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und das Naheliegende nicht sehen; im Dickicht des Waldes ist der Verfolgte vor jeder Spähe geborgen (Saxo 219). Auch die deutschen Stämme kannten einen Widolt, in dem das geheimnisvolle Waldleben persönlich geworden ist. Dem deutschen wilden Weibe, das in Schlesien einen eisernen Kopf trägt, entspricht im Norden Jarnwidja das ,,Weib des Eisenwaldes" (Vol. 40; Hlt. 3).

Feuerriesen.

Ein Seitenstück zu der Sage vom Riesen, der mit seinen. Füssen Brandung und Seestürme erregt, erzählt von einem Feuerriesen, der seine Macht in Erdbränden entfaltet: Ein alter Mann sieht spät am Abend einen Mann in einem Riesennachen rudern, groß und bösartig. Er steigt ans Land, begibt sich zu einem Gehöfte und fängt beim Stadeltore zu graben an. In derselben Nacht schlug da Erdfeuer auf, die Ansiedelung brannte ab, und Lavahaufen liegen jetzt da, wo der Hof stand (Laudn. II).

Die Zahl der Flammenriesen ist äußerst gering. In gleicher Nacktheit, wie die Luft in dem Sturmriesen Wind, finden wir das Feuer versinnbildlicht in den Riesen Eld (Feuer), Logi (Lohe, Wildfeuer), den Riesinnen Glod, Eisa und Eimyrja (Glut, Asche, Glutasche; s. u. Loki). Aus ihnen ragt Surt hervor (der Schwarze), der mit lohendem Schwerte in der Feuerwelt sitzt, beim Götterkampfe Frey besiegt und dann über die ganze Welt das Feuer wirft. Die Pechkohle heißt nach ihm isl. Surtarbrandr, sie stillt, auf geschwollene Glieder gelegt, den Schmerz; Surtarepli, Apfel des Surt, werden die Knollen des Equisetum arvense genannt. Islands größte Höhle, eine 839 Faden lange Lavablase, heißt Surtshellir. Ein schutzloser Verbrecher flüchtete in sie und lief Tag und Nacht, da waren seine Schuhe voll Sand, und als man genauer zusah, war es Goldsand; der Mann sagte, er sei lange bis an die Knöchel in schwerem Sande gewatet; er kam zuletzt auf der nordöstlichsten Landspitze Islands, Langanes, heraus. Schon die alten Quellen kennen sie unter diesem Namen; ein Mann wanderte im Herbste zur Höhle des Surt

und brachte dahin ein Lied, das er gedichtet hatte auf den Riesen in der Höhle (Landn. III10; Holmy. S. 32; Sturl. S. V46; Gests. S. Bard. 3).

Gestirnmythen.

Eine eigenartige Stellung in der nordischen Mythologie nehmen die Gestirne ein. Diese Mythen beruhen z. T. auf alter, volkstümlicher Anschauung, andererseits zeigen sie in der überlieferten Gestalt und dem Zusammenhang, in den sie miteinander gebracht sind, offenkundig junges, allegorisches Gepräge. Sonderlich anziehend sind diese Mythen in ihrer abstrakten Dürftigkeit keineswegs. Man würde gern fremden Einfluß, namentlich aus dem klassischen Altertum annehmen, wenn dadurch nur im geringsten das Verständnis erleichtert würde. Aber alle derartigen Versuche haben sich bis jetzt als verfehlt erwiesen.

Sonne und Mond.

Als die Götter aus dem getöteten Ymi die Welt schufen, nahmen sie die Funken aus Muspellsheim, die unstet durch die Luft flogen, und setzten sie als Gestirne mitten im Ginnunga gap oben und unten an den Himmel, um die Erde zu erleuchten. Allen Lichtern gaben sie ihre Stellen, danach werden Tage und Jahre gezählt (Gg. 8).

Von Sonne und Mond, den wichtigsten unter den Gestirnen, sind verschiedene Mythen überliefert.

Zwei Sonnenrosse, Arwakr Frühwach und Alswinn , Allschnell" ziehen den Wagen, in dem die Sonne über den Himmel fährt, aufwärts auf Arwaks Ohr und auf Alswinns Huf sind Runen geritzt, daß sie nicht zu früh matt und müde werden. Inmitten der Buge brachten die Götter kühlende Eisen an (Grímn. 37-39; Sigdr. 15; Gg. 11); nach Snorri sind es zwei Blasebälge (der kühle Morgen- und Abendwind, der beim Auf- und Untergange der Sonne weht?), die die von der Sonnenglut heiß gewordenen Hengste abkühlen und erquicken sollen. Vor die Sonne aber ward ein Schild gesetzt; wenn er herabfiele, würde Feuer Felsen und Fluten verzehren. Zwei Untiere aber in Wolfgestalt, Skoll und Hati verfolgen unablässig die

glänzende Göttin; Skoll rennt ihr nach, Hati aber läuft vor der heitern Himmelsbraut. Darum fährt die Sonne so schnell, wie wenn sie in Furcht sei (Grímn. 39; Gg. 12).

Hati wird sonst als der Verschlinger des Mondes bezeichnet und heißt darum auch Managarm (Mondwolf; s. u. Fenri). Da das Schicksal beider Himmelskörper eng aneinander geknüpft war, verfolgte Hati ursprünglich wohl den. Mond, den Vorläufer der Sonne, und bedrohte dadurch in gewißem Sinue die Sonne selbst.

Die Vorstellung der Sonnenrosse und Sonnenwölfe stammt sicher aus altem Volksglauben (vgl. den Fund des Sonnenwagens S. 22). Auch dem leuchtenden Himmelsgotte Tius, Frey und Baldr ist ein Roß eigen, dessen Huf Quellen aus dem Boden stampft. Ebenso konnte die runde, glänzende Gestalt der Sonne als Schild des Tagesgottes bezeichnet werden. Der Sonnenschild behauptete dann noch neben der andern Vorstellung, dem Sonnenwagen, seinen Platz, wurde aber diesem angepaßt. Die Sonne heißt,, Verdruß der Zwerge" oder Elbenstrahl", weil das unter der Erde wohnende Volk der Zwerge das leuchtende Tageslicht nicht vertragen kann, sondern durch den Sonnenschein in Stein verwandelt wird. (S. 104). Ihr Licht ist vielmehr der verschwiegene Mond, nach ihm zählen die Elben die Zeit. Aber im Kampfe kehre sich keiner zu der Schwester des Mondes (der Sonne), wenn sie scheint im Westen (Reg. 23).

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Die angeführten Beinamen,,,die glänzende Göttin“, „die schimmernde Braut des Himmels", ,,die scheinende Schwester des Mondes", zeigen die Sonne als eine herrliche Gottheit. Denn die Vergleichung ihres blendenden Glanzes mit der Schönheit einer Jungfrau liegt nahe; unter den dichterischen Benennungen des Weibes findet sich auch Sol (Sonne), und Sol wird zu den Göttinnen gerechnet (Gg. 35). Aber ihre eigentlichen Mythen sind auf Frigg und Freyja übergegangen; nur von ihrer Herkunft gibt es eine Sage:

Mundilföri heißt der Vater von Sol und Mani (Mond); die Wölbung des Himmels umwandeln sie täglich, danach messen die Menschen die Zeit (Vafpr. 12). Mundilföri hatte zwei Kinder: die waren so schön und herrlich, daß er seinen Sohn Mani nannte und die Tochter Sol (Gg. 11)

Mundilföri oder -fari wird als ,,Beweger der Weltachse" erklärt, der die drehende Bewegung der Himmelskörper bewirkt und leitet, der den Himmel regiert. Der Name könnte also eine von der Bewegungsursache aus aufgefaßte Vorstellung des Himmelsgottes sein und mit Tius-Odins Beinamen Hjarrandi verglichen werden: gemeint ist der Polarstern, um den sich, wie um einen Spielmann, ,,der nächtliche Sternentanz" dreht, wie F. v. Spee sagt, uralte Naturanschauung erneuernd. Mundilföri kann aber auch der Schutzgewährende, der Vormund oder Erzieher sein, und ein solcher ist Mundilföri als Vater von Sonne und Mond. Dann aber ist die Gestalt rein allegorisch, gehört nicht der lebendigen Mythologie an, sondern ist eine spät entstandene Abstraktion, ohne bestimmte Anschauung und Begründung im Volksglauben. Man wollte den beiden Kindern, die den Sonnen- und Mondwagen lenken, einen Vater geben und wußte ihn nicht weiter zu charakterisieren und zu benennen, als daß er eben Vater sei. Ganz jung ist die Fortsetzung:

Sol wurde mit einem Manne namens Glen (Glanz) vermählt. Doch die Götter zürnten wegen dieses Übermutes und setzten sie an den Himmel. Sie ließen Sol die Pferde lenken, die den Wagen der Sonne ziehen, die die Götter aus einem Funken geschaffen hatten, der aus Muspellsheim flog, um die Welt zu erleuchten (Sk. 24).

Der Erzähler ist der alten Anschauung schon entfremdet, er trennt darum das Symbol von der Naturerscheinung. Die Soune als Weltkörper ist von den Göttern aus den Flammen der Feuerwelt geschaffen und fährt in einem von Rossen gezogenen Wagen über den Himmel, nur fehlt dem Wagen die Lenkung. Ein Mensch nennt seine Kinder Sonne und Mond, diese Vermessenheit erzürnt die Götter, die stets darauf bedacht sind, die Schranken zwischen ihnen und den Menschen aufrecht zu erhalten, sie nehmen die Tochter und setzen sie an den Himmel als Lenkerin des Sonnenwagens. An die Stelle des Mythus ist eine erklärende Bearbeitung getreten, die alles Wunderbare ausscheidet und an die Stelle der mächtigen Götter gewöhnliche Zauberer, an die Stelie der ewigen Weltordnung ganz gemeine menschliche Motive setzt.

Nach isl. Volksglauben kann man, wenn man gut acht gibt, sehen, daß der Mond einem menschlichen Antlitze gleicht mit Stirn, Nase, Augen, Mund u. s. w.; dasselbe ist von der Sonne zu sagen, doch sieht man es an ihr nicht ebenso deutlich, weil sie glänzender und schöner ist. Volkstümliche Anekdoten suchen die Flecken oder schattigen Vertiefungen im Lichte des Vollmondes, sowie die beiden Mondphasen, den abnehmenden und zunehmenden Mond zu erklären. Nach deutscher Sage soll es ein Holzdieb sein, der am Sonntag während der Kirche Waldfre vel verübt habe und zur Strafe in den Mond verwünscht sei: da sieht man ihn, die Axt auf dem Rücken, das Reisholzbündel bald in der Hand, bald gleichfalls auf dem Rücken. Im Märchen nehmen die vier Besitzer des Mondes je ein Viertel bei ihrem Tode mit ins Grab, so daß der Mond schließlich völlig verschwunden ist. (K. H. M. Nr. 175). Beide Erzählungen sind im Norden miteinander verknüpft:

Mani lenkt den Lauf des Mondes und waltet über Neumond und Voll. mond. Er hob die beiden Kinder Bil (die Abnehmende) und Hjuki (der zu Kräften kommende ?) von der Erde zu sich empor, als sie von dem Brunnen kamen; Widfinn hieß der Vater dieser Kinder, die den Mond begleiten, wie man dies von der Erde aus sehen kann. Bil wird auch zu den Göttinnen gerechnet (Gg. 35). Unerklärt bleibt in diesem eddischen Märchen, ob Mani die beiden Kinder raubte, und ob diese eine Schuld begangen hatten.

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Tag und Nacht.

Wie Sonne und Mond, so sind auch Tag und Nacht zu göttlichen Wesen erhoben. Dem ungeübten Blick ist es natürlich, Sonne und Tag unabhängig voneinander zu denken; denn oft ist Tag, während die Sonne nicht sichtbar ist, und der Tagesschein ist, namentlich in Norwegen und Island, oft während der ganzen Nacht am Himmel zu sehen, wenn auch schwach und unbestimmt. Weil aber nach germ. Vorstellung die Nacht dem Tage voranging, so ist die Nacht als die Mutter des Tages gedacht.

Nor, Nörfi oder Narfi hieß ein Riese, der in Jötunheim wohnte. Seine Tochter, die schwarze, dunkle Nott (Nacht) war in erster Ehe mit

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