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Gemahl ihrem Bruder Schatz entrichten sollte. Unter dem Vorwande, dem König den schuldigen Tribut zu bringen, fahren sie mit einem großen Heere nach Hleidr. In der Nacht erhebt sich ein furchtbarer Kampf, und der Boden wird mit Leichen bedeckt. Skuld sitzt auf ihrem Zaubersessel und ruft alle ihre Toten durch Zauberlieder wieder ins Leben zurück. Da spricht einer von Hrolfs Gefährten: „Dünkt es mich gleich, daß ich viel Volk erschlage, vermag ich doch nicht all die Hiebe zu vergelten, die ich empfange; doch will ich mich nicht sträuben, wenn wir heute Abend in Walhall sollen zu Gaste sein." Bjarki sagt: „Hier sind so viele und gewaltige Männer aus allen Ecken der Welt zusammengekommen, daß man den Kampf nicht gegen sie aushalten kann. Aber Odin kann ich nicht unter ihnen erkennen, und doch zweifl' ich nicht, daß er hier unter uns schwebt, der treulose Sohn Herjans; könnte mir ihn jemand zeigen, ich wollte ihn erwürgen wie das elendeste und kleinste Mäuslein!"

Nach Saxo leistet Odin den Schweden auf seinem weißen Roß und mit weißem Schilde bedeckt, selbst Beistand; doch wird er Bjarki erst sichtbar, als er durch die Beuge des Armes blickt (Saxo 66; vgl. Orv. Odds. S. 43). Aus Bjarkis Drohungen spricht der Trotz der Verzweiflung; der Kampf der Helden gegen die Götter findet sich auch im Epos anderer Völker. Daß Odin selbst in der Schlacht erscheint und denen Verderben bringt, die sonst seine Freunde waren, darf nicht befremden; denn Odin dürstet nach den Seelen der Tapfern, und auf welcher Seite auch die Helden fallen, sie kommen. doch bei ihm in Walhall zusammen. Freilich konnte ihm deswegen von kurzsichtigen Menschen, die den tiefern Sinn seiner Handlungsweise nicht verstanden, leicht der Vorwurf der Treulosigkeit und Unbeständigkeit gemacht werden.

Framar sagt: „Baldrs Vater trog mich; bös ist's, ihm zu trauen“, und als seinem siegreichen Gegner Ketil vor dem Zweikampfe bedeutet wird: „Odin gab Framar Sieg, er ist sehr an Streit gewöhnt,“ wird Ketil zornig, als Odins Name genannt wird; denn er glaubte nicht an Odin und sprach eine Weise: „Den Odin verehren tat ich niemals, dennoch habe ich lange gelebt. Bjarki nennt Odin den treulosen Herjan. Als König Half zu seinem Stiefvater Asmund zog, wurde er mit der Hälfte seiner Mannen zum Mahle geladen. Aber Innstein widerriet es ihm, die andere Hälfte seiner Leute bei den Schiffen zurückzulassen, und warnte vor Asmunds Trug:

Dir ist worden
daß du auf Asmund
Er wird uns allen
wenn du nicht weise

gram nun Odin,
fest vertrauest.

Trug anstiften,

Vorsicht brauchst (FAS II 39, 45).

In der Nacht legte Asmund Feuer an die Halle, wo Half und seine Recken schliefen, und diese fielen vor der Übermacht. Als der König gefallen war, sang Innstein:

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Odin wir haben

der solchen König

Übles zu lohnen,

des Siegs beraubte.

In Sigmunds Frage an Odin, als Eirik in Walhall festlich empfangen werden soll: Warum hast du ihm nicht den Sieg verliehen, wenn er dir tapfer zu sein schien?" liegt eine Andeutung von Odins Unbeständigkeit und Unbilligkeit (S. 283). Als Zwietrachtstifter erscheint Odin auch in der Sage von Helgi dem Hundingstöter (H. H. II 33; S. 265). Dag entschuldigt sich bei der Schwester, der er den Gemahl erschlagen hat, mit den Worten:

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In Brunis Gestalt bringt Odin durch hinterlistige Botschaft die bisher so enge Eintracht der Könige Harald und Hring ins Wanken (S. 296). Unbeständig gegen den Begünstigten zeigt sich Odin auch in einer andern Erzählung Saxos (158): Im Hunnenheere, das gegen Frotho heranzieht, tritt Hungersnot und allgemeines Sterben ein. Da läßt die Hunnen der Seher Uggerus [Ygg] im Stiche; dessen Alter kannte niemand, jedenfalls ging es über die dem Menschen gesetzten Grenzen hinaus. Er kam zu Frotho als Überläufer und verriet ihm das ganze Vorhaben der Hunnen. — Loki, der bei Ægis Gastmahl den Göttern lauter Vorwürfe ins Gesicht schleudert, die Entstellungen und Verdrehungen irgend einer tatsächlichen Begebenheit sind, macht auch Odin den Vorwurf der Ungerechtigkeit in der Entscheidung des Kampfes:

Schweige du, Odin,

ungerecht teiltest du

unter Kriegern des Kampfes Glück;

du gabest oft, dem du geben nicht solltest,

dem Schlechteren Sieg in der Schlacht (Lokas. 22).

Odin selbst rühmt sich Thor gegenüber: Im Schlachtenland war ich, bewirkte Krieg, bracht' Edle in Streit, schuf Ausgleich nimmer“ (Hárb. 24). Egil Skallagrimsson, der Typus eines nordischen Recken, eines Wikings und Sängers, hat seinen Lieblingssohn durch Ertrinken verloren und beschließt, überwältigt von Schmerz, den Hungertod zu sterben. Da fordert ihn die Tochter auf, dem Sohne ein Totenlied zu singen und ihm so ein Denkmal zu setzen. Der Vater beginnt, und je mehr das herrliche Lied fortschreitet, desto stärker erwachen die Lebensgeister, und als er vollendet, da fühlt er in sich die Kraft, weiter zu leben. In diesem von tiefem Weh durchwühlten Liede, in dem aber der ganze titanenhafte Trotz des ausgehenden Heidentums zu ergreifendem Ausdrucke kommt, klagt er Odin an: „Ich stand mich gut mit dem Herrn der Speere, ich wurde sorglos, indem ich ihm vertraute, bis der Freund der Wagen, der Urheber des Sieges, die Freundschaft mit mir brach“ (Snt. 22).

Herrmann, Nordische Mythologie.

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Auf diese Eigenschaft Odins, genauer, auf Odins Verhalten Harald gegenüber, spielt auch ein Vers des Geschichtsschreibers Snorri Sturluson an (FMS IX 455): Einige Häuptlinge, und besonders Gaut Jonsson hatten zwischen König Hakon Hakonsson und Herzog Skuli Zwist erregt (S. 17). Eines Tages fragte der Herzog Snorri spottend: Sagt ihr nicht, daß der, der die alten Könige gegeneinander aufhetzte, mit einem andern Namen Gaut hieß?“ „Ja, Herr," antwortete Snorri und dichtete eine Weise darüber, die begann also: ,,Gaut, der allein den Krieg erregt, reizte König Hring zum Kampfe gegen Harald Hildetan.“

Darum führt auch Odin die Beinamen Glapswid Truggewandt und Skollwald Trugwalter.

Odin als Gott des Geistes.

Allbeherrschende Kenntnis der Runen kam nur einem zu: Wodan-Odin. Seine Zaubergewalt umspannte alle Dinge im Himmel, auf Erden und unter der Erde, sie beherrschte die ganze Natur; ihm allein schrieben die Dichter Kunde von allen himmlischen und irdischen Begebenheiten zu. Dieses unvergleichliche Wissen trug ihm die Namen ein: Göndli, Träger des Zauberstabes', Fjölswinn der Vielerfahrene', Hwatrad der Scharfsinnige', Sann der Wahre', Sanngetal Wahres ahnend',,,Seher" (Saxo 158). Glänzend entfaltet sich Odins magisches Wissen in dem Runenwettstreite mit dem Riesen Wafthrudni; durch persönliche Kenntnis hat er, der alte Weise, sein Wissen erworben und ist darum der Runengewaltigste unter den Riesen. Unter den Zwergen ist Alwis der zauberund runenkundigste, er kennt die magisch wirksamen Zeichen und Namen aller Naturdinge in allen neun Weltregionen. Aber eine Rune ist allein Odin bekannt und sichert ihm den Vorrang über den Riesen und Zwerg: die Worte, die er Baldr ins Ohr flüstert, die Unsterblichkeit, die er Hadding verheißt.

Mit fortschreitender Kultur wird der Gott des Zaubers und des geheimnisvollen Wissens zum Gotte der Weisheit. Odins magisches Wissen und Zauberkunde sind älter als seine Weisheit und Dichtkunst. Gerade die Künste, die die Natur

völker ihren Zauberern zuschrieben, und die auch im Besitze der nordischen Zauberer sind, übt Odin aus. Bei den Deutschen und Engländern ist Wodan als Gott des Zaubers bezeugt; sein Name ,,furor" weist auf Zustände der Besessenheit hin. Odin übt Zauber, der hilfreich wirkt, der den Menschen Schutz und Rettung spendet: er leiht Heilkraft [Siward, Rind], schirmt gegen feindliche Waffen [Harald Hildetan] und Feuer [Swidri], sprengt die Ketten der Kriegsgefangenen (I. Merseburger Zauberspruch) und die Bande der Gehenkten [s. u.], macht bösen Zauber wirkungslos [Grettis. S. 79], stillt Feindschaft unter den Volksgenossen, Sturm und Brandung, die das Fahrzeug gefährden [Sigurd, Hadding] (Hóv. 145–163; Yngl. S. 7). Bösen, unfrommen, volksfeindlichen Zauber (Seid) schrieb man ihm erst unter dem Einflusse christlicher und finnischer Anschauungen zu: auf der dänischen Insel Samsö zauberte und trieb er Hexenhandwerk, zog von Haus zu Haus als Hexe (Lok. 24); durch Seid verführt er die Rind, übt selbst die unheimlichen Zauberkünste der Finnen, aber zeigt sich auch diesen überlegen (S. 293).

Diese Seite Odins hat Snorri gut geschildert (Yngl. S. 7):

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Odin kann als Zauberer jederzeit, nicht nur während des Schlafes, seine Seele aus dem Körper entsenden und in die Gegenstände, in die Tiere, in die Menschen treiben, in die er will (S. 258). Besonders in die Toten schickt er seine Seele und belebt diese: „zuweilen weckte er Tote auf aus der Erde, oder setzte sich unter die Galgen“; „wenn hoch im Gezweig eine Leiche schwebt, so kann er ritzen und Runen färben, daß der Verstorbene vom Stamme herniedersteigt und Worte mit ihm wechselt* (Hóv. 156); weil er die Seherin aus ihrem langen Todesschlafe weckt, heißt er Vater des Zaubers"; er reitet in die Hölle (nach späterer Auffassung sein Sohn Hermod), um aus ihr Baldr zu befreien; umgekehrt versenkt er die Brynhild in magischen Zauberschlaf. Der Zauberer wahrsagt mit Hilfe der Toten, mit Hilfe ihrer Knochen und ihres Hauptes, in dem sich nach alter Anschauung die Seele birgt: „Odin hatte Mimis Haupt bei sich, und dieses sagte ihm viel Neues aus allen Ländern". Als Odin mit den Asen nach dem Norden kam, trieben und lehrten sie allerlei Künste, die die Menschen noch lange nachher geübt haben. Odin aber verstand diese am meisten und besten. Er sprach so anziehend und lieblich, daß alle, die ihn anhörten, meinten, das allein sei wahr [daher: Sann, Sanngetal]; er redete immer in Reimen wie jetzt die Skalden. Die Asen hießen Sangschmiede, weil diese Kunst von ihnen begann. Odin lehrte

seine Künste andere durch Runen und Zauberlieder, welche „Galdr [Zauber von guter Wirkung] heißen, weshalb die Asen auch Zauberschmiede genannt werden. Aber auch die Kunst verstand er, die am meisten Kraft hatte, den Seid [Zauber von verderblicher Wirkung]: durch sie konnte er der Menschen Schicksal und was sie treffen würde, voraussehen, Tod oder Unglück oder Krankheit bereiten, Verstand oder Kraft nehmen und geben... So breitete sich die Zauberkunst weit aus und erhielt sich lange.

V. 138. Ich weiß, daß ich hing am windbewegten Baum

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[an dem mächtigen Baum, von dem die Menschen nicht wissen,
aus welchen Wurzeln er wuchs] (d. h. dem Weltbaume).

V. 139. Man bot mir kein Horn noch Brot zur Labung,
nach unten spähte mein Aug',

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D. h. Odin erzählt, wie er 9 X 24 Stunden am windigen Baume gehangen habe, vom Speere verwundet, sich selbst geweiht, ohne Trank und Speise. Da blickte er nach unten, hob die Runen zu sich und fiel zu Boden: dann wuchs er und wurde berühmt.

Kaum ein Erklärer stimmt mit dem andern in der Deutung des ,,wunderbar schönen und erhabenen" Mythus von der Erfindung der Runen durch Odin überein. Christlicher Ursprung dieser Erzählung wird daraus geschlossen, daß der Gott sich selbst opfert, und daß der Galgenbaum, der zu diesem Zwecke benutzt wurde, deshalb ein Sinnbild der Welt wurde; das Kreuz, an dem der von der Lanze des Longinus durchbohrte Christus als Opfer für die Sünden der Welt hing, hätten altchristliche Dichter den alle Welt beschattenden Baum genannt, und diese Vorstellungen seien von den Wikingern auf Odin übertragen.

Die Gleichheit des Weltbaumes mit dem Baum, an dem Odin hing, wird aus dem Namen der Weltesche Yggdrasil

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