ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

diesen Gesichtspunkt gehörig zu firiren und zum Principe der Polemik zu machen. Der Raum dieser Abhandlung gestattet uns nicht, die Wahrheit dieses Grundsages in Bezug auf den ganzen Umfang der katholischen Lehre nachzuweisen. Wir beschränken uns für jezt darauf, zu zeigen, daß erstens die subjektive Basis, welche der Katholicismus im menschlichen Gemüthe hat, identisch ist mit der dem Judenthum und Heidenthum gemeinsamen, sodann daß auch das objektive Religionsprincip des Katholicismus wesentlich eins ist mit demjenigen, auf welchem Heidenthum und Judenthum gemeinschaftlich ruhen, endlich aber, daß die Entwicklung dieses Princips innerhalb der katholischen Kirche vorherrschend im Sinne des Judenthums geschehen ist.

Die zwei Potenzen, welche sich um die Herrschaft im Menschenleben streiten, heißen Fleisch und Geist. Das Fleisch ist das materielle, irdische Element in uns, insofern es vom geis stigen, göttlichen noch nicht durchdrungen und verklärt, sondern demselben feindlich entgegengesezt ist. Darum hat das Fleisch Bedürfnisse, welche nur durch die Gaben dieser materiellen Welt befriedigt werden können. Der Geist aber stammt aus Gott, ja ist selbst göttlicher Art und kann deßhalb nur befriedigt wer den durch Güter, die aus seiner überirdischen Heimath_kommen. Die irdische Welt ist eine Schaubühne, auf der wir vorübergehend eine Rolle spielen; sie ist eine Schule, in welcher wir uns für das ewige Leben vorbereiten sollen. Das darf kein Mensch vergessen bei Gefahr, das wahre Ziel seines Daseyns zu verfehlen. Eingeschlossen in die Materie soll der Geist immer mehr dieselbe überwinden, aber nicht sie vernichtend, sondern sie durchdringend und verklärend. Wehe dem, bei welchem das Umgekehrte der Fall ist, d. h. in welchem das Fleisch den Geist unter sich bekommt, ihn abstumpft, ermattet, ertödtet.

Es ist schwer für den Menschen, dem Geiste die Herrschaft über das Fleisch zu verschaffen. Die Menschen wollen sich meinen Geist nicht strafen lassen, denn sie sind Fleisch, lautet das

göttliche Urtheil über die Menschheit, bevor sie durch die Sündfluth verderbet ward. Diese Worte lösen das Näthsel der Geschichte. Sie allein geben uns Aufschluß auch über den Ents. wicklungsgang, den die christliche Kirche in ihrer sichtbaren Erscheinung genommen hat.

Es war eine Zeit, wo Gott der fleischlichen Gesinnung der Menschen sich anbequemen mußte. Denn er geht in der Fübrung des Menschengeschlechtes nach den Grundsägen der weisesten Pädagogik zu Werke. Nicht fordert er von den Kindern, was von Männern zu erwarten ist. Darum hat er, bevor er die Offenbarung der vollkommenen geistigen Wahrheit gab, eine andre gegeben, die im Fleische dem Fleische seine dereinstige Ueberwindung weissagte.

Die Unfähigkeit von der sichtbaren Erscheinung zu abstrahiren und sich über dieselbe hinaus in das Reich der überirdischen geistigen Realität zu erheben, diese Unfähigkeit ist dem ganzen Menschengeschlechte in seinem Kindesalter gemein. Sie vers mögen nicht zu glauben, nicht intellektuell anzuschauen, sie können nur leiblich schauen und was sie nicht leiblich schauen, hat so gut als keine Realität für fie. Darum haben sie von Anfang an das Ewige, Geistige, Göttliche herabgezogen in's Gebiet des Leiblichen, sinnlich Wahrnehmbaren. Sie haben verwandelt die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes in ein Bild gleich dem vergänglichen Menschen und der Vögel 2c., wie der Apostel sagt Röm. 1, 23 ff. Dies die Gestalt des Gößendienstes. Und Jedermann weiß, daß in diesem Stücke die Juden vor den Heiten gar nichts voraus hatten. Denn wir finden bei ihnen bis auf die Zeiten des Erils dieselbe Unfähigkeit die rein geiftige Gottesidee festzuhalten. Jehovah als der unsichtbare, als Geist, als der überirdische, im Himmel thronende entschwand ihnen alle Augenblicke unter den Händen, um einem sichtbaren Bilde, sey es seiner selbst, sey es einer antern, fingirten Gottheit Play zu machen.

Um diesem Volke die Wahrheit nur einigermaßen verständ

lich zu machen, mußte sie ihm in leiblich sichtbarem Bilde dargestellt werden. In's Fleisch hat Gott die Offenbarung des Alten Bundes hineingeschrieben.

Ein Volk hatte sich Gott aus allen Völkern erwählet, das ihm ein heiliges Volk, ein Volk des Eigenthums seyn sollte. Diesem Volke allein waren alle Offenbarungen und Verheißungen des Alten Bundes gegeben. So ruht also dieser Alte Bund auf einer materiellen Basis: auf der Stammeinheit des jüdischen Volkes. Das Volk aber wurde nicht als solches, als schon gewordenes und ausgebreitetes Geschlecht, sondern es wurde in den Lenden seines Stammvaters, Abrahams erwählt. Diesem und seinem Samen nach ihm ist die Verheißung gegeben. So ist also Abraham derjenige, welcher dem Volke den Segen Jehovahs vermittelt, die Abstammung von Abraham dem Fleische nach ist das materiale Princip des Alten Bundes,

War nun dieses materiale Princip ein äußerliches, fleischliches Verhältniß, so darf es uns nicht Wunder nehmen, auch bei dem formalen Principe, dem Geseze, ein ähnliches Verhält niß zum Fleische anzutreffen.

Wir nennen das Gesetz das formale oder negative Princip des Alten Bundes. Denn sollte das Princip der Abstammung nicht in so absolutem Sinne verstanden werden, daß jeder von Abraham abstammende eben dadurch, ohne alle Rücksicht auf seine sittliche Beschaffenheit Erbe der Verheißung sey (eine Annahme, welche der Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes durchaus widerspricht), so mußte jenem Princip als nothwendige Ergänzung eine Bestimmung darüber beigefügt werden, unter welcher Bedingung und in welcher Weise der Abrahamide den Segen Abrahams erben sollte. Diese Bedingung war nun: Gehors sam gegen das Gesez. Nur der das Gesez erfüllende Jude hatte Theil an den Privilegien seines Stammes. - Aber in einem Doppelten zeigte sich die Akkommodation auch dieses Principes an das Fleisch.

Wir fassen hier das Gefeß im weitesten Sinne als Ve

[ocr errors]

zeichnung a potiori der ganzen Alt-Testamentlichen Offenbarung und sagen demnach zuerst, es sey in der Form des Fleisches aufgetreten. Ein sichtbarer Ort der Erde war Mittelpunkt der Theokratie: Jerusalem. In Jerusalem stand der Tempel, der einzig legitime Ort der Anbetung, und im Allerheiligsten dieses Tempels war Gottes Herrlichkeit selbst räumlich gegenwärtig. Eine Menge von sichtbaren Gegenständen und Cerimonien sym bolisirte die ewige Wahrheit, auf steinerne Tafeln sichtbar eins geschrieben wurde der Hauptinhalt des Gesezes dem Volke vor gehalten. Aber auch der Inhalt des Geseges war dem Fleische angepaßt. Es war nämlich keineswegs eine Offenbarung der absoluten sittlichen Wahrheit, sondern nur eine Vorstufe dem fleischlichen Sinne angemessen. Nur das Unerläßliche aller sitt lichen Vollkommenheit forderte es. Man thut Unrecht, wenn man glaubt, daß der Dekalog den Juden in dem Sinne geges ben war, in welchem wir ihn unserm christlichen Volke erklären. Wenn z. B. gefagt ist: Du sollst nicht tödten! so verstehen wir Christen in Bezug auf uns das Gebot so, daß wir darin nicht nur den groben Todtschlag, sondern auch alle und jede Art feineren Todtschlags im Geistlichen wie Leiblichen verboten finden. Dem Juden aber war die Blutrache, war überhaupt Haß gegen seinen Feind und Rache an demselben erlaubt. Uns verbietet das 6. Gebot alle und jede Art geschlechtlichen Umgangs, der außerhalb der legitimen, monogamischen Ehe stattfinden kann. Dem Juden war die Vielweiberei, war das Halten von Kebsweibern erlaubt. Wir meinen hiemit überhaupt nichts anderes, als was der Herr selbst ausspricht Matth. 5: Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht tödten! Du sollst nicht ehebrechen! Ich aber sage euch u. s. w. Wie konnte der Herr deutlicher ausdrücken, daß er im Christenthum zwar nicht ein vom Alt-Testamentlichen wesentlich verschiedenes, aber doch graduell unendlich höheres Ideal der Sittlichkeit aufstelle und daß lezteres eben nur für die Alten und für die mit ihnen auf gleicher Stufe Stehenden gegeben sey?

[ocr errors]

Und sagt Christus nicht ausdrücklich, daß um ihrer Herzens härtigkeit willen Moses den Juden erlaubt habe, sich von ihren Weibern zu scheiden? Was ist diese Herzenshärtigkeit anders als jene Unfähigkeit des fleischlichen Menschen, die Höhe des sittlichen Ideales zu fassen and darzustellen?

Wie im Objekte der sittlichen Forderung zeigt sich die Af fommodation des Gesezes an das Fleisch auch in dem Maaßstabe, den es bei Beurtheilung der sittlichen Leistungen anlegt. Es steht freilich geschrieben: Wer da hält alle Worte dieses Ges sezes, und fündiget an Einem, der ist's ganz schuldig! Und: Wer nicht hält alle Worte dieses Geseßes, daß er darnach thue, der sey verflucht! Diesen Aussprüchen zufolge fonnte keiner von denen, die dem Geseze unterworfen waren, selig werden. Und doch waren sie Abrahams Same! Was half nun dieser Vors zug seiner Geburt dem Juden, wenn die Erlangung des ihm: verheißenen Erbes erst noch an eine Bedingung geknüpft war, die sich als unerfüllbar herausstellte? Es wäre ihm so durch. die eine Hand entzogen worden, was die andere darreichte. Es mußte also eine Ausgleichung dieses Widerspruchs vorhanden seyn. Diese ist nun gegeben in den Opfern, deren Darbringung freilich selbst schon ein Schuldbekenntniß, also Schuldbewußtseyn, Buße involvirte. Ja ohne diese begleitende Gesinnung wären die Opfer eine leere Cerimonie, ein wahrer Spott gewesen. Doch man konnte auch das Opfer in ein leichtes und bequemes. Mittel seiner Sünde quitt zu werden, verkehren. Wie nahe. lag die Meinung, daß die Gottheit den zeitlichen Verlust als Ersag für die unterlassene, sittliche Leistung und das ihr sinnlich angenehme Blut und Fett als Mittel der Begütigung und Bes. sänftigung hinnehme! Dieses Mittel zur Ausgleichung der sitt lichen Mißstände konnte so leicht und dem Fleische so bequem erscheinen, daß eine Beschränkung unumgänglich nothwendig war. Wie konnte doch der Staat bestehen, wie konnte Ruhe und Ordnung gehandhabt und die öffentliche Sicherheit gewahrt werden, wenn jeder Frevel durch ein Opfer gebüßt werden konnte?

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »