ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

vollkommen und selbstthätig darstellt, als der Staat im engern Sinne dasselbe Leben in seiner Beziehung auf die Welt, im Gebiete des Rechts verwirklicht: so daß die bürgerliche und kirchliche Verfassung des Staats zwei verschiedene Ströme des Einen nationalen Lebens sind, deren Einigkeit am besten gesichert wird durch ihre vollständige Getrenntheit.

Da die Nationalkirche nicht so gemeint ist, als sollte eine kirchliche Gemeinschaft alle anderen ausschließen, vielmehr unter bürgerlicher Duldung aller nicht unsittlichen Sekten und Religionen mehrere größere firchliche Gemeinschaften neben einander stehen mögen, in welchen sich das nationale Bewußtseyn vorzugsweise darstellt; so kann man diese Nationalkirche nicht verwechseln mit einer Staatskirche, aber man fragt sich, was mit ihr neues gesezt seyn soll? Gilt die protestantische Kirche Bayerns für weniger national als die katholische? Oder wird die katholische Kirche Preußens dadurch nationaler werden, daß man sie preußisch nennt? Die römisch - katholische Kirche, heißt es S. 106, schließt die Theilnahme der Laien aus, und das nationale Element kann hier nur durch schügende Staatsgeseße, nicht durch Theilnahme der Gemeinde gegründet werden. Besagt dies nicht mit andern Worten, daß es eine katholische Nationalkirche nicht geben kann ? Also nur eine evangelische? Wie aber? wenn diese zertrennt ist durch Verschiedenheit des Bekenntnisses? Ist dann eine der beiden evangelischen Kirchen nationaler als die andere? Oder werden sie beide, ohne Rücksicht auf die Verschiedenheit ihres Bekenntnisses, eine solche Verfassung bekommen, wie Bunsen sie zur Darstellung einer nationalen Kirche erforderlich achtet?

Auch hier finden wir das Bekenntniß zurückgestellt, einer Musterverfassung zu Liebe, welche nicht sowohl Ausdruck eines kirchlichen Gemeinglaubens, als vielmehr einer allgemein christlichen Nationaleigenthümlichkeit seyn will. Doch was sage ich, Nationaleigenthümlichkeit! Gibt es denn eine preußische, hessen= darmstädtische, lübeck'sche Nation? Es richtet sich eben das Gebiet einer kirchlichen Gemeindeverfassung nach dem Umfange des

staatlichen Gebiets, welchem sie angehört. Und steht dann das Gemeinbekenntniß in der Geltung, welche ihm zukommt, so werden sich immer die Angehörigen desselben Bekenntnisses in verschiedenen Ländern einander kirchlich verwandter wissen, als die Verschiedengläubigen desselben weltlichen Gebiets. So lange also die Dinge stehen wie gegenwärtig, ist es viel weniger der Gegensag von Katholicität und Nationalität, als der von Katholicität und Konfessionalität, welcher für die Kirchenverfassung Wichtigkeit hat. In weiter, ich weiß nicht ob jemals erreichbarer Ferne steht die Zeit, wo sich die kirchlichen Gemeinschaften nur durch die Volkseigenthümlichkeiten, mit welchen sie verwachsen sind, unschuldig und friedlich unterscheiden.

Bunsen aber stellt sich an, als wäre diese Zeit schon vorhanden, als brauchte man um das Gemeinbekenntniß keine Sorge mehr zu tragen, oder vielmehr als wäre es an der Zeit, dasselbe zu vergessen, damit der Gemeinglaube nicht länger gehindert werde, die reif getragene Kirchenverfassung mit ihren blos volksthümlichen Verschiedenheiten aus sich zu gebären. Und dies Angesichts der so kräftig wiedererstandenen kirchlichen Bekenntnißverschiedenheiten! Aber freilich, wo bliebe Bunsen's Hoffnung von Preußens kirchlichem Berufe, wollte er anerkennen, daß für Herstellung einer Kirchenverfassung die Bekenntnißeigenthümlichkeit wichtiger ist als die Volks- oder Neichseigenthümlichkeit?

Schon hier zeigt es sich, daß Bunsen nicht blos die leitenden Gedanken seines Buchs irrthümlich für zugestandene Grundfäge hält, sondern auch von der gegenwärtigen Kirche eine Anschauung hat, welche guten Theils auf Selbsttäuschung beruht. Es möchte in Preußen unter den Männern gleicher Stellung und gleicher Gesinnung wohl nicht viele geben, welche zu der dort äußerlich vollzogenen Union eine so unbefangene Zuversicht hegen. Aber noch verwunderlicher als sein Vertrauen auf die innere Einheit der preußischen Landeskirche ist seine rosige Ansicht von der geistlichen Verfassung, in welcher sich dieselbe befindet. Er kennt unter ihren 6000 evangelischen Pfarrern nur

einige wentge, die zum offenen Bruche mit dem kirchlichen Glauben, nicht etwa gekommen sind, sondern gekommen zu seyn scheinen: man müsse sich nur nicht durch Formeln und Stichworte bethören oder durch den Streit der Schulen erschrecken lassen (S. 166). Und nun gar die 17000 Volksschullehrer, fast sämmtlich Männer, die bis zum funfzehnten Jahre etwa, in einer gelehrten Schule gebildet, und dann in einem Schullehrerseminare für ihr wichtiges Amt vorbereitet sind, dem zu Liebe sie sich freiwillig mit einer Aufopferung, ja Begeisterung, welche ihres Gleichen sucht, einem Leben der Entsagung unterwerfen: es ist edle Wißbegierde bei allen, Liebe zur Pflege der Jugend des Volks und gläubige Hingebung bei vielen, welche allein jenen Entschluß und die beharrliche Ausführung desselben zu erklären vermaa. Sagt Jemand, unser Glaubensleben sey zerstört durch den Rationalismus, so fragt Bunsen (S. 361) verwundert: welchen? wessen? der todte Rationalismus der Schule des achtzehnten Jahrhunderts hat sich selbst zu Grabe getragen, und dem wahren rationalistischen Elemente, welches sich innerhalb des Lehramts der Kirche befindet, verdankt die deutsche evange= lische Kirche wenigstens eben so viel, als dem entgegengesezten. Die freie Kritik der heiligen Bücher hat unendlich mehr genügt als geschadet, wie es denn Jedem klar werden muß, daß dieselbe im Glauben an die Wahrheit und nicht im Unglauben vorges nommen worden ist. Und die neuere Philosophie? Wir können es wahrlich für kein Unglück halten, wenn Männer der Wissenschaft, welche sich zur Kirche bekennen, sich ernst bemühen, zu zeigen, daß das Christenthum auch in der Idee wahr sey.“ Womit denn die theils unmündigen, theils boshaften Lästerer unserer evangelischen Kirche, die kleingläubigen, altweiberischen oder heuchlerischen Wehklagen über die ungezügelte deutsche Wissenschaft und Philosophie gebührend abgefertigt sind.

Wahrlich, auch wir sind nicht geneigt zu klagen, wo es gilt zu handeln. Aber um das Rechte thun zu können, muß man die Verhältnisse sehen, wie sie sind, und nicht, wie man sie gerne haben

[ocr errors]

möchte. Den Gemeinden in ihrem gegenwärtigen Bestande die Mündigkeit in kirchlichen Dingen zusprechen und demnach die Selbstregierung überlassen, heißt nichts anderes, als dem Geheimnisse des widerchristlichen Wesens zu seiner schnellern Selbstoffenbarung verhelfen. Nicht als segten wir unsere Hoffnung auf die polizeiliche Hülfe des weltlichen Regiments: es wird bald genug klar werden, wie wenig diese auf die Dauer auss reicht. Im Gegentheil, unsere Hoffnung in Mitten der gegenwärtigen Verwirrung ist eine rein geistliche. Wir vertrauen, daß der Herr Mittel und Wege finden wird, seine Gemeinde, die es wirklich und nicht blos dem Namen nach ist, aus der Welt heraus und in's helle Licht des Tages zu stellen, recht als die Stadt, die auf einem Berge liegt und darum nicht verborgen bleiben mag; und die zunehmende Feindseligkeit, welche unsere Kirche von ihren Angehörigen zu erfahren hat, ist uns eine Weisung und Mahnung, auf eine Umgestaltung des kirchlichen Gemeinlebens uns vorzubereiten. Bunsen verlangt S. 322 von der Kirche der Zukunft, daß sie auf den geseglichen Zwang der Konfirmation und der kirchlichen Trauung verzichte. Was ihm eine Folge der neuen Kirchenverfassung, das ist uns Vorausseßung derselben. Wenn der Widerspruch gegen den Gemeinglauben unserer Kirche in dem Maaße zunimmt, wie gegenwärtig in mehreren Provinzen Preußens; so wird zwangsmäßige Konfirmation aller Getauften mit dem Wesen einer evangelischen Gemeinde so unvereinbar erscheinen, daß man sich auf die hohe Bedeutung der Handauflegung wieder wird besinnen müssen. Erst wo es wirklich freier Entschluß ist, vermöge dessen der Einzelne in die selbstthätige Gemeinde tritt, da kann auch wieder von Selbstthätigkeit der Gemeinde die Nede seyn. Eine Vorübung aber für solche Selbstthätigkeit der Gemeinde sehen wir mit Bunsen in den Werken der Mission, der äußern, noch mehr der innern, wo dieselben auf Grund eines selbstbewußten, lebendigen Verhältnisses zum kirchlichen Gemeinglauben geschehen. Je kräftiger diejenigen, welchen der Beruf dazu gegeben ist, diese gemeinsamen Bethätigungen des kirchlichen

Gemeinglaubens fördern; desto mehr wird jener Bruch und Niß, welcher unvermeidlich bevorsteht, an Gefährlichkeit verlieren, und desto geschickter wird die wohl vorbereitete Gemeinde seyn, aller Manchfaltigkeit der Gaben und Güter des Geistes zum Werkzeug und Gefäß, der Welt aber, in der sie steht, zum leuchtenden Vorbild zu dienen. Von dieser wahren und wesentlichen, weil innerlichen Selbstbereitung wird aber die protestantische Kirche nur abgezogen durch solche Versuche einer äußern Umgestaltung, wie Bunsen sie anräth und die preußische Regierung fie anstellt. Es waltet hier ein sittlicher Irrthum ob: man will sich den Grundschaden einer unirten Landeskirche nicht gestehen, sondern sucht ihn, weil man ihn nicht zu heilen weiß, in eine zeitgemäße Tugend umzudeuten, um nur in dem füßen Wahn beharren zu können, als habe Preußen wirklich den Beruf, um welchen es sich durch die Union gebracht hat. „Ia zum Gesez und Zeugniß! Werden sie so nicht sagen, so werden sie die Morgenröthe nicht haben."

Erwiederung.

Die Beurtheilung, welche meine christologischen Beiträge im Januarheft des Repertoriums von Reuter gefunden haben, gibt mir einen willkommenen Anlaß zur Berichtigung eines Mißverständnisses; denn auf einem Mißverständniß beruhen allerdings die wesentlichsten Ausstellungen, welche der von mir sehr hochgeachtete Verf. jener Kritik, Herr Prof. Dr. Dorner, an meiner Theorie gemacht hat, und sofern dieselben durch meine Ausdrucksweise sollten mitveranlaßt seyn, bin ich doppelt über die sich mir darbietende Gelegenheit zu einer, wenn auch nur kurzen, Berichtigung erfreut; denn da ich die christologischen Beiträge späterhin umzuarbeiten beabsichtige, so

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »