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Zwergenfürsten in der Erde eine vorläufige Menschenschöpfung vorgenommen und zwei Baumwesen geschaffen hätten, die erst die höchsten Götter beseelt hätten. Fast überall tritt die Anschauung auf, daß den Göttern auch der Ursprung der Menschheit zu verdanken ist. Von Heimdall stammen die Menschen und ihre Stände ab. Derselbe Dichter aber, der das ganze Zwergengeschlecht von zwei Ahnherren ableitet, erzählt auch, daß die Götter nur zwei Menschen erschufen:

Drei mächtige und liebevolle Götter, Odin, Höni und Lodur fanden am Lande, wenig vermögend, Ask und Embla bestimmungslos; denn sie waren noch keine Menschen. Sie hatten nicht Atem, sie hatten nicht Seele, nicht Wärme, Gebärde noch blühende Farbe. Der Windgott gab ihnen den Atem, die Grundbedingung des physischen Lebens, Höni die Seele, die Grundbedingung des geistigen Lebens. Aber lebenswert wird erst das Dasein, wenn der Mensch fühlt, wie die Wärme der Gesundheit seine Glieder durchströmt, wenn er sich nach Gutdünken frei bewegen kann, und wenn blühende Farbe seine Wangen rötet, und diese Gaben spendet Lodur, der freundliche Gott der sommerlichen Wärme (Vol. 17. 18) Die prosaische Umschreibung lautet:

Als Bors Söhne, Odin, Wili und We, am Meeresstrande wandelten, fanden sie zwei Bäume und schufen aus ihnen Menschen: der erste gab ihnen die Seele, der zweite das Leben, der dritte Gehör und Gesicht. Sie gaben ihnen auch Kleider und Namen, und es hieß der Mann Ask und die Frau Embla. Von ihnen stammt das Menschengeschlecht, dem unter Midgard die Wohnstätte eingeräumt ward (Gg. 9).

Ein altnorwegischer Sinnspruch, der wirksamer denselben Gedanken ausdrückt wie das deutsche Sprichwort ,,Kleider machen Leute" lautet:,,Meine Kleider gab ich auf der Heide draußen zweien Baum männern. Sie dünkten sich Helden, als sie Gewande hatten; der Schmähung ausgesetzt ist der nackende Mann" (Hov. 49).

Durch die Verschmelzung von Mensch und Baum in der Phantasie, die magische Wechselwirkung zwischen beiden, ist in dem angeführten Epigramm aus dem Baum ein freibewegliches, koboldartiges Wesen geworden. Von hilfreichen Zwergen, Hausgeistern und Kobolden kommt vielfach die Sage vor, daß man zum Lohn ihrer Dienste und aus Mitleid mit ihrer Nacktheit ihnen Kleider schenkt; sobald sie

das sehen, dünken sie sich zu vornehm, zu arbeiten und verschwinden. Diese nordischen Baummänner sind also aus der Baumseele hervorgegangen. So wird auch der Mythus die Urahnen des Menschengeschlechtes nicht aus toten Hölzern, starren Holzpfählen, sondern aus lebendigen, aus der Erde aufsprießenden Bäumen haben hervorgehen lassen. Aber dieses Stückchen Volksweisheit ist im Munde der Dichter mehrfach umgewandelt und umgestaltet. Um die freie Beweglichkeit des Menschen zu begründen, wird die Begabung der noch Leb- und Schicksalslosen mit Atem, Seele und Wärme auf die gütigen Götter zurückgeführt. Sind also nach dem uralten, weitverbreiteten Glauben, daß der Mensch einem Baume gleiche, und daß Menschen aus Bäumen entstanden seien, Ask und Embla aus Bäumen belebt worden, so muß dieser gleichartige Ursprung auch in den Namen anschaulich werden, und wie der des Mannes von der Esche (askr; vielleicht der Weltesche?) genommen ist, so wird auch die Frau nach einem Baume benannt sein, Elmja (? Fem. zu almr Ulmbaum), woraus später Emla Embla,,,die Arbeitsame" geworden ist. Aus dem Liede allein kann die Entstehung der Menschen aus Bäumen nicht geschlossen werden; man hat daher angenommen, daß Ask und Embla eigentlich Hofnamen sind. Aber dann wird die prosaische Umschreibung unverständlich.

Ihre Umformung, daß die Menschen aus toten Bäumen entstanden sind, die die Götter am Meeresstrande fanden, ist wohl durch eine charakteristische Erscheinung der isl. Küste erfolgt, die Anschwemmung des Treibholzes.

Die Einrichtung der Welt.

Die Inder, Perser, Griechen und Germanen kennen die Dreiteilung der Welt. Die von den Menschen bewohnte Erde Midgard ist nach urgermanischer Vorstellung in der Mitte der Welt gelegen. Die Nordleute dachten sich die Erde kreisrund, rings umflossen vom tiefen Meere, das sich wie eine ungeheure Schlange um sie wand (Gg. 28). Wald war den Germanen die natürliche Grenze und Umgebung

ihrer Niederlassungen und Gebiete, darum war auch der Rand der Erdscheibe von einem gewaltigen, furchtbaren Waldgürtel umsäumt. Auf der Fahrt zu Utgarda-Loki kommt Thor mit Loki und Thjalfi, nachdem er das Meer durchschwommen hat, zu einem großen Walde; es ist nicht ganz klar, ob man sich diesen ,,Eisenwald" (deutsch == Iserlohn) hier bei Riesen oder diesseits am Rande Midgards zu denken hat. Die Nordleute kannten alle vier Himmelsrichtungen, sie selbst glaubten im äußersten Westen zu wohnen; denn vor 787 wurde die ihnen bekannte Welt hier durch das unfahrbare Meer begrenzt. Darum liegen alle mythischen Orte der ältesten Zeit im Norden und Osten, einzelne im Süden von den Menschen (d. h. den Nordgermanen), aber keine Tat der Götter wird nach dem Westen verlegt.

Über der Erde wölbt sich der Himmel. Das ist die zweite Welt, das Reich der Götter, Asgard. Wie bei den Alt- und Angelsachen das Himmelreich als die grüne Gottesaue bezeichnet wird, die Himmelsaue, die grünen Wohnsitze, so werden auch im Norden die grünen Heime der Götter erwähnt (Hkr. 13). Westlich von der Himmelsbrücke Bifröst liegt Walhall (H. H. II 48) und das Reich der Wanen (Lok. 34); nach Osten unternimmt Thor seine Riesenfahrten. Die Eliwagar trennen die Götter von den Riesen. Einen vollen Tag gebraucht Thor in scharfer Fahrt, bis er von Asgard mit seinen Böcken dahin gelangt (Hym. 7). Über feuchtes Gestein sprengt Skirni von Asgard aus ins Riesenland (Skírn. 10). Zwischen Himmel und Erde schlugen die Götter die Brücke Bifröst (der schwankende Weg? der Weg mit den vielen Farben? den Regenbogen). Jeder der Götter hat in Asgard sein Gehöft und seine Halle.. Einige von diesen zwölf Wohnstätten weisen noch auf den weiten glänzenden Himmel zurück (Bilskirni, Breidablik, Glitni), aber die meisten schildern in freier Poesie die äußere Pracht und Herrlichkeit der Götterburgen. Bezeichnend ist, daß viele von diesen Wohnungen mit den Namen ihrer Besitzer alliterieren.

Die dritte Welt war unterhalb der Erde gedacht, die

Totenwelt (Niflheim oder Niflhel). Nicht nur verstorbene Menschen, sondern auch Götter (Baldr, Nanna, Höd, Loki [Lok. 63]), Riesen (Gg. 42; Fáfn. 21), Elben und Zwerge kommen in die Hölle. Das Leben in ihr ist nach dem Muster des irdischen eingerichtet. Ja, ein Dichter konnte sich wohl die Einrichtung der Unterwelt als genau der Oberwelt entsprechend mit den vier Weltgegenden vorstellen (Vol. 36-38; Gg. 52).

Von Osten nach Westen rauscht der Fluß Slid die Fürchterliche“; der Norden ist ebenso unwirtlich wie der oberirdische; nordwärts von der Slid erhebt sich der Sa 1 für das Geschlecht der Zwerge, und in der Mitte zwischen dem Zwergensaal im Norden und dem Riesensaal Okolni (Unkühlheim d. h. die heiße Region) im Süden liegt, niemals von der Sonne beschienen, der Saal der Hel. Der Riese Brimi, dessen Biersaal zur Aufnahme der toten Riesen dient, ist ein unterirdischer Surt, Nidafjöll (Finsterfelde), wo der goldene Saal für die Zwerge und Elben gerüstet ist, erscheint wie ein unterirdischer Niflheim, Okolni wie ein unterirdischer Muspellsheim.

Man stellte sich die Hölle als einen kalten, feuchten, neblichten Ort vor. Darauf weisen die Nähe der Totenwelt an der alten Frost- und Nebelwelt, sowie die zahlreichen aus dieser in jene strömenden Flüsse hin (Grímn. 27. 28; Gg. 4). Mit Schnee und Reif ist die riesische Seherin bedeckt, die Odin in der Unterwelt aus dem Todesschlafe wach singt. Reif bedeckt Helgis Haar, von Leichentau trieft Helgis Leib, der im Grabe geruht und ihm entritten ist. Wie die Braut von Korinth,gierig mit blassem Munde den dunkel blutgefärbten Wein schlürft", so labt sich der tote Helgi am edlen Weine, und nach derselben uralten Vorstellung ist auch dem Baldr in der Unterwelt der Metbecher bereitet.

Niederwärts und nordwärts, Niflhel zu, geht der Weg zur kalten Nebelhölle durch tiefe, dunkle Täler und feuchte Gebirge: neun Tage und Nächte reitet man, um vom Himmel dahin zu gelangen. Hin und wieder scheint auch der Glaube zu herrschen, daß der Sterbende mit einem schwarzen Rosse nach der Hel abgeholt werde (Guþr. hvọt 19), und in den neueren dänischen Volkssagen spielt das dreibeinige, graue Totenpferd (Helhesten) noch eine bedeutsame Rolle: vor welchem Hause es stehen bleibt, und wo es hineinschaut, da

muß ein Mensch sterben. Gewöhnlich aber wird der Weg von den Verstorbenen zu Fuß zurückgelegt.

Der unterirdische Grenzfluß Slid ergießt sich von Osten durch giftige Täler und wälzt Schwerter und Messer in seinen schäumenden Strudeln. Diese Vorstellung entstammt norwegischer Naturanschauung. Auch wir reden noch von einem schneidigen Nordost, von grimmiger, schneidender, bitterer und selbst giftiger Kälte, und die Gifttäler sind gewiß auf die beißende Kälte zu beziehen. Auch Geirwimul,,die von Speeren wimmelnde" oder Gjöll,,die Brausende", wird der Fluß genannt (Grímn. 28; Gg. 49). Selbst Saxo kennt ihn (31).

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König Hadding, nach dessen Besuche die Unterwelt auch das Land Haddings heißt (Gupr II 23), gelangt durch eine Dunst- und Nebelschicht hindurch auf einem stark ausgetretenen Pfade an mehreren in Purpur gekleideten, vornehmen Männern vorüber, auf ein sonniges, selbst im Winter mit grünen Kräutern bestandenes Feld, dann an einen reißenden Fluß mit jähem Fall und bleigrauem Wasser, der Waffen aller Art in seiner reißenden Strömung dahinwälzt, über den aber eine Brücke geht. Als Hadding diese überschritten hat, sieht er zwei kämpfende Heere ihr altes Wesen fortsetzen (Einherjer); seinen weitern Weg sperrt eine hohe, schwer übersteigliche Mauer, die eine Art Paradies oder einen Ort neuen Lebens abscheidet (den Odáinsakr [Unsterblichkeitsfeld] oder Undornsakrar [die südöstlichen Gefilde]).

Nach jüngerer, romantisch aufgeputzter Sage muß man Kleider wählen, an denen kein Wasser haftet, wenn man diesen Grenzfluß durchreiten will. Denn das Wasser ist so kalt, daß sogleich der Fluß und der Tod eindringt, wenn etwas naß wird. Thorsteins Zehe wird durch den Sprung eines Pferdes mit dem eiskalten Wasser benetzt, und alsbald geht sie in Entzündung über. Schnell entschlossen schlägt er sich daher die Zehe ab (FMS III 183; S. 369). In der Briansschlacht 1014 wird ein Gefolgsmann des orkadischen Jarls, Hrafn des Roten, der schon zweimal wegen seiner Sünden in Rom gewesen ist, in einen Fluß gedrängt; schon glaubte er, die höllischen Qualen in der Tiefe zu sehen und wie die Teufel ihn zu sich reißen wollten, da rief er den heiligen Petrus an, gelobte eine dritte Romfahrt und kam glücklich hinüber (Nj. 148). Selbst die heutige jütische Sage weiß, daß man vom Grabe auf einem grünen Wege durch die Tiefe zu einem großen Wasser gelangt, über das viele weiße Vögel fliegen, die Seelen der ungetauften Kinder.

Nach dem norw. Volksliede Draumakvaedi hängt die Gjallarbrücke so hoch in der Luft, daß man auf ihr schwindlig wird; in der Nähe liegen Sümpfe, in denen die Bösen versinken: dän. Volksglaube kennt sie als

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