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Deshalb ist auf gewisse Vergehen, aber nur auf jene gefähr lichsten, Staat und Religion in ihren Grundfesten bedrohenden die Todesstrafe unerbittlich gesegt. Auf Ebal wurden diese Grundgeseze sammt dem Fluche, der dem Uebertreter drohte, feierlich proklamirt Deut. 27, 15-26. Unbedingter Fluch, der durch kein Opfer gefühnt werden konnte, war allen denen angekündigt, die den Gößen dienen oder den Aeltern fluchen, oder des Nächsten Grenze engern, unnatürliche Wollust begehen, dem Nächsten meuchlerisch nach dem Leben trachten würden_u.f.w. Der Israelite aber, der dieser gröbsten Ausbrüche der Sünde. sich enthielt, für seine übrigen Vergehungen jedoch die vorgeschriebenen Opfer darbrachte, hatte alle negativen Bedingungen des Seligwerdens erfüllt. Er konnte wenigstens nicht verloren gehen. Daß in den Instituten des Alten Bundes selbst die weissagende Hindeutung auf das sittliche Ideal des Christenthums vorhanden war, und daß eine Vorahnung desselben, mehr oder weniger klar, im Bewußtseyn vieler Heroen des Alten Bundes sich vorfand, verkennen wir nicht, glauben aber nicht auf Betrachtung dieses Umstandes näher eingehen zu müssen, da wir jegt blos das Gesez an sich, in seinem Gegensaß zum Evangelium darzustellen beabsichtigen.

Eben weil das Gesez einer doppelten Sphäre angehört: der geistigen durch seinen verborgenen, ewigen Inhalt, der fleischlichen durch seine dem zeitlichen und lokalen Bedürfniß anges messene Form, eben deßwegen, sagen wir, ist es einer zweifachen Auffassung fähig: einer fleischlichen und einer geistlichen. Nach göttlicher Absicht sollte das Geseß als solches, d. h. als Zwangs, gebot, als Offenbarung der Herrschermacht Gottes vor den Menschen seinen Knechten nur eine relative, vorübergehende Bedeutung haben. Die Menschen aber haben, eben weil sie Fleisch sind und lieber Knechte als Kinder seyn wollen, dem Geseze als solchen eine absolute Bedeutung beizulegen versucht. Diese Auffassung nun, welche das Gesez von Seiten des fleischlichen.

Menschen überall und zu allen Zeiten erfährt, müssen wir jezt etwas genauer betrachten.

Abrahams Samen und nur ihm ist die Verheißung ges geben. Zwei Momente sind es, die diesem Principe (dem mas terialen des Judenthums, wie oben gezeigt worden,) einen wahrs haft magischen Reiz in den Augen des fleischlich gesinnten Menschen verleihen. Das erste ist seine Objektivität, das zweite sein exklusiver Charakter. Verlangte Gott, daß der Mensch durch irgend eine subjektive Anstrengung sich zur Würde eines Abrahamiden erhebe, so würde lettere nur dem zu Theil werden, der sich diese Mühe nicht verdrießen ließe, aber auch jedem, der sie auf sich nähme. Aber die Abstammung von Abraham ist ein rein objektives Verhältniß, in welches nur bestimmte Individuen und zwar auf die zufälligste und für sie leichteste Weise, nämlich durch die Geburt eintreten. Welch' einen eigenthümlichen Reiz aber die Vortheile haben, die uns durch die Geburt zu Theil werden, sehen wir an unserm Adel. Denn wie der Adelige inmitten der bürgerlichen Gesellschaft, so steht der Jude unter den Nationen da. Man frage einmal einen Adeligen, wie er denn auf seine Geburt stolz seyn könne, da diese Thatsache ja eine ganz zufällige sey, zu deren Eintreten er nicht das Mindeste beigetragen habe, die also in keiner Weise ein Verdienst, einen Ruhm für ihn begründen könne. Saget ihm, er hätte ja gerade so gut in der Familie eines Tagelöhners und der Sohn des Tagelöhners hätte gerade so gut im Schooße seiner adeligen Sippschaft geboren werden können, und er wird Euch das gerne zugeben, aber er wird zugleich bemerken, gerade das, daß es hätte, so seyn können aber in der That nicht so sey, sey das Schöne an der Sache. Denn die Thatsache seiner Geburt von adeligen Ahnen beweise eben, daß der Lenker aller Dinge ihm gerade und nicht einem Andern den Vorzug der edlen Abstammung habe zuwenden wollen. Er sey also schon von dem Momente seiner Entstehung an, ja von Ewigkeit her ein von der Vorsehung Auserkorner und zu einer höheren Sphäre des Da

seyns Prädestinirter. Und ebenso sucht ein jedes einzelne Individuum unter den Juden seinen Ruhm gerade darin, daß Gott selber ihm, dem Individuum durch das Faktum seiner Geburt aus Abrahams Samen eine nota distinctiva, ein Ehrenzeichen aufgedrückt habe, daß es also ein von Gott deutlich vor allen andern ausgezeichnetes sey. Der Werth dieses Ehrenzeichens wird nun aber noch durch seine Exklusivität bedeutend erhöht. Abrahams Nachkommen bilden ein geschloffenes homos genes Ganze, von dessen Herrlichkeit alle diejenigen absolut_ausgeschlossen sind, die eben nicht durch die Geburt ihm angehören. Alle andern Ehrenstellen der Welt können errungen werden, die Ehre der Geburt nimmermehr. Denn es kann Keiner in seiner Mutter Leib zurückkehren und von Neuem geboren werden *). Darum eben fühlt sich der Adelige als ein Wesen höherer Art, weil eine unübersteigliche Kluft befestigt ist zwischen dem Boden seiner Existenz und dem der Andern. Seine Geburt drückt ihm

*) Das ist aber im Reiche Gottes möglich. Denn auch die Theil. nahme an diesem gründet sich auf eine Geburt, nämlich auf die Wiedergeburt. Weil aber das Reich Gottes nicht von dieser Welt ist, so ist jene Geburt nicht eine fleischliche sondern eine geistige, und ist als solche nicht ein Privilegium Weniger, sondern eine Gnade, die Allen zu Theil werden kann. Das Volk Israel, ein Volk von Knechten rekrutirt sich durch einen Akt der absoluten Herrschermacht Gottes, dem gegenüber der Mensch unfrei, prädestinirt ist. Denn die fleischliche Geburt ist nichts Anderes als eine prädestinirte Thatsache, bei der sich der Mensch, eben weil sie keine geistige, sondern eine leibliche ist, rein passiv verhält. Das Reich Christi, ein Reich von Kindern bildet sich in Folge freier Handlungen. Die Wiedergeburt, als geistiger Akt, muß nothwendig ein Akt der Freiheit seyn. Das Jüdische, Fleischliche der Prädestinationslehre tritt hier recht an's Licht. Die Gemeinde der Auserwählten ist nach ihr auf dieselbe Weise und mit denselben sittlichen Consequenzen entstanden, wie das Volk des Alten Bundes. Beiden liegt dasselbe Princip zu Grunde.

einen character indelebilis auf, der eben so wenig von Andern erworben als von ihm verloren werden kann. Nun muß man aber das menschliche Herz schlecht kennen, wenn man nicht weiß, daß Ehre seine größte Leidenschaft, ja was sage ich! sein größtes Bedürfniß ist. Alle Ehre aber besteht in Auszeichnung, Unterscheidung von Andern, Erhebung über Andere. Was wir mit Andern gemein haben, ehrt uns nicht, was uns aber von Andern unterscheidet, das ehrt uns. Woher käme es denn sonst, daß die Sucht nach etwas Besonderem dem Menschen so tief inwohnt? Der Egoismus findet seine volle Befriedigung nur dann, wenn das Ich das Ich zar' ¿§oxýv ist. Dieses Erklufive der Dignität findet sich nun bei dem Adel als Korporation gegenüber andern Korporationen, und ebenso bei den Juden als Nation gegenüber den andern Nationen. Die Juden sind der Adel des menschlichen Geschlechtes.

Auch das formale Princip des Judenthums, das Gesez, ist einer verkehrten Auffassung von Seiten des fleischlich gestanten Menschen in hohem Grade fähig. Und zwar sagt es ihm in der Weise, wie er's versteht, so zu, daß er es um keinen Preis laffen will. Wenn Gott ihm Befreiung vom Gesege anbietet, wenn er ihn aus einem Knechte zu seinem Kinde machen will, so ist ihm solche fröhliche Botschaft eine Thorheit und ein Aergerniß. Er will durchaus nichts davon wissen, daß das Geset nur eine relative Bedeutung haben, daß es einmal ein Ende nehmen solle. Es ist ihm die absolute Wahrheit und er hält es mit fanatischer Wuth als Gesez, als Zwanggebot fest. Denn der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes; es ist ihm eine Thorheit und kann es nicht erkennen, denn es muß geistlich gerichtet seyn. Aus dieser fleischlichen Gesinnung erklärt fich alle Wuth, welche die Welt von jeher gegen das Evangelium gezeigt hat. Hätte Christus ihnen ein neues Gesetz gepredigt, hätte er ihnen die lästigsten und beschwerlichsten Werke vorgeschrieben, hätte er ihnen zugemuthet, daß sie sich peinigen sollten nach Art der Fafire, man würde ihn verstanden

und ihm gehorcht, man würde ihn gewiß nicht gekreuzigt haben.

Wir haben oben gesagt, daß Ehre das erste und größte Bedürfniß der Persönlichkeit sey. Und das ist nicht etwa ein Unrecht, es ist vielmehr ganz in der Ordnung und liegt schon in dem Begriffe der Persönlichkeit als einer gottentstammten. Eine ehrlose Persönlichkeit ist so gut als keine. Aber eben in der Göttlichkeit unsres Ursprungs liegt zugleich das Correktiy für die möglichen Ausartungen des Ehrtriebs. Als Kinder Gottes finden wir unsre wahre Ehre nur in ihm und durch ihn, wie er die seinige nur in unsrer Seligkeit sucht. Dem rechten Christen ist also seine Ehre nicht absolut, sondern nur relativ das Höchste. Im Kindesverhältniß, wie es durch Christus hergestellt ist, find Egoismus und Selbstverleugnung, Fréis heit und Nothwendigkeit eins. Aber dem natürlichen Menschen ist seine Ehre absolut das Höchste, denn er sucht sie nicht in, sondern außer Gott, indem er sich selbst zum Centrum des Weltalls macht. Ihm sind nicht Freiheit und Nothwendigkeit in Christo eins geworden, sondern sie sind ihm ewig geschieden, aber so, daß er die Freiheit zur Nothwendigkeit und die Nothwendigkeit zur Freiheit verkehrt, d. h. daß er eben so sehr an einer falschen, von Gott nicht gewollten Knechtschaft, als an einer falschen, ungöttlichen Freiheit fest hält.

Und hiezu ist ihm nun das Geseß das nothwendige Mittel. Durch das Gesetz sezt Gott selbst den Menschen außer sich, sich gegenüber. Darum wird das Gesez cine. Scheidewand (μεóótoixov goaɣμov Eph. 2, 14) genannt. Jener Zaun, der Menschen und Thiere von der Berührung des heiligen Sinai abhalten sollte, ist ein Symbol des Gesezes selber. Nur aus der Ferne und unter Entsegen einflößenden Naturphänomenen wird dem Volke der göttliche Wille proklamirt, Gott und der Mensch sind absolut getrennt, der Schöpfer weilt unnahbar in seiner Sphäre und weist durch drohenden Befehl die Kreatur in die ihrige zurück. Aber eben dadurch wird eine Reaktion des

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