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Disen.

Obwohl in der germ. Überlieferung die Geister der Verstorbenen fast stets in der Gestalt auftreten, darin sie gelebt hatten, Männer als Männer, Frauen als Frauen, Jünglinge als Jünglinge, werden doch die Ahnengeister, sofern sie das Amt als Schutzgeister erlangen und darin der kommenden Dinge kundig sind, ohne Rücksicht auf das Geschlecht der Personen, denen sie einmal im Leben angehörten, als weibliche Wesen gedacht. Das ist bezeichnend für die Denkweise der Germanen und hängt mit ihrer hohen Schätzung des ahnungsvollen und weisen Teils der Frauennatur zusammen. Bei ihrer Vorliebe für kriegerisches Leben und kampffrohe Tätigkeit erscheinen diese weiblichen Schutzgeister gern bewehrt und beritten und gehen so in die Walküren über; andererseits stammen aus den geisterhaften Wesen, die das Leben des einzelnen Menschen geleiten, die Nornen. Alle diese Schutzgeister weiblichen Geschlechts, die Fylgjen mitinbegriffen, scheint die nordische Sprache als Disen zusammenzufassen. Ursprünglich liegt in an. dís (ahd. idis) der Begriff des Übernatürlichen nicht, sondern dís bezeichnet die schaffende, arbeitsame, gewandte Frau, in mythischem Sinne dann die rührigen übermenschlichen Frauen, namentlich die Schicksalsfrauen. Wenn sich die Disen im Traume offenbarten, hießen sie auch Traumweiber.

In der Erzählung vom Tode des Thidrandi werden die Fylgjen auch Disen genannt, und in einem andern Berichte heißt es von ihm, daß ihn die Disen töteten (S. 82; Nj. 96). Heidnische und christliche Disen streiten miteinander, wie die Engel mit dem Teufel um die Seele eines Menschen. Nur behalten hier noch einmal die dunklen Mächte die Oberhand, während sonst meistens die Engel obsiegen.

Die Darstellung der zweierlei Disen ist aus der Reibung des alten und neuen Glaubens hervorgegangen und hat in dem ungestörten alten Glauben keine Wurzel. Von zwei einander entgegen wirkenden, dem Menschen günstigen und ungünstigen

Disen wird noch ein anderes Mal berichtet (Gisla S. Súrss. 22, 24, 30, 33):

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Gisli, der früher in Dänemark primsigniert [d. h. mit dem Kreuze bezeichnet] worden war, sah in seinen Träumen zwei Frauen, deren eine, ihm wohlgesinnt, immer Gutes riet, während die andere immer Übles zu ihm sprach und Unheil kündete. Die huldvolle Traumfrau führt ihn in ein großes Haus, wo er viele von seinen verstorbenen Freunden trinkend findet. Sieben Feuer brannten da, von denen die einen noch hell loderten die Jahre, die er noch zu leben hat, die andern nahe am Erlöschen waren. Da sagte die gute Traumfrau: „Die Feuer, die du siehst, bedeuten dein noch übriges Lebensalter [Seele Feuer, Licht]. Ich rate dir, von allem heidnischen Sinn und allen Götteropfern abzulassen und friedfertig zu sein. Die böse Traumfrau aber wollte ihn zum Streite reizen, besuchte ihn und wollte ihn mit Blut bespritzen, röten und waschen, um ihm symbolisch einen blutigen Tod anzukünden. Wieder kam die holde Frau auf einem grauen Pferde geritten und lud ihn in ihr Heim: hierher sollst du kommen, wenn du gestorben bist, und hier dich der Schätze mit mir freuen. Das unholde Traumweib aber zog eine blutige Haube über seinen Kopf, wusch ihn mit Blut, goß Blut über ihn aus und drohte, alle Verheissungen der andern zu vernichten. Wiga Glum sieht im Traume zwei Frauen, die einen Trog vor sich haben und die ganze Gegend mit Blut begießen (Viga Gl. S. 21). Im Winter des Jahres 1208 träumte ein Mann, daß er in ein großes Haus käme; da saßen zwei blutige Weiber darinnen und ruderten in dem Blutstrome, Blut regnete in die Fenster. Das eine Weib sang: „Wir rudern und rudern, es regnet Blut vor dem Falle der Männer. Wir müssen eintreten in die Schar der Männer, da werden wir verflucht und verdammt werden" (Sturl. S. IV 5). Das Gesicht sagt den im nächsten Jahr erfolgten Angriff auf den Bischof an.

Den Sigmund schützen seine Disen, so daß er nicht verwundet wird (Vols. S. 11). Sörli und Hamdi reizten die Disen, die leidigen hießen sie, den nachher in der Not vermißten Erp zu töten (Hamp. 29). Odin sagt zu Sigurd:

Fürchte Gefahr,

wenn dein Fuß gestrauchelt

auf dem Weg, den du wanderst zum Streit; böse Disen steh'n dir

zu beiden Seiten

und wünschen dir Wunden an (Reg. 24).

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,Das Leben lässt dich, übelgesinnt sind dir die Disen" ruft Odin seinem Peiniger König Geirröd zu (Grimn. 53).

Wie die Fylgien und Walküren, oft in kriegerischer Wehr, erscheinen die Disen dem Menschen vor dem Tode und entbieten ihn in die andere Welt oder verkünden kriegerische Zusammenstöße durch Ausüben seltsamer Handlungen im Traume:

Deutlich treten die Disen als Todverkünderinnen im Traume der Glaumwör auf; Gespenster kommen aus dem Totenreiche, ihren Gatten Gunnar für ihre Gesellschaft zu gewinnen, nachdem die Disen ihm abtrünnig geworden sind (Am. 27; FAS III 213):

Mir schien's, als träten bei Nacht

in dürftige Kleider gehüllt,

es luden zu ihren Bänken

tote Frauen hier ein,

die dich entführen wollten;
die leidigen Weiber dich ein;

die Disen haben dir den Schutz aufgesagt (S. 62). Gott, der Fürst der Tageswohnung, sendet eine helmtragende, mit goldenem Armband geschmückte Dise zu Björn, um ihn seinen nahen Tod anzukünden (Bjarnars. Hitdaelak. v. 34). Ein anderer christlicher Dichter, der die alte Auffassung vom Leben nach dem Tode bei Odin prachtvoll schildert, läßt Ragnar Lodbrok sein Totenlied im Schlangengarten mit den Worten schließen: Begierig bin ich, dies zu enden. Heim laden mich die Disen, die mir aus Herjans (Odins) Halle Odin gesandt hat. Froh will ich mit den Asen auf dem Hochsitze Bier trinken. Verflossen sind des Lebens Stunden, lachend will ich sterben“ (Kkm. 29). — Als der norw. König Harald der Harte mit 100 Kriegsschiffen nach England aufbricht, erscheint einem Manne auf dem Königsschiff ein großes zauberhaftes Weib mit einem kurzen Schwerte in der einen Hand und einem Troge in der andern, auf dem Schiffssteven saßen lauter Raben, die Vögel der Walstatt. Noch ein anderer Mann sieht im Traume vor dem englischen Heere ein großes zauberhaftes Weib, das auf einem Wolfe reitet; der hatte den Körper eines toten Menschen in seinem Maule, und das Blut floß ihm um die Kiefern; als das Ungeheuer den ersten Leichnam verzehrt hatte, warf das Weib ihm einen andern ins Maul, und so fort einen nach dem andern, und der Wolf verschlang sie alle (FMS VI 402 3). Nicht nur warnend, sondern auch ermutigend lassen die Disen sich vernehmen. Asmund träumt, daß einige Frauen in kriegerischer Rüstung über ihm stehen und zu ihm sagen: Was ist das für eine Furcht, die dich befällt? du bist ausersehen, Anführer aller andern zu werden, aber du fürchtest dich vor 11 Männern; wir sind deine Schutzdisen und werden dich gegen die Männer beschirmen, mit denen du dich versuchen wirst" (FAS II 483). Bei einem Trinkgelage kommt es zwischen Utstein, einem Gefolgsmanne des Königs Half, und Ulf zum Streite. Utstein ruft, um den andern zu reizen: „Ich glaube, daß hierher mit den Helmen gekommen sind unsere Disen". Ulf erwidert : Tot sind eure Disen alle, das Glück ist geflohen von Halfs Recken* (FAS II45).

Von einem Disenopfer ist wiederholt die Rede (dísablót) und zwar wurde es zu Winteranfang gehalten (Yngl. S. 33; F. A. S. I13; Egils S. 44; Viga Gl. S. 6; F. A. S. II85; Fridpjofs S. 9). Der Saal für die Disen machte im Tempel zu Uppsala und im Baldrshag dessen höchsten Punkt aus; in

dem Saale wurde beim Disenopfer ein Trinkgelage abgehalten und um jenes Gemach dabei geritten. In Schweden war das Hauptopfer zu Uppsala zur Zeit der Frühlingstag- und Nachtgleiche zugleich ein Fest für die Disen (Olafs S. helg. 76). Ein schönes und klares Zeugnis für ihren Wert im Familienleben bezeugt ausdrücklich, daß sie um Hilfe angerufen wurden:

Schutzrunen lerne,

wenn du schwangere Frauen

von der Leibes frucht lösen willst:

auf Hände und Gliedbinden male die Heilzeichen
und den Beistand der Disen erbitt' (Sigrdr. 9).

Nornen.

Die Tätigkeit der Nornen ist gegenüber dem Walten der Fylgjen und Disen ungleich reicher, sie umfaßt das gesamte menschliche Leben: von der Stunde der Geburt bis zum letzten Atemzuge bestimmten sie das Schicksal des Menschen. Aus dem Vergleiche des menschlichen Lebens mit einem Gewebe entstand das Bild der Schicksalsspinnerin und Weberin der Name Norn, germ. *nornô, ist nur altisl., färörisch und norwegisch belegt und wird aus der idg. Wurzel snerk, *norhni Verknüpfung, Verknüpferin" gedeutet, oder aus der Wurzel ner, einfädeln oder aus *norhsn (skr. nrkshan),,Männertöterin". Die gemeingerm. Bezeichnung ist Urd, die Spinnerin (idg. Wurzel uert,,,drehen, wenden," ahd. wirt, Spindel). Aber bereits in urgerm. Zeit ragt aus der großen Schar eine Führerin heraus, die neben den andern vor allem das Gewebe des Schicksals knüpft und schlingt, aber auch den Lebensfaden jäh zerreißt.

Die schöne alte Vorstellung des Schicksalwebens und -Flechtens klingt in der nordischen Dichtung nach. Bei Helgis des Hundingstöters Geburt ward es dunkel im Hause, die Nornen kamen, die dem Fürsten das Leben bestimmten; sie hießen den Helden ruhmreich werden und herrlich den Edeling sein. Sie wanden mit Macht die Schicksalsfäden. Wohl drehten sie die goldenen Bande und festigten sie hoch unter des Mondes Saal, d. h. am Himmel. Sie bargen die Enden im Osten und Westen in der Mitte lag das Land des

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Königs -; die eine schwang die Schlinge gen Norden. (H. H. I2-4).

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Da die Riesen für älter gelten als die Götter, stammen die Nornen, deren Erscheinen das Ende des ersten glücklichen Lebens der Asen und den Eintritt eines mühevollen Daseins, voll von Kampf und Not bedeutet, auch aus Riesenheim (Vol. 8), und die eine der webenden Nornen wird auch sonst als Riesin bezeichnet (H. H. I). Das Verhältnis der Götter zu den Nornen ist schwer zu bestimmen; aber die Götter scheinen wie die Menschen ihrem Spruch unterworfen zu sein: sie erkennen die Anzeichen drohenden Unheils und suchen es abzuwenden, aber weder Baldrs Tod noch ihren eigenen Untergang vermögen sie zu verhindern. Das Wirken der Nornen ist vollkommen unabhängig von den Göttern; zwar ,,treiben“ auch die Walküren Schicksal, aber in Odins Dienst und insoweit es das Glück der Schlachten betrifft (Vol. 1): die Nornen bestimmen, wer sterben soll, die Walküren geben dem Urteile Wirklichkeit. Daher kann auch von der verschiedenen Herkunft der Nornen die Rede sein: die einen sind vom Asen-, die andern vom Elbenstamme, die dritten vom Geschlechte der Zwerge (Fáfn. 13).

Eine Mutter überliefert ihrem Sohne die Kunde schützender Runenlieder:

auf allen Seiten mögen Urds Riegel dich schirmen,
wohin immer dein Pfad dich führt (Gróg. 7).

Den Ratschluß der Urd zerreißt keiner, ward ihm auch Unverdientes auferlegt (Fjolsv. 47). Alles ist vorausbestimmt, und der Mensch befolgt nur und erfüllt das unerschütterlich feststehende, unabwendbare Schicksal, wie es die Nornen schon bei der Geburt dem Menschen festgesetzt haben. Die altnordische Auffaßung von dem über dem Menschen waltenden Schicksale kann als eine Vermittelung zwischen dem antiken Fatalismus und dem modernen Begriffe der Willensfreiheit angesehen werden. Gerade angesichts der Schicksalsnotwendig keit entwickelt sich die Heldengröße des Mannes, aber auch der Drang, das Dunkel der Zukunft zu lichten, um nicht hinterrücks vom Schicksal überfallen zu werden, die zahllosen

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