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Willen, er zwingt ihn zu nichts, aber er weiß es so zu machen, daß die Menschen theils gerade dadurch, daß sie Ungöttliches thun, theils dadurch, daß sie das Göttliche endlich doch selbst. als das einzig Heilbringende erwählen müssen, das von ihm beabsichtigte Resultat auf wundersam verschlungenen Pfaden herbeiführen. So bekommt das Reich Gottes oder die Kirche Neuen Testaments den Charakter eines freien, lebendigen Organismus, weßhalb denn auch Christus selbst in wiederholten Gleichnissen sie mit Organismen vergleicht. Man sehe Matth. 13, 31 ff., wo das Himmelreich ein Senfkorn genannt wird, welches zwar das Kleinste ist unter allen Samen, aber wenn es erwächst, das größeste wird unter dem Kohl. Oder Marc. 4, 26 ff., wo es heißt: Das Reich Gottes hat sich also, als wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und stehet auf Nacht und Tag, und der Same gehet auf und wächset, daß er es nicht weiß. Denn die Erde bringet von sich selbst zum ersten das Gras, darnach die Aehren, darnach den vollen Waizen in den Aehren.

Dies führt uns darauf, noch einige Worte über das Wesen der Kirche Neuen Testamentes zu sagen. Wie unterscheidet sich eine Gemeinschaft von Knechten von einer aus Kindern bestehenden Gemeinschaft? Wir haben gesehen, daß der Mensch burch das Knechtsverhältniß außerhalb Gott gesezt wird. Er darf Gott nicht nahen, denn Gottes Nähe ist ihm, dem Sünder, tödtlich, durch einen Zaun ist er von der Gemeinschaft seines Gottes ausgeschlossen. Daraus folgt, daß die Gemeinde der Knechte nicht Gott selbst zur materialen, unmittelbaren Basis ihrer Eristenz haben kann, sondern sie ist gegründet auf menschliche Grundlagen. Die Abstammung von Abraham haben wir gesehen, ist das materiale Princip der Kirche Alten Testaments. Ist dies nun nicht ein rein menschliches, ja ein rein äußerliches, leibliches Verhältniß? Ist dadurch nicht ein Mensch, Abraham, zum realen Grundstein der Kirche gemacht? Wir haben ferner gesehen, daß die Allgemeinheit dieses Ver

hältnisses beschränkt war durch die Forderung strengen Gehorsams gegen das Gesez. Der Israelite mußte nicht nur im Allgemeinen seine Bereitwilligkeit, dem Gefeße zu gehorchen, erklären, sondern er mußte auch gewisse fundamentale Gebote unbedingt erfüllen, widrigenfalls ihn unnachsichtlich die leibliche Ausrottung aus der Gemeinde traf. Für die der menschlichen Schwachheit unvermeidlichen Fehltritte aber, welche als peccata venialia Verzeihung finden konnten, mußte er zu diesem Behufe die vorgeschriebenen Opfer durch den Priester darbringen lassen. Ist hier nun nicht wieder ein menschliches Verhältniß, nämlich der subjektive Gehorsam, also das eigene Thun des Menschen, zur Basis der Kirche gemacht? Es war für die Juden die Möglichkeit gegeben, die Kirche Alten Testamentes gänzlich zu zerstören: fie durften nur durch fortgesezte Vermischung mit Nicht-Hebräern ihr Abrahamisches Blut verlieren, und durch Uebertretung der fundamentalen Gebote die formellen Bande ihrer Gemeinschaft sprengen. Denn wenn kein Abrahamisches Blut mehr da war, und das Geseß nicht mehr erfüllt wurde, dann hatte ja die Kirche Alten Bundes aufgehört zu existiren. In beiden Fällen sieht man, wie ihr Bestehen von den Menschen, ihren Glies dern, abhing. -Aus diesem materiellen Charakter ihrer Grundprinzipien ergiebt sich uns noch eine andere höchst wichtige Eigenthümlichkeit der Alt-Testamentlichen Kirche. Insofern sie nämlich nur aus Abrahamiden und Erfüllern des Gefehes bestehen konnte, sehen wir, daß sie nur homogene, keine heterogenen Elemente in ihrer Mitte dulden durfte. Wenn nie und in keinem Falle in den Principien selbst irgend einer Gemeinschaft ein Widerspruch oder Gegensaß sich finden darf, so mußten die Juden gegenüber Abraham und dem Geseze vollkommen unter sich übereinstimmen, wenn sie nicht aufhören wollten, das heilige Volk zu seyn. Ein Gegensag in diesen Beziehungen, der geduldet und nicht sofort wäre ausgestoßen worden, hätte die Eristenz der Theokratie bedroht. Wo aber. kein Gegensag stattfinden darf, da ist auch keine Freiheit, kein

Leben, keine Entwicklung, keine Geschichte. Wir wissen wohl, daß man von einem organischen Fortschritt der Erkenntniß auf dem Gebiete des Alten Testaments, von einer successiven Ents faltung der Offenbarung spricht. Aber bei diesem Fortschritt verhielten sich die Menschen rein passiv, sie waren nicht die Subjekte, sondern die Objekte desselben, die Offenbarung wurde ihnen successive in immer schärferer, speciellerer Fassung von außen her mitgetheilt, aber sie entwickelte sich nicht in ihnen und aus ihnen heraus. Der Offenbarungsakt des Alten Bundes umfaßt einen Zeitraum von vielen Jahrhunderten; es war ein langer Schulunterricht, in welchem von vielen sich folgenden Lehrern den Schülern immer Neues gesagt worden ist, weil sie von selbst nicht darauf gekommen wären. Der Offenbarungsakt des Neuen Bundes koncentrirt sich auf einen Zeitraum von wenigen Jahren. Er dauerte nur so lange als nothwendig war, um das Senfforn zu pflanzen. Von da an keine Offenbarung mehr von außen her, wohl aber von, innen heraus, d. h. Entfaltung des göttlichen Keimes im Bewußtseyn der Kinder.

In der Kirche des Neuen Bundes nämlich offenbart sich Gott als Vater. Hier ist also unmittelbare und reale Gemeins schaft zwischen ihm und den Menschen, seinen Kindern, möglich. Darum ist er selber durch seine Person und sein Wort der lebendige Grundstein der Kirche. Die Eristenz dieser hängt nicht mehr ab von der subjektiven Beschaffenheit ihrer Mitglie= der, nicht von äußerlichen, fleischlichen Verhältnissen, sondern von dem Vorhandenseyn des objektiven göttlichen Grundes. Christus selbst ist der Eckstein seiner Kirche und er ist persönlich. und lebendig in ihr gegenwärtig durch die Sakramente und das Wort. Wo also das Wort Gottes, die Bibel, in einer Kirche noch vorhanden ist, und wo die Sakramente noch rein verwal tet werden, da ist Christus selber noch da und wirksam, und eine solche Kirche ist noch eine wahre Kirche. Weil aber die, Existenz der Kirche durchaus nicht von einem subjektiven mensch

lichen Verhältniß, sondern nur von dem objektiven Vorhandenseyn jenes göttlichen Grundes abhängen kann, so sagen wir in Beziehung auf das Wort ausdrücklich: nicht wo das Evangelium von Menschen noch rein gepredigt wird, sey die wahre Kirche, sondern wo das Wort Gottes selber noch vorhanden ist, d. h. wo jedem Mitgliede der Kirche noch der freie, unbeschränkte Zugang zum Worte Gottes gelassen ist, wo dieses nicht verboten, oder durch alle möglichen Schwierigkeiten, menschlichen Zusäße und Erklärungen in seiner reinen Einwirkung auf die Menschen gehemmt, also so gut als beseitigt ist. Nicht die Art wie die Diener der Kirche über das Wort und die Sakramente predigen, giebt dieser ihren Charakter, denn dann hinge ja ihr Bestehen von den Predigern ab, sondern daß ein jeder Laie ohne Mittler und Dolmetsch selbst das Wort Gottes zur Hand nehmen und daraus Nahrung für seine Seele suchen kann, das ist die Hauptsache, denn auf diese Art ist Christus selbst noch unmittelbar der Eckstein seiner Kirche, er wird nach seiner Weisheit die lesenden Laien über den Sinn der Schrift durch den Geist erleuchten, und so wird eine Kirche, in der gar nichts Gutes mehr ist, als nur das Eine, daß sie Keinem die Bibel verwehrt und Keinem die Sakramente verstümmelt, noch eine rechte, sichtbare Kirche seyn, sie wird noch Seelen der unsicht baren Kirche zuführen. Sind nun Wort Gottes und Sakramente an sich in ihrer unmittelbaren Wirksamkeit und nicht die Lehre über fie Basis der Kirche, so ergiebt sich ferner, daß in der Kirche Gegensäge gar wohl stattfinden können. Die Kirche Neuen Testamentes hängt ja in ihrem Bestehen nicht von der Beschaffenheit ihrer Glieder ab, es ist also nicht Bedingung ihrer Eristenz, daß sie aus homogenen Elementen bestehe, sondern sie kann gar wohl die heterogensten Elemente in ihrer Mitte dulden (Matth. 13, 24 ff.), weil das den unantastbaren, ewigen, göttlichen Grund selbst nicht im allermindesten alterirt. Jm Gegentheil, es ist gut und heilsam, daß in der Kirche um den Eckstein herum sich kämpfende Partheien bilden. Er wird dadurch

erst recht zur Entfaltung seines Reichthums gebracht. Es ist gut, daß Gegensäge da seyen, denn nur im Kampfe erstarken die Kinder und werden sich ihres Kleinods immer klarer bewußt. Die Kirche Neuen Testaments ist also eine freie; Freiheit ist ihr Lebenselement, Freiheit giebt sie einem Jeden und fordert sie von einem Jeden für sich. Sie fürchtet nicht für ihren Grund, denn sie weiß, daß er göttlich und also unerschütterlich ist. So lange man diesem Grunde nur seine Wirksamkeit nicht raubt, d. h. so lange man das göttliche Licht nicht unter den Scheffel stellt, fürchtet sie auch für sich nichts. Sie duldet, daß der Grund selber angegriffen werde, und wo solche Angriffe laut werden, freut sie sich, denn sie sind Vorboten des vollkommenen Sieges. Nur wo die schändlichste aller Betrügereien gespielt wird, wo man nämlich äußerlich dem Worte Gottes alle Reverenz erweist, es in kostbaren, aber verschlossenen Bänden dem Volke zeigt und vor ihm kniet, während man das Lesen der Bibel dem Volke verbietet oder doch so erschwert, daß es soviel ist als verboten, nur da ist der Grund selbst der Kirche entzogen, und eine solche Gemeinschaft ist ein Jeder berechtigt zu verlassen, der auf keinem antern Grunde fußen will, als auf dem, der geleget ist: Christus.

So hat also die Kirche Neuen Testaments diese Kennzeichen: Nicht Menschen noch Menschliches ist ihr Grund, sondern Gott selbst in Wort und Sakrament; sie hat keinen Mittler zwischen sich und Gott, denn Christus selbst ist in seinen Kindern unmittelbar; sie ist nicht eine sklavisch beschränkte, sondern eine freie Kirche, in welcher Streit und Kampf seyn kann, ja seyn muß. Denn so lange Wort und Sakrament noch da sind, ist Christus selbst noch da und in ihm das Unterpfand des gewissen Sieges.

Darf es uns Wunder nehmen, wenn jene geistigen Tiefen, welche Christus uns geoffenbart hat, keineswegs immer und überall in der christlichen Kirche erkannt worden sind? Gewiß nicht. Vielmehr erinnern wir uns an jenes göttliche Wort, welches

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