausmann's in feinen Briefen mit der Augustin's. **) Opp. lat. sect. III et IV. p. 172. Analecta Welleri H. f. 55 ss.

fühlvoll, und von milder holdseliger Gemüthsart; fast täglich besuchte er Kranke. Ein jeder fand bei ihm leichten Zutritt, vorzüglich Bekümmerte, welche zu trösten er allezeit bereit war, fast gleichen Schmerz mit ihnen empfindend. Aber seine Freunds lichkeit war auch mit würdevollem Ernst gepaart. Er hat nie Jemanden betrübt. Auch war er in den Wissenschaften nicht unerfahren. Sein Ausdruck ist recht gut lateinisch und lieblich; seine Stimme war sanft und wohllautend, alles rauhe und ungeberdige Wesen war ihm zuwider. Wunderbar war seine Keuschheit. Ich glaube, daß er zu der Zahl derer gehörte, welche die Gabe der Enthaltsamkeit besigen und männliche Jungfrauen sind, wie auch Herr Amsdorf war. Beim Predigen und Schreiben beobachtete er Anmuth und Zucht. Er billigte die Prediger nicht, welche die Beredsamkeit in Geschrei und Schwall von Worten segen. Ja auch die Mahlzeichen Jesu Christi trug er an seinem Leibe. Denn gar oft hatte er mit Krankheit zu kämpfen, und gar oft wurde er vom Geist der Traurigkeit schwer angefochten. Zulegt wurde er vom Rath zu Zwickau ungerechter Weise aus seiner Gemeine vertrieben, da er doch viele Jahre Christum daselbst mit großer Glaubenstreue, Sorgfalt und Beständigkeit verkündiget hatte. Das war der Dank, den die undankbare Stadt dem heiligen Manne Gottes für seine Verdienste um sie erwies. Denn das ist das Schicksal frommer Lehrer, daß sie von der undankbaren und lasterhaften Welt also behandelt werden; einen andern Lohn haben sie von den Kindern dieser Welt nicht zu erwarten. Endlich im hohen Alter, als er fast das 60. Jahr erreicht hatte, nach Freiberg zur Leitung der Kirche berufen, brach er in seiner ersten Predigt daselbst, von einem Schlagfluß getroffen, auf der Kanzel zusammen, und entschlief so sanft in seinem Herrn Jesu Christo, welchen er geliebt und gelehret, gleich als ein getreuer Kriegsmann in der Feldschlacht und im Streit, welche Art des Todes Luther sich oft ge= wünscht hat." Aehnlich spricht sich Weller in einem Epitaphium

in ungebundener Rete auf Hausmann aus*. Es heißt darin, daß Hausmann durch sein heiliges unbeflecktes Leben, durch sein leuchtendes Vorbild mehr Seelen gewonnen habe, als viele andere durch ihre herrlichen Schriften und Reten; daß auch die Feinde der christlichen Lehre nichts an seinem Leben zu tadeln fanden, und über seinen plöglichen Tod betrübt wurden; daß auch rauhé und abstoßende Naturen sich durch ihn angezogen fühlten, wie er hinwieder aller Menschen Eitten und Fehler tragen konnte; daß er einen zwar menschlicher Vernunft schrecklichen, aber vor Gott theuer geachteten Tod gestorben ist. Dennwie Johannes der Evangelist, so starb er inmitten der Gemeinde mit dem heiligsten Werke beschäftigt." Aehn lich sprechen sich die lateinischen Leichen- Gedichte auf seinen Tod aus: 1) die zwei in Erz gegossenen Distichen von JohannRivius, Rektor in Zwickau, Lehrer der Churfürsten Morig undAugust, auf seinem Leichenstein in Freiberg: **)

Hoc situs Hausmannus tumulo post fata quiescit,
Vir pietate, fide, dexteritate sacer.

Dum patriae pastor mysteria coelica tractat,
Sermonis medium concidit inter opus.

*) Samml. von Alten und Neuen 1736 S. 507 f. Weller, Opp. lat. Sect. I et IV p. 173. Die vielleicht einiges Nähere zur Charakteristik Hauzmann's bietende Gelegenheitsschrift von Christian Schlegel, Comparatio Patris sui cum Nic. Hausmanno, Antistite Zwiccaviensi habe ich nirgends finden können.

**) Bei meiner Anwesenheit in Freiberg suchte ich unter Beihülfe des Glöckners den liegenden Grabstein Hausmann's, der nach Grüb, ler Freibergische Todtengrüfte (Lpz. 1730) . 183 sich an der Mauer befindet,,,wo der Eingang zur Treppe auf's Chor und die Emporkirchen ist, im Winkel unweit dem Fenster, das auf den grünen Kirchenhof gehet." Aber weder Inschrift noch Grabstein find mehr kenntlich; ein Irrthum war bei so genauer Bezeichnung des Drts, und da die Wand-Epitaphien zutrafen, nicht möglich.

2) Das Epicedium von Ge. Fabricius an Paul Lindenau, Hofprediger Herzog Heinrichs von Sachsen, von 1539; 3 ein gleiches von Valerius Kordus Simefufius (Autograph in der Schulb. zu Zwickau. Fasc. C. 10.); 4) das Epitaphium auf ihn von Adam Siberus aus der Schönau bei Zwickau *).

Ulbricht in seiner Geschichte der Reformation in Freiberg) schließt seine Notizen über Hausmann mit dem Wunsche: Diese wenigen Worte mögen ein schwaches Denkmal für die Verdienste eines Mannes seyn, dessen Name mit dem rauschenden Fluge der Jahrhunderte verklungen ist.“ Möchte ihm in dieser Biographie, wo möglich, ein noch bleibenderes gesegt seyn!!

Ueber die Lehre von der Berufung und ihren Einfluß auf die Mission.

(Schluß.)

Den zweiten Punkt unserer Untersuchung werden wir nun kürzer abmachen können. Es handelt sich dabei um die Frage: ob es Lehre unserer Kirche sey, daß je und je zu allen Zeiten alle Menschen durch das Evangelium auf Erden berufen werden?

Daß dieser von uns in Frage gestellte Sag von Hrn. L. auf S. 36 seines Buches als Lehre „unserer Väter" angege=

*) Echinidt, Chron. Cygnea p. 388 s. Caselii Epistoll. p. 556 s.

ben wird, haben wir oben nachgewiesen. Wahrscheinlich werden unter dem Ausdrucke „unsere Väter“ auch noch die ältern kirchlichen Dogmatiker verstanden; allein wir wollen den Kreis unserer Untersuchung bestimmter bezeichnen und enger begränzen, indem wir nur darnach fragen, ob der obige Sag in unserer Kirchenlehre enthalten oder gegeben sey. Unter Kirchenlehre verstehen wir aber nur den Lehrgehalt der symbolischen Bücher; und was spätere Dogmatiker über die symbolischen Bücher hinausgehend oder gegen sie etwa ausgesprochen hätten, braucht von uns, hier wenigstens, nicht berücksichtigt zu werden.

Unerwähnt können wir aber nicht laffen, daß sich die beiden Säße gegenseitig aufheben, nämlich jener: es ist schon zur Zeit der Apostel an alle Menschen die Predigt des Evangeliums ergangen; und dieser: je und je zu allen Zeiten werden alle Menschen durch das Evangelium berufen.

Denn jener Sag involvirt ja auch die Behauptung, daß eben deßhalb alle Menschen auf Erden, welche ohne das Evangelium zu besigen sterben, durch ihre Schuld, durch die Schuld der Verwerfung des berufenden Wortes verloren gehen, wie denn auch diese Behauptung in dem erwähnten Buche ganz deutlich hervortritt und ohne diese Behauptung jener Saz gar feinen Sinn und keinen Zweck hat.

Sind aber schon alle Menschen, welche dag Evangelium von jener ersten allgemeinen Berufung her nicht mehr haben, durch ihre Schuld ewig verloren und verdammt; so ist nicht abzusehen, wozu es noch einer Berufung aller Menschen je und je zu allen Zeiten bedarf, um die gerechte Verdammung derer herauszustellen, die ohne Glauben an das Evangelium sterben.

Braucht es hiezu noch einer Berufung zu allen Zeiten, so ist jene erste Berufung überflüssig; reicht aber die erste Berufung schon aus, um ein gerechtes Verdammungsurtheil über alle Menschen, die vom Evangelio nichts wissen, zu fällen: so ist die Berufung aller Menschen je und je zu allen Zeiten unnöthig.

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