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Die Seidmänner, die in den Kämpfen der ersten christlichen Könige Norwegens eine Rolle spielen, greifen zu finnischen Zauberkünsten, um die Macht der alten Götter zu schützen und die Bekehrer zurückzuschlagen (S. 299, 342); mit Hilfe der Finnen wecken sie Gegenwind, Unwetter, Nebelwolke und Wogenschlag.

Nach mythischer Überlieferung erhält Odin, Rache suchend für den Tod seines Sohnes Baldr, von dem finnischen Zauberer Hrossthjof Auskunft. Odin selbst übt Finnenkünste zu Gunsten seines Schützlings Hadding (Saxo 32; S. 293).

Die alten nordischen Christenrechte bezeichnen mit,,Finn“ nicht nur den zauberkundigen Lappen, sondern ganz allgemein den Zauberer und verbieten,,zu den Finnen zu reisen", ,,Fahrten zu den Finnen zu unternehmen", ,,an Finnen zu glauben", natürlich, um wie Gunnhild Zauberkunst von ihnen zu erlernen oder Hilfe von ihrer Zauberkunst zu erlangen: wer überwiesen wird, daß er zu den Finnen gefahren ist, ist rechtlos und ein buẞloser Mann und hat all sein Gut verwirkt (Ngl. I 390 403). An.,,Finnenwerk" wird geradezu für Zauber gebraucht, und Tacitus bezeichnet die Finnen als Sitones, doch wohl als,,Zauberer" (an. sida, ,,zaubern"; Germ. 44). Mögen somit auch die Nordleute ihren angestammten Besitz aus dem gleichartigen Schatze ihrer Nachbarn vermehrt haben, die Auffassung des Zaubers war bei beiden Völkern durchaus verschieden. Die Lappen kennen nicht wie die Germanen neben dem volksmäßigen Betriebe der Weissagekunst den höheren, der mit der Verehrung der Götter zusammenhängt. Bei ihnen stand der Zauberer, der sogar die Götter seinem Willen dienstbar machen konnte, in höchstem Ansehen. Übel aber war der Ruf der zauberkundigen Leute bei den Skandinaviern, und man hielt die für des Todes würdig, die Seid übten (Laxd. 36). Helden gaben sich nur selten mit zauberischen Künsten ab und wollten ihre Erfolge nur ihrer eigenen Kraft verdanken (Bósa S. 3); nur selten nahmen tüchtige Leute zu fremder Zauberkraft ihre Zuflucht. Soviel Arges geschah durch die Zauberkunst, daß die Männer sich schämten, sie zu gebrauchen; die Priesterinnen aber lehrte man diese Kunst

(Yngl. S. 7). Väter sagten sich von Söhnen (S. 563), Söhne von Vätern deswegen los (FAS II136). Ohne Zweifel hat gerade der gewerbsmäßige Betrieb der Zauberei dem moralischen Ansehen der Seidmänner geschadet und wenigstens den Ruf der Wölwen nicht erhöht, denen man ursprünglich nur mit Verehrung und Hochachtung genaht war. Die gewöhnliche Todesstrafe für Zauberer war die Steinigung, wohl weil Zauberer sonst gegen Waffen gefeit waren; doch ist auch von Ertränken und Verbrennen die Rede. Aber selbst im Tode ruhte ihre ruchlose Tätigkeit nicht; wiederholt wird erzählt, daß sie als Gespenster dem Grabe entstiegen und nach wie vor Unheil anrichteten. Dann wurde die Leiche ausge graben, der Kopf abgeschlagen und ein Pfahl durch die Brust gestoßen (Eyrb. 34, 63; Saxo 26, 163).

Man wird daher schon für das Heidentum eine volkstümliche weiße und eine schwarze Magie anzunehmen, und als schwarze die zu bezeichnen haben, die auf einer Beschwörung von Geistern zu ehrlosen Zwecken, zum Schaden des Volksgenossen, beruhte und wesentlich durch Beeinflussung der finnischen Zauberei ihr düsteres Gepräge erhielt. So wird verständlich, daß es im 10. Jhd. in Norwegen an Zauberern geradezu wimmelte.

Schreibt doch selbst Adam von Bremen über König Olaf Tryggwason fälschlich, daß er sich auf Zeichendeutungen verstanden, mittelst des Loses entschieden und seine ganze Hoffnung auf Vogelzeichen gesetzt und alle Zauberer bei sich aufgenommen habe, an denen Norwegen Überfluß hatte; die Geschichte aber weiß, daß gerade dieser König alle Seidmänner und Hexen rücksichtslos verfolgte. An Zauberern, so wiederholt Adam später, hat zwar das ganze Heidenland Überfluß, Norwegen ist jedoch zumal von solchen Ungeheuern voll; denn dort wohnen Wahrsager, Vogeldeuter, Magier und Beschwörer, durch deren Gaukeleien und Blendwerke die unglücklichen Seelen den bösen Geistern zum Spielwerk werden: diese alle verfolgte König Olaf der Heilige (II 55; III16). Die Norweger, die jenseits des nördlichen Striches um den Ozean herumwohnen, sind in magischen Künsten und Beschwörungen so stark, daß sie alles wissen, was jeder Mensch auf dem ganzen Erdkreise tut. Sie ziehen mit mächtigem Gemurmel von Worten große Walfische an das Gestade des Meeres, und vieles andere, das man von Zauberern in der Schrift liest, ist ihnen durch Übung leicht (IV 31). In Schweden sind alle Häuser von Wahrsagern, Vogelschauern und Schwarzkünstlern voll (IV 18).

Daß die spätere Zeit unter Einwirkung des Christentums, das die Heidengötter für Dämonen und Teufelsgeister erklärte, die beiden Arten der Magie durcheinander warf, kann nicht Wunder nehmen. Snorri Sturluson führt die Wunderkräfte der Götter auf Galdr und Seid zurück und stellt Odin und die Asen als Seidmänner dar, Saxo als Magier. Zwar nennt Snorri auch Odin als Erfinder des Seid, richtiger aber bemerkt er, daß Freyja zuerst die Asen den Seid lehrte, der bei den Wanen üblich war (K. 7; 4). Niemals gilt in der Edda noch in den glaubwürdigen Quellen Odin als Seidmann, sondern als Erfinder des Lieder- und Runenzaubers. Lokis Schmähung, Odin habe auf Samsey Seid getrieben wie die Hexen und sei von Haus zu Haus gezogen, ist wie seine anderen Vorwürfe eine Verdrehung (Lok. 24). Mit sichtlichem Abscheu aber wird der Gullweig-Freyja Seid zugeschrieben: sie habe durch Zauberei die Geister in Bewegung gesetzt (Vol. 223). Wie die Menschen die Zauberer verbrannten, und wenn sie nach dem Tode weiter spukten, durch Zerstückelung unschädlich machten, so wird die Wanengöttin mit Speeren zerfleischt und dreimal verbrannt, ihre Wiedergeburt zu verhindern. So wird die Vermutung nicht zu kühn sein, daß der Unterschied in der Schätzung der weißen und schwarzen Kunst schon auf die Bekenner der Odinsreligion und die Wanenverehrer zurückgeht. Die Anhänger Odins verurteilten nicht nur das üppige, dem Sinnengenusse geneigte Leben der Wanen, sondern auch den bei ihnen in Blüte stehenden Seid. Dieser Gegensatz ward noch im 10. Jhd. dunkel empfunden, schwand aber, als übermächtig vom Norden her lappische Zauberei die großen Massen des Volkes in Bann legte. Mit strengen Gesetzen ging die Kirche und die weltliche Gesetzgebung gegen das Zauberwesen vor.

Das ältere isl. Kirchenrecht bestimmt: „Wenn sich jemand mit Liederzauber oder Hexerei abgibt, so steht darauf Friedlosigkeit; wenn jemand durch seine Worte oder Zauberei Leuten oder Vieh Krankheit bereitet, so steht der Waldgang darauf“. Die norweg. Gesetze zählen zu den absolut bußlosen Taten das Verhexen und das Draußensitzen, um Unholde zu erwecken und rechnen zu den schwersten Scheltworten, wenn jemand einen Hexenmeister" nennt. Wer Weissagungen sagt oder sich mit Weissagungen

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herumtreibt, ist ein rechtloser und friedloser Mann, und sein Vermögen ist verfallen. Wer sich mit Liederzauberei und Hexerei abgibt, soll aus dem Lande des Königs fahren". Das Drontheimer Recht setzt fest: „Das ist eine bußlose Tat, draußen zu sitzen. Das ist eine bußlose Tat, Finnfahrten zu machen, zu fahren, um Weissagungen zu holen. Das ist die übelste Hexe, die Kuh oder Kalb, Weib oder Kind beschädigt. Und wenn Hexenwerk gefunden wird in den Betten oder Polstern der Leute, Haare oder Froschfüße, Menschennägel oder sonst Dinge, die geeignet scheinen zur Zauberei, da kann man drei Weibern Schuld geben zu gleichen Teilen. Niemand soll an Finnen glauben oder an Zauberer oder an Hexerei oder Opfergegenstände oder Wurzeln. Jedes Weib, das mit Zaubermitteln umgeht, und vorgibt, daß sie den Leuten helfen („büßen“) könne, ist sie dessen überführt, ist sie bußfällig um drei Mark. Wenn das einer Frau vorgeworfen wird, daß sie einen Mann reite oder dessen Dienstleute, wenn sie dessen überwiesen wird, da ist sie buffällig um drei Mark" (vgl. S. 65).

Der Glaube an Zauberei und Weissagerei ist noch heute nicht erloschen. Noch heute kommen hier und da merkwürdige Ausbrüche dieses Volkswahnes zum Ausbruche. Jedenfalls sind die harmlosen,,Böt"kuren der,,weisen Männer und Frauen" auf dem Lande, die in den uralten Glaubensvorstellungen der Naturbeseelung wurzeln und niemandem schaden, den Wunderkuren der städtischen Kurpfuscher und den „Gebetsheilungen" vorzuziehen. Noch heute übt der Spiritismus denselben unverwüstlichen Einfluß auch auf entwickeltere Kulturmenschen aus, wie der Glaube an die Fortdauer der Seele auf die Menschheit in ihrer Kindheit. Kein besonnener Forscher, so sagt einer der bewährtesten und nüchternsten Gelehrten auf dem Gebiete des Aberglaubens und der Zauberei von den ältesten Zeiten bis in die Gegenwart, wird heute von vornherein die Möglichkeit leugnen, daß es noch unbekannte Kräfte in der menschlichen Natur geben kann. Eines aber ist sicher: bis jetzt ist es noch keinem gelungen, einen unumstößlichen Beweis für das Vorhandensein derartiger Kräfte zu liefern.

Fünfter Hauptteil.

Vorstellungen vom Anfang und Ende der Welt.

Die Schöpfung der Welt.

Die nordische Kosmogonie steht vollständig auf dem Standpunkte mythischer Naturanschauung, entbehrt aber dabei keineswegs spekulativen Wertes. Zunächst galt es, Raum für die Welt zu schaffen. Da dieser nur einen Teil des ganzen Weltraumes einnimmt, war es möglich, alles aus ihm wegzudenken und selbst Licht und Finsternis in andere Räume zu verlegen. Dieser absolut leere Raum heißt im Norden Ginnunga gap (großer Schlund).

Land und Wasser war noch nicht getrennt, Erde gab es nicht, noch Himmel oben, nur gähnende Kluft war, aber Gras nirgends. So sah es in der Urzeit aus, und in diesem leeren, für unsere Welt bestimmten Raume wohnte nur Ymi, der Urriese [der Brausende, Tosende]. Aber dann hoben Bors Söhne, die Götter Odin, Wili und We, aus den Fluten [= Ymi] die Erdscheibe empor, schufen den schönen Midgard [den in der Mitte der Welt gelegenen Wohnsitz der Menschen], und der nackte, nur mit Steinen bedeckte Meeresgrund ward sichtbar. Als dann die Sonne darauf schien, sprossten grüne Kräuter aus dem Boden empor. Auf die Schöpfung der Riesen und Götter folgt in aufsteigender Reihenfolge weiter die der Zwerge, der menschenähnlichen Gebilde", und dann der Menschen selbst: nur zwei Zwerge und zwei Menschen wurden geschaffen, und von diesen Ahnherren stammt das ganze Geschlecht der Zwerge und Menschen ab. Mit der Entstehung des ersten Menschenpaares ist die Urzeit und Schöpfung zu Ende. Die Götter versammeln sich auf dem Idafelde [,Arbeitsfeld"], legen Essen an, schmieden das Gold, stellen Zangen und andere Werk

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