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Ueberhaupt steht es mit unsrer Sache im Volke nicht so schlimm als es den Anschein hat. Meines Wissens hat es noch nie und nirgends unseren Brüdern, wie sehr es sich auch von ihnen durch den Glauben getrennt weiß, die Erweisung der lezten Ehre, das Geleite zum Grabe verweigert. Es übt im Gegentheil diese Christenpflicht mit zahlreicher und sichtlicher Theilnahme. Selten wird man droben in Franken auf Friedhöfen eine so ungetheilt aufmerksame und verhältnißmäßig zahlreiche Zuhörerschaft beisammen haben, als wir hier auf denselben Pläzen zu gewahren pflegen. Man nimmt so zu sagen dem Geistlichen, der bei folchen Gelegenheiten für gewöhnlich eine Grabrede hält, da in Ermangelung eigener Kirchen an die anderwärts bräuchlichen Leichenpredigten natürlich nicht zu denken ist, das Wort vom Munde weg. Die ganze Haltung, Aug und Ohr, Blicke und Mienen der Anwesenden, die in der Versammlung herrschende lautlose Stille zeugen deutlich von gespannter Aufmerksamkeit, Es mag seyn, daß der Reiz der Neuheit in vielen Fål. len Manches dazu beiträgt. Doch möchte ich ihn nicht so gar hoch ans fchlagen. Denn dieser Kizel ist leichter und schneller mit den Augen als mit den Ohren befriedigt. Wo diese länger stille halten, ist das etwas mehr als jene natürliche Neugierde: es hält sie verwundernde, oft stau. nende Freude über die unverhoffte Entdeckung, daß unser evangelisches Bekenntniß auch etwas von Gott, der Vater, Sohn und Geist ist, von den h. Sakramenten, vom Worte Gottes, von den Aposteln, von christlichem Glauben, Leben und Sterben weiß, und daß so viele Vorurtheile, die unseren Glauben dem Unglauben oder seelenmörderischen Irrglauben gleichfeßen, völlig ohne Grund und nichtig find. Unverholen spricht man diefe Freude auch aus; sie äußert sich in geradezu verwundernden Worten, in vielfach lobender Anerkennung des Gehörten; schlichte Bauersleute pflegen sie am wenigsten zu verbergen und drücken sie, wenn es geschieht, mit naiver Offenherzigkeit aus. Welchen günstigen Eindruck jedes auch nur brockenweise Bekanntwerden unseres evang. Glaubensbekenntnisses auf die Hörer macht, davon wird man sich überzeugen, wenn man vernimmt, daß man schon einmal diesen günstigen Eindruck durch die Vorspiegelung zu paralyfiren gesucht hat, daß man sagte: was die Zuhörer vernommen hätten, das sey nur von der kath. Lehre (gleichsam) zu leihen genommen.“ Wir wissen sogar von Leuten zu sagen, die sich auf prot. Leichenbegängnisse freuen, weil sie hoffen, etwas von dem Wort zu hören zu bekommen, damit, als mit der rechten Nahrung, der Herr

unsere Seelen speiset. Liegt nun allerdings der nächste Grund dieser wirklich herzerquickenden Erscheinung darin, daß die Anwesenden deß gewiß werden, daß das evang. Bekenntniß ein wirklich und wahrhaft christliches ist: so würde sie doch nimmermehr stattfinden können, wenn nicht Empfänglichkeit für Gottes Wort in den Herzen, in Vielen vielleicht auch ein Hunger nach demselben vorhanden wäre. Dies ist eigentlich das Erfreulichste an der ganzen Sache. Anderntheils ist die vorbesprochene Erscheinung zugleich ein Zeugniß für die Kraft des Wortes und die Verheißung, die es hat, daß es nicht wieder leer kommen, sondern thun soll, das dem Herrn gefällt. (Jes. 55, 11.) Denn der Kunst und der Tüchtigkeit derer, die etwa den Dienst am Worte thun, wird sie doch hoffentlich Niemand in Rechnung bringen wollen? Sondern wenn es so ist, so ist es so, weil die Eeelen für nicht vergängliche Sveise empfänglich sind und Gottes Wort, welches bezeugt wird, dieses Verlangen vollkommen befriedigt. Daß es aber so ist, deß freuen wir uns von ganzem Herzen. Freilich fehlt es wohl auch niemals an Solchen, die nicht wissen noch sagen können, wie ihnen geschieht, und nicht selten schwebt Manchem jener Spott auf den Lippen und Mienen, davon Act. 2, 13 zu lesen ist: doch sind das nur Ausnahmen, die gleichsam in der Allgemeinheit der Regel verschwinden, und wir in diesen Landen müßten nicht Adamskinder seyn, wenn es nicht so wäre. Deshalb halten wir uns lieber an die erfreulichen Wahrnehmungen, als an unerfreuliche und finden in jenen Ersag und Beruhigung für diese.

Du siehst nun, 1. F., daß wir zwar in mancher Hinsicht unser Loos zu beklagen haben, das uns in der Zerstreuung gefallen ist, und doch auch in unsern Trübsalen nicht ohne Trost sind, vielmehr so mancherlei Erfreuliches und Aufrichtendes gewahren. Wenn wir nur einmal alle zusammen recht gute Protestanten und recht gute Katholiken wären und die Beweise für unsern kirchlichen Eifer nicht in gegenseitiger Anfeindung, Verlegung und Verkegerung bei gröblicher Vernachlässigung des nächsten und hauptsächlichsten, der Sorge für der eigenen Seele Heil, sondern vielmehr in den rechten Dingen suchten und anstrebten, in gewissenhafter Treue am Bekenntniß, in einem dem Bekenntniß entsprechenden Wandel, endlich in der rechten wahren Liebe, die, weil sie nicht eine Frucht des Indifferentismus, sondern aus dem Glauben geboren ist, Kraft und Stärke genug hat, um so viel möglich mit allen Menschen Frieden zu halten. und im Gutesthun zu wetteifern: so würden alle Klagen bald verstume,

men und die Früchte es an das helle Tageslicht ziehen, wo der wahrs haft gesunde und lebenskräftige, wo der krankhafte und brandige Baum steht, ob an den Wassern zu Siloah, (Jes. 8, 6) die da stille fließen, oder bei der Stadt, die jezt lauter und vernehmlicher als je ihres Herzens heimliches Plaudern kund giebt: „ich bins und keine mehr; ich werde keine Wittwe werden noch unfruchtbar seyn." Jef. 47, 8. r. im Mai 1845.

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E. Y. Z.

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Der Judaismus der katholischen Kirche.

Erster Artifel

Noch nie ist der Katholicismus unsrer Kirche mit solchem Troße, ja man kann sagen, mit solchem Hohne entgegen getreten wie in unsern Tagen. Man hat uns zwar von jeher gehaßt und verfolgt, aber noch nie hat man uns so verächtlich behandelt wie es jest geschieht. Im Gefühle einer stolzen Sicherheit sieht man von den Zinnen der hohen Burg auf die zerstreuten Schaaren der unter sich uneinigen Protestanten herab_und_begreift den Haufen gar nicht, der lieber verdammt, als hinter deu Mauern der ewigen Feste geborgen seyn will.

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Diesem Stolze und Troße gegenüber darf nun aber auch in uns das evangelische Bewußtseyn zu seiner ganzen Höhe sich aufrichten und aller Welt zeigen, wie weit an wahrhaft geistiger Größe es über jenem Geiste stehe, der mit Verachtung auf uns herabblickt.

Es thut auch wahrlich Noth. Nicht etwa als gälte es, sie zu befehren, ist doch das nicht unfre sondern Gottes Sache! Aber es handelt sich darum, das gute Recht unsrer Existenz nachzuweisen, durch offenes Bekenntniß der Wahrheit das Gewissen zu salviren und die vielen schwachen Seelen in unsrer Mitte, welche sich von dem gleißnerischen Schein des Gegners blenden lassen, in ihrem Glauben und im treuen Festhalten am Kleinod unsrer Kirche zu bestärken.

Nur eine Instanz scheint es uns zu geben, vor welcher der Katholicismus erliegen muß. Unsre Väter haben gegen sie

N. F. x. Bd.

disputiret aus der Schrift, und jene antworteten ihnen aus Schrift und Tradition. Kein Wunder, daß in solchem Kampfe keiner von beiden Theilen unterlegen ist. Und hätten alle beide blos aus der Schrift gegen einander gestritten, doch wäre des Streits kein Ende gewesen. Denn eine jede einzelne Schriftstelle kann nur in dem Falle eine Waffe gegen den Gegner abgeben, wenn derselbe über ihren Sinn mit uns einig ist. So lange aber dem Gegner die Möglichkeit gelassen ist, uns den Sinn der angeführten Stellen zu bestreiten, gehen alle unsre Streiche in die Luft. Etwas ganz anderes ist es, wenn wir aus der gemeinschaftlichen Quelle aller Schriftstellen, aus dem Geiste, dessen Ausdruck sie alle sind, unsre Waffen entnehmen. Der Geist der Schrift ist aber der Geist des Christenthums selbst. Gegen den kann keine Religionsgemeinschaft, die Anspruch auf den Namen einer christlichen macht, sich auflehnen. Sie würde dadurch sich selbst als unchriftlich bekennen, und könnte fortan nur darüber noch mit uns streiten, ob überhaupt das Christenthum die Wahrheit enthalte, oder ob dieselbe in einem andern dem Christenthum feindseligen Principe zu suchen sey.

Dazu also wollen wir unsre katholischen Gegner zwingen, daß sie mit uns rechten sollen über die Frage, ob ihr Bes kenntniß christlich sey oder nicht. Sie sollen uns beweisen, daß ihre Lehre ein Ausdruck des Geistes ist, den Christus seiner Kirche, der Kirche des Neuen Bundes gegeben hat. Sie sollen uns darthun, daß sie im Evangelio wurzeln und daß ihre Kirche wirklich den Namen einer evangelischen, neu-testamentlichen verdient. In diesem Kampfe nun möchte sich's leicht herausstellen, daß ihre Lehre viel weniger im Geiste des Evangeliums begründet ist, als in dem Geiste der dem Ehristenthum vorangegangenen und von demselben überwundenen Religionen.

Es ist eine schon von Vielen geahnete und ausgesprochene Wahrheit, daß der Katholicismus nichts anderes ist als eine Fortsegung des Heidenthums und Judenthums unter christlichem Namen und in christlichem Gewande. Aber man hat versäumt,

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