21. Vergißmeinnicht † Es blüht ein schönes Blümchen 5 Es weiß nicht viel zu reden, Ist immer nur dasselbe, Hoffmann von Fallersleben 22. Das Erkennen Ein Wanderbursch, mit dem Stab in der Hand, 10 Kommt wieder heim aus dem fremden Land. Sein Haar ist bestäubt, sein Antlig verbrannt, So tritt er ins Städtchen, durchs alte Tor, 15 Der Zöllner, der war ihm ein lieber Freund, Doch sieh Freund Zollmann erkennt ihn nicht, Zu sehr hat die Sonn' ihm verbrannt das Gesicht. Und weiter wandert nach kurzem Gruß 20 Der Bursche und schüttelt den Staub vom Fuß. Da schaut aus dem Fenster sein Schäßel fromm : Doch sieh auch das Mägdlein erkennt ihn nicht, 5 Und weiter geht er die Straß' entlang, Ein Tränlein hängt ihm an der braunen Wang'. Da wankt von dem Kirchsteig sein Mütterchen her : ‚Gott grüß' Euch“, so spricht er und sonst nichts mehr. Doch sieh, das Mütterchen schluchzet voll Lust: 10 „Mein Sohn!“ und sinkt an des Burschen Brust. Wie sehr auch die Sonne sein Antlig verbrannt, 23. Heidenröslein + Vogl (1802-1866) Sah ein Knab' ein Röslein stehn, 15 War so jung und morgenschön, 20 Knabe sprach: „Ich breche dich, Und ich will's nicht leiden." Röslein, Röslein, Röslein rot, Und der wilde Knabe brach Röslein, Röslein, Röslein rot, 10 Röslein auf der Heiden. 24. Die Lorelei + Goethe Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, Ein Märchen aus alten Zeiten, Das kommt mir nicht aus dem Sinn. 15 Die Luft ist kühl und es dunkelt, Die schönste Jungfrau sizet 20 Dort oben wunderbar, Ihr goldnes Geschmeide blihet, Sie fämmt es mit goldenem Kamme, 22 Der König und der Landmann Das hat eine wundersame, Den Schiffer im kleinen Schiffe Ich glaube, die Wellen verschlingen Und das hat mit ihrem Singen 25. Der König und der Landmann 15,,Ach, wär' ich ein König nur eine Nacht, Wie wollt' ich schalten mit meiner Macht! Wie strahlte dann morgens so mancher Blick Der König lehnt im Palast allein Und schaut hinab auf des Landmanns Haus, „Ach, wär' ich ein Landmann nur eine Nacht, „Wie wollt' ich ins eigene Herze mir sehn, 15 20 26. Mignon t Seidl (1804-1875) Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, Dahin! Dahin Möcht' ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn. Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach, Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach, Und Marmorbilder stehn und sehn mich an: |