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stücke zurecht, stellt zwei lotrecht, das eine wagerecht über die beiden lotrechten, so daß ein Loch gebildet wird: Пund zieht das kranke Kind nach Sonnenuntergang nackt dreimal schweigend durch das Loch.

In dem oben erwähnten norweg. Aberglauben setzt man sich zur Erforschung der Zukunft entweder nackt auf einen Stuhl oder auf die Kleider des andern Geschlechtes. Diese Sitte hängt mit einem andern uralten Glauben zusammen, daß man nämlich nicht wagte, in seiner wahren Gestalt der Gottheit vor die mächtigen Augen zu treten, sondern daß man sich unkenntlich zu machen suchte. Einer Kulturperiode, die göttliche Zwitterwesen schuf und an Gestaltenwechsel, namentlich Tierverwandlungen, fest glaubte, erschien auch die Möglichkeit des Geschlechtswechsels unbedenklich. Bei gottesdienstlichen Festen, die zu dem Naturleben in nächster Beziehung standen, verkleideten sich Männer als Weiber und Weiber als Männer. Dieser Kleidertausch der Geschlechter diente wie das Verhüllen mit Tierfellen oder das Schwärzen der Gesichter und sonstiges Vermummen dazu, bei festlichen Gelegenheiten und Prozessionen, die der Gottheit nahenden Menschen zu decken und feindliche Dämonen zu verscheuchen oder böse Zauberwesen durch List zu täuschen. Als Volksbelustigung leben sie noch heute im Norden fort, namentlich zu Frühjahrsanfang und am Julfeste.

Aus dem 16. Jahrh. wird von Olaus Magnus berichtet, daß man sich zur Faschingszeit vermummte, jeder nach seinem Stande: die Metzger setzten sich gehörnte Ochsenhäupter und Ziegenköpfe auf und ahmten die Stimmen dieser Tiere, auch das Gegrunze der Schweine nach. Ebenfalls in Schweden wurde noch im vorigen Jahrhundert um Weihnachten ein Spiel von verkleideten Knechten aufgeführt, die durch Schwärze und Farben ihr Gesicht entstellt hatten. Einer von ihnen stellte das Opfer vor, alles zum Opfer Erforderliche ward herbeigebracht, und dieses wurde, nach dem Takte der Musik oder des Gesanges, scheinbar vollführt. Bisweilen hüllte sich der, der zum Opfertier ausersehen war, in eine Haut, setzte sich auf einen Stuhl und hielt im Munde einen Büschel scharf abgeschnittener Halme, die ihm bis zu den Ohren reichten und wie Schweinsborsten aussahen. In Norwegen vermummt man sich als Julbock oder Julziege, kleidet sich in ein zottiges Fell, das mit zwei Hörnern versehen ist, ahmt die Stimme des Bockes nach und belustigt durch Sprünge die Gesellschaft.

Es sind also uralte Gebräuche, die noch heute bei den Tänzen und Festspielen der Naturvölker geschehen, und der Schluß ist erlaubt, daß dramatische Scenen, Gesang und Musik die gottesdienstlichen Auf- und Umzüge an den Jahresfesten, den Ernte- und Frühlingsfeiern begleiteten. Dieser Umlauf wird auch noch heute wie in Asien und Afrika mit Fackeln, Schellen (Saxo 185) und Peitschenknall ausgeführt, um die das Wachstum hindernden Hexen und Feldgespenster durch Licht und Lärm zu vertreiben. Ein Opfergewand von roter Farbe wird in geschichtlicher Zeit einmal erwähnt (Vatns. S. 26).

Heiliges Schweigen muß bei den gottesdienstlichen Handlungen beobachtet werden: die Furcht vor geisterhaftem Angriffe mag das ursprüngliche Motiv gewesen sein. Bei den zauberhaften Heilungen der Volksmedizin wird nachdrücklich Schweigen gefordert (S. 452).

Unter feierlichem Schweigen zündeten keusche Jünglinge in der Morgen- oder Abenddämmerung beim Notfeuer trockene Hölzer durch Reiben an. Mit den Worten Schweigen gebiet' ich" leitete der Sprecher auf dem Thing vor dem Volke und der Skald am Hofe vor seinem Fürsten Rede und Sang ein. Ich heische Gehör" beginnt auch der Dichter der Weissagung der Seherin". Noch heute fordert der schwedische Pfarrer auf Hochzeiten und bei feierlichen Gelegenheiten Schweigen. Schweigend und barfüßig begab man sich zum heiligen Quell, schöpfte schweigend vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang das heilkräftige Naß und umschritt nach dem Trank oder der Waschung dreimal den Born unter Gebet. Unbewaffnet nahte man den heiligen Stätten (s. u.).

Eine wichtige Rolle bei den Opferhandlungen spielt die Dreizahl und Neunzahl (S. 190). Vermutlich hatten die beiden großen Opferfeste zu Hleidr und Uppsala eine neuntägige Dauer. Der schwedische König Aun opferte dem Odin alle neun Jahre einen Sohn in Uppsala für die Verlängerung

seines Lebens.

In Dänemark kennt das Volk neun Arten von Rachitis, in Schweden drei. Zum Notfeuer nahm man in Schweden Äste von neun verschiedenen Bäumen oder Sträuchern. Gegen den Elben- oder Hexenschuß schießt man in Schweden mit einem am Ende gespaltenen Weidenstabe: in den Spalt werden neun Weidenholzstückchen geklemmt und zu je dreien nach Ost, Süd und West über den von den Elben geschossenen Menschen geschnellt. Einen solchen Weidenbogen und die dazu erforderlichen neun Weidenholz

stückchen zeigen die beiden Abbildungen (Nr. 14, 15). Auch in Zaubersprüchen und rituellen Handlungen kehrt die heilige Zahl wieder (S. 190). Neun Tage hängt Odin vom Ger durchbohrt am windigen Baume, um die Runen zu erwerben - vielleicht eine Übertragung des üblichen Opferritus, mit dem sich nordische Männer dem Odin opferten, auf den Gott selbst, der durch dieses Opfer seine Macht vermehren will. Eine neuntägige Sühn- und Trauerzeit ist dem Totenkulte gewidmet, die am neunten Tage mit einem Opfer schloß. Noch im Jahre 1901 rief man auf Island bei Eröffnung des Landesthings mit neunmaligem Hurra: Lang lebe König Christian! Dabei wird man lebhaft an die neuerdings so viel besprochenen neunmaligen Komplimente der Chinesen erinnert.

Der gewöhnliche, gemeingerm. Ausdruck für Opfer ist an. blót; blóta mit dem Acc. der Person und Dativ der Sache bedeutet ,,einen mit Opfer ehren", aber auch ,,einen der Gottheit zu ihrem besonderen Dienste weihen": dabei erhielten die Geweihten den Namen des Gottes ihrem eigenen zugefügt. So schenkte Rolf, der Häuptling von der Insel Most in Südhördaland, der ein besonderer Freund Thors war und davon selbst Thorolf hieß, seinen ihm im Alter geborenen Sohn Stein dem Thor und nannte ihn zugleich Thorstein. Und Thorstein schenkt später seinen Sohn Grim dem Thor, bestimmte ihn zu

Fig. 14.

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dessen Hofgodi und nannte ihn Thorgrim (Eyrb. S. 7, 11; S. 344). Neben blóta wird forna für das Darbringen von blutigen Opfern gebraucht. An. húsl (got. hunsl, ags. húsel, engl. housel) wird gewöhnlich als die heilige Handlung erklärt (lit. szwentas. altsl. svetu, aw. spenta heilig), kann

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aber auch zu hundert (çatám, centum) gehören und ursprünglich Hekatombe bedeuten: man denke an das große seeländische Opfer, bei dem 99 Menschen, Pferde, Hunde und Hähne geopfert wurden. Gemeingerm. ist auch die Bezeichnung *Laikaz, Leich, Tanz von den beim Opfer üblichen Festtänzen; an. leika, ags. lâcan, hat den Sinn:,,bewegtes, springendes, von Musik begleitetes Tanzen der Menge." Lieder aus der Göttersage begleiteten den Tanz, wie auch die alten färöischen Tanzlieder zeigen, die noch heute auf den meerumbrausten Inseln gesungen werden. Auch der Reigen gehörte zum Kultus, und das dazu gesungene Lied konnte den mannigfachsten Inhalt haben. Vielerlei unehrbare Trauerlieder wurden bei der Vollziehung eines Opfers gesungen, sagt Meister Adam (IV 27). Starkad verabscheut in Uppsala die weibischen Körperbewegungen, den Bühnenlärm der Schauspieler und das weichliche Klappern der Glocken (d. h. die sinnlichen Prozessionen zu Ehren des Frey; Saxo 185). Wie die Wettspiele ist auch der Tanz der Menge ein stehender Teil der germ. religiösen Feste gewesen. Der älteste germ. Tanz, von dem wir lesen (Tacitus, Germ. 24), ist der Schwerttanz nackter, deutscher Jünglinge, der vermutlich mit einem Feste des Kriegs- und Himmelsgottes verbunden war. Im Norden verlief der Schwerttanz folgendermaßen: Die Männer schwangen zuerst unter einem dreimaligen Umtanze die Schwerter in den Scheiden in der Luft, zogen dann blank und bewegten sich unter Lufthieben nach bestimmten Formen durcheinander, so daß ihre Klingen eine sechseckige Rose bildeten. Plötzlich lösten sie diese auf, und über dem Kopfe jedes Einzelnen zeichneten sie im Fechten eine viereckige Rose. Dann bewegten sie sich heftiger und rascher, schlugen die Schwerter gegeneinander und beendeten mit einem raschen Rückwärtssprunge das schöne Spiel, zu dem Musik und Gesang ertönten (Olaus Magnus).

Im an. bedeutet Leich vorzugsweise Kampf; denn der Zug in die Schlacht war der feierlichste Reigen, die ernsteste Prozession. Die Sprache belehrt uns, daß es Hymnen des in den Kampf ziehenden Heeres (folkleikr, herleikr), Lieder und

Tänze bei der Siegesfeier und beim Friedensschlusse (sigrleikr) und Opferleiche für die Götter bei allen hohen Festen (Asleikr) gab; einzelnen Göttern gilt Freys Leich (das altgerm. Weihnachtsspiel? oder nur,,Trinkgelage"?), Odins Leich und Leich der Kriegsgöttin Hild. Wenn im ags. lác,,Opfer" bedeutet, so ist damit die urgerm. Zusammengehörigkeit von Spiel, Tanz und Lied beim Opfer bewiesen.

Opferspeise.

Eine uralte Opferspende an die Götter sind zubereitete Speisen, von denen man glaubte, daß die Unsterblichen sie gern genößen. Der alte Isländer Thorstein Rotnase opferte dem Wasserfalle und ließ alle Speisereste zu ihm hintragen (S. 134).

Es ist ganz natürlich, daß der Mensch der Gottheit eben das darbietet, was ihm selbst als eigene Nahrung willkommen ist. Der Ackerbauer opfert mehr Früchte des Feldes, der Viehzüchter fleischliche Nahrung. Doch läßt sich in geschichtlicher Zeit eine Grenze zwischen den unblutigen und blutigen Opfern der beiden Berufsklassen nicht mehr ziehen. Nur allgemein kann man sagen, daß blutige Opfer bei den großen Festen der Gemeinde und der Opferverbände überwogen, während der Einzelne sich mit unblutigen, mit Getreide, Brot, Milch und Blumen begnügen mußte. Oft genug zwang auch die Armut der Opferer, bescheidene, unblutige Opfer darzubringen.

Bei der Aussaat, beim Bittopfer der Gemeinde nach beendigter Aussaat und beim Ernteopfer wurden Früchte und Speisen geopfert. KörnerBrot- und Eieropfer wurden auch dargebracht, wenn der erste Pflug in den Acker geführt wurde. Zu der heiligen Handlung wurde nicht gewöhnliches Brot verwendet. Die schwedischen Bauern lassen den aus feinem Mehl bereiteten Weihnachtsstollen, Julgalt (Juleber) trocken werden und heben ihn bis zum Frühjahr auf; einen Teil davon reiben sie unter die Frucht uud geben ihn den pflügenden Rossen, den andern Teil den Pflughaltern zum Essen, in der Hoffnung, dadurch eine reichliche Ernte zu erlangen. Blumenschmuck fehlte wohl bei keinem Opfer. Das Altertum verstand die große Heilkraft einer Menge jetzt völlig unbeachteter Kräuter hoch zu schätzen, und da es in ihnen dankbar köstliche Geschenke der Götter

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