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zukamen. Im Norden entwickelte sich aus der örtlichen hel die persönliche Hel, und weil der Tod der Vernichter des Lebens ist, ward Hel zur bösen Sippe Lokis gerechnet, die von Odin in die finstere, kalte Nebelwelt geschleudert wurde (Gg. 34). Noch vereinzelte Angaben wissen, daß ihr ursprünglich alle Toten eigen waren. Als aber später die Waffentoten in Walhalls Wonnen eingingen, die Ertrunkenen bei Ran gastliche Aufnahme fanden, mußte sich Hel mit denen begnügen, die an Krankheit und Alter starben. Christlich ist die Vorstellung, daß die Bösen zur Hel kommen und von dort nach Niflheim, unten in der neunten Welt (Gg. 3), sowie daß Hel unter der einen Wurzel der Yggdrasilesche wohnt (Grímn. 31); denn in christlichen Darstellungen des Mittelalters reicht die Wurzel des Kreuzes und des Lebensbaumes in das Totenreich in der Unterwelt hinab.

Wie jung Hel als Göttin ist, geht daraus hervor, daß kein Mythus von ihr zu erzählen weiß. Was von ihr berichtet wird, ganz besonders die allegorische Ausstattung ihres Hofes, ist jung und sucht unter christlicher Beeinflussung die finsteren Züge der Göttin, ihre Unersättlichkeit und Gier nach neuen Opfern zu erklären:

In Niflheim hat Hel eine große Wohnstätte, und die Wälle sind überaus hoch und die Tore weit. Eljudni (Mühe und Plage) heißt ihr Saal, Hunger ihr Tisch, Mangel ihr Messer, Faullenzer ihr Knecht, Trägheit ihre Magd, fallendes Unheil ihr Tor, Geduldermüder die Schwelle, die hineinführt, Krankenbett ihr Bett, bleiches Unglück das Bettuch oder der Vorhang. Sie ist zur Hälfte schwarz, zur Hälfte fleischfarben, so daß sie leicht zu erkennen ist mit ihrem herabhängenden Kopfe sieht sie recht grimmig aus (Gg. 34).

Mädchen der Hel erscheinen den Sterbenden, wie Hel dem Baldr vor seinem Tode verkündet, daß sie des nächsten Tages in seinen Armen ruhen werde (Sól. 38, 57; Saxo 77); von einem dem Tode Verfallenen wird gesagt: Hel wird als deine Hausfrau dich an ihren Busen legen (Fóstbr. S. 6). „Ich allein wußte, heißt es in einem späten christlichen Liede, um 1200, wie allerwegen mir die Krankheiten schwollen, als mich heimwärts wanken hießen jeden Abend die Mädchen der Hel. Harte, kalte Fesseln legten sie

mir an; während ich die Sonne, das Tagesgestirn, sich verbergen sehe, höre ich schon, wie die Pforte der Hel furchtbar erdröhnt, wenn sie hinter dem Eintretenden sich schließt, ihm auf die Fersen fallend. Zu meiner Linken rauschen und tosen die Ströme der Hel, mit Blut gemischt; die höllischen Raben sehe ich, die den Lügnern die Augen aushacken". — Die Vorstellungen vom Reiche der Hel sind auf die christliche Hölle übertragen. Denn wenn auch das Gedicht selbst rein christlich ist, so haben sich doch volkstümliche Vorstellungen darin erhalten, die ihre Wurzel im alten heidnischen Glauben haben. Hels dienende Mädchen scheinen die Verkörperungen von Krankheiten zu sein, weibliche Krankheitsdämonen. In einem ags. Spruche gegen Hexenschuß erscheinen die krankheitsendenden Dämonen als mächtige Frauen, die gewappnet durch die Lüfte reiten, ganz nach Art der Walküren. Vielleicht identisch oder doch ähnlichen Charakters sind die Frauen mit furchtbar drohendem Angesichte, die ihren Männern, d. h. den ihnen zur Qual zuerteilten Männern Erde als Speise mahlen (57).

Aus dem christlichen Mittelalter stammen die Äpfel der Hel, die einmal erwähnt werden (Isl. S. II351). Die Früchte vom Baume der Erkenntnis, die den Tod unter die Menschen brachten, wurden als Äpfel des Todes bezeichnet, im Gegensatze zu den Früchten vom Baume des Lebens. Thorbjörn hat Gesichte gehabt, die seine Frau ihm als Vorzeichen seines bevorstehenden Todes deutet, er sagt:,,Die Frau gönnt mir Hels (des Todes) Äpfel". Der Genuß von Speisen läßt den Menschen unrettbar der Unterwelt, den Elben, verfallen; Proserpina, die vom Granatapfel genossen, bleibt so gewiß der trauernden Ceres entrissen, wie die Welle des dunklen Stromes der Unterwelt niemals von Aurorens Farben glüht, wie niemals mitten durch die Hölle Iris ihren Bogen zieht (s. Idun).

Bei der Auflösung der Welt verlangt auch Hel ihr großes Opfer. Demgemäß wird ihr Baldr zu teil, und sie entsendet, als das Schiff Naglfar flott wird, auf ihm ihre gespenstischen Scharen zum Kampfe gegen die Götter; ihre Brüder aber,

der Fenriswolf und die Midgardsschlange, vernichten Odin und Thor, ihr Vater Loki und Heimdall töten einander.

Weil Hel unaufhörlich nach Beute verlangte und den nicht wieder losließ, den sie einmal hatte, konnte auch wohl eine kriegerische Waffe nach ihr benannt werden: Olaf der Heilige legte seiner Streitaxt den Namen der Hel bei (FMS V 248).

Skadi.

Skadi,,,die schimmernde Götterbraut" erscheint unter den Göttinnen als die Vertreterin der jagdlustigen Frauen, sie wird als rüstige Jägerin und Schneeschuhläuferin gerühmt (Grímn. 11; Yngl. S. 8; Sk. 23; Gg. 23). Nach dem altgermanischen Brauche, daß der Tochter oder Witwe eines Erschlagenen voller Ersatz für den Vater oder Gatten durch Verheiratung mit dem Todschläger geleistet werde, bieten die Asen Skadi, der Tochter des von ihnen erschlagenen Riesen Thjazi, Buße für den Vater durch Verheiratung mit einem von ihnen: Skadi wünschte Baldr zum Gemahle, ward aber die Gattin des Njörd (S. 205). Ihre andere Sühnebedingung war, daß man ihr ein Lachen ablockte (s. u. Idun). In Märchen und Schwänken kehrt das Lachmotiv oft wieder, und die erregenden Mittel sind meist recht grob. Lachen war beim „Scherzspiel“, das zur gesellschaftlichen Unterhaltung in den ältesten Zeiten aufgeführt wurde, die Hauptsache; Reizungen zum Lachen waren ungeschickte Leibesbewegungen, wilde Tänze, Prügelei oder Verletzungen, die den Getroffenen zu grimmigen Äußerungen des Schmerzes zwingen, allerlei Mummerei. Aber aus Sehnsucht nach den Bergen hält sie es bei dem als Handels- und Schiffahrtsgott am Strande wohnenden Wanengotte nicht aus. Bei Lokis Fesselung hängt sie eine ewig geifernde Schlange über dem Haupte des Missetäters auf, von dessen Zucken die Erde bebt. Man faßt sie als Göttin des über die Firnfelder dahinjagenden Schnees auf, oder als Göttin des Gebirges, das die gewaltigsten Wasserfälle entsendet, oder als das Sickerwasser der Schneefelder und ihrer Gletscher.

Eine alte Göttin ist sie schwerlich; denn die Kunst des Schneeschuhlaufens ist den Norwegern wie den Schweden von den Lappen oder Finnen her zugekommen, denen sie, wie allen Polarvölkern der alten Welt, seit unvordenklichen Zeiten bekannt gewesen war, und es scheint fast, daß der Schneeschuhlauf in Norwegen erst nach der Zeit, in der Island besiedelt wurde, allgemeinere Verbreitung gefunden habe.

Nachdem sich Skadi von Njörd getrennt hatte, vermählte sich Odin mit ihr. Sie hatten viele Söhne; einer von ihnen hieß Säming. Von Säming leitete Hakon Jarl sein Geschlecht her (Yngl. S. 8). Ob sich der Vorwurf der Unkeuschheit, den Loki gegen sie erhebt, auf Skadis Wiederverheiratung bezieht, ist nicht zu entscheiden (Lok. 52); ein ehebrecherisches Verhältnis Lokis zu ihr ist sonst nicht bekannt.

Säming ist der Ahnherr der Herrscher von Halogaland, der nördlichsten, von Norwegern und von Finnen (Lappen) bewohnten Landschaft unter dem Polarkreise; er wird durch diese Abkunft wie durch seinen Namen als der Sohn eines germanischen Vaters und einer lappischen Mutter gekennzeichnet. Denn an. sámr,,schwärzlich", ist lappisch sabme, im Plural Samek, wie die Lappen sich selbst nennen. Auch Bogen und Schneeschuhe, deren Handhabung speziell finnische Künste sind, weisen auf finnischen Einfluß hin. Selbst ihre Aufnahme unter die Asen zeugt wohl dafür, daß man sie später nicht mehr zu den eigentlichen Gottheiten der germanischen Skandinavier gezählt hat, und der Sinn dieses historischen Mythus wäre, daß die älteste Bevölkerung des Landes, die Lappen oder Finnen, durch die Nordmannen zurückgedrängt wurden, die im Dienste der Asen und Wanen standen. Es ist möglich, daß der Mythus in diesem Sinne zurecht gemacht wurde. Skadis Namen selbst läßt sich aus dem germanischen Sprachschatze erklären (,,Schädiger, Feind" das schadende Unwetter? oder verwandt mit got. skadus, Schatten?); ihre äußere Erscheinung, die der der Finnen angelehnt ist, verdankt sie ihrem Wohnsitze im hohen Norden: dort wo die Finnen auf Schneeschuhen im Gebirge hausen, treibt auch die wirbelnde Schneejungfrau ihr Wesen.

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Wie die maskulinische Form des Namens zeigt, ist Skadi wohl als ein Mannweib gedacht. Im Eingange der Wölsungensage wird ein männlicher Skadi genannt, von dem nicht viel mehr berichtet wird als daß er der Schöpfer eines Namens für große Schneehaufen gewesen sei. Er hatte einen Knecht Bredi, einen außerordentlich geschickten und glücklichen Jäger. Als der bei einer Jagd mehr Beute erlegt hatte als der Odinssohn Sigi, wurde er von diesem erschlagen, und seine Leiche in einer Schneewehe begraben. Skadi aber suchte seinen Knecht und fand ihn unter den im Gebirge lagernden Schneemassen; seitdem nennt man jede große Schneemasse ,,Bredis Schneewehe". Sigi aber konnte nicht länger in Norwegen bleiben und entfloh mit Odins Hilfe nach Deutschland (Vols. S. 1).

Aus der Göttin Skadi scheint wegen der männlichen Endung ein Mann geworden zu sein. Die fränkische Siegfriedssage war nach Norwegen gedrungen, der Stammvater des Geschlechtes wurde hierhin verpflanzt und mit einer norwegischen für sich bestehenden Lokalsage verknüpft, um den ersten Ahnen des berühmten Heldengeschlechtes aus Norwegen herzuleiten. Da Odin außer Säming, dem ersten Könige von Norwegen, noch viele Söhne mit der Skadi erzeugte, mag vielleicht auch Sigi einmal für einen Sohn des Sieg spendenden Gottes und der Göttin gegolten haben, der erst wegen seines frevelhaften Eingriffes in den Betrieb der Mutter deren Land räumen mußte.

Idun.

Nichts deutet darauf hin, daß Idun zu irgend einer Zeit oder an irgend einem Ort eine Volksgöttin gewesen, oder daß ihr ein Kult geweiht gewesen wäre. Sie ist wie ihr Gemahl, der Dichtergott Bragi, eine Schöpfung der Skalden, und nur in ihrer Dichtung hat ihr Bild gelebt und sich entwickelt. In den Eddaliedern wird sie nur einmal erwähnt (Lok. 16, 18): sie beschwichtigt ihren auffahrenden Gatten, Loki nicht zu lästern. Zum Danke wirft ihr Loki vor, daß sie von allen Weibern am meisten nach Männern

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