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Mythus von Odins Hängen am Weltenbaume scheint das Bedürfnis mitzuspielen, den Opferritus des Odinkultes zu erklären. Aber das sind vereinzelte Fälle, auf die die Beurteilung des Gesamtverhältnisses von Mythus und Ritus nicht begründet werden darf.

In späterer Zeit, als man den Widerspruch zwischen den menschenartigen Göttern und der Wirklichkeit empfand, trug man in die individuellen Persönlichkeiten abstrakte Begriffe hinein. Solche mythische Gestalten sind leere Schemen ohne Saft und Kraft. Z. B. die Gemahlin des Tinggottes Tius, Frija, war Hüterin des Rechtsganges und waltete als solche über Treue und Eid. Daraus schuf noch spätere reflektierende Zeit vergöttlichte Personifikationen juristischer Begriffe: Syn, die göttliche Patronin der Einrichtung gelehrte etymologische Tiftelei dachte an ,,synja“ verneinen, leugnen - und War, die Personifikation. der Treue des Vertrages (Gg. 35).

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Die gemeingermanische Bezeichnung Guda Gott hat man zu aind. ghoras ,,schrecklich, scheueinflößend, ehrfurchtgebietend" gestellt, Gott *go-da-n also als das gefürchtete, gescheute Wesen erklärt, dessen Hilfe man in Ehrfurcht erflehte. Andere denken an die Wurzel gheu: der Beopferte, d. i. der mit Opfer verehrt wird, oder ghau: *ghu-tó-m das angerufene Wesen, richtiger: was man be ruft,,,das Berufene, Besprechung". Ist die letzte Erklärung richtig, so nannte man das anfänglich Gott, was man durch Zauberkraft und insbesondere durch Zauber wort seinem Willen untertänig machte. Der Zauber und die in seinen Wirkungen angestaunte, dunkelwaltende Macht war also ein geheimes Etwas, das die Gemüter der Germanen packte und mit ehrfurchtsvoller, religiöser Scheu erfüllte (vgl. Tac., Germ. 9:,,Sie bezeichnen mit dem Namen der Götter jenes Geheimnisvolle, das sie allein durch fromme Ehrfurcht schauen"). Bevor Gott" seine klare und unmittelbare Beziehung auf den „Zauber" abgestreift hatte, wurde von Gott der Gode", Priester, abgeleitet, eigentlich ,,der Berufer, Besprecher, Zauberer".

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Die zweite gemeingermanische Benennung für höhere göttliche Wesen ist Asen (S. 57); in geschichtlicher Zeit

bedeutet Ase Gott, nicht Halbgott, nicht den zur Apotheose gelangten Menschen. Den Asen stehen im Norden die ,,glänzenden" Wanen gegenüber. - An. tívar, idg. deivo (lat. deus) ist von der idg. Bezeichnung des Himmels abgeleitet und meint die,,himmlischen" Naturgewalten. Gemeingermanisch ist auch die Vorstellung der Götter als der Ratenden und Richtenden: an. regin, pl. das beratende, anordnende, bestimmende, an. mjotudr das ordnende, messende Wesen = die unpersönlichen Schicksalsmächte, „Schicksalsfügungen“. Dichterisch ist die Bezeichnung der Götter als der Fesseln, Hafte und Bande, die die Welt zusammenhalten (Hym. 40; Sk. 52) oder der heiligen" Götter.

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Seit der ältesten Zeit begegnen die himmlischen Wesen in der Dreizahl, das jüngere Bedürfnis nach verstärkten Mitteln erzeugt die 3 X 3.

In dem uppländischen Tempel zu Uppsala standen die Bilder Thors, Odins und Freys (Ad. Br. IV 27). Wiederholt treten die Triaden auf: Odin, Höni, Lodur oder Loki; Hle (Ægi), Logi, Kari; Byleyst, Helblindi, Loki; Odin (oder Widri), Wili, We; Har, Jafnhar, Thridi; Urd, Werdandi, Skuld. In der Neunzahl werden nur die unteren göttlichen Wesen genannt: die 9 Töchter Ægis, die 9 Mütter Heimdalls, 9 Meernixen (FAS III 482). 9 Jungfrauen umgeben Menglöd, 9 Zwerge sind Lokis kunstreiche Arbeiter (Fjølsv. 34). 9 Disen in schwarzen Gewändern töten Thidrandi, eine Schar von 9 weißen Disen ist später dazu erfunden (Nj. 97; vgl. S. 82); 9 oder gar 3×9 Walküren ziehen miteinander aus. Nach 9 Nächten will sich Gerd dem Frey zur Vermählung stellen, nur 9 Nächte hält es Njörd. bei seiner rauhen Gattin im norw. Gebirge aus und sie umgekehrt bei ihm am Seestrande; 9 Nächte reitet Hermod bis an den Eingang zur Unterwelt; von Odins Ring tröpfeln in jeder neunten Nacht acht ebenso schwere. Es gibt 9 Welten, Hrungni ist 9 Rasten lang, 9 Nächte hängt Odin als Opfer am Weltbaum, bis er die Runen erfindet; in Hleidr fallen alle 9 Jahre 9×9 Menschen, Rosse, Hunde und Hähne den Göttern zur Sühne, in Uppsala alle 9 Jahre 9 Häupter aller männlichen Gattung. Alle 9 Jahre opfert König Aun einen Sohn dem Odin; nachdem er so 9 Söhne dargebracht, verweigert ihm das Volk den zehnten Sohn, und er stirbt. 9 wirksame Weisen lernt Odin von Mimi, 9 Zaubersprüche gibt die tote Mutter Swipdag auf die gefährliche Fahrt mit. Aus neunerlei Holz wird das Notfeuer entzündet (S.), mit neunerlei Laubholz zündet man in der Johannisnacht auf einem Kreuzweg ein Feuer an, um die Hexen zu sehen (N.). Die Zwölfzahl stammt aus dem 12./13. Jhd. und ist gelehrte Nachahmung.

Die Götter der Nordleute wurden im Laufe der Zeiten

immer menschlicher gedacht. Die Grenze zwischen Gott und Mensch ist erstaunlich gering. Odin muß seine Kräfte mit dem Riesen Wafthrudni erproben, um voll zu wissen, wer der stärkste ist; Odin muß selbst durch die Tat untersuchen, ob Geirröd gastfrei ist oder nicht; er weckt eine Wölwa auf, um von ihr zu erfahren, wie weit Baldrs Tage gezählt sind; er wird von echt menschlicher Leidenschaft erfaßt, aber von der Schönen gefoppt; er handelt verräterisch an Gunnlöd. Menschlich ist Frigg in ihrer weiblichen Angst um den Ehegemahl und Sohn. Selbst Thor ist Harbard gegenüber nur ein schwacher Mensch. Rein menschlich unglücklich ist Frey in seiner leidenschaftlichen Liebe zu Gerd. Odin ist besorgt um Baldrs Schicksal, Njörd und Skadi sind be kümmert um ihren liebeskranken Sohn Frey. Baldr stirbt wie ein junger Held. Die Liebe der Götter hat stets einen glücklichen Abschluß (Frey-Gerd, Swipdag-Menglöd). Treue Gattenliebe bewahren Odin und Frigg, Baldr und Nanna, Loki und Sigyn. Selbst der Zauberkunst, des Runen- und des Blutzaubers, bedürfen sie. Aber sie üben nur wohltätigen, nicht feindlichen Zauber. Die Vorstellung, daß sie Seid getrieben haben, kam erst mit dem Verfalle des Heidentums auf.

Aber man dachte sich die Götter daneben doch auch im Besitz übermenschlicher, geistiger und körperlicher Kräfte sowie Lebensdauer sonst wären sie ja keine Götter gewesen. Sie offenbaren ihren Zorn den Abtrünnigen gegenüber, bedrohen sie im Traume, führen die Drohung furchtbar aus und wehren selbst die Taufe. Sie können ihre Gestalten wechseln; kaum gerufen, sind sie zur Stelle, sie haben Zauberrosse, Zauberschuhe, Zauberschiffe und Zauberwaffen. Das ist selbstverständlich. Aber es gibt Dinge, deren Leistung selbst bei Göttern wunderbar erscheint. Wunder sind mythische Rangzeichen. Skirni wird für einen Gott gehalten, weil er durch das Feuer reitet, Odin sitzt lange Tage und Nächte unversehrt zwischen den Feuern. Die Erde grüßt zitternd die Götter: so wird Thor bei Egi angemeldet. Odin, Frigg, Frey können die ganze Welt übersehen, sobald sie den Hochsitz im Himmel einnehmen. Aber diese Weitsicht ist an den

Platz gebunden, ohne diesen ist kein Gott allsichtig. Keiner sieht den gestohlenen Hammer oder gewahrt überhaupt den Diebstahl. Die Götter können die Kraft jedes anderen Wesens niederzwingen, wenn sie sich in ihre Asenkraft werfen (Hym. 31). Der Gott vermag sich über seine Durchschnittsstärke zu erhöhen, wie unter den Menschen der Berserker. Aber es gibt auch eigentliche Wunder. Ein Wunder ist nach einer schönen Erklärung eine Unterbrechung oder Aufhörung der Naturgesetze. Ein Wunder ist die Runenerfindung Odins. und die Herstellung der Runen, die Geburt Heimdalls von neun Müttern, die ungeheuerlichen Geburten Lokis, die Schöpfung selbst. In der eddischen Mythologie herrscht also nicht die grenzenlose Zügellosigkeit der Märchenphantasie. Es gibt feste Abzeichen der Klassen und feste Regeln für das Überschreiten der Schranken. Es gibt Dinge, die kein Gott ändern kann, und es gibt Mittel, die der Gott so gut wie der Mensch anwenden muß, um Wunder zu tun.

Das Leben der Götter spielt sich wie das der Menschen ab. Sie werden geboren, heiraten, zeugen Kinder und sterben. Ihre Speise ist Wildbret, Schweinespeck und Äpfel; nur Odin lebt vom Weine. Sie trinken Met, das uralte Lieblingsgetränk arischer Völker; sie wandern durch die Welt, fahren, reiten, laufen Schlittschuhe und benutzen Schiffe; sie schließen Blutbrüderschaft, schlafen, träumen, leiden menschlich, werden krank, wieder gesund und heilen selbst Krankheiten; sie kämpfen, üben Spiele und legen Wege an, zeigen den Weg, bauen Wohnungen, erleuchten ihre Säle, schmieden, brauen, fangen Fische, versammeln sich zum fröhlichen Trunk, spielen Schach und erzählen sich Geschichten.

Ihre Gestalt ist das Idealbild körperlicher Schönheit. Helle Farbe an Haut, Haar und Auge galt den Germanen für schön und edel. Der schönste Gott, Baldr, leuchtet vor Schönheit, und ein überaus weißes Gras heißt Baldrs Braue. Die göttlichen Frauen, Gerd und Idun, haben die weißesten Arme, mit deren Glanz sie Luft und Meer erfüllen. Gleich dem irdischen Häuptling und König ist der Himmelskönig durch Fülle des Haupthaares ausgezeichnet, das lang hernieder

wallt, ein stattlicher Bart bedeckt die Brust. Thor ist ein kräftiger Mann mit rotem Barte, schön und anmutig von Aussehen ist auch Loki. Sigurd, der mit all seinen Schätzen prächtig auf Grani daherreitet, wird für einen von den Göttern gehalten (Vols. S. 26). Als einige Isländer im Waffenschmucke zum Kriege gingen, waren sie so wohl angetan, daß die Leute meinten, die allerhabenen Asen wären gekommen (Landn. III 10). Für König Sigurd, den Jerusalemfahrer, wurden im Jahre 1111 von Kaiser Alexius Spiele im Hippodrom veranstaltet. ,Dort sind mancherlei Begebenheiten, die Asen, Wölsungen und Gjukungen angebracht, welches alles aus Kupfer und Erz mit so vieler Kunst gegossen ist, daß es sich ausnimmt, wie wenn alles lebendig wäre, und wie wenn es Leute wären, die an dem Spiele teilnähmen" (FMS VII 89). In den Bronzefiguren, mit denen Kaiser Konstantin die Rennbahn geschmückt hatte, fanden die Nordleute also ihre Götter und Helden wieder, nur viel schöner dargestellt und so, wie wenn sie lebten.

Die Wanen.

Allgemeine Charakteristik. Mythus vom Wanenkrieg. Während Norwegens rauhe, gewaltige Gebirgsnatur den Thorsmythen das eigentümlich starre, kampfreiche Gepräge aufdrückt, schuf die liebliche Natur Dänemarks das lichte Göttergeschlecht der Wanen. ,,Seeland ist hochberühmt ob seiner Fruchtbarkeit" (Ad. Br. IV), Saxo preist es wegen seines hervorragenden Reichtums an Lebensbedürfnissen als den weitaus schönsten Teil Dänemarks (5), und noch heute ist Seeland die blühendste Provinz Dänemarks. Von hier aus drang die Verehrung der Wanen in die lachenden, fruchtbaren Gefilde von Schonen, Götaland, und weiter nördlich in das eigentliche Schweden nach Uppsala. In der geschichtlichen Zeit des Nordens repräsentiert der Wane Frey diese ganze Götterdynastie, Freyskult und Wanenkult ist im wesentlichen dasselbe. Früh kam seine Verehrung nach Norwegen;

Herrmann, Nordische Mythologie.

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