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thümliche Tiefe ihres eigenen Bekenntnisses gefaßt haben, noch auch zü mal bei dem Mangel an weiterer gehöriger Unterweisung fassen können, denen dagegen ein in gewissem Sinne populärerer, mehr verstandesmäßiger, mehr auf der Oberfläche beim Aeußerlichen sich aufhaltender, das Herz viel weniger als deffen. natürliche Seiten, den inwendigen Menschen weit weniger als den äußeren in Anspruch nehmender Glaube besser einleuchtet und mehr zusagt, und die eben deshalb mit geringer Mühe von der Unhaltbarkeit ihres bisherigen Bekenntnisses, über, das man ihnen allerlei quid pro qui's ohne sonderliche Anstrengung aufhängen kann, und von der Vortrefflichkeit des anderen nun zu wählenden zu überzeugen, im ungünstigsten Fall zu überreden sind. Endlich finden sich unter den Abfälligen auch hie und da wahrhaft bedürftige und fuchende Seelen, deren Gemüth, wenn ich so sagen darf, religiós dist ponirt und temperirt ist, die Sättigung für ihren religiösen Hunger begehren, aber in ihrem bisherigen Bekenntnisse nicht finden, nicht etwa, weil dieses sie zu gewähren nicht im Stande wäre, sondern weil fie es selbst so viel als gar nicht oder zu wenig kennen oder auszuüben keine Gelegenheit haben, indem sie von Glaubensgenossen ferne in der Zerstreuung leben, die dagegen volle Sättigung im katholischen Kultus zu finden meinen und wiederholt versichert werden, sie in demselben gewiß 4ad zuverlässig erlangen zu können. Welch ein leichtes Spiel hat mit Solchen eine Proselytensucht, die geschickt genug ist, um mit solchen Würfeln ein lukratives Sviel zu treiben! Bei den Erstgenannten legt die Larheit fittlicher Grundsäge ein bedeutendes Moment mit in die Wagschale. Die Meinung nämlich, daß man äußerlich die Montur wechseln und dabei doch innerlich gesinnt bleiben könne, wie man möge,' auch in einem andern Gewand, daß das ohne Versündigung, ohne Ges fahr für das Seelenheil geschehen könne, ist weiter verbreitet und tiefer in die Herzen eingewurzelt, als man glauben sollte. Bei den Zweitge nannten kann, was die Schwäche der Erkenntniß nicht schon gewirkt hat, leicht die Vorspiegelung vollenden, daß unsre Kirche von dem elten ächt apostolisch christlichen Glauben abgefallen sey, und z. B. das Fekenntniß Gottes als des Dreieinigen von sich geworfen habe, und derlei andere Finten, mit denen Schwachköpfe leicht zu umgarnen und zu bestricken sind. Bei den Lezten endlich thut die Theilnahme am katholischen Gottesdienst, das eigene Schauen und Genießen des Brodes, welches die Seele zur Stillung ihres Hungers braucht und haben

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könnte, wiewohl es am Ende doch nur einen Schein der Sättigung zu wirken vermag, das Uebrige, um den Wankenden zu gänzlichem Falle, den Entschluß des Glaubenswechsels zur Reife und Ausführung zu bringen.

Gerne würde ich Dich, I. F., mit solchen unlieben und meiner Absicht eigentlich ferne liegenden Dingen verschont haben, wenn ich nicht wüßte, daß solche Erfahrungen, als auf vieljährigen hier in unserer Zerstreuung angestellten Beobachtungen ruhend, so zu sagen unser spezielles Eigenthum sind, anderntheils, daß sie dienen können zu zeigen, wie und womit diejenigen ausgerüstet werden sollen, welche die Kirche aus ihrer nächsten Aufsicht und Pflege entläßt und in eine ihrem Bekenntniß fremde Umgebung in großen Schaaren hinausziehen sieht. Es follte mich innig freuen, wenn auch aus andern Gegenden, in welchen unsre Kirche das Loos der Zerstreuung trifft, fich Stimmen vernehmen ließen, die wie über alle so besonders über solche Erscheinungen ihe Gutachten abgäben und zwar zu Nug und Frommen der ganzen Kirche, die aus solchen Mittheilungen am deutlichsten wahrnehmen kann, wo und an welchen Uebeln sie leidet und was zu erstreben zum Heile ihrer Angehörigen ihr deßhalb heilige Pflicht ist. Wahrlich jenes Wort des Apostels 1 Kor. 12, 26. trifft zu und mit uns leidet die Kirche, wir leiden mit ihr. Mag aus der Wahrnehmung solchen Mitleidens auch Das Herrlichgehaltenwerden kommen und das Mitfreuen für beide Theile : der Kirche mit ihren zerstreuten Kindern und diesen mit der ganzen Kirche. Das ist mein und gewiß auch Dein aufrichtiger Wunsch.

Nun, I. F., habe ich Deine Geduld, meinem eigenen anfänglichen Vorsage zuwider, auf eine ziemlich starke Probe gestellt. Halte mir dies um der Sache willen zu gut. Hiemit für heute Gott befohlen!

г. im März 1845.

E. Y. Z.

Kirchliches aus Oberbayern.
Bweiter Brief.

Lieber Freund!

Meinem Versprechen gemäß will ich Dir nun auch von unseren Verhältnissen Künde geben, so weit sie mehr oder minder von unserer Umgebung abhängig sind. Wiewohl Du aus eigener Anschauung den biedern Menschenschlag kennst, der uns umgiebt, oder richtiger, in dessen Mitte wir wohnen: so kann ich es doch nicht unterlassen, ihm auch für meinen Theil das auf vieljährige Erfahrung gestüzte Zeugniß einer der ben Biederkeit, kindlicher Einfalt, naiver Offenherzigkeit, strenger Redlichkeit und einnehmender Gutmüthigkeit feinem größeren Theile nach zu ges ben. Ich sage: dem größeren Theile nach. Denn jenes Lob gilt weder von den nicht protestantischen Einwanderern, noch von denen, die durch die Nähe von Städten und durch Verkehr im Handel und Wandel pas triarchalisches Wesen, die einfachen schlichten Sirten der Väter schon längst verloren und mit dem geraden Gegentheil-vertauscht haben. Der Theil dagegen, welcher von diesen verderblichen Einflüssen unberührt geblieben ist, gewinnt, ja dringt einem unwillkührlich seine Zuneigung und Liebe durch unverdorbenes und zutrauliches Wesen ab. Da ich nicht wie ein Reiseskizzen jagender Tourist und aus dem Ertrapoftwagen meine Reobachtungen anstelle, sondern schreibe, was ich mit eigenen Augen gesehen, mit eigenen Ohren gehört habe; da ich in vielfacher Berührung mit Volksgenossen dieser Provinz stehe und oft schon, ohne es zu wollen oder zu hoffen, mancherlei Beweise ihrer Gutmüthigkeit und ihres zutraulichen Wesens empfangen habe: so wird mir hoffentlich Niemand Uebertreibung Schuld geben oder diese Anerkennung anerkennenswerther Charakterzüge des uns umgebenden Volksstammes bestreiten wollen. Eben so erfreu lich und wohlthuend war und ist mir immer noch der zähe ich finde keinen bessern Ausdruck für die Sache - kirchliche. Sinn, der in dies fem Volke lebt und sich in so manchen Erscheinungen deutlich kund giebt. Wenn das freilich oft zur Unzeit, am unrechten Ort, in falscher Weise geschieht, so ist das wohl zu beklagen, nimmermehr aber, daß der Sinn

so lebendig ist, welcher marchmal in so verkehrten Aeußerungen an den Tag tritt. Wie oft habe ich mich schon im Stillen gefreut, wenn ich an Sonn- und Festtagen, selbst beim schlechtesten Wetter, die Kirchgänger schaarenweise, den Unsrigen zur Beschämung, in ihre näher oder ferner gelegenen Kirchen eilen sah, in denen ihrer doch keine färtigende Speise wartet! Ist das bei uns hier, ist es droben so und warum nicht ? ? Mit diesem lebendigen kirchlichen Sinne hält die religiöse Anlage und Empfänglichkeit des Volkes gleichen Schritt. Ich halte mich für vollkommen berechtigt, auf sie aus mancherlei Anzeichen mit Grund einen Schluß zu ziehen. Ja ich glaube sagen zu dürfen, daß sie bei Vielen nur irgend eines geeigneten Anlasses, der bis jezt noch mangelt, bedarf, um fich fofort zum Gefühl religiöser Bedürftigkeit zu steigern, bei wels chem die rechte Speise stets eine günstige und gesegnete Aufnahme findet. Wie glücklich müßten diese guten Leute seyn, hätten sie nur das Waffer, daven Job. 3, 10. 14 geschrieben stehet!

Wollte man jedoch hieraus die Folgerung ziehen, daß unter so bes wandten Umständen unser Leben in dieser Zerstreuung das angenehmste von der Welt feyn müsse, so würde man von der Wahrheit weit irrę gehen. Im Gegentheil hat es für uns viel Unangenehmes und Widerwärtiges, und wir können nicht ohne heimliche Wünsche an die Brüder denken, die die Gnade haben in geschlossener Gemeinschaft zusammenzules ben. So z. B. hören wir unsere Glaubensgenossen überall und beharr. lich über Falschheit klagen, die sie erfahren müssen. Dieses will sich gar nicht zu dem vorneherein Gesagten reimen. Ich erkläre mir's eben so, daß das, was die Unsrigen Falsc heit nennen, eine natürliche und nothwendige Ausgeburt jener sauberen Lehre von der Alleinseligmachenden ist, welche unabweislich, sobald man im Nächsten nicht den Nächsten, fondern nur den Glaubensfremden d. i. Glaubenslosen und Kezer schaut, selbst den treuherzigsten Menschen denen gegenüber zu krummen. Wegen verleiten muß, die man in den übrigen Verhältnissen und Beziehungen des gemeinen menschlichen Lebens achtet, schäßt und liebt. Weil denn einmal der Glaube des Menschen allerbestes und heiligstes Gut ist und bleibt, so stellen sich dem, der die Gabe der Krisis nicht hat, unter diesen Einen Kardinalpunkt alle Verhältnisse des bürgerlichen und gemeinen Lebens und empfangen von ihm aus Maaß und Gewicht, Nichtung und Ziel. Es ist demnach gar nicht anders als nätürlich, daß wir das in hinreichendem Maaße, mehr als es uns lieb ist, zu erfahren

und zu fühlen bekommen. Wie ein scheues Reh wird die natürliche Gutmüthigkeit und Zutraulichkeit, wenn sie einen Ansag gemacht hat her. vorzubrechen, wieder in das Herz zurückgescheucht, sobald der Gedanke an die Glaubensdifferenz, welche nie geringer als seelenverderbendem Irrthum, meißtentheils geradezu = dem Unglauben angenommen wird, im Herzen aufkommt. Eo liegt sie denn wie eine breite, tiefe Kluft zwischen ihnen und uns. Wir wollten gerne hinüber; sie versuchen es zwar in Ansägen herüber zu uns: aber die Alleinseligmachende liegt in der Mitte, und wir können nicht, sie können nicht, es ist vergeblich. O wie schwer fällt es dem Herzen, zwischen sich und zwischen Menschen, zu welchen man sich persönlich bingezogen fühlt und denen man, durch den wahren Glauben frei, gerne ein voll, gedrückt und gerüttelt Maaß der Liebe böte, solch eine vorderhand unübersteigliche Scheis dewand liegen zu sehen! Vielleicht, darauf hat mich ein kathol. Freund aufmerksam gemacht, mit dem ich von der Klage der Unsrigen und von meiner Weise sie zu erklären sprach, ist auch dies eine Ursache des Uebels mit, daß das Volk an nicht - Indigenen höheren und niederen Standes seit der Säcularisation der Klöster eben nicht die angenchmßten und Vertrauen erweckendßten Erfahrungen gemacht har und, durch solche Erfahrungen mehr als nöthig gewigigt, scheu und mißtrauisch gegen Alles ist, von dem es nicht den heimischen Dialekt sprechen hört.

Das Uebel selbst_ist in den legten Jahren seiner Heilung um kein Haar breit näher gekommen. Es ist im Gegentheil von Jahr zu Jahr, von Tag zu Tag schlimmer geworden und wird es immer noch in schneller Progression. Die feindseligen Bewegungen und Begegnungen auf konfeffionellem Gebiete, die fich in der Zeztzeit allerwärts zeigen, längst vor dem Kölner Ereigniß vorbereitet waren, an diesem aber erst gleichsam ein Recht im Herzen Deutschlands gefunden zu haben meinten, zeigen sich in reichem Maaße auch bei uns, wo sie einen wohlbereiteten Boden fanden, auf dem sie schnell und kräftig gedeihen mußten Ein gewisses Instrument war längst gebaut und besairet. auf alle Fälle kein Wiener, nicht einmal ein Deutscher Flügel, als der auch aus politischen Zeitungen hinreichend bekannte Prediger Eberhard in München gewisse Saiten anschlug und ihm nach Wieser und. Gignie mit schier noch kunstfertigeren Händen in vollen Akkorden fortissimo das angefangene Spiel fleißig fortseßten. Wer da weiß, wie dieses Sviel offentlich gespielt wurde und das seze ich bei euch droben voraus,

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