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die Wesenheit der Dinge in zauberkräftig wirkende Bewegung. Daß der Losstab wirklich mit Runen versehen war, beweist folgendes Zeugnis:

Skirni, von Frey gesandt, um ihm die Gerd zu werben, droht dieser, da sie sich weigert, mit runischen Verwünschungen, die sie von der Gemeinschaft der Menschen für immer ausschließen:

Ich ritz' einen Thurs dir und der Runen dreie:

Wollust, Wahnsinn und Wut;

doch schneid ich auch ab, was ich eingeschnitten,
wenn es nötig und nützlich mir scheint (Skírn. 37).

Skirni hält bereits einen Thursstab in der Hand (Riese, die Rune p), in den er die Zauberformel eingräbt, so aber, daß er sie auch wieder wegschaben kann. Die Rune ist ein totes Holz, bis sie durch ein individuelles Zeichen lebendig gemacht wird. Das p ist der Zweig, in den ein auf Gerd bezügliches Zeichen eingeritzt werden muß. Ihn hat Skirni nicht selbst gemacht, sondern er war zum Walde gegangen, zum grünenden Holz, einen Opferzweig zu finden und er fand beim Suchen ein Reis von der Form der Thurs - Rune. Ganz ebenso hat der Gott der Weisheit selbst seine Runen aufgenommen", als er am Baume hing.

Daraus ergibt sich, daß nicht der Mensch die ursprünglichen Losrunen schafft, sondern daß die Gottheit sie ihm als Frucht des Baumes bietet. Zweiglein von bestimmter Form sind die ältesten Runen, und diese mußte man suchen. Später wurden sie nachgeahmt, indem der Priester eine Rute in mehrere Stäbchen (Zeine) zerlegte. Bei der Weissagung für das Volk konnten sie dann unverändert geschüttelt und gedeutet werden; bei zauberischer Anwendung aber auf bestimmte Personen mußten die Hauptstäbe mit persönlichen gewissen Zeichen belebt werden, d. h. mit denselben Runen: soviel Zeichen waren da wie Stäbchen, und jedes war durch ein besonderes Zeichen unterschieden.

Daß bei der Rune zunächst ihr Name in Betracht kam, lehrt ihr Gebrauch beim Zauber. Mußten Siegrunen an drei Stellen des Schwertes eingeschnitten und dabei zweimal der Siegesgott Ty genannt werden, so sollte zweimal die nach ihm benannte Rune T() vorkommen. In gleicher Weise soll man Bierrunen einritzen, um sich vor Verzauberung oder Vergiftung durch Frauen zu schützen, auf dem Horn, auf dem

Rücken der Hand und auf dem Nagel die Rune Naup (X,,Not").

Sind diese Losrunen den aus dem Runenalphabete bekannten 24 Zeichen gleichzusetzen? Man hat aus archäologischen Gründen die Erfindung des Runenalphabetes dem Ende des zweiten oder Anfange des dritten Jahrhunderts und einem Südgermanen zugeschrieben, der das lateinische Alphabet für germ. Verhältnisse umgebildet habe. Aber die Vorstellung von einem,,genialen Präceptor Germaniae", der seinen Deutschen ein Alphabet zusammengesetzt haben soll, hat in der gesamten Kulturgeschichte kaum etwas Entsprechendes. Außerdem lassen sich zahlreiche Runenzeichen überhaupt nicht aus dem Lateinischen ableiten; weder die Zahl, noch die Reihenfolge, noch die Namen der altgerm. Runen haben dort ihr Vorbild. Mit gutem Grunde hat man daher die herrschende Ansicht eingeschränkt und schon vor der Runenschrift nicht-alphabetische, magische Zeichen bei den Germanen (Ur-Runen) angenommen, die teilweise in die von den Römern entlehnten Schreibrunen aufgenommen. worden seien; diese urgerm. Runen seien nicht in Stäbe geritzt, sondern aus dürren Reisern gesammelt oder zurechtgeschnitten.

Einmal begegnet eine ganz merkwürdige Losung:

Jarl Hakon besaß zwei herrliche Schalen. Sie waren aus gebranntem Silber verfertigt und ganz vergoldet, und zu ihnen gehörten zwei Gewichte, deren eines von Gold, das andere von Silber war; Menschengesichter waren auf denselben nachgebildet, und man nannte dergleichen ,Lose". Es war Gebrauch in alten Zeiten, solche Lose zu haben. Der Jarl war gewohnt, sie in die Schalen zu legen, nachdem er bezeichnet hatte, was jedes Los zu bedeuten hätte. Kam nun das Los empor, das er wollte, fiel das andere herum und lärmte in der Schale, und dadurch entstand großer Klang. Diese Kleinode übergab der Jarl dem isl. Skalden Einar. Die jüngere Überlieferung hat dafür: Er schenkte ihm eine goldene und eine silberne Schüssel im Gewichte von zwei Pfunden, die die Bildnisse Jupiters und Plutos oder Odins zeigten, die Hakon verehrte. Den Bildnissen aber wohnte die Kraft inne, daß sie durch die Schüsseln zu spielen schienen, falls er durch Glück ergötzt würde; wenn aber nicht, standen sie unbewegt.

Man muß sich wohl beide Lose gleich schwer und das

Gewicht sehr fein und leicht beweglich denken. Das eine Los ließ man bezeichnen, was man wünschte, das andere, was man nicht wünschte; das würde eintreffen, was das Los bezeichnete, das in die Höhe ging, und welches von den Losen das tat, kam auf den Zufall an. Die Menschenbilder, die darauf geprägt waren, sollten wohl die Gottheit sein, von der man Antwort durch das Los forderte (FMS XI128; Jómsvík. S. 14; Flt. I188).

Eine Erforschung des göttlichen Willens war auch die Sitte, die in Holz geschnitzten Hausgötter über Bord zu werfen und sich da niederzulassen, wo diese ans Land trieben. Statt der Säulen ward auch wohl der Sarg mit der Leiche eines unterwegs Gestorbenen in derselben Absicht dem Meer übergeben; der Sterbende hatte es selbst bestimmt, um auch nach seinem Tode sein Geschlecht beschützen zu können (Landn. 118; Egils. S. 27). Auch beim Bau eines Hauses scheint man die Zukunft erforscht zu haben, ob man Glück in den neuen Räumen haben würde. Wenn das Maß nach wiederholter Prüfung paßte, so würde es dem Manne wohlgehen; war es aber zu kurz, so würde es ihm schlecht gehen; seine Verhältnisse richteten sich also nach dem Messen (Korm. S. 2). Für die Nordleute, deren geometrische Kenntnisse schwerlich groß waren, war es gewiß nicht leicht, einen rechtwinkeligen Platz genau abzumessen, so daß die beiden Diagonalen des Vierecks genau gleich lang wurden. Man mußte Seiten und Diagonalen wiederholt ausmessen; paßte nun das Maß, so sah man darin ein Zeugnis der Götter, daß der Erbauer Glück hatte, wenn eine so schwierige Handlung ihm sofort glückte; man schloß daraus auf ferneres Glück.

Zuweilen erscheinen mit dem Opfer bestimmte Vorzeichen verbunden. Thorkel sieht den sofortigen Tod seines Opferstieres als eine günstige Antwort Freys an. Als Hakon Jarl opfert, fliegen zwei Raben laut krächzend auf: daraus ersieht er, daß Odin sein Opfer gnädig angenommen habe und ihm den Sieg schenken wolle. Neben den gesuchten, abgewarteten, von der Gottheit erflehten Zeichen gibt es eine unendliche Menge solcher Vorzeichen, auf die der Mensch

ohne Suchen und wider Erwarten stößt. Im allgemeinen macht man die Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit des Eintrittes eines Ereignisses abhängig von dem Eintritt eines andern, der Willensbestimmung des Menschen entzogenen Ereignisses, z. B. dem Begegnen eines Tieres, dem Leuchten eines Blitzes, dem Rollen des Donners, der plötzlichen Wahrnehmung einer tierischen oder menschlichen Stimme. Solche zufällige Vorzeichen werden zumal beim Aufbruche zu einem bestimmten Geschäfte oder zu einer Reise beachtet (mhd. aneganc). Heilbringender Angang für Helden ist es, wenn ein schwarzer Rabe sie umschwebt, wenn sie zum Ausgang fertig zwei ruhmgierige Recken auf der Straße sehen oder den grauen Wolf heulen hören. Unheil droht, wenn der Fuß dem Helden strauchelt auf dem Wege zum Streitplatze (Reg. 20 ff). Die Wahrsagung aus Flug und Stimme der Vögel und die Pferdeorakel dürfen gleiche Bedeutung beanspruchen wie die Losorakel; als Boten und Diener der Götter in späterer Zeit waren sie besonders geeignet, an dem höheren Wissen der Götter und Geister teilzunehmen. Das Scheuen, Schaudern, Schnaufen der Rosse sagt noch heute den Tod an. Diese todverkündende Sprache der Rosse ist zweifellos der Rest eines Tier- und Ahnenkultes, der später in den Dienst der Verehrung der Götter trat. Nicht etwa weil das Roß im Dienste des Frey. stand, wurde es mit der Gabe der Weissagung ausgestattet, sondern weil es als Ahnenwesen und deshalb als prophetisch galt, eignete der jüngere Kultus des Frey es sich an, ohne die dem Tierkult eigentümlichen Elemente völlig ertöten zu können (S. 216). Das Roß des Königs Hreggwid läßt sich zum Kampfe nur satteln, wenn es Sieg voraussicht; in diesem Falle gibt auch seine Lanze einen lauten Ton von sich, während sie sonst stumm bleibt (FAS III 239). Dem König Olaf Tryggwason wurde nachgesagt, daß er auf Weissagungen zumal durch das Los und durch den Vogelflug viel gegeben habe (Ad. Brem. II 38).

Zu König Olaf Haraldsson sagt ein norw. Weissager Raudulf: „Einiges merke ich aus den Winden, einiges aus den Gestirnen des Himmels, der Sonne oder dem Monde oder den Sternen, und einiges aus Träumen. . .

Wenn ich im Traume Gewißheit erlangen will über große Dinge, ziehe ich neue Kleider an und lege mich in ein neues Bett, das auf einem neuen Platze steht. . .; das was ich da träume, beachte ich, und es pflegt danach zu gehen, wie ich den Traum auslegen kann (FMS V; Raudulfs p. 1;). Zukünftige Ereignisse glaubte man aus dem Gange der Gestirne zu ersehen. Ein Isländer fragt den Bischof Sigurd, ob er die Gestirne über sein Schicksal befragen solle, wie gelehrte Leute vor ihnen getan hätten (FMS III 169).

Daß in den Toten- oder Gespenstertraumerscheinungen die Traumdeuterei und das Traumorakel wurzelt, ist früher gezeigt worden. Aber auch im höheren Kultus spielen die vorbedeutenden Träume eine wichtige Rolle:

Als böse Träume den Baldr plagen, suchen die Götter den Grund zu ermitteln. Wigaglum träumt, daß Frey ibm kurz und zornig antwortet; beim Erwachen erklärt er, von da an gegen Frey minder freundlich gesinnt zu sein. Thor erscheint dem Swein Sweinsson im Traume zornig und traurig und verschwindet voller Schmerz, als Swein erklärt, sich mit ihm nicht mehr abgeben zu wollen. Dem Grönlandfahrer Thorgils erscheint Thor fünfmal im Traume und droht ihm, daß seine Fahrt mit vielen Beschwerden verknüpft sein solle. Dem alten Kodran erscheint sein Hausgeist im häßlichen alten Lederkittel, während er ihm früher mit hellem, glänzenden Antlitz zu erscheinen pflegte. Björn träumte eines Nachts, daß ein Berggeist zu ihm komme und ihm anbiete, mit ihm in Gesellschaft zu treten, und von da an wuchs sein Vermögen rasch (Landn. IV 12). Flosi sieht im Traume einen Bergriesen, in ein Ziegenfell gekleidet und mit einem Eisenstabe in der Hand, der die zum Tode Bestimmten zu sich ruft (Nj. 134). Als sich die alte Thordis eines Nachts unruhig hin und her wälzte, und man sie wecken wollte, wehrte es ihr Sohn: „Laßt meine Mutter ihres Traumes genießen, denn vielleicht erscheint ihr etwas, das sie wissen will". Als Thordis erwachte, atmete sie schwer und sagte: Weit herum habe ich diese Nacht die Geister getrieben, und ich habe nun viele Dinge erfahren, die mir bisher unbekannt waren" (Fóstbr. S. 9; vgl. außerdem S. 82, 85).

Zauber und Weissagung.

Auf Schritt und Tritt öffneten sich bei der Darstellung des Kultus Blicke in eine Zeit, die weit über die älteste Geschichte des Nordens hinausreicht. Aber noch weiter vermag das Auge zu schweifen. Nicht mehr in nebelhafter Ferne, sondern in festen, scharfen Umrissen zeigt sich ein Weg, der zu einem Zustande der Menschheit führt, von dem keine

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