ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub
[ocr errors]

Seelen ohne einige fürgebildete Erscheinung, sondern durch ein Gesicht des Verstandes, (des Innern, würde sie sagen, wenn ihr die beschränktere Bedeutung des Verstandes bekannt gewesen wäre), das jedoch viel subtiler ist als die vorigen. Es kann Mehreres nicht gesagt werden (soviel man davon verstehen kann), als daß der Geist dieser Seelen Ein Ding mit Gott werde." Und der heilige Bernhard sagt: die Braut bittet den Kuß des Bräutigams, dadurch ihr der Geist des Küssenden eingegossen wird, gleichwie die, die sich küssen, nicht mit den bloßen Lippen vergnügt seyn, sondern einander ihren Geist einzuflößen scheinen. So halten wir nun, daß der Kuß nichts An= ders sey, als der heilige Geist, der einer heiligen Seele zum Trost gesendet wird. Denn wie bei einem Kuß sich der Athem vereinigt und wie Ein Hauch wird; also wenn der heilige Geist in unseren Geist sånftiglich eingeflößet wird, so wird er mit ihm Ein Geist. Bittet nun die Braut um den Kuß, so rufet fie den heiligen Geist, durch welchen sie em= pfångt den Geschmack der Weisheit und die Würze der Gnade." „Wenn der Brâutigam da ist," sagt der treffliche Richard de Sancto Victore, so wird die Seele wie neugeboren; sie hångt sich an ihn und empfindet die

Süßigkeiten eines inwendigen Geschmacks, eine geistliche Verständniß, Erleuchtung des Glaubens, Vermehrung der Hoffnung, Entzündung der Liebe, Begierde, mit zu leiden, Eifer für die Gerechtig= keit, Lust an der Gottseligkeit. Sie hat im Gebet ein vertrauliches Gespräch mit Gott, und weiß, daß fie gehört und meist erhöret wird. Sie redet mit Gott, und hört, was er in ihr redet; sie bespricht und zwingt gleichsam ihn im Gebet."

Hab' auch ein Mensch von dem Allen Nichts er= fahren, môge er es denn für Phantasiespiel halten; aber welch ein Mensch müßte er seyn, wenn er in solchen Aeußerungen grobe Sinnlichkeit finden wollte! Er würde sich selbst brandmarken, indem er ganz naiv äußerte, daß er keine andere als finnliche Liebe kenne. Nichts mehr davon! Ferne von uns diese Sinnlinge! Wir kennen, Gott sey Dank, eine andere Liebe.

Funfzehnter Brief.

A n denselben.

Sie haben über die Hauptsache der Mystik nachgedacht, und Sie ahnen eine Spur von Wahrheit darin, ob Ihnen gleich Manches übertrieben und wirklich schwärmerisch scheint. Sie haben zwar an Shakspeare's Wort gedacht:,,Es gibt viel Dinge im Himmel und auf Erden, wovon unsere Philosophie Nichts weiß;" aber doch fragen Sie, was denn die Philosophie zu einer Lehre sage, die so weit von ihren kategorischen Aussprüchen abweiche, von denen sich Manches wohl schwerlich werde beweisen lassen.

Verehrter Mann! lassen Sie mich es offen sa= gen: ich glaube nicht, daß die Wahrheit der Mystik von den Aussprüchen der Philosophie abhångig sey oder abhängig gemacht werden sollte; und ich glaube Ihnen dies beweisen zu können, auf

die Gefahr hin für einen Schwärmer erklärt zu werden. Als Schuß dagegen berufe ich mich so= gleich auf ein Wort von Jean Paul, der allenfalls in ästhetischer, aber gewiß nicht in religiöser Hinsicht ein Schwärmer genannt werden kann. „Religion, als solche“, sagt er, „kann von Philosophie nicht erzeugt und erklårt, folglich auch nicht vernichtet werden. Alles Denken kann nur das Gemeine, nie das Göttliche, nur das Todte, nicht das Lebendige auflösen und åndern, so wie uns nur die runde Erde, nie der gewölbte Himmel eben und platt erscheinen kann.“ Mit diesem Bild ist nun freilich Nichts bewiesen, aber die Sache ist wahr und kann auch philosophisch bewiesen werden. Unsere Vernunft hat ihre Grenzen, und es gehört wesentlich zur wahren Philosophie, diese Grenzen zu erkennen.,,Niemand frage mich Etwas," sagt Augustin,,,wovon ich weiß, daß ich es nicht weiß, außer vielleicht um zu lernen, daß man es nicht wissen könne." *) Kant hat diese Grenzen aufgesucht, und in seinen Antinomien der reinen Ver

*) Augustin sagt das in seiner Sprache weit kürzer und beffer:

Ex me nemo scire quaerat, quod me nescire scio, nisi forte, ut nescire discat, quod scire non posse sciendum est,

[ocr errors]

nunft durch Beispiele gezeigt, wohin sich die speculative Vernunft verirre, wenn sie diese Grenzen überschreite, daß sie nämlich zugleich beweisen könne, die Welt habe einen Anfang in der Zeit, und sey, dem Raume nach, in Grenzen eingeschlossen, und die Welt habe keinen Anfang und keine Grenzen im Raum, sondern sey sowohl in Ansehung der Zeit als des Raumes unendlich; die Causalität nach Gesehen der Natur sey nicht die einzige, aus welcher die Erscheinungen der Welt insgesammt abgeleitet werden können; es sey noch eine Causalitåt aus Freiheit zu Erklärung derselben anzunehmen nothwendig, und es gebe keine Freiheit, sondern Alles in der Welt geschehe lediglich nach Gesezen der Natur. Zu der Welt gehört Etwas, das entweder als ihr Theil oder ihre Ursache ein schlechthin nothwendiges Wesen ist, und es existirt überall kein schlechthin nothwendiges Wesen, weder in der Welt noch außer der Welt, als ihre Ursache. Wie unglücklich wären wir also, wenn die zu unserer Ruhe so unentbehrlichen Wahrheiten auf keinen andern, als auf solchen philosophischen Gründen ruhten? Ueber seinen Zweck, warum er diese Antinomien aufgestellt hat, erklärt sich Kant selbst in der Vorrede zu dem zweiten Theil seiner Kritik der reinen Vernunft: „Man wird bei einer flüchtigen Uebersicht dieses Werks wahrnehmen",

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »